Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Das Heller-Blatt. Nr. 11. Breslau, 15. März 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz] gelbgrünen Früchten ansetzen, die wie Gurken aussehen,
inwendig ein grün=gelbes Fleisch und schwarze aber
taube Kerne haben und vortrefflich schmecken. Die
Pflanze selbst dauert nur ein Jahr, und stirbt ab, so-
bald die Früchte reif sind. Aus dem Safte der Früchte,
die den Bewohnern der heißen Länder zur gewöhnlichen
Nahrung dienen, wird auch durch Gährung ein geistiges
Getränk bereitet; der Stamm aber, der viele Fasern
hat, wird wie Flachs verarbeitet. Man findet auch in
Deutschland in Treibhäusern und Ziergärten bisweilen
Pisang.



Die Tigerjagd in Paraguay.

Die Umgegend von Monte Video in Südamerika,
so wie die weiten Steppen von Paraguay, wird von den
Gautschos, einem indianischen Völkerstamme, be-
wohnt, der, alle Bequemlichkeiten entbehrend, von
Jugend auf ein unabhängiges thätiges Leben führt, und
seinen Ruhm in die Bändigung der wildesten Pferde
setzt. Jn einen groben Mantel gehüllt, den Kopf mit
[Spaltenumbruch] einem großen breiträndrigen Hut bedeckt, bieten sie auf
ihren Rennern den Elementen Trotz. Unempfindlich ge-
gen die Kälte, geben sie sich auch der größten Hitze
Preis, ohne Nachtheil zu empfinden. Werden sie
hungrig, so wissen sie bald nährende Wurzeln oder
Früchte aufzufinden; werden sie durstig, so geben sie
ihren Pferden ein Zeichen, und diese sprengen mit ihnen
in vollem Laufe zu einer Quelle. Sie besitzen eine außer-
ordentliche Ortskenntniß, und treten getrost in die un-
ermeßlichen Ebenen ihres Landes ihre Reisen an. Jhr
einziger Wegweiser ist die Sonne. Eine Schlinge in
der Hand und zwei scharfe Messer in seinen Stiefeln,
kennt der Gautscho keine Furcht. Erstere wissen sie
so geschickt zu gebrauchen, daß schon die frühesten Be-
richte, als die Spanier das Land eroberten, davon er-
zählen. Sie sprengten an die Verschanzungen der Er-
oberer heran, und fingen die Schildwachen weg. Die
Ebenen, welche die Gautschos durchstreifen, sind
mit einer ungeheuern Menge von Pferden und Maul-
thieren bedeckt. Auf einem schon zugerittenen Renner
stürzt er sich in einen Haufen wilder Pferde. Die
Schlinge ist geworfen und ein Pferd gefangen, das

[Ende Spaltensatz] [Abbildung]

Die Tigerjagd in Paraguay.


[Beginn Spaltensatz]

sich vergebens anstrengt, die Freiheit wieder zu er-
langen. Bald ist es zugeritten, trotz des größten
Sträubens.

[Spaltenumbruch]

Beim Anblick des Tigers ergreifen fast alle andern
Thiere die Flucht, vorzüglich flößt er dem Pferde einen
furchtbaren Schrecken ein. Der Gautscho lehrt es,
[Ende Spaltensatz]

Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz] gelbgrünen Früchten ansetzen, die wie Gurken aussehen,
inwendig ein grün=gelbes Fleisch und schwarze aber
taube Kerne haben und vortrefflich schmecken. Die
Pflanze selbst dauert nur ein Jahr, und stirbt ab, so-
bald die Früchte reif sind. Aus dem Safte der Früchte,
die den Bewohnern der heißen Länder zur gewöhnlichen
Nahrung dienen, wird auch durch Gährung ein geistiges
Getränk bereitet; der Stamm aber, der viele Fasern
hat, wird wie Flachs verarbeitet. Man findet auch in
Deutschland in Treibhäusern und Ziergärten bisweilen
Pisang.



Die Tigerjagd in Paraguay.

Die Umgegend von Monte Video in Südamerika,
so wie die weiten Steppen von Paraguay, wird von den
Gautschos, einem indianischen Völkerstamme, be-
wohnt, der, alle Bequemlichkeiten entbehrend, von
Jugend auf ein unabhängiges thätiges Leben führt, und
seinen Ruhm in die Bändigung der wildesten Pferde
setzt. Jn einen groben Mantel gehüllt, den Kopf mit
[Spaltenumbruch] einem großen breiträndrigen Hut bedeckt, bieten sie auf
ihren Rennern den Elementen Trotz. Unempfindlich ge-
gen die Kälte, geben sie sich auch der größten Hitze
Preis, ohne Nachtheil zu empfinden. Werden sie
hungrig, so wissen sie bald nährende Wurzeln oder
Früchte aufzufinden; werden sie durstig, so geben sie
ihren Pferden ein Zeichen, und diese sprengen mit ihnen
in vollem Laufe zu einer Quelle. Sie besitzen eine außer-
ordentliche Ortskenntniß, und treten getrost in die un-
ermeßlichen Ebenen ihres Landes ihre Reisen an. Jhr
einziger Wegweiser ist die Sonne. Eine Schlinge in
der Hand und zwei scharfe Messer in seinen Stiefeln,
kennt der Gautscho keine Furcht. Erstere wissen sie
so geschickt zu gebrauchen, daß schon die frühesten Be-
richte, als die Spanier das Land eroberten, davon er-
zählen. Sie sprengten an die Verschanzungen der Er-
oberer heran, und fingen die Schildwachen weg. Die
Ebenen, welche die Gautschos durchstreifen, sind
mit einer ungeheuern Menge von Pferden und Maul-
thieren bedeckt. Auf einem schon zugerittenen Renner
stürzt er sich in einen Haufen wilder Pferde. Die
Schlinge ist geworfen und ein Pferd gefangen, das

[Ende Spaltensatz] [Abbildung]

Die Tigerjagd in Paraguay.


[Beginn Spaltensatz]

sich vergebens anstrengt, die Freiheit wieder zu er-
langen. Bald ist es zugeritten, trotz des größten
Sträubens.

[Spaltenumbruch]

Beim Anblick des Tigers ergreifen fast alle andern
Thiere die Flucht, vorzüglich flößt er dem Pferde einen
furchtbaren Schrecken ein. Der Gautscho lehrt es,
[Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jArticle" n="1">
        <p><pb facs="#f0005" n="85"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Das Heller=Blatt.</hi></fw><cb type="start"/>
gelbgrünen Früchten ansetzen, die wie Gurken aussehen,<lb/>
inwendig ein grün=gelbes Fleisch und schwarze aber<lb/>
taube Kerne haben und vortrefflich schmecken. Die<lb/>
Pflanze selbst dauert nur ein Jahr, und stirbt ab, so-<lb/>
bald die Früchte reif sind. Aus dem Safte der Früchte,<lb/>
die den Bewohnern der heißen Länder zur gewöhnlichen<lb/>
Nahrung dienen, wird auch durch Gährung ein geistiges<lb/>
Getränk bereitet; der Stamm aber, der viele Fasern<lb/>
hat, wird wie Flachs verarbeitet. Man findet auch in<lb/>
Deutschland in Treibhäusern und Ziergärten bisweilen<lb/>
Pisang.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Die Tigerjagd in Paraguay</hi>.</hi> </head><lb/>
        <p>Die Umgegend von Monte Video in Südamerika,<lb/>
so wie die weiten Steppen von Paraguay, wird von den<lb/><hi rendition="#g">Gautschos,</hi> einem indianischen Völkerstamme, be-<lb/>
wohnt, der, alle Bequemlichkeiten entbehrend, von<lb/>
Jugend auf ein unabhängiges thätiges Leben führt, und<lb/>
seinen Ruhm in die Bändigung der wildesten Pferde<lb/>
setzt. Jn einen groben Mantel gehüllt, den Kopf mit<lb/><cb n="2"/>
einem großen breiträndrigen Hut bedeckt, bieten sie auf<lb/>
ihren Rennern den Elementen Trotz. Unempfindlich ge-<lb/>
gen die Kälte, geben sie sich auch der größten Hitze<lb/>
Preis, ohne Nachtheil zu empfinden. Werden sie<lb/>
hungrig, so wissen sie bald nährende Wurzeln oder<lb/>
Früchte aufzufinden; werden sie durstig, so geben sie<lb/>
ihren Pferden ein Zeichen, und diese sprengen mit ihnen<lb/>
in vollem Laufe zu einer Quelle. Sie besitzen eine außer-<lb/>
ordentliche Ortskenntniß, und treten getrost in die un-<lb/>
ermeßlichen Ebenen ihres Landes ihre Reisen an. Jhr<lb/>
einziger Wegweiser ist die Sonne. Eine Schlinge in<lb/>
der Hand und zwei scharfe Messer in seinen Stiefeln,<lb/>
kennt der <hi rendition="#g">Gautscho</hi> keine Furcht. Erstere wissen sie<lb/>
so geschickt zu gebrauchen, daß schon die frühesten Be-<lb/>
richte, als die Spanier das Land eroberten, davon er-<lb/>
zählen. Sie sprengten an die Verschanzungen der Er-<lb/>
oberer heran, und fingen die Schildwachen weg. Die<lb/>
Ebenen, welche die <hi rendition="#g">Gautschos</hi> durchstreifen, sind<lb/>
mit einer ungeheuern Menge von Pferden und Maul-<lb/>
thieren bedeckt. Auf einem schon zugerittenen Renner<lb/>
stürzt er sich in einen Haufen wilder Pferde. Die<lb/>
Schlinge ist geworfen und ein Pferd gefangen, das</p>
        <cb type="end"/>
        <figure>
          <p> <hi rendition="#c #g">Die Tigerjagd in Paraguay.</hi> </p>
        </figure><lb/>
        <cb type="start"/>
        <p>sich vergebens anstrengt, die Freiheit wieder zu er-<lb/>
langen. Bald ist es zugeritten, trotz des größten<lb/>
Sträubens.</p><lb/>
        <cb n="2"/>
        <p>Beim Anblick des Tigers ergreifen fast alle andern<lb/>
Thiere die Flucht, vorzüglich flößt er dem Pferde einen<lb/>
furchtbaren Schrecken ein. Der <hi rendition="#g">Gautscho</hi> lehrt es,<lb/><cb type="end"/>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[85/0005] Das Heller=Blatt. gelbgrünen Früchten ansetzen, die wie Gurken aussehen, inwendig ein grün=gelbes Fleisch und schwarze aber taube Kerne haben und vortrefflich schmecken. Die Pflanze selbst dauert nur ein Jahr, und stirbt ab, so- bald die Früchte reif sind. Aus dem Safte der Früchte, die den Bewohnern der heißen Länder zur gewöhnlichen Nahrung dienen, wird auch durch Gährung ein geistiges Getränk bereitet; der Stamm aber, der viele Fasern hat, wird wie Flachs verarbeitet. Man findet auch in Deutschland in Treibhäusern und Ziergärten bisweilen Pisang. Die Tigerjagd in Paraguay. Die Umgegend von Monte Video in Südamerika, so wie die weiten Steppen von Paraguay, wird von den Gautschos, einem indianischen Völkerstamme, be- wohnt, der, alle Bequemlichkeiten entbehrend, von Jugend auf ein unabhängiges thätiges Leben führt, und seinen Ruhm in die Bändigung der wildesten Pferde setzt. Jn einen groben Mantel gehüllt, den Kopf mit einem großen breiträndrigen Hut bedeckt, bieten sie auf ihren Rennern den Elementen Trotz. Unempfindlich ge- gen die Kälte, geben sie sich auch der größten Hitze Preis, ohne Nachtheil zu empfinden. Werden sie hungrig, so wissen sie bald nährende Wurzeln oder Früchte aufzufinden; werden sie durstig, so geben sie ihren Pferden ein Zeichen, und diese sprengen mit ihnen in vollem Laufe zu einer Quelle. Sie besitzen eine außer- ordentliche Ortskenntniß, und treten getrost in die un- ermeßlichen Ebenen ihres Landes ihre Reisen an. Jhr einziger Wegweiser ist die Sonne. Eine Schlinge in der Hand und zwei scharfe Messer in seinen Stiefeln, kennt der Gautscho keine Furcht. Erstere wissen sie so geschickt zu gebrauchen, daß schon die frühesten Be- richte, als die Spanier das Land eroberten, davon er- zählen. Sie sprengten an die Verschanzungen der Er- oberer heran, und fingen die Schildwachen weg. Die Ebenen, welche die Gautschos durchstreifen, sind mit einer ungeheuern Menge von Pferden und Maul- thieren bedeckt. Auf einem schon zugerittenen Renner stürzt er sich in einen Haufen wilder Pferde. Die Schlinge ist geworfen und ein Pferd gefangen, das [Abbildung Die Tigerjagd in Paraguay. ] sich vergebens anstrengt, die Freiheit wieder zu er- langen. Bald ist es zugeritten, trotz des größten Sträubens. Beim Anblick des Tigers ergreifen fast alle andern Thiere die Flucht, vorzüglich flößt er dem Pferde einen furchtbaren Schrecken ein. Der Gautscho lehrt es,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Peter Fankhauser: Automatische Transformation von TUSTEP nach TEI P5 (DTA-Basisformat).
Deutsches Textarchiv: Metadatenerfassung
Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und Volltext-Transkription
Susanne Haaf, Rahel Hartz, Nicole Postelt: Nachkorrektur und Vervollständigung der TEI/DTABf-Annotation
Rahel Hartz: Artikelstrukturierung

Weitere Informationen:

Dieser Text wurde aus dem TUSTEP-Format nach TEI-P5 konvertiert und anschließend in das DTA-Basisformat überführt.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_heller11_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_heller11_1834/5
Zitationshilfe: Das Heller-Blatt. Nr. 11. Breslau, 15. März 1834, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_heller11_1834/5>, abgerufen am 06.07.2024.