Das Gebäude ist 180 Schuhe hoch, 290 lang, 260 breit und von 8 Halbkuppeln und 4 Minarets ( türkische Thürme ) umgeben. Sie ist, wie einst den Christen, so jetzt den Türken ein heiliges Gebäude, und ihre Pracht hält man für unübertroffen.
Die Vögel Ostindiens.
Die ostindischen Vögel zeichnen sich sowohl durch ihre Anzahl, als auch durch die Schönheit ihres Gefie- ders aus. Die strahlenden Farben des Pfaues glänzen noch jetzt in den Dickichten, in allen Theilen des Lan- des, wie zur Zeit des mazedonischen Eroberers, der an ihrer Schönheit so viele Freude hatte, daß er bei schweren Strafen seinen Soldaten die Tödtung verbot. Jn den Hainen und Gebüschen auf der malabarischen Küste sind fie vorzüglich häufig, und werden zur Nachtzeit, mit einer Fackel und einer Abildung eines Pfaues auf Leinwand, gefangen. Die Familie der Papageien findet sich in allen ihren Verschiedenheiten an Gestalt und Farbe, und das Ohr wird von ihrem Geschrei im eigentlichen Sinne des Wortes betäubt. Die ostindischen Vögel haben aber viele Feinde, sowohl sie selbst, als der Jnhalt ihrer Nester, und dies hat Mehrere zu dem kunstreichsten Baue der Nester geführt, die man unter den gefiederten Bewohnern der Erde fin- det. Einer der schlimmsten und gefürchtetsten Feinde ist die Baumschlange, welche zu jeder beliebigen Höhe emporklettern, und an dem schwächsten Aestchen sich festhalten kann. Um sich gegen diesen Feind zu schützen, befestigt ein kleiner gefiederter Bewohner der Nachbar- schaft Bombays, sein winziges Nestchen an die Spitze der Blätter der Palmyrapalme, wohin die Schlange nicht reichen kann, und zieht hier seine Jungen in Si- cherheit auf. Von allen geflügelten Baukünstlern Ost- indiens aber, oder vielleicht jedes andern Landes, ist der ostindische Dickschnäbler einer der kunstreichsten. Er hat die Größe unsers Sperlings, und deshalb würde sein Nest das Blatt bis zu einem andern nieder- drücken, und den Schatz, den es enthält, in die ver- derbliche Nähe des Feindes bringen. Um dies zu ver- hüten, nimmt er zu einem höchst sinnreichen Mittel seine Zuflucht. Er nistet auf mehrern Bäumen, zieht aber den ostindischen Feigenbaum vor; wählt sich dann das schwächste Zweigchen aus, flicht aus Gras und andern Fäden einen, zum wenigsten anderthalb Fuß langen, Strick, an dessen Ende er sein kleines, künst- lich gebautes, Nest befestigt. Aeußerlich besteht es aus denselben Stoffen, wie der Strick, an welchem es hängt, und ist wie ein Korb geflochten. Jm Jn- nern unterscheidet es sich von den meisten Vogelnestern, und enthält drei Abtheilungen, die zum Theil von ein- ander geschieden sind, und nur einen gemeinschaftlichen Eingang haben. Die erste Abtheilung gehört dem [Spaltenumbruch]
Männchen, welches wacht, während das Weibchen brütet, und sich mit seinem, im Verhältniß starken, Schnabel gegen einen nicht zu großen Feind mit Glück vertheidigen kann, währen der Strick, an welchem das Nest hängt, hinreichenden Schutz gegen die Schlange ge- währt. Die zweite Abtheilung ist für das Weibchen be- stimmt und die dritte, sicherste, für die Jungen. Das Nest ist an sich schon künstlich genug; diejenigen aber, denen es Freude macht, die Natur aus eigenen Mitteln zu ver- bessern, beschreiben es noch künstlicher. Das Männ- chen hat gewöhnlich ein Licht in seinem Gemache. Jn einem Winkel desselben findet sich gewöhnlich ein Häuf- chen nassen Thons, worauf ein oder mehrere Glühwür- mer angeklebt sind, die das Zimmerchen hinlänglich er- leuchten. Der Vogel zieht diese Jnsekten allen andern vor, weil sie ihr Leuchten verräth, indem sie im Zwielicht gefangen werden können und seinen Jungen zur Nah- rung dienen. Bringt der Vogel diese Jnsekten wirk- lich zur Erleuchtung seines Nestes in dasselbe, so ist dies gewiß eines der größten Wunder, welches die thie- rische Schöpfung aufzuweisen hat; vielleicht sammelt er sie aber auch nur als einen Nahrungsvorrath.
Der nahrhafte Knollen von Van Diemens Land.
Jn dem Boden dieses Landes hat man in der Tiefe von 1 bis1 1 / 2 Fuß eine sonderbare Substanz gefunden. Bisher ist sie noch nicht beschrieben worden, aber man nennt sie das einheimische Brod. Sie hat eine dünne Schaale, eine runde Gestalt, wie die Patate oder der Yams, nnd ist bisweilen so groß wie ein Menschen- kopf. Wenn man sie zerschneidet, so scheint es, als ob sie aus einer festen schwammigen Masse bestehe, welche eine bedeutende Menge Nahrungsstoff enthält. Man hat weder eine Wurzel noch eine Faser darin gefunden, so daß man sie bisweilen für eine Art Erdpolyp gehal- ten hat, welche ein Prinzip thierischen Lebens besitzt. Jhr Daseyn bemerken die Eingebornen blos an einem äußerst kleinen Blatte, welches aus der Erde hervor- kommt und mit derselben vermittelst sehr dünner und zarter Fasern in Verbindung steht, die zerbrechen, wenn die Knolle herausgenommen wird.
Zahme Seehunde.
Unter den guten Eigenschaften der Seehunde zeich- net sich besonders ihre Fähigkeit, sich wie ein gewöhn- licher Hund zähmen zu lassen, aus. Einen jungen Seehund, der in einer geringen Entfernung vom Meere gefangen wurde, machte man auf folgende Art zahm: er wurde in ein Gefäß mit Seewasser gesteckt, in wel- chem er sich die meiste Zeit aufhielt, doch kroch er auch zuweilen im Hause herum und näherte sich sogar dem [Ende Spaltensatz]
Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz]
Das Gebäude ist 180 Schuhe hoch, 290 lang, 260 breit und von 8 Halbkuppeln und 4 Minarets ( türkische Thürme ) umgeben. Sie ist, wie einst den Christen, so jetzt den Türken ein heiliges Gebäude, und ihre Pracht hält man für unübertroffen.
Die Vögel Ostindiens.
Die ostindischen Vögel zeichnen sich sowohl durch ihre Anzahl, als auch durch die Schönheit ihres Gefie- ders aus. Die strahlenden Farben des Pfaues glänzen noch jetzt in den Dickichten, in allen Theilen des Lan- des, wie zur Zeit des mazedonischen Eroberers, der an ihrer Schönheit so viele Freude hatte, daß er bei schweren Strafen seinen Soldaten die Tödtung verbot. Jn den Hainen und Gebüschen auf der malabarischen Küste sind fie vorzüglich häufig, und werden zur Nachtzeit, mit einer Fackel und einer Abildung eines Pfaues auf Leinwand, gefangen. Die Familie der Papageien findet sich in allen ihren Verschiedenheiten an Gestalt und Farbe, und das Ohr wird von ihrem Geschrei im eigentlichen Sinne des Wortes betäubt. Die ostindischen Vögel haben aber viele Feinde, sowohl sie selbst, als der Jnhalt ihrer Nester, und dies hat Mehrere zu dem kunstreichsten Baue der Nester geführt, die man unter den gefiederten Bewohnern der Erde fin- det. Einer der schlimmsten und gefürchtetsten Feinde ist die Baumschlange, welche zu jeder beliebigen Höhe emporklettern, und an dem schwächsten Aestchen sich festhalten kann. Um sich gegen diesen Feind zu schützen, befestigt ein kleiner gefiederter Bewohner der Nachbar- schaft Bombays, sein winziges Nestchen an die Spitze der Blätter der Palmyrapalme, wohin die Schlange nicht reichen kann, und zieht hier seine Jungen in Si- cherheit auf. Von allen geflügelten Baukünstlern Ost- indiens aber, oder vielleicht jedes andern Landes, ist der ostindische Dickschnäbler einer der kunstreichsten. Er hat die Größe unsers Sperlings, und deshalb würde sein Nest das Blatt bis zu einem andern nieder- drücken, und den Schatz, den es enthält, in die ver- derbliche Nähe des Feindes bringen. Um dies zu ver- hüten, nimmt er zu einem höchst sinnreichen Mittel seine Zuflucht. Er nistet auf mehrern Bäumen, zieht aber den ostindischen Feigenbaum vor; wählt sich dann das schwächste Zweigchen aus, flicht aus Gras und andern Fäden einen, zum wenigsten anderthalb Fuß langen, Strick, an dessen Ende er sein kleines, künst- lich gebautes, Nest befestigt. Aeußerlich besteht es aus denselben Stoffen, wie der Strick, an welchem es hängt, und ist wie ein Korb geflochten. Jm Jn- nern unterscheidet es sich von den meisten Vogelnestern, und enthält drei Abtheilungen, die zum Theil von ein- ander geschieden sind, und nur einen gemeinschaftlichen Eingang haben. Die erste Abtheilung gehört dem [Spaltenumbruch]
Männchen, welches wacht, während das Weibchen brütet, und sich mit seinem, im Verhältniß starken, Schnabel gegen einen nicht zu großen Feind mit Glück vertheidigen kann, währen der Strick, an welchem das Nest hängt, hinreichenden Schutz gegen die Schlange ge- währt. Die zweite Abtheilung ist für das Weibchen be- stimmt und die dritte, sicherste, für die Jungen. Das Nest ist an sich schon künstlich genug; diejenigen aber, denen es Freude macht, die Natur aus eigenen Mitteln zu ver- bessern, beschreiben es noch künstlicher. Das Männ- chen hat gewöhnlich ein Licht in seinem Gemache. Jn einem Winkel desselben findet sich gewöhnlich ein Häuf- chen nassen Thons, worauf ein oder mehrere Glühwür- mer angeklebt sind, die das Zimmerchen hinlänglich er- leuchten. Der Vogel zieht diese Jnsekten allen andern vor, weil sie ihr Leuchten verräth, indem sie im Zwielicht gefangen werden können und seinen Jungen zur Nah- rung dienen. Bringt der Vogel diese Jnsekten wirk- lich zur Erleuchtung seines Nestes in dasselbe, so ist dies gewiß eines der größten Wunder, welches die thie- rische Schöpfung aufzuweisen hat; vielleicht sammelt er sie aber auch nur als einen Nahrungsvorrath.
Der nahrhafte Knollen von Van Diemens Land.
Jn dem Boden dieses Landes hat man in der Tiefe von 1 bis1 1 / 2 Fuß eine sonderbare Substanz gefunden. Bisher ist sie noch nicht beschrieben worden, aber man nennt sie das einheimische Brod. Sie hat eine dünne Schaale, eine runde Gestalt, wie die Patate oder der Yams, nnd ist bisweilen so groß wie ein Menschen- kopf. Wenn man sie zerschneidet, so scheint es, als ob sie aus einer festen schwammigen Masse bestehe, welche eine bedeutende Menge Nahrungsstoff enthält. Man hat weder eine Wurzel noch eine Faser darin gefunden, so daß man sie bisweilen für eine Art Erdpolyp gehal- ten hat, welche ein Prinzip thierischen Lebens besitzt. Jhr Daseyn bemerken die Eingebornen blos an einem äußerst kleinen Blatte, welches aus der Erde hervor- kommt und mit derselben vermittelst sehr dünner und zarter Fasern in Verbindung steht, die zerbrechen, wenn die Knolle herausgenommen wird.
Zahme Seehunde.
Unter den guten Eigenschaften der Seehunde zeich- net sich besonders ihre Fähigkeit, sich wie ein gewöhn- licher Hund zähmen zu lassen, aus. Einen jungen Seehund, der in einer geringen Entfernung vom Meere gefangen wurde, machte man auf folgende Art zahm: er wurde in ein Gefäß mit Seewasser gesteckt, in wel- chem er sich die meiste Zeit aufhielt, doch kroch er auch zuweilen im Hause herum und näherte sich sogar dem [Ende Spaltensatz]
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[115/0003]
Das Heller=Blatt.
Das Gebäude ist 180 Schuhe hoch, 290 lang,
260 breit und von 8 Halbkuppeln und 4 Minarets
( türkische Thürme ) umgeben. Sie ist, wie einst den
Christen, so jetzt den Türken ein heiliges Gebäude, und
ihre Pracht hält man für unübertroffen.
Die Vögel Ostindiens.
Die ostindischen Vögel zeichnen sich sowohl durch
ihre Anzahl, als auch durch die Schönheit ihres Gefie-
ders aus. Die strahlenden Farben des Pfaues glänzen
noch jetzt in den Dickichten, in allen Theilen des Lan-
des, wie zur Zeit des mazedonischen Eroberers, der
an ihrer Schönheit so viele Freude hatte, daß er bei
schweren Strafen seinen Soldaten die Tödtung verbot.
Jn den Hainen und Gebüschen auf der malabarischen
Küste sind fie vorzüglich häufig, und werden zur
Nachtzeit, mit einer Fackel und einer Abildung eines
Pfaues auf Leinwand, gefangen. Die Familie der
Papageien findet sich in allen ihren Verschiedenheiten
an Gestalt und Farbe, und das Ohr wird von ihrem
Geschrei im eigentlichen Sinne des Wortes betäubt.
Die ostindischen Vögel haben aber viele Feinde, sowohl
sie selbst, als der Jnhalt ihrer Nester, und dies hat
Mehrere zu dem kunstreichsten Baue der Nester geführt,
die man unter den gefiederten Bewohnern der Erde fin-
det. Einer der schlimmsten und gefürchtetsten Feinde
ist die Baumschlange, welche zu jeder beliebigen Höhe
emporklettern, und an dem schwächsten Aestchen sich
festhalten kann. Um sich gegen diesen Feind zu schützen,
befestigt ein kleiner gefiederter Bewohner der Nachbar-
schaft Bombays, sein winziges Nestchen an die Spitze
der Blätter der Palmyrapalme, wohin die Schlange
nicht reichen kann, und zieht hier seine Jungen in Si-
cherheit auf. Von allen geflügelten Baukünstlern Ost-
indiens aber, oder vielleicht jedes andern Landes, ist
der ostindische Dickschnäbler einer der kunstreichsten.
Er hat die Größe unsers Sperlings, und deshalb
würde sein Nest das Blatt bis zu einem andern nieder-
drücken, und den Schatz, den es enthält, in die ver-
derbliche Nähe des Feindes bringen. Um dies zu ver-
hüten, nimmt er zu einem höchst sinnreichen Mittel
seine Zuflucht. Er nistet auf mehrern Bäumen, zieht
aber den ostindischen Feigenbaum vor; wählt sich dann
das schwächste Zweigchen aus, flicht aus Gras und
andern Fäden einen, zum wenigsten anderthalb Fuß
langen, Strick, an dessen Ende er sein kleines, künst-
lich gebautes, Nest befestigt. Aeußerlich besteht es
aus denselben Stoffen, wie der Strick, an welchem
es hängt, und ist wie ein Korb geflochten. Jm Jn-
nern unterscheidet es sich von den meisten Vogelnestern,
und enthält drei Abtheilungen, die zum Theil von ein-
ander geschieden sind, und nur einen gemeinschaftlichen
Eingang haben. Die erste Abtheilung gehört dem
Männchen, welches wacht, während das Weibchen
brütet, und sich mit seinem, im Verhältniß starken,
Schnabel gegen einen nicht zu großen Feind mit Glück
vertheidigen kann, währen der Strick, an welchem das
Nest hängt, hinreichenden Schutz gegen die Schlange ge-
währt. Die zweite Abtheilung ist für das Weibchen be-
stimmt und die dritte, sicherste, für die Jungen. Das Nest
ist an sich schon künstlich genug; diejenigen aber, denen es
Freude macht, die Natur aus eigenen Mitteln zu ver-
bessern, beschreiben es noch künstlicher. Das Männ-
chen hat gewöhnlich ein Licht in seinem Gemache. Jn
einem Winkel desselben findet sich gewöhnlich ein Häuf-
chen nassen Thons, worauf ein oder mehrere Glühwür-
mer angeklebt sind, die das Zimmerchen hinlänglich er-
leuchten. Der Vogel zieht diese Jnsekten allen andern
vor, weil sie ihr Leuchten verräth, indem sie im Zwielicht
gefangen werden können und seinen Jungen zur Nah-
rung dienen. Bringt der Vogel diese Jnsekten wirk-
lich zur Erleuchtung seines Nestes in dasselbe, so ist
dies gewiß eines der größten Wunder, welches die thie-
rische Schöpfung aufzuweisen hat; vielleicht sammelt
er sie aber auch nur als einen Nahrungsvorrath.
Der nahrhafte Knollen von Van
Diemens Land.
Jn dem Boden dieses Landes hat man in der Tiefe
von 1 bis1 1 / 2 Fuß eine sonderbare Substanz gefunden.
Bisher ist sie noch nicht beschrieben worden, aber man
nennt sie das einheimische Brod. Sie hat eine
dünne Schaale, eine runde Gestalt, wie die Patate oder
der Yams, nnd ist bisweilen so groß wie ein Menschen-
kopf. Wenn man sie zerschneidet, so scheint es, als ob
sie aus einer festen schwammigen Masse bestehe, welche
eine bedeutende Menge Nahrungsstoff enthält. Man
hat weder eine Wurzel noch eine Faser darin gefunden,
so daß man sie bisweilen für eine Art Erdpolyp gehal-
ten hat, welche ein Prinzip thierischen Lebens besitzt.
Jhr Daseyn bemerken die Eingebornen blos an einem
äußerst kleinen Blatte, welches aus der Erde hervor-
kommt und mit derselben vermittelst sehr dünner und
zarter Fasern in Verbindung steht, die zerbrechen, wenn
die Knolle herausgenommen wird.
Zahme Seehunde.
Unter den guten Eigenschaften der Seehunde zeich-
net sich besonders ihre Fähigkeit, sich wie ein gewöhn-
licher Hund zähmen zu lassen, aus. Einen jungen
Seehund, der in einer geringen Entfernung vom Meere
gefangen wurde, machte man auf folgende Art zahm:
er wurde in ein Gefäß mit Seewasser gesteckt, in wel-
chem er sich die meiste Zeit aufhielt, doch kroch er auch
zuweilen im Hause herum und näherte sich sogar dem
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Das Heller-Blatt. Nr. 15. Breslau, 12. April 1834, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_heller15_1834/3>, abgerufen am 22.02.2025.
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