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Das Heller-Blatt. Nr. 37. Breslau, 13. September 1834.

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Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz] mitgenommen und fingen dort wieder an zu beten.
Während der Zeit nahm man zu verschiedenen Malen
die Pisang=Stämme einen nach dem andern wieder von
dem Opfer, welches zum Theil mit Kokosblättern und
Gesträuch bedeckt war. Hierauf holten sie es aus dem
Kahn, und legten es, mit den Füßen gegen das Was-
ser gekehrt, auf den Seestrand, und die Priester schlossen
einen Kreis um dasselbe, einige sitzend, andere stehend,
indeß einer oder mehrere ungefähr 10 Minuten lang
gewisse Sprüche wiederholten. Dann nahm man die
Blätter und Zweige von dem Leichnam weg, und legte
ihn in eine dem Strande parallele Lage. Hierauf trat
ein Priester zu seinen Füßen hin, und sprach ein lan-
ges Gebet, wobei die andern, deren jeder ein Büschel
rother Federn in der Hand hatte, von Zeit zu Zeit ein-
fielen. Während dieses Gebets rupfte man einige
Haare vom Kopfe des Opfers, und schnitt sein linkes
Auge aus der Augenhöhle, wickelte beides in grüne
Blätter, und reichte es so dem Könige dar. Er be-
rührte es aber nicht, sondern gab demjenigen, der es
brachte, das Bündel rother Federn, welches er zuvor
von dem Tohah empfangen hatte. Dieses ward, sammt
dem Haar und dem Auge, den Priestern zurückgebracht.
Diese Ceremonie war noch nicht geendigt, als ein Eis-
vogel in den Bäumen sein Geschrei hören ließ. Der
König Otu schien dies für ein gutes Vorzeichen zu hal-
ten, und sagte zu mir: das ist der Eatua ( Gott ) .

Hierauf trug man den Leichnam etwas beiseite,
und legte ihn unter einen Baum, mit dem Kopfe nach
dem Marai. Ohnweit des Baumes hatte man drei
breite dünne Stücken Holz befestigt, welche verschie-
dentlich, jedoch nur grob geschnitzt waren. Die Bün-
del Zeugs wurden auf einen Theil des Marais nieder-
gelegt, die rothen Federbüschel hingegen zu den Füßen
des Opfers gestellt, um das die Priester nochmals einen
Kreis schlossen. Jetzt durften wir ganz nahe treten.
Der Oberpriester hielt nun an den Todten eine lange
Rede und that verschiedene Fragen an ihn, die dieser
natürlich unbeantwortet ließ. Endlich bat der Ober-
priester das Opfer: Eimeo und dessen Oberhaupt
Maheine, nebst den Schweinen, den Weibern und
anderer Habe, in ihre Hände zu liefern.

Während dieses Gebets rupfte ein Priester wiederum
Haare aus dem Kopf des Opfers, und legte sie auf eins
von den Bündeln. Dann betete der Oberpriester allein,
und hielt dabei die Federn, welche Tohah geschickt hatte,
in den Händen, und gab sie, als er damit fertig war,
einem anderen, der ebenfalls betete. Hierauf legte man
alle Federbüschel auf die Zeugbündel, und hiermit wa-
ren an dieser Stelle die Ceremonien zu Ende.

Jetzt trug man den Leichnam auf den vorragendsten
Theil des Marai, und mit demselben zugleich die Fe-
dern und die Bündel, wobei Trommeln langsam ge-
schlagen wurden. Die Federn und Bündel wurden
gegen den Steinhaufen hingelegt; der Leichnam hinge-
[Spaltenumbruch] gen am Fuße desselben, und die Priester setzten sich rund
umher. Hier ging es von neuem ans beten, und wäh-
rend dessen gruben einige von ihrem Gefolge ein ungefähr
zwei Schuh tiefes Loch, warfen das unglückliche Opfer
hinein und bedeckten es mit Erde und Steinen. Jndem
man ihn in das Grab legte, quickte ein Junge überlaut,
und wiederum hieß es: Das wäre der Eatua. Zu
gleicher Zeit wurde Feuer gemacht, und dem vorhin
erwähnten Hunde der Hals umgedreht, so daß er er-
sticken mußte. Man sengte ihm dann die Haare ab,
nahm das Eingeweide aus, und ließ es von dem Feuer
verzehren; Herz, Leber und Nieren hingegen wurden
auf heißen Steinen gebraten. Das Blut ward in einer
Kokoßschale gesammelt, und über dem Feuer verdickt;
hiermit beschmierte man den Rumpf des Hundes, und
brachte denselben nebst der Leber, dem Herzen und der
Nieren vor die Priester. Auch schrie ein Junge, wie
zuvor, sehr laut mit durchdringender Stimme zu drei
verschiedenen Malen, um, wie man uns sagte, den
Eatua einzuladen, daß er sich von dem ihm zubereiteten
Schmause gutschmecken ließe. Nach Endigung der Ge-
bete legte man den Rumpf des Hundes und dessen Zu-
behör auf ein ganz in der Nähe stehendes Gerüst. Auf
demselben lagen die Ueberbleibsel von zwei andern Hun-
den und zwei Ferkeln, welche man neulich geopfert
hatte, und von denen ein unerträglicher Gestank aus-
duftete, so daß wir uns freiwillig etwas weiter entfernt
hielten, als man von uns verlangte. Wir durften
nämlich, sobald das Opfer von dem Strande nach
dem Marai gebracht worden war, so nahe herantre-
ten, wie wir immer wollten; denn hiermit hatte aller
Ernst und die Aufmerksamkeit unter den Zuschauern
aufgehört.

Des andern Tages wurden die Ceremonien fortge-
setzt. Der königliche Schmuck, Maro, eine Art Gür-
tel, dessen vorhin gedacht wurde, ward zum Vorschein
gebracht und dabei gebetet. Auch das zweite Bündel,
die Bundeslade, enthüllt, doch durften wir dies Heilig-
thum, in welchem, nach der Meinung der Priester, sich
der Eatua Uro befand, nicht von nahe betrachten.
Es hatte die Form eines Zuckerhut s. Nun wurden
zwei Ferkel geschlachtet und das Eingeweide verbrannt,
wobei sich sehr viele gute Zeichen wegen des Kriegszugs
nach Eimeo vorfanden.

Der Unglückliche, den man bei dieser Gelegenheit
zum Opfer gewählt hatte, schien ein Mann von mitt-
lern Jahren, aus dem geringsten Stande. Wir hatten
Gelegenheit den Leichnam des armen Geopferten etwas
genauer zu besichtigen und fanden den rechten Schlaf
zerschmettert, das Gesicht und den Kopf blutig, so daß
die Art seiner Hinrichtnng deutlich zu erkennen war.
Die Einwohner selbst sagten, er sei unversehends mit
einem Stein auf den Kopf geschlagen worden; denn
man giebt denjenigen, die zum Opfer verurtheilt sind,
nicht den geringsten Wink von ihrem bevorstehenden
[Ende Spaltensatz]

Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz] mitgenommen und fingen dort wieder an zu beten.
Während der Zeit nahm man zu verschiedenen Malen
die Pisang=Stämme einen nach dem andern wieder von
dem Opfer, welches zum Theil mit Kokosblättern und
Gesträuch bedeckt war. Hierauf holten sie es aus dem
Kahn, und legten es, mit den Füßen gegen das Was-
ser gekehrt, auf den Seestrand, und die Priester schlossen
einen Kreis um dasselbe, einige sitzend, andere stehend,
indeß einer oder mehrere ungefähr 10 Minuten lang
gewisse Sprüche wiederholten. Dann nahm man die
Blätter und Zweige von dem Leichnam weg, und legte
ihn in eine dem Strande parallele Lage. Hierauf trat
ein Priester zu seinen Füßen hin, und sprach ein lan-
ges Gebet, wobei die andern, deren jeder ein Büschel
rother Federn in der Hand hatte, von Zeit zu Zeit ein-
fielen. Während dieses Gebets rupfte man einige
Haare vom Kopfe des Opfers, und schnitt sein linkes
Auge aus der Augenhöhle, wickelte beides in grüne
Blätter, und reichte es so dem Könige dar. Er be-
rührte es aber nicht, sondern gab demjenigen, der es
brachte, das Bündel rother Federn, welches er zuvor
von dem Tohah empfangen hatte. Dieses ward, sammt
dem Haar und dem Auge, den Priestern zurückgebracht.
Diese Ceremonie war noch nicht geendigt, als ein Eis-
vogel in den Bäumen sein Geschrei hören ließ. Der
König Otu schien dies für ein gutes Vorzeichen zu hal-
ten, und sagte zu mir: das ist der Eatua ( Gott ) .

Hierauf trug man den Leichnam etwas beiseite,
und legte ihn unter einen Baum, mit dem Kopfe nach
dem Marai. Ohnweit des Baumes hatte man drei
breite dünne Stücken Holz befestigt, welche verschie-
dentlich, jedoch nur grob geschnitzt waren. Die Bün-
del Zeugs wurden auf einen Theil des Marais nieder-
gelegt, die rothen Federbüschel hingegen zu den Füßen
des Opfers gestellt, um das die Priester nochmals einen
Kreis schlossen. Jetzt durften wir ganz nahe treten.
Der Oberpriester hielt nun an den Todten eine lange
Rede und that verschiedene Fragen an ihn, die dieser
natürlich unbeantwortet ließ. Endlich bat der Ober-
priester das Opfer: Eimeo und dessen Oberhaupt
Maheine, nebst den Schweinen, den Weibern und
anderer Habe, in ihre Hände zu liefern.

Während dieses Gebets rupfte ein Priester wiederum
Haare aus dem Kopf des Opfers, und legte sie auf eins
von den Bündeln. Dann betete der Oberpriester allein,
und hielt dabei die Federn, welche Tohah geschickt hatte,
in den Händen, und gab sie, als er damit fertig war,
einem anderen, der ebenfalls betete. Hierauf legte man
alle Federbüschel auf die Zeugbündel, und hiermit wa-
ren an dieser Stelle die Ceremonien zu Ende.

Jetzt trug man den Leichnam auf den vorragendsten
Theil des Marai, und mit demselben zugleich die Fe-
dern und die Bündel, wobei Trommeln langsam ge-
schlagen wurden. Die Federn und Bündel wurden
gegen den Steinhaufen hingelegt; der Leichnam hinge-
[Spaltenumbruch] gen am Fuße desselben, und die Priester setzten sich rund
umher. Hier ging es von neuem ans beten, und wäh-
rend dessen gruben einige von ihrem Gefolge ein ungefähr
zwei Schuh tiefes Loch, warfen das unglückliche Opfer
hinein und bedeckten es mit Erde und Steinen. Jndem
man ihn in das Grab legte, quickte ein Junge überlaut,
und wiederum hieß es: Das wäre der Eatua. Zu
gleicher Zeit wurde Feuer gemacht, und dem vorhin
erwähnten Hunde der Hals umgedreht, so daß er er-
sticken mußte. Man sengte ihm dann die Haare ab,
nahm das Eingeweide aus, und ließ es von dem Feuer
verzehren; Herz, Leber und Nieren hingegen wurden
auf heißen Steinen gebraten. Das Blut ward in einer
Kokoßschale gesammelt, und über dem Feuer verdickt;
hiermit beschmierte man den Rumpf des Hundes, und
brachte denselben nebst der Leber, dem Herzen und der
Nieren vor die Priester. Auch schrie ein Junge, wie
zuvor, sehr laut mit durchdringender Stimme zu drei
verschiedenen Malen, um, wie man uns sagte, den
Eatua einzuladen, daß er sich von dem ihm zubereiteten
Schmause gutschmecken ließe. Nach Endigung der Ge-
bete legte man den Rumpf des Hundes und dessen Zu-
behör auf ein ganz in der Nähe stehendes Gerüst. Auf
demselben lagen die Ueberbleibsel von zwei andern Hun-
den und zwei Ferkeln, welche man neulich geopfert
hatte, und von denen ein unerträglicher Gestank aus-
duftete, so daß wir uns freiwillig etwas weiter entfernt
hielten, als man von uns verlangte. Wir durften
nämlich, sobald das Opfer von dem Strande nach
dem Marai gebracht worden war, so nahe herantre-
ten, wie wir immer wollten; denn hiermit hatte aller
Ernst und die Aufmerksamkeit unter den Zuschauern
aufgehört.

Des andern Tages wurden die Ceremonien fortge-
setzt. Der königliche Schmuck, Maro, eine Art Gür-
tel, dessen vorhin gedacht wurde, ward zum Vorschein
gebracht und dabei gebetet. Auch das zweite Bündel,
die Bundeslade, enthüllt, doch durften wir dies Heilig-
thum, in welchem, nach der Meinung der Priester, sich
der Eatua Uro befand, nicht von nahe betrachten.
Es hatte die Form eines Zuckerhut s. Nun wurden
zwei Ferkel geschlachtet und das Eingeweide verbrannt,
wobei sich sehr viele gute Zeichen wegen des Kriegszugs
nach Eimeo vorfanden.

Der Unglückliche, den man bei dieser Gelegenheit
zum Opfer gewählt hatte, schien ein Mann von mitt-
lern Jahren, aus dem geringsten Stande. Wir hatten
Gelegenheit den Leichnam des armen Geopferten etwas
genauer zu besichtigen und fanden den rechten Schlaf
zerschmettert, das Gesicht und den Kopf blutig, so daß
die Art seiner Hinrichtnng deutlich zu erkennen war.
Die Einwohner selbst sagten, er sei unversehends mit
einem Stein auf den Kopf geschlagen worden; denn
man giebt denjenigen, die zum Opfer verurtheilt sind,
nicht den geringsten Wink von ihrem bevorstehenden
[Ende Spaltensatz]

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Wir durften nämlich, sobald das Opfer von dem Strande nach dem Marai gebracht worden war, so nahe herantre- ten, wie wir immer wollten; denn hiermit hatte aller Ernst und die Aufmerksamkeit unter den Zuschauern aufgehört. Des andern Tages wurden die Ceremonien fortge- setzt. Der königliche Schmuck, Maro, eine Art Gür- tel, dessen vorhin gedacht wurde, ward zum Vorschein gebracht und dabei gebetet. Auch das zweite Bündel, die Bundeslade, enthüllt, doch durften wir dies Heilig- thum, in welchem, nach der Meinung der Priester, sich der Eatua Uro befand, nicht von nahe betrachten. Es hatte die Form eines Zuckerhut s. Nun wurden zwei Ferkel geschlachtet und das Eingeweide verbrannt, wobei sich sehr viele gute Zeichen wegen des Kriegszugs nach Eimeo vorfanden. Der Unglückliche, den man bei dieser Gelegenheit zum Opfer gewählt hatte, schien ein Mann von mitt- lern Jahren, aus dem geringsten Stande. 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Zitationshilfe: Das Heller-Blatt. Nr. 37. Breslau, 13. September 1834, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_heller37_1834/6>, abgerufen am 28.11.2024.