[N. N.]: Kurtze Lebens- und Uebelthats-Beschreibung Dorotheen Louysen Höltznerin. [s. l.], 1739.Die Mutter hat sich darauf mit dieser ihrer Tochter alhier nach Hau-
Die Mutter hat ſich darauf mit dieſer ihrer Tochter alhier nach Hau-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0006"/> <p>Die Mutter hat ſich darauf mit dieſer ihrer Tochter alhier nach<lb/> Magdeburg her begeben, ſich mit Hand-Arbeit ernehret, und die<lb/> Tochter bey guten Leuten hieſelbſt vermielhet, welche aber wegen ih-<lb/> rer ſchlechten Erziehung allerley Bosheit, Liederlichkeit und Untreu<lb/> an ihr vermercket, daher als ſie einſtens einen Thaler Geld an einen<lb/> gewiſſen Ort von ihrer Herrſchafft aufgenommen und ſolchen unter-<lb/> ſchlagen wollen, daruͤber aber zur Rede geſtellet, und mit dem Zucht-<lb/> hauſe gedrohet worden, hat ſie in einen Keller, wo ſie bey einen Brau-<lb/> en Bier he<supplied>l</supplied>ffen ſollen, ſich hinter das Bier Lager geſetzet, dem Band<lb/> aus der Muͤtzen gezogen, ſich ſolchen um den Hals feſt zu geſchleiffet,<lb/> und faſt erdroſſelt gehabt, wo nicht noch Leute dazu gekommen, und<lb/> als ſie das aͤngſtliche Stoͤhnen gehoͤret, ſie hervor gezogen, und den<lb/> Band vom Halſe mit Gewalt loßgeriſſen, woraus GOttes wunder-<lb/> bahre Barmhertzigkeit, um dieſes arme Menſch nicht ſo in Suͤnden<lb/> ſterben zu laſſen, beſonders zu erſehen iſt. Doch ſie hat ſich hiedurch<lb/> noch nicht zum Guten ziehen laſſen wollen, ſondern hat nachher ſich<lb/> ferner liederlich und diebiſch aufgefuͤhret, und iſt deshalb auf eine kur-<lb/> tze Zeit ins Zuchthauß gebracht, aber dennoch nach ihrer Loslaſſung<lb/> das liederliche Huren Leben fortgeſetzet, woruͤber in einen gewiſſen<lb/> Hauſe eine Schlaͤgerey entſtanden, daher ſie auf hohen Obrigkeitli-<lb/> chen Befehl <hi rendition="#aq">a.</hi> 1737. abermahl ins hieſiege Zuchlhaus gebracht, und<lb/> daſelbſt auf anderthalb Jahr zur Arbeit und allen Guten angehalten<lb/> worden, endlich 1738. unter Verſprechung der Beſſerung wieder los-<lb/> gelaſſen worden. Allein auch die ſo gerechte und zu ihren beſten ge-<lb/> meinte Zuͤchtigung war noch nicht hinlaͤnglich, das rohe wilde Gemuͤ-<lb/> the zu zaͤhmen, weshalb ſie kurtz nachher in eben dem Jahre ſo wohl<lb/> liederlichen Lebens als auch Dieberey Verdachts halber in Gericht-<lb/> liche Verhafft von neuen gerathen, und zwar nebſt noch einen Weibs-<lb/> Menſchen, nahmens Hauptin gegen welcher ſie in dieſer ihren Ver-<lb/> hafft ſich ſchon verlauten laſſen, daß wenn ſie wieder auf das Zucht-<lb/> haus kommen ſolte, ſie eine verzweiffelte That thun wuͤrde, und da ſie<lb/> nun kurtz nach Michaelis 1738. auf das Zuchthauß auch wuͤrcklich<lb/> nebſt der Hauptin gebracht worden, hat ſie den boͤſen Vorſatz gefaſ-<lb/> ſet, durch eine Mordthat ſich aus demſelben zu befreyen, zu dem Ende<lb/> des Zuchtmeiſters Sohn umzubringen in Willens gehabt, und der<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Hau-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0006]
Die Mutter hat ſich darauf mit dieſer ihrer Tochter alhier nach
Magdeburg her begeben, ſich mit Hand-Arbeit ernehret, und die
Tochter bey guten Leuten hieſelbſt vermielhet, welche aber wegen ih-
rer ſchlechten Erziehung allerley Bosheit, Liederlichkeit und Untreu
an ihr vermercket, daher als ſie einſtens einen Thaler Geld an einen
gewiſſen Ort von ihrer Herrſchafft aufgenommen und ſolchen unter-
ſchlagen wollen, daruͤber aber zur Rede geſtellet, und mit dem Zucht-
hauſe gedrohet worden, hat ſie in einen Keller, wo ſie bey einen Brau-
en Bier helffen ſollen, ſich hinter das Bier Lager geſetzet, dem Band
aus der Muͤtzen gezogen, ſich ſolchen um den Hals feſt zu geſchleiffet,
und faſt erdroſſelt gehabt, wo nicht noch Leute dazu gekommen, und
als ſie das aͤngſtliche Stoͤhnen gehoͤret, ſie hervor gezogen, und den
Band vom Halſe mit Gewalt loßgeriſſen, woraus GOttes wunder-
bahre Barmhertzigkeit, um dieſes arme Menſch nicht ſo in Suͤnden
ſterben zu laſſen, beſonders zu erſehen iſt. Doch ſie hat ſich hiedurch
noch nicht zum Guten ziehen laſſen wollen, ſondern hat nachher ſich
ferner liederlich und diebiſch aufgefuͤhret, und iſt deshalb auf eine kur-
tze Zeit ins Zuchthauß gebracht, aber dennoch nach ihrer Loslaſſung
das liederliche Huren Leben fortgeſetzet, woruͤber in einen gewiſſen
Hauſe eine Schlaͤgerey entſtanden, daher ſie auf hohen Obrigkeitli-
chen Befehl a. 1737. abermahl ins hieſiege Zuchlhaus gebracht, und
daſelbſt auf anderthalb Jahr zur Arbeit und allen Guten angehalten
worden, endlich 1738. unter Verſprechung der Beſſerung wieder los-
gelaſſen worden. Allein auch die ſo gerechte und zu ihren beſten ge-
meinte Zuͤchtigung war noch nicht hinlaͤnglich, das rohe wilde Gemuͤ-
the zu zaͤhmen, weshalb ſie kurtz nachher in eben dem Jahre ſo wohl
liederlichen Lebens als auch Dieberey Verdachts halber in Gericht-
liche Verhafft von neuen gerathen, und zwar nebſt noch einen Weibs-
Menſchen, nahmens Hauptin gegen welcher ſie in dieſer ihren Ver-
hafft ſich ſchon verlauten laſſen, daß wenn ſie wieder auf das Zucht-
haus kommen ſolte, ſie eine verzweiffelte That thun wuͤrde, und da ſie
nun kurtz nach Michaelis 1738. auf das Zuchthauß auch wuͤrcklich
nebſt der Hauptin gebracht worden, hat ſie den boͤſen Vorſatz gefaſ-
ſet, durch eine Mordthat ſich aus demſelben zu befreyen, zu dem Ende
des Zuchtmeiſters Sohn umzubringen in Willens gehabt, und der
Hau-
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