Das Heller-Blatt. Nr. 38. Breslau, 20. September 1834.Das Heller=Blatt. [Beginn Spaltensatz]
unter dem tapfern Feldherrn Talbot bei Patay völligbesiegt und der Anführer gefangen. Karl zog siegreich in Rheims ein, und ließ sich am 17. Juli als König von Frankreich salben und krönen. Johanna stand hier in voller Rüstung, die Fahne in der Hand, dem Könige als Connetable zur Seite und hielt das Schwert über den König. Hierauf wollte sie, nachdem ihr Auftrag, wie sie sagte, vollbracht sei, in ihre Heimath zurück- [Spaltenumbruch] kehren; ind[e]ß bewog man sie zu bleiben. Er erhob jetzt die Jungfrau mit ihrer Familie in den Adelstand. Sie hieß zuerst Dalis, dann Dulys, endlich Dy Lys; ihr Wappenschild enthielt zwei goldne Lilien, und ein mit der Spitze in die Höhe gerichtetes Schwert, das eine Krone trägt. Die Engländer belagerten hierauf Compiegne. Das Mädchen warf sich hinein, wie in Orleans: aber bei einem Ausfalle, den 25. Mai 1430, [Ende Spaltensatz] [Abbildung] Die Jungfrau von Orleans. [Beginn Spaltensatz] ward sie von den Burgundern gefangen. Man sagt, französische Offiziere hätten sie aus Neid über ihren Ruhm in der Gefahr verlassen. Sie ergab sich dem Lyonnel, Bastard von Vendome. Anfangs saß sie zu Crotoy, dann zu Beaurevoir. Als sie hörte, daß sie den Engländern ausgeliefert werden sollte ( diese bezahl- ten 10,000 Livres für sie ) , suchte sie sich aus dem Thurme durch einen Sprung zu retten, wobei sie sich sehr verletzte und so den Engländern ausgeliefert wurde. Sie ward als Zauberin und Ketzerin: ihres Umgangs mit höllischen Geistern und Zauberei wegen, von den Jnquisitoren zu Rouen zum Feuertode verurtheilt und am 30. Mai 1431 in Rouen am langsamen Feuer ver- brannt und ihre Asche in die Seine gestreut. Der leichtsinnige König Karl VII., den sie auf den Thron [Spaltenumbruch] gehoben, machte keine Anstalt zu ihrer Rettung, doch wurden 1456 die zwölf gegen sie erhobenen Artikel für falsch und die Jungfrau für unschuldig erklärt. Abkunft einiger berühmter Männer. Euripides war der Sohn einer Fruchthändlerin; Das Heller=Blatt. [Beginn Spaltensatz]
unter dem tapfern Feldherrn Talbot bei Patay völligbesiegt und der Anführer gefangen. Karl zog siegreich in Rheims ein, und ließ sich am 17. Juli als König von Frankreich salben und krönen. Johanna stand hier in voller Rüstung, die Fahne in der Hand, dem Könige als Connetable zur Seite und hielt das Schwert über den König. Hierauf wollte sie, nachdem ihr Auftrag, wie sie sagte, vollbracht sei, in ihre Heimath zurück- [Spaltenumbruch] kehren; ind[e]ß bewog man sie zu bleiben. Er erhob jetzt die Jungfrau mit ihrer Familie in den Adelstand. Sie hieß zuerst Dalis, dann Dulys, endlich Dy Lys; ihr Wappenschild enthielt zwei goldne Lilien, und ein mit der Spitze in die Höhe gerichtetes Schwert, das eine Krone trägt. Die Engländer belagerten hierauf Compiegne. Das Mädchen warf sich hinein, wie in Orleans: aber bei einem Ausfalle, den 25. Mai 1430, [Ende Spaltensatz] [Abbildung] Die Jungfrau von Orleans. [Beginn Spaltensatz] ward sie von den Burgundern gefangen. Man sagt, französische Offiziere hätten sie aus Neid über ihren Ruhm in der Gefahr verlassen. Sie ergab sich dem Lyonnel, Bastard von Vendome. Anfangs saß sie zu Crotoy, dann zu Beaurevoir. Als sie hörte, daß sie den Engländern ausgeliefert werden sollte ( diese bezahl- ten 10,000 Livres für sie ) , suchte sie sich aus dem Thurme durch einen Sprung zu retten, wobei sie sich sehr verletzte und so den Engländern ausgeliefert wurde. Sie ward als Zauberin und Ketzerin: ihres Umgangs mit höllischen Geistern und Zauberei wegen, von den Jnquisitoren zu Rouen zum Feuertode verurtheilt und am 30. Mai 1431 in Rouen am langsamen Feuer ver- brannt und ihre Asche in die Seine gestreut. Der leichtsinnige König Karl VII., den sie auf den Thron [Spaltenumbruch] gehoben, machte keine Anstalt zu ihrer Rettung, doch wurden 1456 die zwölf gegen sie erhobenen Artikel für falsch und die Jungfrau für unschuldig erklärt. Abkunft einiger berühmter Männer. 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Das Heller=Blatt.
unter dem tapfern Feldherrn Talbot bei Patay völlig
besiegt und der Anführer gefangen. Karl zog siegreich
in Rheims ein, und ließ sich am 17. Juli als König
von Frankreich salben und krönen. Johanna stand hier
in voller Rüstung, die Fahne in der Hand, dem Könige
als Connetable zur Seite und hielt das Schwert über
den König. Hierauf wollte sie, nachdem ihr Auftrag,
wie sie sagte, vollbracht sei, in ihre Heimath zurück-
kehren; indeß bewog man sie zu bleiben. Er erhob jetzt
die Jungfrau mit ihrer Familie in den Adelstand. Sie
hieß zuerst Dalis, dann Dulys, endlich Dy Lys;
ihr Wappenschild enthielt zwei goldne Lilien, und ein
mit der Spitze in die Höhe gerichtetes Schwert, das
eine Krone trägt. Die Engländer belagerten hierauf
Compiegne. Das Mädchen warf sich hinein, wie in
Orleans: aber bei einem Ausfalle, den 25. Mai 1430,
[Abbildung Die Jungfrau von Orleans. ]
ward sie von den Burgundern gefangen. Man sagt,
französische Offiziere hätten sie aus Neid über ihren
Ruhm in der Gefahr verlassen. Sie ergab sich dem
Lyonnel, Bastard von Vendome. Anfangs saß sie zu
Crotoy, dann zu Beaurevoir. Als sie hörte, daß sie
den Engländern ausgeliefert werden sollte ( diese bezahl-
ten 10,000 Livres für sie ) , suchte sie sich aus dem
Thurme durch einen Sprung zu retten, wobei sie sich
sehr verletzte und so den Engländern ausgeliefert wurde.
Sie ward als Zauberin und Ketzerin: ihres Umgangs
mit höllischen Geistern und Zauberei wegen, von den
Jnquisitoren zu Rouen zum Feuertode verurtheilt und
am 30. Mai 1431 in Rouen am langsamen Feuer ver-
brannt und ihre Asche in die Seine gestreut. Der
leichtsinnige König Karl VII., den sie auf den Thron
gehoben, machte keine Anstalt zu ihrer Rettung, doch
wurden 1456 die zwölf gegen sie erhobenen Artikel für
falsch und die Jungfrau für unschuldig erklärt.
Abkunft einiger berühmter Männer.
Euripides war der Sohn einer Fruchthändlerin;
Virgil, eines Bäckers; Horaz, eines Freigelassenen;
Amyot, eines Gerbers; Voiture, eines Steuer=Ein-
sammlers; Lamothe, eines Hutmachers; Papst Six-
tus V., eines Schweinehirten; Flechier, eines Licht-
ziehers; Massillon, eines Drechslers; Tamerlan, eines
Schäfers; Quinault, eines Bäckergesellen; Rollin,
eines Messerschmidts; Molière, eines Tapezirers;
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