N. N.: Eigentliche und warhafftige Erzehlung von dem Kobald/ Polter-Geist oder Hexen-Gespenst. Leipzig, [1691].an Gottes Gnade und Christi Erbarmen zweiffeln dürffen: Natürlich ist es zwar/ und dem itzigen Zustande des wird
an Gottes Gnade und Chriſti Erbarmen zweiffeln duͤrffen: Natuͤrlich iſt es zwar/ und dem itzigen Zuſtande des wird
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an Gottes Gnade und Chriſti Erbarmen zweiffeln duͤrffen:
So iſt doch nach aller verſtaͤndigen und hocherleuchteten
Maͤnner Auſſage und Bekaͤntnis dieſes gewiß und ohnfehl-
bar/ daß/ wer dem Satan Trutz bieten/ und ſein Affenſpiel
hertzhafft verachten wolle/ bey unſern lieben HErrn GOtt
in guten Concept ſtehen muͤſſe. Aus den Hiſtorien iſt zwar
auch von einem Heydniſchen Spartaner bekandt/ daß/ als
ihm auf einem Grabe ein Geſpenſt in weißer Toden-Geſtalt
erſchienen/ er alsbald ſeinen Spieß ergriffen/ und damit auf
das Geſpenſte loß gerannt/ der Meynung/ es ſey ein Geiſt
eines Verſtorbenen; Als es aber im Augenblicke verſchwun-
den/ hat er zwar geſchrien: Wo fleuchſt du hin/ du verzagter
Geiſt? Komm! ich will dich zum andern mahl wieder hin-
unter in den Abgrund ſchicken. Allein das Geſpenſte hat ſich
nicht mehr ſehen laſſen. So demnach der Teuffel mit ſeiner
Phantaſey auch von einem blinden Heyden abgelaſſen/ weil
er geſehen/ daß bey ihm kein Zittern noch Entſetzen/ ſondern
vielmehr ein trotziger Muth und tapffere Standhafftigkeit
anzutreffen ſey: Wie vielmehr wird er dem guten unerſchro-
ckenen Muth eines glaͤubigen Chriſten ausweichen/ wenn er
nicht zwar in Vermeſſenheit/ ſo leichtlich Gefahr lauffen
kan/ ſondern in rechter Gottes Gelaſſenheit ſtehet/ bey allen
Anlaͤuffen und Pfeilen des hoͤlliſchen Feindes ſeinem lieben
GOtt vertrauet/ und in ſeinem Beruffe und Ambts-Ge-
ſchaͤfften getroſt fortfaͤhret.
Natuͤrlich iſt es zwar/ und dem itzigen Zuſtande des
Menſchen gemaͤß/ daß er uͤber iedwedes Teufels-Geſpinſte
Grauen und Schauer fuͤhlet; Geſtalt denn auch die Heiligen
Gottes/ ob ihnen gleich gute Engel erſchienen/ ſich dennoch
gefuͤrchtet. Allein ein Chriſten-Hertz muß ſich alsbald erman-
nen/ und zwar durch die von GOtt zugeſprochenen Troſt-
Worte: Fuͤrchte dich nicht/ Jch bin bey dir. Laß ſeyn/ daß
Beelzebub alles uͤbrige wie Stroh und Stoppeln achtet/ ſo
wird
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Zitationshilfe: | N. N.: Eigentliche und warhafftige Erzehlung von dem Kobald/ Polter-Geist oder Hexen-Gespenst. Leipzig, [1691], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_kobald_1691/4>, abgerufen am 16.02.2025. |