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[N. N.]: Der reisende Engelländer. Frankfurt u. a., 1734.

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net, so wird nach und nach eine vollständige Reise durch
gantz Europa, und durch die übrigen Theile der Welt
zum Vorschein kommen, welches vielleicht vermögend
seyn wird, Dir bey müßigen Stunden statt eines ergötz-
lichen Zeitvertreibs zu seyn. Nimm dahero diese Bo-
gen geneigt auf und an, und rechne nicht dasjenige, was
nach menschlicher Weise etwa versehen seyn möchte, uns
als eine Sünde an, sondern ersetze das durch eine lobens-
würdige Gefälligkeit, was unser Unvermögen zu verbes-
sern nicht im Stande ist. Denn einen jeden geringen
Fehler dem andern zumahl mit anzüglichen Worten vor-
zuwerfen, ist einer fast teuflischen Boßheit so ähnlich,
als ein Tropfen Wassers dem andern. Wir werden dem-
nach wohlmeynende Errinnerungen mit Danck anneh-
men, hingegen aber auch bitten, es mit einer gehörigen
Modestie zu thun, widrigenfals wir nicht zu verdencken
seyn werden, wenn wir auch spitzig geschnidtene Federn
zu unserer Vertheidigung brauchen.


Mylord

net, ſo wird nach und nach eine vollſtaͤndige Reiſe durch
gantz Europa, und durch die uͤbrigen Theile der Welt
zum Vorſchein kommen, welches vielleicht vermoͤgend
ſeyn wird, Dir bey muͤßigen Stunden ſtatt eines ergoͤtz-
lichen Zeitvertreibs zu ſeyn. Nimm dahero dieſe Bo-
gen geneigt auf und an, und rechne nicht dasjenige, was
nach menſchlicher Weiſe etwa verſehen ſeyn moͤchte, uns
als eine Suͤnde an, ſondern erſetze das durch eine lobens-
wuͤrdige Gefaͤlligkeit, was unſer Unvermoͤgen zu verbeſ-
ſern nicht im Stande iſt. Denn einen jeden geringen
Fehler dem andern zumahl mit anzuͤglichen Worten vor-
zuwerfen, iſt einer faſt teufliſchen Boßheit ſo aͤhnlich,
als ein Tropfen Waſſers dem andern. Wir werden dem-
nach wohlmeynende Errinnerungen mit Danck anneh-
men, hingegen aber auch bitten, es mit einer gehoͤrigen
Modeſtie zu thun, widrigenfals wir nicht zu verdencken
ſeyn werden, wenn wir auch ſpitzig geſchnidtene Federn
zu unſerer Vertheidigung brauchen.


Mylord
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[0010] net, ſo wird nach und nach eine vollſtaͤndige Reiſe durch gantz Europa, und durch die uͤbrigen Theile der Welt zum Vorſchein kommen, welches vielleicht vermoͤgend ſeyn wird, Dir bey muͤßigen Stunden ſtatt eines ergoͤtz- lichen Zeitvertreibs zu ſeyn. Nimm dahero dieſe Bo- gen geneigt auf und an, und rechne nicht dasjenige, was nach menſchlicher Weiſe etwa verſehen ſeyn moͤchte, uns als eine Suͤnde an, ſondern erſetze das durch eine lobens- wuͤrdige Gefaͤlligkeit, was unſer Unvermoͤgen zu verbeſ- ſern nicht im Stande iſt. Denn einen jeden geringen Fehler dem andern zumahl mit anzuͤglichen Worten vor- zuwerfen, iſt einer faſt teufliſchen Boßheit ſo aͤhnlich, als ein Tropfen Waſſers dem andern. Wir werden dem- nach wohlmeynende Errinnerungen mit Danck anneh- men, hingegen aber auch bitten, es mit einer gehoͤrigen Modeſtie zu thun, widrigenfals wir nicht zu verdencken ſeyn werden, wenn wir auch ſpitzig geſchnidtene Federn zu unſerer Vertheidigung brauchen. Mylord

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Zitationshilfe: [N. N.]: Der reisende Engelländer. Frankfurt u. a., 1734, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_engellaender_1734/10>, abgerufen am 27.11.2024.