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Das Heller-Blatt. Nr. 9. Breslau, 1. März 1834.

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Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz] völlig wilden Stämmen der Ur=Einwohner Brasiliens.
Sie zeichnen sich durch die beharrliche Gegenwehr, welche
sie der portugiesischen jetzt einheimischen Regierung lei-
steten und noch leisten, so wie durch kriegerischen Geist
und durch die Sitte, Menschenfleisch zu essen, aus.
Ein dauerndes Einverständniß mit ihnen hat nie statt
gefunden, und ewiger Krieg ihnen erklärt. Sie tödten
alle durch List oder Krieg in ihre Hände gefallenen Feinde
und braten sie, was in ihren Augen der beste Leckerbis-
sen ist. Man verschont daher auch Seitens der Regie-
rung den zahlreichen Stamm der Botocuden nirgends
mehr, und sie werden ohne Unterschied des Alters und
Geschlechts ausgerottet und wie das Wild gejagt und
gehetzt. Oeftre Versuche, diese Wilden durch Mensch-
lichkeit zu sanfteren Gesinnungen zu bewegen, sind fast
überall fehlgeschlagen, und selbst, wenn sie durch Hän-
deklatschen ( ihr Friedenszeichen ) zu erkennen gaben, daß
der Krieg aufgehört, ermordeten sie doch auf der Stelle
[Spaltenumbruch] diejenigen, welche sich im Vertrauen darauf zu ihnen
gewagt hatten.

Die Gegend, in denen diese Menschen leben, wim-
melt von Raubthieren und Schlangen, aber der schreck-
lichste Bewohner jener Urwälder ist der rohe, wilde Bo-
tocude. Die Pflanzungen sind durch Militairposten ge-
schützt, deren Soldaten mit Panzerröcken gegen die
Pfeilschüsse der Wilden geschützt sind. Nicht leicht
dringt, selbst in der Nähe darauf abgeschossen, der
kräftigste Pfeil in einen solchen Rock ein, und nie bleibt
ihm so viel Kraft, den Körper bedeutend zu verwunden.
Kugeln dringen jedoch durch, aber selbst starker Schroot
nicht. Diese Soldaten bilden in Gefechten gegen die
Botocuden die erste Reihe. Die Pflanzungen sind ge-
gen die Ueberfälle der Wilden durch starke Verhaue ziem-
lich geschützt, und die zahlreichen Hunde sind ebenfalls
ein Mittel, Ueberfälle zu vereiteln. Aber mehrfach
setzen die großen Kriegshaufen dieser Unmenschen die

[Ende Spaltensatz] [Abbildung]

Ein Botocuden=Chef mit Familie.


[Beginn Spaltensatz]

Colonie, welche in Gefahr steht überwältigt zu werden,
in großes Schrecken, und es finden sogar Desertionen
nach den gesicherteren Punkten statt, aus Furcht, ge-
fressen oder zum Fraß gemästet zu werden.

Die Abbildung zeigt uns den Botocuden=Chef Ke-
renynatnuck
mit seiner Familie. Wir machen auf
die furchtbare Durchbohrung der Unterlippe und der
Ohren aufmerksam, die erstere tritt dadurch weit her-
[Spaltenumbruch] vor, und die letztern hängen bei einigen wie große Flü-
gel bis auf die Schultern herab. Die Säcke, welche
der Mann und das Weib tragen, sind mit Bändern
um den Kopf befestiget. Die Botocuden sind häßlich,
ihre Gesänge ein wahres Geheul und sie ahmen, um die
Neugierigen in die Wälder zu locken, die Stimmen der
Vögel nach.



[Ende Spaltensatz]

Das Heller=Blatt.
[Beginn Spaltensatz] völlig wilden Stämmen der Ur=Einwohner Brasiliens.
Sie zeichnen sich durch die beharrliche Gegenwehr, welche
sie der portugiesischen jetzt einheimischen Regierung lei-
steten und noch leisten, so wie durch kriegerischen Geist
und durch die Sitte, Menschenfleisch zu essen, aus.
Ein dauerndes Einverständniß mit ihnen hat nie statt
gefunden, und ewiger Krieg ihnen erklärt. Sie tödten
alle durch List oder Krieg in ihre Hände gefallenen Feinde
und braten sie, was in ihren Augen der beste Leckerbis-
sen ist. Man verschont daher auch Seitens der Regie-
rung den zahlreichen Stamm der Botocuden nirgends
mehr, und sie werden ohne Unterschied des Alters und
Geschlechts ausgerottet und wie das Wild gejagt und
gehetzt. Oeftre Versuche, diese Wilden durch Mensch-
lichkeit zu sanfteren Gesinnungen zu bewegen, sind fast
überall fehlgeschlagen, und selbst, wenn sie durch Hän-
deklatschen ( ihr Friedenszeichen ) zu erkennen gaben, daß
der Krieg aufgehört, ermordeten sie doch auf der Stelle
[Spaltenumbruch] diejenigen, welche sich im Vertrauen darauf zu ihnen
gewagt hatten.

Die Gegend, in denen diese Menschen leben, wim-
melt von Raubthieren und Schlangen, aber der schreck-
lichste Bewohner jener Urwälder ist der rohe, wilde Bo-
tocude. Die Pflanzungen sind durch Militairposten ge-
schützt, deren Soldaten mit Panzerröcken gegen die
Pfeilschüsse der Wilden geschützt sind. Nicht leicht
dringt, selbst in der Nähe darauf abgeschossen, der
kräftigste Pfeil in einen solchen Rock ein, und nie bleibt
ihm so viel Kraft, den Körper bedeutend zu verwunden.
Kugeln dringen jedoch durch, aber selbst starker Schroot
nicht. Diese Soldaten bilden in Gefechten gegen die
Botocuden die erste Reihe. Die Pflanzungen sind ge-
gen die Ueberfälle der Wilden durch starke Verhaue ziem-
lich geschützt, und die zahlreichen Hunde sind ebenfalls
ein Mittel, Ueberfälle zu vereiteln. Aber mehrfach
setzen die großen Kriegshaufen dieser Unmenschen die

[Ende Spaltensatz] [Abbildung]

Ein Botocuden=Chef mit Familie.


[Beginn Spaltensatz]

Colonie, welche in Gefahr steht überwältigt zu werden,
in großes Schrecken, und es finden sogar Desertionen
nach den gesicherteren Punkten statt, aus Furcht, ge-
fressen oder zum Fraß gemästet zu werden.

Die Abbildung zeigt uns den Botocuden=Chef Ke-
renynatnuck
mit seiner Familie. Wir machen auf
die furchtbare Durchbohrung der Unterlippe und der
Ohren aufmerksam, die erstere tritt dadurch weit her-
[Spaltenumbruch] vor, und die letztern hängen bei einigen wie große Flü-
gel bis auf die Schultern herab. Die Säcke, welche
der Mann und das Weib tragen, sind mit Bändern
um den Kopf befestiget. Die Botocuden sind häßlich,
ihre Gesänge ein wahres Geheul und sie ahmen, um die
Neugierigen in die Wälder zu locken, die Stimmen der
Vögel nach.



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Zitationshilfe: Das Heller-Blatt. Nr. 9. Breslau, 1. März 1834, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_heller09_1834/5>, abgerufen am 23.11.2024.