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Das Heller-Blatt. Nr. 40. Breslau, 4. Oktober 1834.

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Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz] des Geschmacks und der Farbe von einander verschieden,
entsprechen indeß völlig den Apfelarten, deren Blüthen
zur Befruchtung angewendet wurden[unleserliches Material]; sie zeichnen sich
aber sämmtlich durch eine auf zwei Drittheilen der Länge
ringsumlaufende Kerbe aus. Das Kernhaus wird aus
vierzehn Fächern gebildet, welche in zwei wagerechten
parallelen Ebenen liegen; fünf derselben sind, wie bei
den gewöhnlichen Aepfeln, in der Mitte, die neun an-
dern kleinern liegen gegen die Spitze zu. Demnach
gleicht die Frucht einigermaßen zwei in einander gewach-
senen Aepfeln, deren Längen=Durchschnitt den Umriß ei-
nes sogenannten geigenförmigen Blattes darstellt.



Die Bewohner der Jnseln Jeso,
Carefto und Kurilen
.

Der bekannte Reisende Herr v. Siebold giebt eine
sehr merkwürdige Schilderung der genannten, von den
Europäern noch wenig beachteten, Jnsulaner, welche die
Japanesen Mozins nennen, und die sich selbst den Na-
men Ainos oder Menschen beilegen. Folgendes heben
wir aus seiner Schilderung hier aus: "Die Hütten der
Ainos enthalten Töpfe, einen Heerd, Matten, Jagd-
und Fischgeräth. Die Frauen haben sich einen blauen
Ring um den Mund gemalt, als Zeichen, daß sie den
höhern Klassen angehören. Zu Jeso belegen die Frauen
sich ihre Lippen mit Goldblättchen und streichen sie mit
mehreren Farben an; auch schwärzen sie ihre Zähne.
Die Frau eines Aino macht ihres Mannes Kleidung
aus Baumrinde, füttert den Hausbären, trocknet den
Lachs u. s. w. Der Mann geht während dessen auf
die Jagd oder den Fischfang. Die Ainos beten die
Sonne, den Mond, das Meer und einen Gott des
Himmels an; auch glauben sie an einen Teufel. Die
Ehen werden unter den Verwandten geschlossen, jedoch
nicht in den nächsten Verwandschafts=Graden. Auf
der Jnsel Jeso sind die Frauen frei und geachtet, und
zu Carefto beherrschen sie die Männer. Sie sind treu
und zeigen auch keine Eifersucht gegen die Rivalinnen,
doch sind die Männer gehalten, wenn sie sich eine neue
Frau zulegen, dieselbe in einiger Entfernung von der
alten unterzubringen. - Den Todten zu Ehren errich-
tet man Pfähle. Was die Reichen betrifft, so werden
ihnen die Eingeweide herausgenommen und statt deren
aromatische Kräuter hineingelegt, wonach man die
Leichen ein Jahr lang trocknen läßt. Die Gräber wer-
den überall heilig geachtet; die Familie eines Verstor-
benen stattet alljährlich an seinem Todestage einen Be-
such ab. Da man keine Kalender hat, so berechnet
man die Zeit nach dem Falle der Blätter, nach dem
Hinwelken der Blumen. Es ist der Brauch bei dem
Besuch des Grabes, des Verstorbenen nicht zu erwäh-
nen. Wenn eine Frau ihren Mann verloren hat, so
zieht sie sich in die Gebirge zurück, und die nächsten
[Spaltenumbruch] V[e]rwandten dürfen sich ein volles Jahr nicht mit ent-
blößt[e]m Haupt öffentlich sehen lassen. Die Ainos ken-
nen weder eine Schrift noch eine Münze, sie schreiben
und rechnen vermittelst der Kerbschnitte, die sie in Holz
machen. Sie haben nur zwei Haupt=Medikamente,
von welchen das eine in einer Art von Trüffeln besteht.
Gegen ihre Feinde bedienen sie sich vergifteter Pfeile.
Obwohl von stämmiger Statur, sind sie doch sehr
furchtsam, und rennen eiligst davon, wenn man sich
ihnen nähern will. Sie stehen bei den Japanesern in
dem unstreitig wohlverdienten Rufe der Tugend und
Ehrlichkeit. Die Japanesen haben bei ihnen nie eine
neue Mode, noch weniger aber die Buddchaisten=Reli-
gion einführen können.



Nasen=Opfer.

Auf einem Berggipfel neben der Festung und Re-
sidenz Misore in Vorder=Jndien steht eine Pagode, die
dem Gotte Bhawani gewidmet ist, dem man nicht wie
andern indischen Gottheiten Menschenopfer, sondern
nur - Nasen weiht. Wie zahlreich nun auch seine
Verehrer seyn mochten, wollten diese ihm demnach nicht
ihre Nasen zum Opfer bringen, sondern bedienten sich
des folgenden Aushilfsmittels. Sie legten sich am
Fuße des Berges in einen Hinterhalt, fielen die vor-
überziehenden Reisenden aus demselben an, und be-
raubten sie ohne weiteres ihrer Nasen. Dem Nabob
von Misore, dem Muselmanne Hyder Ali, war dieses
Benehmen, ungeachtet Barmherzigkeit eben nicht bei
ihm vorherrschte, dennoch ein Gräuel; er that demsel-
ben Einhalt, und noch mehr thaten dies nach ihm die
mächtigern Engländer, als Besitzer Hindostans.



Spinnen.

Es läßt sich nicht bezweifeln, daß die Spinnen,
rücksichtlich eines auf ihre Beine einwirkenden Wider-
standes oder Zugs, ein außerordentlich feines Gefühls-
vermögen besitzen; denn bei dem Bereiten, und noch
mehr bei dem Ausbessern ihrer Gewebe, gehen sie kei-
nen Schritt weiter, ohne sich vorher von der Stärke
des bereits Vollendeten überzeugt zu haben. Sie be-
gnügen sich nicht einmal immer damit, daß sie zu die-
sem Zwecke an den Fäden ziehen, sondern lassen sich
häufig wie ein Bleiloth an dem Faden hinab, dessen
Stärke sie zu versuchen wünschen, und schwingen sich
mit der ganzen Schwere ihres Körpers daran hin und
her. Daß aber die Spinne durch die außerordentliche
Genauigkeit, mit welcher sie die Bewegungen der in
ihrem Netze sich fangenden Fliegen spürt, sich vorzüg-
lich in ihren Handlungen leiten lassen, scheint aus meh-
reren Gründen zweifelhaft. So besitzen z. B. die
[Ende Spaltensatz]

Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz] des Geschmacks und der Farbe von einander verschieden,
entsprechen indeß völlig den Apfelarten, deren Blüthen
zur Befruchtung angewendet wurden[unleserliches Material]; sie zeichnen sich
aber sämmtlich durch eine auf zwei Drittheilen der Länge
ringsumlaufende Kerbe aus. Das Kernhaus wird aus
vierzehn Fächern gebildet, welche in zwei wagerechten
parallelen Ebenen liegen; fünf derselben sind, wie bei
den gewöhnlichen Aepfeln, in der Mitte, die neun an-
dern kleinern liegen gegen die Spitze zu. Demnach
gleicht die Frucht einigermaßen zwei in einander gewach-
senen Aepfeln, deren Längen=Durchschnitt den Umriß ei-
nes sogenannten geigenförmigen Blattes darstellt.



Die Bewohner der Jnseln Jeso,
Carefto und Kurilen
.

Der bekannte Reisende Herr v. Siebold giebt eine
sehr merkwürdige Schilderung der genannten, von den
Europäern noch wenig beachteten, Jnsulaner, welche die
Japanesen Mozins nennen, und die sich selbst den Na-
men Ainos oder Menschen beilegen. Folgendes heben
wir aus seiner Schilderung hier aus: „Die Hütten der
Ainos enthalten Töpfe, einen Heerd, Matten, Jagd-
und Fischgeräth. Die Frauen haben sich einen blauen
Ring um den Mund gemalt, als Zeichen, daß sie den
höhern Klassen angehören. Zu Jeso belegen die Frauen
sich ihre Lippen mit Goldblättchen und streichen sie mit
mehreren Farben an; auch schwärzen sie ihre Zähne.
Die Frau eines Aino macht ihres Mannes Kleidung
aus Baumrinde, füttert den Hausbären, trocknet den
Lachs u. s. w. Der Mann geht während dessen auf
die Jagd oder den Fischfang. Die Ainos beten die
Sonne, den Mond, das Meer und einen Gott des
Himmels an; auch glauben sie an einen Teufel. Die
Ehen werden unter den Verwandten geschlossen, jedoch
nicht in den nächsten Verwandschafts=Graden. Auf
der Jnsel Jeso sind die Frauen frei und geachtet, und
zu Carefto beherrschen sie die Männer. Sie sind treu
und zeigen auch keine Eifersucht gegen die Rivalinnen,
doch sind die Männer gehalten, wenn sie sich eine neue
Frau zulegen, dieselbe in einiger Entfernung von der
alten unterzubringen. – Den Todten zu Ehren errich-
tet man Pfähle. Was die Reichen betrifft, so werden
ihnen die Eingeweide herausgenommen und statt deren
aromatische Kräuter hineingelegt, wonach man die
Leichen ein Jahr lang trocknen läßt. Die Gräber wer-
den überall heilig geachtet; die Familie eines Verstor-
benen stattet alljährlich an seinem Todestage einen Be-
such ab. Da man keine Kalender hat, so berechnet
man die Zeit nach dem Falle der Blätter, nach dem
Hinwelken der Blumen. Es ist der Brauch bei dem
Besuch des Grabes, des Verstorbenen nicht zu erwäh-
nen. Wenn eine Frau ihren Mann verloren hat, so
zieht sie sich in die Gebirge zurück, und die nächsten
[Spaltenumbruch] V[e]rwandten dürfen sich ein volles Jahr nicht mit ent-
blößt[e]m Haupt öffentlich sehen lassen. Die Ainos ken-
nen weder eine Schrift noch eine Münze, sie schreiben
und rechnen vermittelst der Kerbschnitte, die sie in Holz
machen. Sie haben nur zwei Haupt=Medikamente,
von welchen das eine in einer Art von Trüffeln besteht.
Gegen ihre Feinde bedienen sie sich vergifteter Pfeile.
Obwohl von stämmiger Statur, sind sie doch sehr
furchtsam, und rennen eiligst davon, wenn man sich
ihnen nähern will. Sie stehen bei den Japanesern in
dem unstreitig wohlverdienten Rufe der Tugend und
Ehrlichkeit. Die Japanesen haben bei ihnen nie eine
neue Mode, noch weniger aber die Buddchaisten=Reli-
gion einführen können.



Nasen=Opfer.

Auf einem Berggipfel neben der Festung und Re-
sidenz Misore in Vorder=Jndien steht eine Pagode, die
dem Gotte Bhawani gewidmet ist, dem man nicht wie
andern indischen Gottheiten Menschenopfer, sondern
nur – Nasen weiht. Wie zahlreich nun auch seine
Verehrer seyn mochten, wollten diese ihm demnach nicht
ihre Nasen zum Opfer bringen, sondern bedienten sich
des folgenden Aushilfsmittels. Sie legten sich am
Fuße des Berges in einen Hinterhalt, fielen die vor-
überziehenden Reisenden aus demselben an, und be-
raubten sie ohne weiteres ihrer Nasen. Dem Nabob
von Misore, dem Muselmanne Hyder Ali, war dieses
Benehmen, ungeachtet Barmherzigkeit eben nicht bei
ihm vorherrschte, dennoch ein Gräuel; er that demsel-
ben Einhalt, und noch mehr thaten dies nach ihm die
mächtigern Engländer, als Besitzer Hindostans.



Spinnen.

Es läßt sich nicht bezweifeln, daß die Spinnen,
rücksichtlich eines auf ihre Beine einwirkenden Wider-
standes oder Zugs, ein außerordentlich feines Gefühls-
vermögen besitzen; denn bei dem Bereiten, und noch
mehr bei dem Ausbessern ihrer Gewebe, gehen sie kei-
nen Schritt weiter, ohne sich vorher von der Stärke
des bereits Vollendeten überzeugt zu haben. Sie be-
gnügen sich nicht einmal immer damit, daß sie zu die-
sem Zwecke an den Fäden ziehen, sondern lassen sich
häufig wie ein Bleiloth an dem Faden hinab, dessen
Stärke sie zu versuchen wünschen, und schwingen sich
mit der ganzen Schwere ihres Körpers daran hin und
her. Daß aber die Spinne durch die außerordentliche
Genauigkeit, mit welcher sie die Bewegungen der in
ihrem Netze sich fangenden Fliegen spürt, sich vorzüg-
lich in ihren Handlungen leiten lassen, scheint aus meh-
reren Gründen zweifelhaft. So besitzen z. B. die
[Ende Spaltensatz]

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Sie sind treu und zeigen auch keine Eifersucht gegen die Rivalinnen, doch sind die Männer gehalten, wenn sie sich eine neue Frau zulegen, dieselbe in einiger Entfernung von der alten unterzubringen. – Den Todten zu Ehren errich- tet man Pfähle. Was die Reichen betrifft, so werden ihnen die Eingeweide herausgenommen und statt deren aromatische Kräuter hineingelegt, wonach man die Leichen ein Jahr lang trocknen läßt. Die Gräber wer- den überall heilig geachtet; die Familie eines Verstor- benen stattet alljährlich an seinem Todestage einen Be- such ab. Da man keine Kalender hat, so berechnet man die Zeit nach dem Falle der Blätter, nach dem Hinwelken der Blumen. Es ist der Brauch bei dem Besuch des Grabes, des Verstorbenen nicht zu erwäh- nen. Wenn eine Frau ihren Mann verloren hat, so zieht sie sich in die Gebirge zurück, und die nächsten Verwandten dürfen sich ein volles Jahr nicht mit ent- blößtem Haupt öffentlich sehen lassen. Die Ainos ken- nen weder eine Schrift noch eine Münze, sie schreiben und rechnen vermittelst der Kerbschnitte, die sie in Holz machen. Sie haben nur zwei Haupt=Medikamente, von welchen das eine in einer Art von Trüffeln besteht. Gegen ihre Feinde bedienen sie sich vergifteter Pfeile. Obwohl von stämmiger Statur, sind sie doch sehr furchtsam, und rennen eiligst davon, wenn man sich ihnen nähern will. Sie stehen bei den Japanesern in dem unstreitig wohlverdienten Rufe der Tugend und Ehrlichkeit. Die Japanesen haben bei ihnen nie eine neue Mode, noch weniger aber die Buddchaisten=Reli- gion einführen können. Nasen=Opfer. Auf einem Berggipfel neben der Festung und Re- sidenz Misore in Vorder=Jndien steht eine Pagode, die dem Gotte Bhawani gewidmet ist, dem man nicht wie andern indischen Gottheiten Menschenopfer, sondern nur – Nasen weiht. Wie zahlreich nun auch seine Verehrer seyn mochten, wollten diese ihm demnach nicht ihre Nasen zum Opfer bringen, sondern bedienten sich des folgenden Aushilfsmittels. Sie legten sich am Fuße des Berges in einen Hinterhalt, fielen die vor- überziehenden Reisenden aus demselben an, und be- raubten sie ohne weiteres ihrer Nasen. Dem Nabob von Misore, dem Muselmanne Hyder Ali, war dieses Benehmen, ungeachtet Barmherzigkeit eben nicht bei ihm vorherrschte, dennoch ein Gräuel; er that demsel- ben Einhalt, und noch mehr thaten dies nach ihm die mächtigern Engländer, als Besitzer Hindostans. Spinnen. Es läßt sich nicht bezweifeln, daß die Spinnen, rücksichtlich eines auf ihre Beine einwirkenden Wider- standes oder Zugs, ein außerordentlich feines Gefühls- vermögen besitzen; denn bei dem Bereiten, und noch mehr bei dem Ausbessern ihrer Gewebe, gehen sie kei- nen Schritt weiter, ohne sich vorher von der Stärke des bereits Vollendeten überzeugt zu haben. Sie be- gnügen sich nicht einmal immer damit, daß sie zu die- sem Zwecke an den Fäden ziehen, sondern lassen sich häufig wie ein Bleiloth an dem Faden hinab, dessen Stärke sie zu versuchen wünschen, und schwingen sich mit der ganzen Schwere ihres Körpers daran hin und her. Daß aber die Spinne durch die außerordentliche Genauigkeit, mit welcher sie die Bewegungen der in ihrem Netze sich fangenden Fliegen spürt, sich vorzüg- lich in ihren Handlungen leiten lassen, scheint aus meh- reren Gründen zweifelhaft. So besitzen z. B. die

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Zitationshilfe: Das Heller-Blatt. Nr. 40. Breslau, 4. Oktober 1834, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_heller40_1834/3>, abgerufen am 27.11.2024.