Das Heller-Blatt. Nr. 41. Breslau, 11. Oktober 1834.Das Heller=Blatt. [Beginn Spaltensatz]
lich gelegenen Länder, wie der Capwein, der Cyper-wein, die spanischen, die portugiesischen, die italieni- schen und Ungar=Weine. Jhre Trauben sind reicher an Zuckerstoff, aber ärmer an Weinstein und an Aepfel- fäure, als diejenigen, welche von denselben Reben, aber in mehr nördlich liegenden Ländern kultivirt, gezogen werden. Die schweren süßen Weine haben aber auch nie die vollkommen vollendete Gährung überstanden, wie die trocknen, mehr säuerlichen, Weine, daher sie stets eine bedeutende Masse unveränderten Zucker gelöst enthalten, dem sie ihre Süßigkeit und ihre große spe- cifische Schwere verdanken. Jene vollkommene Aus- gährung vermeidet man absichtlich, indem man den Beeren das natürliche, in ihnen enthaltene, Ferment zum Theil entzieht, und dadurch der totalen Umwand- lung des Zuckerstoffes in Alkohol, während des Pro- zesses der Gährung, vorbeugt. Um diesen Zweck zu erreichen, bedient man sich Jn allen diesen Fällen wird das natürliche Ferment Jenes ist nicht der Fall bei den sogenannten trok- Liebe der Uhu's zu ihren Jungen. Mehrere Jahre lang, erzählt ein Reisender, Gehör=Träume. Ein psychologisches, im Jahr 1830 zu Edinburg Das Heller=Blatt. [Beginn Spaltensatz]
lich gelegenen Länder, wie der Capwein, der Cyper-wein, die spanischen, die portugiesischen, die italieni- schen und Ungar=Weine. Jhre Trauben sind reicher an Zuckerstoff, aber ärmer an Weinstein und an Aepfel- fäure, als diejenigen, welche von denselben Reben, aber in mehr nördlich liegenden Ländern kultivirt, gezogen werden. Die schweren süßen Weine haben aber auch nie die vollkommen vollendete Gährung überstanden, wie die trocknen, mehr säuerlichen, Weine, daher sie stets eine bedeutende Masse unveränderten Zucker gelöst enthalten, dem sie ihre Süßigkeit und ihre große spe- cifische Schwere verdanken. Jene vollkommene Aus- gährung vermeidet man absichtlich, indem man den Beeren das natürliche, in ihnen enthaltene, Ferment zum Theil entzieht, und dadurch der totalen Umwand- lung des Zuckerstoffes in Alkohol, während des Pro- zesses der Gährung, vorbeugt. Um diesen Zweck zu erreichen, bedient man sich Jn allen diesen Fällen wird das natürliche Ferment Jenes ist nicht der Fall bei den sogenannten trok- Liebe der Uhu's zu ihren Jungen. Mehrere Jahre lang, erzählt ein Reisender, Gehör=Träume. Ein psychologisches, im Jahr 1830 zu Edinburg <TEI> <text> <body> <div type="jArticle" n="1"> <p><pb facs="#f0003" n="323"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Das Heller=Blatt.</hi></fw><cb type="start"/> lich gelegenen Länder, wie der Capwein, der Cyper-<lb/> wein, die spanischen, die portugiesischen, die italieni-<lb/> schen und Ungar=Weine. Jhre Trauben sind reicher<lb/> an Zuckerstoff, aber ärmer an Weinstein und an Aepfel-<lb/> fäure, als diejenigen, welche von denselben Reben, aber<lb/> in mehr nördlich liegenden Ländern kultivirt, gezogen<lb/> werden. Die schweren süßen Weine haben aber auch<lb/> nie die vollkommen vollendete Gährung überstanden,<lb/> wie die trocknen, mehr säuerlichen, Weine, daher sie<lb/> stets eine bedeutende Masse unveränderten Zucker gelöst<lb/> enthalten, dem sie ihre Süßigkeit und ihre große spe-<lb/> cifische Schwere verdanken. 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Zu diesen werden die Trauben gekel-<lb/> tert, so wie sie reif vom Stocke gekommen sind. Sie<lb/> enthalten von Natur weniger Zuckerstoff, als die der<lb/> mehr südlichen Länder, und der Zucker, welchen sie<lb/> enthalten, wird durch die vollendete Gährung ihres<lb/> Mostes vollkommen zerlegt, d. i. in Alkohol umgewan-<lb/> delt; daher auch jene trocknen Weine, z. B. die Rhein=,<lb/> Mosel und Frankenweine, welchen sich auch die Bor-<lb/> deauxweine anreihen, keinen Zuckerstoff mehr enthal-<lb/> ten können, dagegen sie an Alkohol reicher sind, als<lb/> die obengenannten fetten Weine.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Liebe der Uhu's zu ihren Jungen</hi>.</hi> </head><lb/> <p>Mehrere Jahre lang, erzählt ein Reisender,<lb/> wohnte ich auf einer Meierei in Südermannland, in<lb/> der Nähe eines steilen Berges, auf dessen Gipfel zwei<lb/> Uhu's ihr Nest hatten. Eines Tages, im Monat Juli,<lb/><cb n="2"/> war eines von den Jungen aus dem N st geflogen, und<lb/> von meinem Bedienten gefangen worden. Man sperrte<lb/> diesen Vogel in einen großen Hühnerkorb ein und den<lb/> Morgen darauf fand ich ein junges Rebhuhn todt vor<lb/> der Thüre des Korbes liegen. Jch schloß sogleich, daß<lb/> die alten Uhu's dies Futter dorthin gebracht hätten,<lb/> welche in der Nacht unstreitig ihr Junges suchten und<lb/> durch das Geschrei desselben von seinem Aufenthaltsort<lb/> benachrichtigt worden waren. Dies war wirklich der<lb/> Fall, denn vierzehn Tage lang bemerkte ich alle Nacht<lb/> dieselbe Fürsorge der Alten für ihr Junges. Die Nah-<lb/> rung, welche die Alten denselben brachten, bestand<lb/> hauptsächlich in jungen Rebhühnern, welche größten-<lb/> theils erst getödtet, zuweilen aber doch schon etwas an-<lb/> gefault waren. Einst wurde ein Sumpfvogel so frisch<lb/> gebracht, daß er unter den Flügeln ganz warm war.<lb/> Auch bekam es eines Tages ein verfaultes Lamm,<lb/> wahrscheinlich war es in Fäulniß übergegangen, in-<lb/> dem es zu lange in dem Neste der alten Uhu's gelegen;<lb/> vielleicht brachten sie es ihm blos deshalb, weil sie da-<lb/> mals kein besseres Futter hatten. Mehrere Nächte<lb/> wachte ich mit meinem Bedienten am Fenster, um zu<lb/> sehen, wann das Futter gebracht würde, allein unsere<lb/> Absicht wurde nicht erreicht. Wahrscheinlich wußten<lb/> die Uhu's den Augenblick wahrzunehmen, wenn Nie-<lb/> mand am Fenster stand; denn es ergab sich, daß sie in<lb/> der nämlichen Nacht Futter für das Junge vor den<lb/> Korb hingelegt hatten. Jm Monat August hörte diese<lb/> Fürsorge auf, und dies ist gerade die Zeit, wo alle<lb/> Raubvögel ihre Jungen sich selbst überlassen. Aus die-<lb/> sem Beispiel geht zugleich hervor, welche Verheerungen<lb/> ein Paar Uhu's während der Zeit, wo sie ihre Jungen<lb/> ernähren, unter dem Wilde anrichten.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Gehör=Träume</hi>.</hi> </head><lb/> <p>Ein psychologisches, im Jahr 1830 zu Edinburg<lb/> erschienenes, Werk erzählt von einem Offizier, der<lb/> eine so große Geneigtheit der Seele hatte, zu Träumen,<lb/> die mittelst des Gehör=Organes, wie dies bekannt ist,<lb/> hervorgebracht werden, daß man ihm durch das, was<lb/> man ihm ins Ohr flüsterte, zu jeder Art von Träumen<lb/> bewegen konnte. Seine Kameraden benutzten dies oft<lb/> zu ihrer Unterhaltung. Einst machten sie ihn glauben,<lb/> er sei in einem Zweikampf begriffen, gaben ihm ein<lb/> Pistol in die Hand, welches er abfeuerte und von dem<lb/> Knall erwachte. Ein andermal, als er auf dem Schiffs-<lb/> schrank in der Kajüte schlief, flüsterten sie ihm zu: er<lb/> sei über Bord ins Meer gefallen, und müsse sich durch<lb/> Schwimmen retten. Augenblicklich ahmte er alle Be-<lb/> wegungen des Schwimmens nach. Hierauf flüsterten<lb/> ihm seine Kameraden zu, daß ein Hayfisch ihn verfolge:<lb/> er möge schleunigst untertauchen. Er machte eine ge-<lb/> waltsame Bewegung, fiel vom Schrank, verwundete<lb/><cb type="end"/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [323/0003]
Das Heller=Blatt.
lich gelegenen Länder, wie der Capwein, der Cyper-
wein, die spanischen, die portugiesischen, die italieni-
schen und Ungar=Weine. Jhre Trauben sind reicher
an Zuckerstoff, aber ärmer an Weinstein und an Aepfel-
fäure, als diejenigen, welche von denselben Reben, aber
in mehr nördlich liegenden Ländern kultivirt, gezogen
werden. Die schweren süßen Weine haben aber auch
nie die vollkommen vollendete Gährung überstanden,
wie die trocknen, mehr säuerlichen, Weine, daher sie
stets eine bedeutende Masse unveränderten Zucker gelöst
enthalten, dem sie ihre Süßigkeit und ihre große spe-
cifische Schwere verdanken. Jene vollkommene Aus-
gährung vermeidet man absichtlich, indem man den
Beeren das natürliche, in ihnen enthaltene, Ferment
zum Theil entzieht, und dadurch der totalen Umwand-
lung des Zuckerstoffes in Alkohol, während des Pro-
zesses der Gährung, vorbeugt.
Um diesen Zweck zu erreichen, bedient man sich
verschiedener Mittel: 1 ) Man riffelt entweder die Trau-
ben, d. i. man knickt die Stiele derselben am Stocke
ein, und läßt die Trauben an der Sonne welken;
2 ) Oder man lagert die Trauben auf Stroh und läßt
sie an der Sonne welken; 3 ) Oder man preßt den Most
aus, und läßt ihn, bevor er noch die Gährung beginnt,
zum Theil abdunsten, um die überflüssiigen Wasser-
theile zu verjagen.
Jn allen diesen Fällen wird das natürliche Ferment
zum Gerinnen gebracht, es scheidet fich aus, und was
unverändert zurückbleibt, ist nun nicht mehr vermögend,
die ganze Masse des Zuckerstoffs zur vollendeten Gäh-
rung zu disponiren, daher in jenen Weinen allemal ein
unveränderter, oder doch nur wenig veränderter, Zuk-
kerstoff übrig bleibt, der ihre Fettigkeit, d. i. ihre Kle-
brigkeit, ihre Süßigkeit und ihre Dickflüßigkeit, be-
gründet.
Jenes ist nicht der Fall bei den sogenannten trok-
kenen Weinen. Zu diesen werden die Trauben gekel-
tert, so wie sie reif vom Stocke gekommen sind. Sie
enthalten von Natur weniger Zuckerstoff, als die der
mehr südlichen Länder, und der Zucker, welchen sie
enthalten, wird durch die vollendete Gährung ihres
Mostes vollkommen zerlegt, d. i. in Alkohol umgewan-
delt; daher auch jene trocknen Weine, z. B. die Rhein=,
Mosel und Frankenweine, welchen sich auch die Bor-
deauxweine anreihen, keinen Zuckerstoff mehr enthal-
ten können, dagegen sie an Alkohol reicher sind, als
die obengenannten fetten Weine.
Liebe der Uhu's zu ihren Jungen.
Mehrere Jahre lang, erzählt ein Reisender,
wohnte ich auf einer Meierei in Südermannland, in
der Nähe eines steilen Berges, auf dessen Gipfel zwei
Uhu's ihr Nest hatten. Eines Tages, im Monat Juli,
war eines von den Jungen aus dem N st geflogen, und
von meinem Bedienten gefangen worden. Man sperrte
diesen Vogel in einen großen Hühnerkorb ein und den
Morgen darauf fand ich ein junges Rebhuhn todt vor
der Thüre des Korbes liegen. Jch schloß sogleich, daß
die alten Uhu's dies Futter dorthin gebracht hätten,
welche in der Nacht unstreitig ihr Junges suchten und
durch das Geschrei desselben von seinem Aufenthaltsort
benachrichtigt worden waren. Dies war wirklich der
Fall, denn vierzehn Tage lang bemerkte ich alle Nacht
dieselbe Fürsorge der Alten für ihr Junges. Die Nah-
rung, welche die Alten denselben brachten, bestand
hauptsächlich in jungen Rebhühnern, welche größten-
theils erst getödtet, zuweilen aber doch schon etwas an-
gefault waren. Einst wurde ein Sumpfvogel so frisch
gebracht, daß er unter den Flügeln ganz warm war.
Auch bekam es eines Tages ein verfaultes Lamm,
wahrscheinlich war es in Fäulniß übergegangen, in-
dem es zu lange in dem Neste der alten Uhu's gelegen;
vielleicht brachten sie es ihm blos deshalb, weil sie da-
mals kein besseres Futter hatten. Mehrere Nächte
wachte ich mit meinem Bedienten am Fenster, um zu
sehen, wann das Futter gebracht würde, allein unsere
Absicht wurde nicht erreicht. Wahrscheinlich wußten
die Uhu's den Augenblick wahrzunehmen, wenn Nie-
mand am Fenster stand; denn es ergab sich, daß sie in
der nämlichen Nacht Futter für das Junge vor den
Korb hingelegt hatten. Jm Monat August hörte diese
Fürsorge auf, und dies ist gerade die Zeit, wo alle
Raubvögel ihre Jungen sich selbst überlassen. Aus die-
sem Beispiel geht zugleich hervor, welche Verheerungen
ein Paar Uhu's während der Zeit, wo sie ihre Jungen
ernähren, unter dem Wilde anrichten.
Gehör=Träume.
Ein psychologisches, im Jahr 1830 zu Edinburg
erschienenes, Werk erzählt von einem Offizier, der
eine so große Geneigtheit der Seele hatte, zu Träumen,
die mittelst des Gehör=Organes, wie dies bekannt ist,
hervorgebracht werden, daß man ihm durch das, was
man ihm ins Ohr flüsterte, zu jeder Art von Träumen
bewegen konnte. Seine Kameraden benutzten dies oft
zu ihrer Unterhaltung. Einst machten sie ihn glauben,
er sei in einem Zweikampf begriffen, gaben ihm ein
Pistol in die Hand, welches er abfeuerte und von dem
Knall erwachte. Ein andermal, als er auf dem Schiffs-
schrank in der Kajüte schlief, flüsterten sie ihm zu: er
sei über Bord ins Meer gefallen, und müsse sich durch
Schwimmen retten. Augenblicklich ahmte er alle Be-
wegungen des Schwimmens nach. Hierauf flüsterten
ihm seine Kameraden zu, daß ein Hayfisch ihn verfolge:
er möge schleunigst untertauchen. Er machte eine ge-
waltsame Bewegung, fiel vom Schrank, verwundete
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