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[N. N.]: Der reisende Engelländer. Frankfurt u. a., 1734.

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Tafel saß, durch den Leib, daß er nichts mehr als dieses: HErr, erbar-
me dich meiner Seele, und dieses armen Volcks,
zu sagen ver-
mochte.
Bingley.
Diese kläglichen Worte eines durch mörderische Fäuste sterbenden
Printzens haben noch eine gewisse Zärtlichkeit in sich, welche zeiget, daß
er die Niederländer aus aufrichtigem Gemüth geliebt habe. Ubrigens aber
hat der Thäter sein Werck auf eine recht einfältige Art angefangen, indem
er ohne Zweifel nichts von der versprochenen Belohnung geschmeckt haben
wird.
Tulsching.
Es ergieng nicht anders, als wie ihr saget, Mylord. Denn seine
Belohnung bestund in einer entsetzlichen Todes-Strafe. Die Hand wo-
mit er den Schuß verrichtet, wurde ihm bey lebendigen Leibe gebraten, und
er 8. mahl mit glüenden Zangen geknippen welches ihn aber so wenig
schmertzte, daß er durch keine Mine einige Empfindung, hingegen bey dem
Tode eines unglücklichen Menschen, welchen, da dieses mit dem Mörder vor-
gieng ein herabfallender Ziegel den Kopf einschmiß, durch ein helles La-
chen
das Boßhafftige Wesen noch sterbend blicken ließ. Die zwey
unmündigen Söhne, Moritz und Henrich des erblasten Printzen, wur-
den durch ihr zartes Alter dem wichtigen Wercke ihres unvergleichlichen
Vaters vorzustehn verhindert, und dieses bewog die Niederländer, der
Königin Elisabeth Oberherrschafft sich zu unterwerfen, welche dieses aber
anzunehmen Bedencken trug und den Grafen von Leicester, Robert
Dudley
1585. zum Stadthalter dahin sendete und sich dagegen den Besitz
von Briel und Vlißingen wegen aufgewandter Unkosten vorbehielt, die
hernach der König Jacob I. wieder alle Politische Staats-Regeln ge-
gen Erlegung anderthalb Million Thaler wieder abtrat. Der Graf von
Leicester wurde indessen bey seiner Stadthalterschafft nicht alt, denn weil
er sich nicht gehöriger massen mit den Holländern vertragen konte, berief ihn
seine Königin 1587. wider nach Hause, allwo er das folgende Jahr darauf
starb.
Bingley.
War dieses, wehrtester Tulsching, nicht eben der Graf von Leice-
ster,
der bey der Elisabeth, als ein überauswohl gebildeter Herr, in so
grossen Genaden gestanden, und die Hoffnung gehabt sein Glücke durch ei-
ne eheliche Verbindung mit ihr auf den höchsten Gipfel zu bringen.
Tul-
D
Tafel ſaß, durch den Leib, daß er nichts mehr als dieſes: HErr, erbar-
me dich meiner Seele, und dieſes armen Volcks,
zu ſagen ver-
mochte.
Bingley.
Dieſe klaͤglichen Worte eines durch moͤrderiſche Faͤuſte ſterbenden
Printzens haben noch eine gewiſſe Zaͤrtlichkeit in ſich, welche zeiget, daß
er die Niederlaͤnder aus aufrichtigem Gemuͤth geliebt habe. Ubrigens aber
hat der Thaͤter ſein Werck auf eine recht einfaͤltige Art angefangen, indem
er ohne Zweifel nichts von der verſprochenen Belohnung geſchmeckt haben
wird.
Tulſching.
Es ergieng nicht anders, als wie ihr ſaget, Mylord. Denn ſeine
Belohnung beſtund in einer entſetzlichen Todes-Strafe. Die Hand wo-
mit er den Schuß verrichtet, wurde ihm bey lebendigen Leibe gebraten, und
er 8. mahl mit gluͤenden Zangen geknippen welches ihn aber ſo wenig
ſchmertzte, daß er durch keine Mine einige Empfindung, hingegen bey dem
Tode eines ungluͤcklichen Menſchen, welchen, da dieſes mit dem Moͤrder vor-
gieng ein herabfallender Ziegel den Kopf einſchmiß, durch ein helles La-
chen
das Boßhafftige Weſen noch ſterbend blicken ließ. Die zwey
unmuͤndigen Soͤhne, Moritz und Henrich des erblaſten Printzen, wur-
den durch ihr zartes Alter dem wichtigen Wercke ihres unvergleichlichen
Vaters vorzuſtehn verhindert, und dieſes bewog die Niederlaͤnder, der
Koͤnigin Eliſabeth Oberherrſchafft ſich zu unterwerfen, welche dieſes aber
anzunehmen Bedencken trug und den Grafen von Leiceſter, Robert
Dudley
1585. zum Stadthalter dahin ſendete und ſich dagegen den Beſitz
von Briel und Vlißingen wegen aufgewandter Unkoſten vorbehielt, die
hernach der Koͤnig Jacob I. wieder alle Politiſche Staats-Regeln ge-
gen Erlegung anderthalb Million Thaler wieder abtrat. Der Graf von
Leiceſter wurde indeſſen bey ſeiner Stadthalterſchafft nicht alt, denn weil
er ſich nicht gehoͤriger maſſen mit den Hollaͤndern vertragen konte, berief ihn
ſeine Koͤnigin 1587. wider nach Hauſe, allwo er das folgende Jahr darauf
ſtarb.
Bingley.
War dieſes, wehrteſter Tulſching, nicht eben der Graf von Leice-
ſter,
der bey der Eliſabeth, als ein uͤberauswohl gebildeter Herr, in ſo
groſſen Genaden geſtanden, und die Hoffnung gehabt ſein Gluͤcke durch ei-
ne eheliche Verbindung mit ihr auf den hoͤchſten Gipfel zu bringen.
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Zitationshilfe: [N. N.]: Der reisende Engelländer. Frankfurt u. a., 1734, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_engellaender_1734/35>, abgerufen am 21.11.2024.