[N. N.]: Wahrhaftige Erklärung des hohen trostreichen Artikels von der Person, Amt, und Majestät unseres lieben Herrn und Heilandes Jesu Christi, Gottes und Marien Sohn. Zerbst, 1586.Es ist aber an jm selbst ein gantz nichtig fürgeben / denn die vernünfftige menschliche Seel jre fürnembste wirckung / als gedencken / verstehen / rahtschlagen / wöllen / erwehlen / etc. eigentlich zu reden / nicht den leiblichen organis, instrumenten / oder gliedmassen mitteilet / weil niemand den verstand / rath / willen / oder dergleichen edle werck im Menschen dem Leib / sondern viel mehr der Seeln / oder vernunfft allein zuschreibet. Denn ob wol durch der leiblichen organen der fünff eusserlichen sinnen / reinigkeit / gesundheit / vnd volkomenheit / die gedancken / vnd gescheffte der vernunfft sich reiner / vnd volkömlicher ereigen / da sonsten in kranckheiten / als wohnwitz / vnd dergleichen / die vernunfft gehindert wird / so folget doch nicht / das die Seel jre edle eigenschafft dem Leib in der that mitteile / also das der Leib so wol / als die Seel gedencke / rahtschlag / verstehe / zele / wehle / etc. WIe vnser gegenteil felschlich hieraus beweisen wil / das vff diese weis / nach art der persönlichen vereinigung auch die menschliche natur in Christo nicht weniger / als die Gottheit selbst / sey / vnd werde almechtig / alwissend / allenthalben. Denn zu diesem ende haben die alten Lehrer solche gleichnis vom Menschen vff Christum keins wegs weder gezogen / noch verstanden / oder gebraucht: Sondern jr meinung ist nur dahin gericht gewesen / etlicher massen zu erkleren / wie in Christo die Gottheit des ewigen Worts / vnd die angenomene menscheit persönlich vereinigt sind / one zerstörunge einiger naturn an wesen / eigenschafften / vnd wirckungen / oder derselben verwandelunge / noch mit der andern vermischung. Es ist aber an jm selbst ein gantz nichtig fürgeben / denn die vernünfftige menschliche Seel jre fürnembste wirckung / als gedencken / verstehen / rahtschlagen / wöllen / erwehlen / etc. eigentlich zu reden / nicht den leiblichen organis, instrumenten / oder gliedmassen mitteilet / weil niemand den verstand / rath / willen / oder dergleichen edle werck im Menschen dem Leib / sondern viel mehr der Seeln / oder vernunfft allein zuschreibet. Denn ob wol durch der leiblichen organen der fünff eusserlichen sinnen / reinigkeit / gesundheit / vnd volkomenheit / die gedancken / vnd gescheffte der vernunfft sich reiner / vnd volkömlicher ereigen / da sonsten in kranckheiten / als wohnwitz / vnd dergleichen / die vernunfft gehindert wird / so folget doch nicht / das die Seel jre edle eigenschafft dem Leib in der that mitteile / also das der Leib so wol / als die Seel gedencke / rahtschlag / verstehe / zele / wehle / etc. WIe vnser gegenteil felschlich hieraus beweisen wil / das vff diese weis / nach art der persönlichen vereinigung auch die menschliche natur in Christo nicht weniger / als die Gottheit selbst / sey / vnd werde almechtig / alwissend / allenthalben. Denn zu diesem ende haben die alten Lehrer solche gleichnis vom Menschen vff Christum keins wegs weder gezogen / noch verstanden / oder gebraucht: Sondern jr meinung ist nur dahin gericht gewesen / etlicher massen zu erkleren / wie in Christo die Gottheit des ewigen Worts / vnd die angenomene menscheit persönlich vereinigt sind / one zerstörunge einiger naturn an wesen / eigenschafften / vnd wirckungen / oder derselben verwandelunge / noch mit der andern vermischung. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0165" n="163"/> <p>Es ist aber an jm selbst ein gantz nichtig fürgeben / denn die vernünfftige menschliche Seel jre fürnembste wirckung / als gedencken / verstehen / rahtschlagen / wöllen / erwehlen / etc. eigentlich zu reden / nicht den leiblichen organis, instrumenten / oder gliedmassen mitteilet / weil niemand den verstand / rath / willen / oder dergleichen edle werck im Menschen dem Leib / sondern viel mehr der Seeln / oder vernunfft allein zuschreibet.</p> <p>Denn ob wol durch der leiblichen organen der fünff eusserlichen sinnen / reinigkeit / gesundheit / vnd volkomenheit / die gedancken / vnd gescheffte der vernunfft sich reiner / vnd volkömlicher ereigen / da sonsten in kranckheiten / als wohnwitz / vnd dergleichen / die vernunfft gehindert wird / so folget doch nicht / das die Seel jre edle eigenschafft dem Leib in der that mitteile / also das der Leib so wol / als die Seel gedencke / rahtschlag / verstehe / zele / wehle / etc. WIe vnser gegenteil felschlich hieraus beweisen wil / das vff diese weis / nach art der persönlichen vereinigung auch die menschliche natur in Christo nicht weniger / als die Gottheit selbst / sey / vnd werde almechtig / alwissend / allenthalben.</p> <p>Denn zu diesem ende haben die alten Lehrer solche gleichnis vom Menschen vff Christum keins wegs weder gezogen / noch verstanden / oder gebraucht: Sondern jr meinung ist nur dahin gericht gewesen / etlicher massen zu erkleren / wie in Christo die Gottheit des ewigen Worts / vnd die angenomene menscheit persönlich vereinigt sind / one zerstörunge einiger naturn an wesen / eigenschafften / vnd wirckungen / oder derselben verwandelunge / noch mit der andern vermischung.</p> </div> </body> </text> </TEI> [163/0165]
Es ist aber an jm selbst ein gantz nichtig fürgeben / denn die vernünfftige menschliche Seel jre fürnembste wirckung / als gedencken / verstehen / rahtschlagen / wöllen / erwehlen / etc. eigentlich zu reden / nicht den leiblichen organis, instrumenten / oder gliedmassen mitteilet / weil niemand den verstand / rath / willen / oder dergleichen edle werck im Menschen dem Leib / sondern viel mehr der Seeln / oder vernunfft allein zuschreibet.
Denn ob wol durch der leiblichen organen der fünff eusserlichen sinnen / reinigkeit / gesundheit / vnd volkomenheit / die gedancken / vnd gescheffte der vernunfft sich reiner / vnd volkömlicher ereigen / da sonsten in kranckheiten / als wohnwitz / vnd dergleichen / die vernunfft gehindert wird / so folget doch nicht / das die Seel jre edle eigenschafft dem Leib in der that mitteile / also das der Leib so wol / als die Seel gedencke / rahtschlag / verstehe / zele / wehle / etc. WIe vnser gegenteil felschlich hieraus beweisen wil / das vff diese weis / nach art der persönlichen vereinigung auch die menschliche natur in Christo nicht weniger / als die Gottheit selbst / sey / vnd werde almechtig / alwissend / allenthalben.
Denn zu diesem ende haben die alten Lehrer solche gleichnis vom Menschen vff Christum keins wegs weder gezogen / noch verstanden / oder gebraucht: Sondern jr meinung ist nur dahin gericht gewesen / etlicher massen zu erkleren / wie in Christo die Gottheit des ewigen Worts / vnd die angenomene menscheit persönlich vereinigt sind / one zerstörunge einiger naturn an wesen / eigenschafften / vnd wirckungen / oder derselben verwandelunge / noch mit der andern vermischung.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/nn_erklaerung_1586 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/nn_erklaerung_1586/165 |
Zitationshilfe: | [N. N.]: Wahrhaftige Erklärung des hohen trostreichen Artikels von der Person, Amt, und Majestät unseres lieben Herrn und Heilandes Jesu Christi, Gottes und Marien Sohn. Zerbst, 1586, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_erklaerung_1586/165>, abgerufen am 19.07.2024. |