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Das Heller-Blatt. Nr. 33. Breslau, 16. August 1834.

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Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz] in Europa. Dreihundert Schuh breit, stürzt sich der
60 - 80 Fuß hohe Wasserberg über die Felser. herab,
und der Donner seiner Schaumwogen erschreckt den
Fremden, der die prächtige Naturscene das erste Mal
sieht und hört. Es ist ein Riesensturm; der Perlen-
staub, der überall, wie von einem großen wüthenden
Feuer herumdampft, und wie von einem Wirbelwinde
herumgejagt wird, und allen den großen Massen einen
Schatten ertheilt, der sie gewitterwolkig macht, bildet
ein so fürchterliches Ganzes, mit dem Flug und Schuß
und Drang, und dem An= und Abprellen, und Wir-
[Spaltenumbruch] beln und Sieden und Schäumen in der Tiefe, und dem
Brausen und dem erdbebenartigen Krachen dazwischen,
daß das höchst erhabene Bild nie aus der Seele ver-
schwindet. Man steht hier vor dem Rheinstrome,
gleichsam wie vor dem Jnbegriff aller Quellen, so auf-
gelöst ist er; und doch sind die Massen so stark, daß sie
das Gefühl statt das Auge ergreifen, und die Bewe-
gung so trümmernd heftig, daß dieser Sinn ihr nicht
nachkann. Rund umher ist alles Toben und Wüthen,
und der Strom giebt Stöße an die Felsenwände, wie
ein Erdbeben. Das Bild stellt den Rheinfall getreu vor.

[Ende Spaltensatz] [Abbildung]

Der Rheinfall bei Schaffhausen.

[Beginn Spaltensatz]
Ueber den Honig= und Mehlthau.

Der Mehl= und Honigthau sind unstreitig als
krankhafte Auswüchse der Pflanzen zu betrachten, welche
nach vorhergegangener Hitze und Dürre und den darauf
einfallenden Regen entstehen. Der Boden wird nämlich
durch anhaltende Wärme seiner wässerigen und der da-
mit verbundenen nährenden Bestandtheile für die Pflan-
zen beraubt, die einsaugenden Gefäße der Pflanzen fin-
den nicht so viele wasserhaltige Theile in dem Erdboden,
als zu ihrer Ernährung erforderlich sind, sie werden da-
her krank und ihre von der Wurzel entferntesten Blätter
[Spaltenumbruch] sterben beinahe ganz ab. Je anhaltender die Wärme
wird, desto mehr Blätter verderben, und nur die von
der Erde bedeckten Wurzeln bleiben gesund. Sobald
aber Regen fällt, so saugen die noch gesunden Theile
der Pflanzen und die Wurzeln neue Säfte aus der Erde
an sich und breiten diese in allen Kanälen und Gefäßen
aus. Die von der Hitze ausgetrockneten und verdorbe-
nen Gefäße sind aber jetzt schon zu schwach geworden,
um die wässerigen Bestandtheile in sich aufzunehmen;
sondern sie schwitzen solche aus den Poren ihrer Kanäle
wieder aus, und bilden jene krankhaften, Honig= und
Mehlthau genannten Auswüchse. Dieser Stoff ist zu-
[Ende Spaltensatz]

Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz] in Europa. Dreihundert Schuh breit, stürzt sich der
60 – 80 Fuß hohe Wasserberg über die Felser. herab,
und der Donner seiner Schaumwogen erschreckt den
Fremden, der die prächtige Naturscene das erste Mal
sieht und hört. Es ist ein Riesensturm; der Perlen-
staub, der überall, wie von einem großen wüthenden
Feuer herumdampft, und wie von einem Wirbelwinde
herumgejagt wird, und allen den großen Massen einen
Schatten ertheilt, der sie gewitterwolkig macht, bildet
ein so fürchterliches Ganzes, mit dem Flug und Schuß
und Drang, und dem An= und Abprellen, und Wir-
[Spaltenumbruch] beln und Sieden und Schäumen in der Tiefe, und dem
Brausen und dem erdbebenartigen Krachen dazwischen,
daß das höchst erhabene Bild nie aus der Seele ver-
schwindet. Man steht hier vor dem Rheinstrome,
gleichsam wie vor dem Jnbegriff aller Quellen, so auf-
gelöst ist er; und doch sind die Massen so stark, daß sie
das Gefühl statt das Auge ergreifen, und die Bewe-
gung so trümmernd heftig, daß dieser Sinn ihr nicht
nachkann. Rund umher ist alles Toben und Wüthen,
und der Strom giebt Stöße an die Felsenwände, wie
ein Erdbeben. Das Bild stellt den Rheinfall getreu vor.

[Ende Spaltensatz] [Abbildung]

Der Rheinfall bei Schaffhausen.

[Beginn Spaltensatz]
Ueber den Honig= und Mehlthau.

Der Mehl= und Honigthau sind unstreitig als
krankhafte Auswüchse der Pflanzen zu betrachten, welche
nach vorhergegangener Hitze und Dürre und den darauf
einfallenden Regen entstehen. Der Boden wird nämlich
durch anhaltende Wärme seiner wässerigen und der da-
mit verbundenen nährenden Bestandtheile für die Pflan-
zen beraubt, die einsaugenden Gefäße der Pflanzen fin-
den nicht so viele wasserhaltige Theile in dem Erdboden,
als zu ihrer Ernährung erforderlich sind, sie werden da-
her krank und ihre von der Wurzel entferntesten Blätter
[Spaltenumbruch] sterben beinahe ganz ab. Je anhaltender die Wärme
wird, desto mehr Blätter verderben, und nur die von
der Erde bedeckten Wurzeln bleiben gesund. Sobald
aber Regen fällt, so saugen die noch gesunden Theile
der Pflanzen und die Wurzeln neue Säfte aus der Erde
an sich und breiten diese in allen Kanälen und Gefäßen
aus. Die von der Hitze ausgetrockneten und verdorbe-
nen Gefäße sind aber jetzt schon zu schwach geworden,
um die wässerigen Bestandtheile in sich aufzunehmen;
sondern sie schwitzen solche aus den Poren ihrer Kanäle
wieder aus, und bilden jene krankhaften, Honig= und
Mehlthau genannten Auswüchse. Dieser Stoff ist zu-
[Ende Spaltensatz]

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[261/0005] Das Heller=Blatt. in Europa. Dreihundert Schuh breit, stürzt sich der 60 – 80 Fuß hohe Wasserberg über die Felser. herab, und der Donner seiner Schaumwogen erschreckt den Fremden, der die prächtige Naturscene das erste Mal sieht und hört. Es ist ein Riesensturm; der Perlen- staub, der überall, wie von einem großen wüthenden Feuer herumdampft, und wie von einem Wirbelwinde herumgejagt wird, und allen den großen Massen einen Schatten ertheilt, der sie gewitterwolkig macht, bildet ein so fürchterliches Ganzes, mit dem Flug und Schuß und Drang, und dem An= und Abprellen, und Wir- beln und Sieden und Schäumen in der Tiefe, und dem Brausen und dem erdbebenartigen Krachen dazwischen, daß das höchst erhabene Bild nie aus der Seele ver- schwindet. Man steht hier vor dem Rheinstrome, gleichsam wie vor dem Jnbegriff aller Quellen, so auf- gelöst ist er; und doch sind die Massen so stark, daß sie das Gefühl statt das Auge ergreifen, und die Bewe- gung so trümmernd heftig, daß dieser Sinn ihr nicht nachkann. Rund umher ist alles Toben und Wüthen, und der Strom giebt Stöße an die Felsenwände, wie ein Erdbeben. Das Bild stellt den Rheinfall getreu vor. [Abbildung Der Rheinfall bei Schaffhausen. ] Ueber den Honig= und Mehlthau. Der Mehl= und Honigthau sind unstreitig als krankhafte Auswüchse der Pflanzen zu betrachten, welche nach vorhergegangener Hitze und Dürre und den darauf einfallenden Regen entstehen. Der Boden wird nämlich durch anhaltende Wärme seiner wässerigen und der da- mit verbundenen nährenden Bestandtheile für die Pflan- zen beraubt, die einsaugenden Gefäße der Pflanzen fin- den nicht so viele wasserhaltige Theile in dem Erdboden, als zu ihrer Ernährung erforderlich sind, sie werden da- her krank und ihre von der Wurzel entferntesten Blätter sterben beinahe ganz ab. Je anhaltender die Wärme wird, desto mehr Blätter verderben, und nur die von der Erde bedeckten Wurzeln bleiben gesund. Sobald aber Regen fällt, so saugen die noch gesunden Theile der Pflanzen und die Wurzeln neue Säfte aus der Erde an sich und breiten diese in allen Kanälen und Gefäßen aus. Die von der Hitze ausgetrockneten und verdorbe- nen Gefäße sind aber jetzt schon zu schwach geworden, um die wässerigen Bestandtheile in sich aufzunehmen; sondern sie schwitzen solche aus den Poren ihrer Kanäle wieder aus, und bilden jene krankhaften, Honig= und Mehlthau genannten Auswüchse. Dieser Stoff ist zu-

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Zitationshilfe: Das Heller-Blatt. Nr. 33. Breslau, 16. August 1834, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_heller33_1834/5>, abgerufen am 21.11.2024.