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[N. N.]: Der reisende Engelländer. Frankfurt u. a., 1734.

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Raminio.
Jch bin zu allen bereit, was ich zu verrichten im Stande bin. Das
Temperament der Holländer ist vermischt, und kan man nichts gewisses
davon melden. Sie sind etwas melancholisch, welches so gar auch den
Frantzosen widerfährt, wenn sie sich lange alda aufhalten. Jhr wisset,
Mylords, daß ein Melancholicus in seinen Sachen beständig, und nicht
leicht wanckelmüthig ist, dahero kömt es, daß die Holländer dasjenige,
was sie versprochen, richtig erfüllen. Sie sind tapfer, und wehren sich
rechtschaffen, welches aber nicht eher geschieht, als biß sie darzu recht ge-
zwungen sind, und kein Mittel sehen, die Streitigkeiten in der Güte beyzu-
legen. Daher auch das Sprichwort entstanden seyn mag: Er geht
durch wie ein Holländer,
wiewohl sich heut zu Tage in Betracht der
ehemahligen Zeiten auch vieles geändert. Die Bauern sind wie in den
meisten Ländern einfältig, ausser wo eine anliegende Stadt sie in etwas
höflicher macht. Man setzet das auch an vielen andern Holländern aus,
die keine Bauren seyn, daß die Höflichkeit öffters so viel von ihnen entfer-
net ist, und sie fast in allen Compagnien ihr Sprichwort: Es ist besser
in die weite Welt, als in den engen Bauch,
anzuführen wissen,
wenn sie eine unanständige Tobacks-Freyheit zu einem Schnitzer wider
die Erbarkeit nöthiget. Die dasigen Bauern sonderlich sind entsetzlich auf
ihre Freyheit erpicht, und nichts in der Welt würde sie besänfftigen kön-
nen, wenn sie sehen solten, daß diese in Gefahr wär. Sie verlangen von
denen so mehr sind, als sie, höfflich tractirt zu werden, und die Stadthal-
ter haben dahero die Liebe des Volcks nicht besser gewinnen können, als
wenn sie mit den gemeinen Leuten freundlich und familiair umgegangen.
Wie vielmahl sind nicht Boots- und Schiffer-Knechte dem berühmten Held,
Hertzog von Marlborough mit offenen Armen entgegen gelaufen gekom-
men, ihm um den Hals gefallen, und geschrien: Seyd mir willkom-
men, mein lieber Hertzog von Marlborough,
welcher es dennoch
mit einem freudigen Gesichte angenommen. Die Aufführung der Mate-
lots
ist überhaupt sehr schlecht. Denn wenn man bedencket, daß sie die
meiste Zeit ihres Lebens, unter Leuten, von gleicher Sorte, als sie sind, auf
einem Element zubringen, welches keine Herbergen, oder Städte verstattet,
und sie also beständig nichts als Himmel und Wasser sehen, so muß man
sich darüber nicht mehr verwundern. Da überdiß diese Art von Menschen
fast aus dem Zusammenfluß der gottlosesten Gemüther aus den meisten
Ländern der Welt bestehet, welche wegen Armuth, Ubelthaten, Unge-
horsam
gegen ihre Eltern und Vorgesetzte, auch anderer Ursachen mehr,
die-
Raminio.
Jch bin zu allen bereit, was ich zu verrichten im Stande bin. Das
Temperament der Hollaͤnder iſt vermiſcht, und kan man nichts gewiſſes
davon melden. Sie ſind etwas melancholiſch, welches ſo gar auch den
Frantzoſen widerfaͤhrt, wenn ſie ſich lange alda aufhalten. Jhr wiſſet,
Mylords, daß ein Melancholicus in ſeinen Sachen beſtaͤndig, und nicht
leicht wanckelmuͤthig iſt, dahero koͤmt es, daß die Hollaͤnder dasjenige,
was ſie verſprochen, richtig erfuͤllen. Sie ſind tapfer, und wehren ſich
rechtſchaffen, welches aber nicht eher geſchieht, als biß ſie darzu recht ge-
zwungen ſind, und kein Mittel ſehen, die Streitigkeiten in der Guͤte beyzu-
legen. Daher auch das Sprichwort entſtanden ſeyn mag: Er geht
durch wie ein Hollaͤnder,
wiewohl ſich heut zu Tage in Betracht der
ehemahligen Zeiten auch vieles geaͤndert. Die Bauern ſind wie in den
meiſten Laͤndern einfaͤltig, auſſer wo eine anliegende Stadt ſie in etwas
hoͤflicher macht. Man ſetzet das auch an vielen andern Hollaͤndern aus,
die keine Bauren ſeyn, daß die Hoͤflichkeit oͤffters ſo viel von ihnen entfer-
net iſt, und ſie faſt in allen Compagnien ihr Sprichwort: Es iſt beſſer
in die weite Welt, als in den engen Bauch,
anzufuͤhren wiſſen,
wenn ſie eine unanſtaͤndige Tobacks-Freyheit zu einem Schnitzer wider
die Erbarkeit noͤthiget. Die daſigen Bauern ſonderlich ſind entſetzlich auf
ihre Freyheit erpicht, und nichts in der Welt wuͤrde ſie beſaͤnfftigen koͤn-
nen, wenn ſie ſehen ſolten, daß dieſe in Gefahr waͤr. Sie verlangen von
denen ſo mehr ſind, als ſie, hoͤfflich tractirt zu werden, und die Stadthal-
ter haben dahero die Liebe des Volcks nicht beſſer gewinnen koͤnnen, als
wenn ſie mit den gemeinen Leuten freundlich und familiair umgegangen.
Wie vielmahl ſind nicht Boots- und Schiffer-Knechte dem beruͤhmten Held,
Hertzog von Marlborough mit offenen Armen entgegen gelaufen gekom-
men, ihm um den Hals gefallen, und geſchrien: Seyd mir willkom-
men, mein lieber Hertzog von Marlborough,
welcher es dennoch
mit einem freudigen Geſichte angenommen. Die Auffuͤhrung der Mate-
lots
iſt uͤberhaupt ſehr ſchlecht. Denn wenn man bedencket, daß ſie die
meiſte Zeit ihres Lebens, unter Leuten, von gleicher Sorte, als ſie ſind, auf
einem Element zubringen, welches keine Herbergen, oder Staͤdte verſtattet,
und ſie alſo beſtaͤndig nichts als Himmel und Waſſer ſehen, ſo muß man
ſich daruͤber nicht mehr verwundern. Da uͤberdiß dieſe Art von Menſchen
faſt aus dem Zuſammenfluß der gottloſeſten Gemuͤther aus den meiſten
Laͤndern der Welt beſtehet, welche wegen Armuth, Ubelthaten, Unge-
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gegen ihre Eltern und Vorgeſetzte, auch anderer Urſachen mehr,
die-
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Zitationshilfe: [N. N.]: Der reisende Engelländer. Frankfurt u. a., 1734, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_engellaender_1734/78>, abgerufen am 27.11.2024.