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Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 933, Czernowitz, 20.02.1907.

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20. Februar 1907. Czernowitzer Allgemeine Zeitung

[Spaltenumbruch]

Aus Gurahumora, 19. d., wird uns telegraphiert:
Die heutige Wählerversammlung der Dirigenta wurde ge-
sprengt. Die Apararisten haben gesiegt.




Wir erhalten folgende Zuschrift: An die geehrte Redak-
tion der "Czernowitzer Allgemeinen Zeitung" in Czernowitz.

Ohne sich auf den § 19 des Preßgesetzes berufen zu
wollen, erwarte ich von der Loyalität der geehrten Redaktion,
daß Sie mit Bezug auf meine Ausführungen in der am
9. Februar d. J. stattgesunderen Wählerversammlung wegen
Nominierung eines Reichsratskandidaten für die Städtegruppe
in der nächsten Nummer nachstehendes einschalten werden,
womit ein irriger Bericht aus der Nummer 926 wahrheits-
gemäß klargestellt werden soll. Es ist nicht wahr, daß ich den
Juden die Forderung nach einem zweiten Mandat in der
Bukowina deren Berechtigung ich ebenso, wie Dr. Skedl
und viele andere einsehe, als ein Unrecht zum Vorwurfe
gemacht habe. Ich habe blos das von einem in Suczawa
nicht wahlberechtigten Redner gestellte Verlangen, Dr. Skedl
möge seine Wahlbezirke eintauschen oder andere in gar keinem
Zusammenhang mit der Tagesordnung dieser Versammlung
stehende Bedingungen zur Sicherung des zweiten jüdischen
Mandates erfüllen, unter lebhafter Zustimmung gerade der
jüdischen Wähler entschieden zurückgewiesen, da auch ich der
Ansicht bin, daß über ein Mandat die Wähler und nicht
Herr Dr. Skedl zu verfügen haben.

Hinsichtlich der entstellten Ausführungen, ob die Juden
eine Nation oder Konfession sind, habe ich blos darauf hin-
gewiesen, daß die Juden seit dem Auszug aus Palästina
nirgends als geschlossene Ration aufgetreten sind, sondern --
wie dies geschichtlich bekannt ist -- sich in jedem Lande
bezüglich ihrer Verkehrs- und Muttersprache einer Nation
anschließen, so daß sie in Galizien zu den Polen,
in Ungarn zu den Ungarn, in Deutschland zu den Deutschen
u. s. w. gezählt werden; so in der Bukowina zu den Deutschen.
Ausdrücklich habe ich hervorgehoben, daß ich während meiner
40jährigen Tätigkeit als Arzt, in welcher Zeit ich genug
Gelegenheit hatte, in jüdischen Häusern der verschiedensten
Kategorien zu verkehren, in keinem Hause etwa die hebräische
Sprache als Verkehrssprache angetroffen habe.

Wer meine Vergangenheit kennt und mich bei dieser
Versammlung ruhig angehört hat, wird meine ausgedrückten
Ansichten, die jedes Chauvinismus entbehrten, in das richtige
Licht zu bringen w[i]ssen und konstatieren können, daß die mir
unter Entstellung der Tatsachen zugemutete Absicht, meine
stets hochgeachteten jüdischen Mitbürger verletzten zu wollen,
gewiß in keiner Weise bei mir zutreffen kann. Dies umso
weniger, als ich -- ein Deutscher -- die Juden der Buko-
wina als gleichberechtigte Deutsche mosaischer Konfession an-
sehe. Diese Meinung teilt mit uns gewiß auch die Mehrzahl
der gereiften und ernst zu nehmenden Juden der Bukowina;
und auf die Ansicht einiger jugendlicher Stürmer und
Streber kommt es in dieser Frage sicher nicht an.

Für die Aufnahme vorstehender Zeilen im Vorhinein
bestens dankend, zeichne hochachtungsvoll Dr. Otto Binder.




Personalnachrichten.

Landespräsident Dr. Oktavian
Regner v. Bleyleben, der zwei Tage in Brünn weilte,
ist gestern in Wien eingetroffen. -- Der Oberleutnant im
10. Dragonerregiment Alexander Freiherr von Wassilko-
Serecki
wurde an Stelle des bisherigen Kammervorstehers
Freiherrn von Seifertitz dem Hofstaate des Erzherzog
Josef Ferdinand zugeteilt.

Subventionierung der landwirtschaftlichen
Genossenschaften.

Das Ackerbauministerium hat dem
Verbande rumänischer landwirtschaftlicher Genossen-
schaften in der Bukowina zur O[r]ganisierung des Bezuges
landwirtschaftlicher Bedarfsartikel für das Jahr 1906 eine
Subvention von 3000 Kronen angewiesen. Weiters hat das
Ackerbauministerium dem Verbande deutscher landwirt-
schaftlicher Genossenschaften für das Jahr 1906 eine Sub-
vention von 3000 Kronen und dem Verbande rutheni-
scher
landwirtschaftlicher Genossenschaften für die Jahre 1905
und 1906 je 5000 Kronen, zusammen 10.000 Kronen,
angewiesen.

Verkehrseinstellung.

Infolge Schneeverwehung
wurde gestern nachmittags der Verkehr auf der Lokalbahn-
strecke Luzan--Zaleszczyki eingestellt.

Subventionen des Ackerbauministeriums.

Das Ackerbauministerium hat dem Landeskulturrate im
Herzogtume Bukowina für die Förderung des Obst-
baues
im Jahre 1907 eine Subvention von 6000 Kronen
bewilligt und die Hälfte derselben im Betrage von 3000 Kronen
angewiesen. Weiters hat das Ackerbauministerium dem Landes-
kulturrate für die Besorgung der Pferdezuchtagenden im Jahre
1907 den Betrag von 600 Kronen angewiesen.

Konkurs.

Das Landesgericht Czernowitz hat die Er-
öffnung des kaufmännischen Konkurses über das Vermögen
der unter der Firma Chaimowicz & Reiner regi-
strierten Spezereiwarenhändler in Czernowitz, sowie über das
Privatvermögen der persönlich haftenden Gesellschafter Moses
Chaimowicz und Aron Reiner bewilligt. Der Landesgerichts-
rat Dr. Alfred Handl wird zum Konkurskommissär, Herr
Advokat Dr. Stefan v. Hordynski in Czernowitz zum
einstweiligen Masseverwalter bestellt.

Marktdiebe.

Während des gestrigen Marktes wurden
drei Personen wegen Diebstahls beanständet. So wurde eine
Dienstmagd angehalten wegen Entwendung zweier goldener
Ringe und Bargeldes zum Schaden einer Marktbesucherin,
weiters eine Bäuerin aus Molodia mit einem am Rudolfs-
platze gestohlenen Umhängetuch betreten und ein 17-jähriger
Bauernbursche aus Lukawetz in dem Augenblicke festgenommen,
als er mit einem vom Stande eines Verkäufers aus Sada-
gura am Austriaplatze entwendeten Bauernmantel das Weite
suchen wollte.

Nichteinhaltung der Sonntagsruhe.

Wegen
Nichteinhaltung der Sonntagsruhe wurden von der Sicher-
[Spaltenumbruch] heitswache am verflossenen Sonntag 23 Gewerbetreibende
beanständet. Im abgelaufenen Jahre wurde wegen Uebertre-
tungen der Sonntagsruhevorschriften polizeilicherseits 818 Fälle
der Gewerbebehörde (Stadtmagistrat) zur Anzeige gebracht.

Italienische öffentliche Probelektiou.

Am
Dienstag, den 19. Februar, um 71/2 Uhr abends findet in
der hiesigen The Berlitz School (Kochanowskigasse 2) eine
öffentliche Probelektion im Italienischen für Damen und
Herren statt. Zutritt nur gegen Eintrittskarten, die zum Preise
von 10 Heller in der Papierhandlung Hermann Czopp
erhältlich sind.




Wetterprognose
für morgen.
(Telegraphischer Bericht der k. k. Zentral-
anstalt für Meteorologie in Wien).

Meist trüb, geringer Niederschlag, mäßiger Wind
Temperatur wenig verändert, gleichmäßig anhaltend.




Theaternachricht.

Mittwoch wird die erfolgreiche
Operette "Lachende Erben" von Weinberger zum erstenmale
in der Saison wiederholt. Donnerstag ist die Premiere des
Schauspiels "Das große Glück". Für diese Erstaufführung
gibt sich ein lebhaftes Interesse kund. Karten sind soweit
solche noch vorrätig an der Tageskassa erhältlich. --
Freitag geht bei bis zur Hälfte ermäßigten preisen zum
letzten Male in dieser Saison Offenbachs "Hoffmanns Er-
zählungen" in Sz[e]ne und Samstag ist die Premiere der
Operetten-Novität "Wien bei Nacht" von Josef Hellmesberger.
Die Novität wird vom Herrn Edgar inßeniert. Die Operette
wurde in Wien mit großem Erfolg über 100 Mal aufge-
führt. An demselben Abend wird Offenbachs musikalische
Legende "Die Zaubergeige" gegeben.

Theater-Repertoire.
Mittwoch, den 20. "Lachende Erben".
Donnerstag, 21. Februar: "Das große Glück"
Freitag, den 22. Februar. "Hoffmanns Erzählungen" (Volks-
tümliche Vorstellung).
Samstag, den 23. Februar: "Wien bei Nacht. Die Zauber-
geige".



Korrespondenzen.


Radautz. (Mord.)

Drei junge Bauern aus Unter-
Horodnik ermordeten einen Bauernburschen und um die
Tat zu vertuschen, legten sie den Leichnam auf die Bahn-
strecke.
Der nachts fällige Lastzug schleppte den
Leichnam mit dem Schneepflug eine Strecke weit,
doch geriet die Leiche nicht unter die Räder. Zwei Täter
sind bereits verhaftet, der dritte ist flüchtig.

Kimpolung. (Hütet die Kleinen!)

Am 12. d.
nachmittags fiel die 3jährige Marie der Eheleute Kaspar
und Karoline Zippenfennig in Jakobeny derart un-
glücklich in ein in der Waschküche stehendes, mit heißer
Lauge gefülltes Schaffel, daß sich das genannte Kino
am Oberkörper lebensgefährliche Wunden zuzog, an deren
Folgen dasselbe am 16 d. M. gestorben ist.

Seletin. (Brand).

Am 10 d. M. nachmittags ist in
dem, dem gr.-or. Religionsfonde gehörigen Heizhause in
Falkeu wahrscheinlich infolge Funkenfluges aus einer Loko-
motive ein Feuer ausgebrochen, welches das Objekt
gänzlich eingeäschert hat. Der hiedurch verursachte Schaden
beläuft sich auf zirka 1500 K, und ist durch Versicherung
gedeckt.

Dornawatra. (Eisfest.)

Das am 10. d. 2 Uhr
nachmittags mit einem Kunst- und Wettlaufen stattgefundene
Eisfest nahm einen glänzenden und höchst amüsanten Verlauf.
Zahreich waren die Läufer erschienen, noch zahlreicher
aber war der Zuschauerraum besetzt. Zum Wettlaufen waren
auch viele Konkurrenten aus der Umgebung erschienen, aber
die Dornaer selbst entwickelten soviel Schnelligkeit und Kunst-
fertigkeit, daß es keinem Fremden gelang, auch nur einen
Preis zu erringen. Das Richterkollegium bestand aus den
Damen Frau Verwalter Feuer und Frl. Stefanie Eber-
wein,
den Herren Betriebsleiter Olszewski und Post-
verwalter Enderl. Im Damenwettlaufen errangen den ersten
Preis Frl. Lydia Fritsch, den zweiten Preis Frl. Johanne
Terlefany, den dritten Preis Frl. Adrienne Fritsch.
Herrenmeisterschaftswettlaufen: ersten Preis Herr Georg
Baltheiser, zweiten Preis Herr Fritz Baltheiser,
dritten Preis Herr Titus Grigorovici. Im Herrenrück-
wärtslaufen den ersten Preis Herr Fritz Baltheiser, den
zweiten Preis Herr Georg Baltheiser. Im Kunstlaufen wurde
geradezu Großartiges geleistet und sowohl Läuferinnen, als
auch Läufer setzten das Publikum durch ihren Chic, ihre
Grazie, ihre Kunstfertigkeit und Sicherheit in Verblüffung.
Von den Damen trug den ersten Preis Frl. Lydia Fritsch
davon, den zweiten erhielt Frl. Mitzi Berger, den dritten
Frl. Anna Anna Fleischer, den vierten Frl. Anutza Kruh,
von den Herren den ersten Georg Baltheiser und den
zweiten Eugen Matulla. Zum Schlusse wurde noch ein Eis-
könig gewählt in der Person des Herrn Lehrers Voevitca.




Letzte Telegramme.
Die bis 2 Uhr nachmittags eingetroffenen Telegramme
stehe die Rubriken "Vom Tage", "Bunte Chronik" und
"Rechtspflege".
Eröffnung des deutschen Reichstags.

(Korr.-B.)

Der Reichstag wurde
heute mittags eröffnet. Der Kaiser verlas die Thronrede.
[Spaltenumbruch] In dieser erklärt der Kaiser, er sei gewohnt, alle verfassungs-
mäßigen Rechte und Befugnisse gewissenhaft zu handhaben.
Er hege das Vertrauen, daß der neue Reichstag die Stellung
Deutschlands unter den Kulturvölkern verständnisvoll be-
festigen werde. Die schwere Krise in Südwestafrika und Ost-
afrika sei überwunden. Der Kaiser erwähnt sodann den
Wahlkampf, der der Bewegung gegen die stetige, fried-
liche Entwickelung des Staates und der Gesellschaft Halt
gebot. Die Regierung sei entschlossen, das soziale Werk im
Geiste Kaiser Wilhelms des Großen fortzusetzen. Die Thronrede
hebt sodann die friedliche politische Lage hervor und die
Fortdauer der alten herzlichen Beziehungen zu den Verbündeten
und der guten, korrekten Beziehung zu den anderess fremden
Staaten.




Die Kandidatur des Grafen Stürgkh.

(Priv.-Tel. d. "Cz. Allg.
Ztg.")

Der ehemalige Abgeordnete des Verfassungstreuen
Großgrundbesitzes Graf Stürgkh, von dem es hieß, daß
er hier auf das altklerikale Programm kandidieren wird,
erklärt, daß er auf ein freiheitliches Programm
kandidiere.




Eine interessante Duellforderung.

(Priv. Tel. d. "Cz. Allg. Ztg.")

Kolonialdirektor Dernburg hat in einer seiner letzten Reden
die Amtsführung des früheren Kolonialdirektors Stübel einer
abfälligen Kritik unterzogen. Stübel übersandte deshalb Dernburg
eine Pistolenforderung.




Der Aufstand in Tukum.

(Korr.-B.)

Gestern wurde vor dem
Kriegsgericht die Verhandlung wegen des Aufstandes in Tukum,
die am 1. Februar begonnen wurde, zu Ende geführt.
17 Angeklagte wurden zum Tode, einer zu acht Jahren
Gefängnis, 45 zu Zwangsarbeit in verschiedener Dauer ver-
urteilt. 12 Angeklagte wurden freigesprochen.

Maßregelung eines Priesters.

(Priv.-Tel. der "Cz. Allg.
Ztg.")

Der Synod hat den Priester Petrow, der bei den
Dumawahlen als Kandidat der Kadetten auftritt, aus der
Geistlichkeit ausgestoßen.

Argumente der Straße.

(Priv.-Tel. der "Cz. Allg.
Ztg.")

Die Nationalisten drohen, falls sie bei den Duma-
wahlen den Oppositionellen unterliegen, mit der Veranstaltung
von Pogroms.




[]
20. Februar 1907. Czernowitzer Allgemeine Zeitung

[Spaltenumbruch]

Aus Gurahumora, 19. d., wird uns telegraphiert:
Die heutige Wählerverſammlung der Dirigenta wurde ge-
ſprengt. Die Aparariſten haben geſiegt.




Wir erhalten folgende Zuſchrift: An die geehrte Redak-
tion der „Czernowitzer Allgemeinen Zeitung“ in Czernowitz.

Ohne ſich auf den § 19 des Preßgeſetzes berufen zu
wollen, erwarte ich von der Loyalität der geehrten Redaktion,
daß Sie mit Bezug auf meine Ausführungen in der am
9. Februar d. J. ſtattgeſunderen Wählerverſammlung wegen
Nominierung eines Reichsratskandidaten für die Städtegruppe
in der nächſten Nummer nachſtehendes einſchalten werden,
womit ein irriger Bericht aus der Nummer 926 wahrheits-
gemäß klargeſtellt werden ſoll. Es iſt nicht wahr, daß ich den
Juden die Forderung nach einem zweiten Mandat in der
Bukowina deren Berechtigung ich ebenſo, wie Dr. Skedl
und viele andere einſehe, als ein Unrecht zum Vorwurfe
gemacht habe. Ich habe blos das von einem in Suczawa
nicht wahlberechtigten Redner geſtellte Verlangen, Dr. Skedl
möge ſeine Wahlbezirke eintauſchen oder andere in gar keinem
Zuſammenhang mit der Tagesordnung dieſer Verſammlung
ſtehende Bedingungen zur Sicherung des zweiten jüdiſchen
Mandates erfüllen, unter lebhafter Zuſtimmung gerade der
jüdiſchen Wähler entſchieden zurückgewieſen, da auch ich der
Anſicht bin, daß über ein Mandat die Wähler und nicht
Herr Dr. Skedl zu verfügen haben.

Hinſichtlich der entſtellten Ausführungen, ob die Juden
eine Nation oder Konfeſſion ſind, habe ich blos darauf hin-
gewieſen, daß die Juden ſeit dem Auszug aus Paläſtina
nirgends als geſchloſſene Ration aufgetreten ſind, ſondern —
wie dies geſchichtlich bekannt iſt — ſich in jedem Lande
bezüglich ihrer Verkehrs- und Mutterſprache einer Nation
anſchließen, ſo daß ſie in Galizien zu den Polen,
in Ungarn zu den Ungarn, in Deutſchland zu den Deutſchen
u. ſ. w. gezählt werden; ſo in der Bukowina zu den Deutſchen.
Ausdrücklich habe ich hervorgehoben, daß ich während meiner
40jährigen Tätigkeit als Arzt, in welcher Zeit ich genug
Gelegenheit hatte, in jüdiſchen Häuſern der verſchiedenſten
Kategorien zu verkehren, in keinem Hauſe etwa die hebräiſche
Sprache als Verkehrsſprache angetroffen habe.

Wer meine Vergangenheit kennt und mich bei dieſer
Verſammlung ruhig angehört hat, wird meine ausgedrückten
Anſichten, die jedes Chauvinismus entbehrten, in das richtige
Licht zu bringen w[i]ſſen und konſtatieren können, daß die mir
unter Entſtellung der Tatſachen zugemutete Abſicht, meine
ſtets hochgeachteten jüdiſchen Mitbürger verletzten zu wollen,
gewiß in keiner Weiſe bei mir zutreffen kann. Dies umſo
weniger, als ich — ein Deutſcher — die Juden der Buko-
wina als gleichberechtigte Deutſche moſaiſcher Konfeſſion an-
ſehe. Dieſe Meinung teilt mit uns gewiß auch die Mehrzahl
der gereiften und ernſt zu nehmenden Juden der Bukowina;
und auf die Anſicht einiger jugendlicher Stürmer und
Streber kommt es in dieſer Frage ſicher nicht an.

Für die Aufnahme vorſtehender Zeilen im Vorhinein
beſtens dankend, zeichne hochachtungsvoll Dr. Otto Binder.




Perſonalnachrichten.

Landespräſident Dr. Oktavian
Regner v. Bleyleben, der zwei Tage in Brünn weilte,
iſt geſtern in Wien eingetroffen. — Der Oberleutnant im
10. Dragonerregiment Alexander Freiherr von Waſſilko-
Serecki
wurde an Stelle des bisherigen Kammervorſtehers
Freiherrn von Seifertitz dem Hofſtaate des Erzherzog
Joſef Ferdinand zugeteilt.

Subventionierung der landwirtſchaftlichen
Genoſſenſchaften.

Das Ackerbauminiſterium hat dem
Verbande rumäniſcher landwirtſchaftlicher Genoſſen-
ſchaften in der Bukowina zur O[r]ganiſierung des Bezuges
landwirtſchaftlicher Bedarfsartikel für das Jahr 1906 eine
Subvention von 3000 Kronen angewieſen. Weiters hat das
Ackerbauminiſterium dem Verbande deutſcher landwirt-
ſchaftlicher Genoſſenſchaften für das Jahr 1906 eine Sub-
vention von 3000 Kronen und dem Verbande rutheni-
ſcher
landwirtſchaftlicher Genoſſenſchaften für die Jahre 1905
und 1906 je 5000 Kronen, zuſammen 10.000 Kronen,
angewieſen.

Verkehrseinſtellung.

Infolge Schneeverwehung
wurde geſtern nachmittags der Verkehr auf der Lokalbahn-
ſtrecke Luzan—Zaleszczyki eingeſtellt.

Subventionen des Ackerbauminiſteriums.

Das Ackerbauminiſterium hat dem Landeskulturrate im
Herzogtume Bukowina für die Förderung des Obſt-
baues
im Jahre 1907 eine Subvention von 6000 Kronen
bewilligt und die Hälfte derſelben im Betrage von 3000 Kronen
angewieſen. Weiters hat das Ackerbauminiſterium dem Landes-
kulturrate für die Beſorgung der Pferdezuchtagenden im Jahre
1907 den Betrag von 600 Kronen angewieſen.

Konkurs.

Das Landesgericht Czernowitz hat die Er-
öffnung des kaufmänniſchen Konkurſes über das Vermögen
der unter der Firma Chaimowicz & Reiner regi-
ſtrierten Spezereiwarenhändler in Czernowitz, ſowie über das
Privatvermögen der perſönlich haftenden Geſellſchafter Moſes
Chaimowicz und Aron Reiner bewilligt. Der Landesgerichts-
rat Dr. Alfred Handl wird zum Konkurskommiſſär, Herr
Advokat Dr. Stefan v. Hordynski in Czernowitz zum
einſtweiligen Maſſeverwalter beſtellt.

Marktdiebe.

Während des geſtrigen Marktes wurden
drei Perſonen wegen Diebſtahls beanſtändet. So wurde eine
Dienſtmagd angehalten wegen Entwendung zweier goldener
Ringe und Bargeldes zum Schaden einer Marktbeſucherin,
weiters eine Bäuerin aus Molodia mit einem am Rudolfs-
platze geſtohlenen Umhängetuch betreten und ein 17-jähriger
Bauernburſche aus Lukawetz in dem Augenblicke feſtgenommen,
als er mit einem vom Stande eines Verkäufers aus Sada-
gura am Auſtriaplatze entwendeten Bauernmantel das Weite
ſuchen wollte.

Nichteinhaltung der Sonntagsruhe.

Wegen
Nichteinhaltung der Sonntagsruhe wurden von der Sicher-
[Spaltenumbruch] heitswache am verfloſſenen Sonntag 23 Gewerbetreibende
beanſtändet. Im abgelaufenen Jahre wurde wegen Uebertre-
tungen der Sonntagsruhevorſchriften polizeilicherſeits 818 Fälle
der Gewerbebehörde (Stadtmagiſtrat) zur Anzeige gebracht.

Italieniſche öffentliche Probelektiou.

Am
Dienſtag, den 19. Februar, um 7½ Uhr abends findet in
der hieſigen The Berlitz School (Kochanowskigaſſe 2) eine
öffentliche Probelektion im Italieniſchen für Damen und
Herren ſtatt. Zutritt nur gegen Eintrittskarten, die zum Preiſe
von 10 Heller in der Papierhandlung Hermann Czopp
erhältlich ſind.




Wetterprognoſe
für morgen.
(Telegraphiſcher Bericht der k. k. Zentral-
anſtalt für Meteorologie in Wien).

Meiſt trüb, geringer Niederſchlag, mäßiger Wind
Temperatur wenig verändert, gleichmäßig anhaltend.




Theaternachricht.

Mittwoch wird die erfolgreiche
Operette „Lachende Erben“ von Weinberger zum erſtenmale
in der Saiſon wiederholt. Donnerſtag iſt die Premiere des
Schauſpiels „Das große Glück“. Für dieſe Erſtaufführung
gibt ſich ein lebhaftes Intereſſe kund. Karten ſind ſoweit
ſolche noch vorrätig an der Tageskaſſa erhältlich. —
Freitag geht bei bis zur Hälfte ermäßigten preiſen zum
letzten Male in dieſer Saiſon Offenbachs „Hoffmanns Er-
zählungen“ in Sz[e]ne und Samſtag iſt die Premiere der
Operetten-Novität „Wien bei Nacht“ von Joſef Hellmesberger.
Die Novität wird vom Herrn Edgar inſzeniert. Die Operette
wurde in Wien mit großem Erfolg über 100 Mal aufge-
führt. An demſelben Abend wird Offenbachs muſikaliſche
Legende „Die Zaubergeige“ gegeben.

Theater-Repertoire.
Mittwoch, den 20. „Lachende Erben“.
Donnerſtag, 21. Februar: „Das große Glück“
Freitag, den 22. Februar. „Hoffmanns Erzählungen“ (Volks-
tümliche Vorſtellung).
Samſtag, den 23. Februar: „Wien bei Nacht. Die Zauber-
geige“.



Korreſpondenzen.


Radautz. (Mord.)

Drei junge Bauern aus Unter-
Horodnik ermordeten einen Bauernburſchen und um die
Tat zu vertuſchen, legten ſie den Leichnam auf die Bahn-
ſtrecke.
Der nachts fällige Laſtzug ſchleppte den
Leichnam mit dem Schneepflug eine Strecke weit,
doch geriet die Leiche nicht unter die Räder. Zwei Täter
ſind bereits verhaftet, der dritte iſt flüchtig.

Kimpolung. (Hütet die Kleinen!)

Am 12. d.
nachmittags fiel die 3jährige Marie der Eheleute Kaspar
und Karoline Zippenfennig in Jakobeny derart un-
glücklich in ein in der Waſchküche ſtehendes, mit heißer
Lauge gefülltes Schaffel, daß ſich das genannte Kino
am Oberkörper lebensgefährliche Wunden zuzog, an deren
Folgen dasſelbe am 16 d. M. geſtorben iſt.

Seletin. (Brand).

Am 10 d. M. nachmittags iſt in
dem, dem gr.-or. Religionsfonde gehörigen Heizhauſe in
Falkeu wahrſcheinlich infolge Funkenfluges aus einer Loko-
motive ein Feuer ausgebrochen, welches das Objekt
gänzlich eingeäſchert hat. Der hiedurch verurſachte Schaden
beläuft ſich auf zirka 1500 K, und iſt durch Verſicherung
gedeckt.

Dornawatra. (Eisfeſt.)

Das am 10. d. 2 Uhr
nachmittags mit einem Kunſt- und Wettlaufen ſtattgefundene
Eisfeſt nahm einen glänzenden und höchſt amüſanten Verlauf.
Zahreich waren die Läufer erſchienen, noch zahlreicher
aber war der Zuſchauerraum beſetzt. Zum Wettlaufen waren
auch viele Konkurrenten aus der Umgebung erſchienen, aber
die Dornaer ſelbſt entwickelten ſoviel Schnelligkeit und Kunſt-
fertigkeit, daß es keinem Fremden gelang, auch nur einen
Preis zu erringen. Das Richterkollegium beſtand aus den
Damen Frau Verwalter Feuer und Frl. Stefanie Eber-
wein,
den Herren Betriebsleiter Olszewski und Poſt-
verwalter Enderl. Im Damenwettlaufen errangen den erſten
Preis Frl. Lydia Fritſch, den zweiten Preis Frl. Johanne
Terlefany, den dritten Preis Frl. Adrienne Fritſch.
Herrenmeiſterſchaftswettlaufen: erſten Preis Herr Georg
Baltheiſer, zweiten Preis Herr Fritz Baltheiſer,
dritten Preis Herr Titus Grigorovici. Im Herrenrück-
wärtslaufen den erſten Preis Herr Fritz Baltheiſer, den
zweiten Preis Herr Georg Baltheiſer. Im Kunſtlaufen wurde
geradezu Großartiges geleiſtet und ſowohl Läuferinnen, als
auch Läufer ſetzten das Publikum durch ihren Chic, ihre
Grazie, ihre Kunſtfertigkeit und Sicherheit in Verblüffung.
Von den Damen trug den erſten Preis Frl. Lydia Fritſch
davon, den zweiten erhielt Frl. Mitzi Berger, den dritten
Frl. Anna Anna Fleiſcher, den vierten Frl. Anutza Kruh,
von den Herren den erſten Georg Baltheiſer und den
zweiten Eugen Matulla. Zum Schluſſe wurde noch ein Eis-
könig gewählt in der Perſon des Herrn Lehrers Voevitca.




Letzte Telegramme.
Die bis 2 Uhr nachmittags eingetroffenen Telegramme
ſtehe die Rubriken „Vom Tage“, „Bunte Chronik“ und
„Rechtspflege“.
Eröffnung des deutſchen Reichstags.

(Korr.-B.)

Der Reichstag wurde
heute mittags eröffnet. Der Kaiſer verlas die Thronrede.
[Spaltenumbruch] In dieſer erklärt der Kaiſer, er ſei gewohnt, alle verfaſſungs-
mäßigen Rechte und Befugniſſe gewiſſenhaft zu handhaben.
Er hege das Vertrauen, daß der neue Reichstag die Stellung
Deutſchlands unter den Kulturvölkern verſtändnisvoll be-
feſtigen werde. Die ſchwere Kriſe in Südweſtafrika und Oſt-
afrika ſei überwunden. Der Kaiſer erwähnt ſodann den
Wahlkampf, der der Bewegung gegen die ſtetige, fried-
liche Entwickelung des Staates und der Geſellſchaft Halt
gebot. Die Regierung ſei entſchloſſen, das ſoziale Werk im
Geiſte Kaiſer Wilhelms des Großen fortzuſetzen. Die Thronrede
hebt ſodann die friedliche politiſche Lage hervor und die
Fortdauer der alten herzlichen Beziehungen zu den Verbündeten
und der guten, korrekten Beziehung zu den andereſſ fremden
Staaten.




Die Kandidatur des Grafen Stürgkh.

(Priv.-Tel. d. „Cz. Allg.
Ztg.“)

Der ehemalige Abgeordnete des Verfaſſungstreuen
Großgrundbeſitzes Graf Stürgkh, von dem es hieß, daß
er hier auf das altklerikale Programm kandidieren wird,
erklärt, daß er auf ein freiheitliches Programm
kandidiere.




Eine intereſſante Duellforderung.

(Priv. Tel. d. „Cz. Allg. Ztg.“)

Kolonialdirektor Dernburg hat in einer ſeiner letzten Reden
die Amtsführung des früheren Kolonialdirektors Stübel einer
abfälligen Kritik unterzogen. Stübel überſandte deshalb Dernburg
eine Piſtolenforderung.




Der Aufſtand in Tukum.

(Korr.-B.)

Geſtern wurde vor dem
Kriegsgericht die Verhandlung wegen des Aufſtandes in Tukum,
die am 1. Februar begonnen wurde, zu Ende geführt.
17 Angeklagte wurden zum Tode, einer zu acht Jahren
Gefängnis, 45 zu Zwangsarbeit in verſchiedener Dauer ver-
urteilt. 12 Angeklagte wurden freigeſprochen.

Maßregelung eines Prieſters.

(Priv.-Tel. der „Cz. Allg.
Ztg.“)

Der Synod hat den Prieſter Petrow, der bei den
Dumawahlen als Kandidat der Kadetten auftritt, aus der
Geiſtlichkeit ausgeſtoßen.

Argumente der Straße.

(Priv.-Tel. der „Cz. Allg.
Ztg.“)

Die Nationaliſten drohen, falls ſie bei den Duma-
wahlen den Oppoſitionellen unterliegen, mit der Veranſtaltung
von Pogroms.




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Juden die Forderung nach einem zweiten Mandat in der<lb/>
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&#x017F;tehende Bedingungen zur Sicherung des zweiten jüdi&#x017F;chen<lb/>
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&#x017F;ehe. Die&#x017F;e Meinung teilt mit uns gewiß auch die Mehrzahl<lb/>
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[5/0005] 20. Februar 1907. Czernowitzer Allgemeine Zeitung Aus Gurahumora, 19. d., wird uns telegraphiert: Die heutige Wählerverſammlung der Dirigenta wurde ge- ſprengt. Die Aparariſten haben geſiegt. Wir erhalten folgende Zuſchrift: An die geehrte Redak- tion der „Czernowitzer Allgemeinen Zeitung“ in Czernowitz. Ohne ſich auf den § 19 des Preßgeſetzes berufen zu wollen, erwarte ich von der Loyalität der geehrten Redaktion, daß Sie mit Bezug auf meine Ausführungen in der am 9. Februar d. J. ſtattgeſunderen Wählerverſammlung wegen Nominierung eines Reichsratskandidaten für die Städtegruppe in der nächſten Nummer nachſtehendes einſchalten werden, womit ein irriger Bericht aus der Nummer 926 wahrheits- gemäß klargeſtellt werden ſoll. Es iſt nicht wahr, daß ich den Juden die Forderung nach einem zweiten Mandat in der Bukowina deren Berechtigung ich ebenſo, wie Dr. Skedl und viele andere einſehe, als ein Unrecht zum Vorwurfe gemacht habe. Ich habe blos das von einem in Suczawa nicht wahlberechtigten Redner geſtellte Verlangen, Dr. Skedl möge ſeine Wahlbezirke eintauſchen oder andere in gar keinem Zuſammenhang mit der Tagesordnung dieſer Verſammlung ſtehende Bedingungen zur Sicherung des zweiten jüdiſchen Mandates erfüllen, unter lebhafter Zuſtimmung gerade der jüdiſchen Wähler entſchieden zurückgewieſen, da auch ich der Anſicht bin, daß über ein Mandat die Wähler und nicht Herr Dr. Skedl zu verfügen haben. Hinſichtlich der entſtellten Ausführungen, ob die Juden eine Nation oder Konfeſſion ſind, habe ich blos darauf hin- gewieſen, daß die Juden ſeit dem Auszug aus Paläſtina nirgends als geſchloſſene Ration aufgetreten ſind, ſondern — wie dies geſchichtlich bekannt iſt — ſich in jedem Lande bezüglich ihrer Verkehrs- und Mutterſprache einer Nation anſchließen, ſo daß ſie in Galizien zu den Polen, in Ungarn zu den Ungarn, in Deutſchland zu den Deutſchen u. ſ. w. gezählt werden; ſo in der Bukowina zu den Deutſchen. Ausdrücklich habe ich hervorgehoben, daß ich während meiner 40jährigen Tätigkeit als Arzt, in welcher Zeit ich genug Gelegenheit hatte, in jüdiſchen Häuſern der verſchiedenſten Kategorien zu verkehren, in keinem Hauſe etwa die hebräiſche Sprache als Verkehrsſprache angetroffen habe. Wer meine Vergangenheit kennt und mich bei dieſer Verſammlung ruhig angehört hat, wird meine ausgedrückten Anſichten, die jedes Chauvinismus entbehrten, in das richtige Licht zu bringen wiſſen und konſtatieren können, daß die mir unter Entſtellung der Tatſachen zugemutete Abſicht, meine ſtets hochgeachteten jüdiſchen Mitbürger verletzten zu wollen, gewiß in keiner Weiſe bei mir zutreffen kann. Dies umſo weniger, als ich — ein Deutſcher — die Juden der Buko- wina als gleichberechtigte Deutſche moſaiſcher Konfeſſion an- ſehe. Dieſe Meinung teilt mit uns gewiß auch die Mehrzahl der gereiften und ernſt zu nehmenden Juden der Bukowina; und auf die Anſicht einiger jugendlicher Stürmer und Streber kommt es in dieſer Frage ſicher nicht an. Für die Aufnahme vorſtehender Zeilen im Vorhinein beſtens dankend, zeichne hochachtungsvoll Dr. Otto Binder. Perſonalnachrichten. Landespräſident Dr. Oktavian Regner v. Bleyleben, der zwei Tage in Brünn weilte, iſt geſtern in Wien eingetroffen. — Der Oberleutnant im 10. Dragonerregiment Alexander Freiherr von Waſſilko- Serecki wurde an Stelle des bisherigen Kammervorſtehers Freiherrn von Seifertitz dem Hofſtaate des Erzherzog Joſef Ferdinand zugeteilt. Subventionierung der landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften. Das Ackerbauminiſterium hat dem Verbande rumäniſcher landwirtſchaftlicher Genoſſen- ſchaften in der Bukowina zur Organiſierung des Bezuges landwirtſchaftlicher Bedarfsartikel für das Jahr 1906 eine Subvention von 3000 Kronen angewieſen. Weiters hat das Ackerbauminiſterium dem Verbande deutſcher landwirt- ſchaftlicher Genoſſenſchaften für das Jahr 1906 eine Sub- vention von 3000 Kronen und dem Verbande rutheni- ſcher landwirtſchaftlicher Genoſſenſchaften für die Jahre 1905 und 1906 je 5000 Kronen, zuſammen 10.000 Kronen, angewieſen. Verkehrseinſtellung. Infolge Schneeverwehung wurde geſtern nachmittags der Verkehr auf der Lokalbahn- ſtrecke Luzan—Zaleszczyki eingeſtellt. Subventionen des Ackerbauminiſteriums. Das Ackerbauminiſterium hat dem Landeskulturrate im Herzogtume Bukowina für die Förderung des Obſt- baues im Jahre 1907 eine Subvention von 6000 Kronen bewilligt und die Hälfte derſelben im Betrage von 3000 Kronen angewieſen. Weiters hat das Ackerbauminiſterium dem Landes- kulturrate für die Beſorgung der Pferdezuchtagenden im Jahre 1907 den Betrag von 600 Kronen angewieſen. Konkurs. Das Landesgericht Czernowitz hat die Er- öffnung des kaufmänniſchen Konkurſes über das Vermögen der unter der Firma Chaimowicz & Reiner regi- ſtrierten Spezereiwarenhändler in Czernowitz, ſowie über das Privatvermögen der perſönlich haftenden Geſellſchafter Moſes Chaimowicz und Aron Reiner bewilligt. Der Landesgerichts- rat Dr. Alfred Handl wird zum Konkurskommiſſär, Herr Advokat Dr. Stefan v. Hordynski in Czernowitz zum einſtweiligen Maſſeverwalter beſtellt. Marktdiebe. Während des geſtrigen Marktes wurden drei Perſonen wegen Diebſtahls beanſtändet. So wurde eine Dienſtmagd angehalten wegen Entwendung zweier goldener Ringe und Bargeldes zum Schaden einer Marktbeſucherin, weiters eine Bäuerin aus Molodia mit einem am Rudolfs- platze geſtohlenen Umhängetuch betreten und ein 17-jähriger Bauernburſche aus Lukawetz in dem Augenblicke feſtgenommen, als er mit einem vom Stande eines Verkäufers aus Sada- gura am Auſtriaplatze entwendeten Bauernmantel das Weite ſuchen wollte. Nichteinhaltung der Sonntagsruhe. Wegen Nichteinhaltung der Sonntagsruhe wurden von der Sicher- heitswache am verfloſſenen Sonntag 23 Gewerbetreibende beanſtändet. Im abgelaufenen Jahre wurde wegen Uebertre- tungen der Sonntagsruhevorſchriften polizeilicherſeits 818 Fälle der Gewerbebehörde (Stadtmagiſtrat) zur Anzeige gebracht. Italieniſche öffentliche Probelektiou. Am Dienſtag, den 19. Februar, um 7½ Uhr abends findet in der hieſigen The Berlitz School (Kochanowskigaſſe 2) eine öffentliche Probelektion im Italieniſchen für Damen und Herren ſtatt. Zutritt nur gegen Eintrittskarten, die zum Preiſe von 10 Heller in der Papierhandlung Hermann Czopp erhältlich ſind. Wetterprognoſe für morgen. (Telegraphiſcher Bericht der k. k. Zentral- anſtalt für Meteorologie in Wien). Meiſt trüb, geringer Niederſchlag, mäßiger Wind Temperatur wenig verändert, gleichmäßig anhaltend. Theaternachricht. Mittwoch wird die erfolgreiche Operette „Lachende Erben“ von Weinberger zum erſtenmale in der Saiſon wiederholt. Donnerſtag iſt die Premiere des Schauſpiels „Das große Glück“. Für dieſe Erſtaufführung gibt ſich ein lebhaftes Intereſſe kund. Karten ſind ſoweit ſolche noch vorrätig an der Tageskaſſa erhältlich. — Freitag geht bei bis zur Hälfte ermäßigten preiſen zum letzten Male in dieſer Saiſon Offenbachs „Hoffmanns Er- zählungen“ in Szene und Samſtag iſt die Premiere der Operetten-Novität „Wien bei Nacht“ von Joſef Hellmesberger. Die Novität wird vom Herrn Edgar inſzeniert. Die Operette wurde in Wien mit großem Erfolg über 100 Mal aufge- führt. An demſelben Abend wird Offenbachs muſikaliſche Legende „Die Zaubergeige“ gegeben. Theater-Repertoire. Mittwoch, den 20. „Lachende Erben“. Donnerſtag, 21. Februar: „Das große Glück“ Freitag, den 22. Februar. „Hoffmanns Erzählungen“ (Volks- tümliche Vorſtellung). Samſtag, den 23. Februar: „Wien bei Nacht. Die Zauber- geige“. Korreſpondenzen. Czernowitz, 16. Februar. Radautz. (Mord.) Drei junge Bauern aus Unter- Horodnik ermordeten einen Bauernburſchen und um die Tat zu vertuſchen, legten ſie den Leichnam auf die Bahn- ſtrecke. Der nachts fällige Laſtzug ſchleppte den Leichnam mit dem Schneepflug eine Strecke weit, doch geriet die Leiche nicht unter die Räder. Zwei Täter ſind bereits verhaftet, der dritte iſt flüchtig. Kimpolung. (Hütet die Kleinen!) Am 12. d. nachmittags fiel die 3jährige Marie der Eheleute Kaspar und Karoline Zippenfennig in Jakobeny derart un- glücklich in ein in der Waſchküche ſtehendes, mit heißer Lauge gefülltes Schaffel, daß ſich das genannte Kino am Oberkörper lebensgefährliche Wunden zuzog, an deren Folgen dasſelbe am 16 d. M. geſtorben iſt. Seletin. (Brand). Am 10 d. M. nachmittags iſt in dem, dem gr.-or. Religionsfonde gehörigen Heizhauſe in Falkeu wahrſcheinlich infolge Funkenfluges aus einer Loko- motive ein Feuer ausgebrochen, welches das Objekt gänzlich eingeäſchert hat. Der hiedurch verurſachte Schaden beläuft ſich auf zirka 1500 K, und iſt durch Verſicherung gedeckt. Dornawatra. (Eisfeſt.) Das am 10. d. 2 Uhr nachmittags mit einem Kunſt- und Wettlaufen ſtattgefundene Eisfeſt nahm einen glänzenden und höchſt amüſanten Verlauf. Zahreich waren die Läufer erſchienen, noch zahlreicher aber war der Zuſchauerraum beſetzt. Zum Wettlaufen waren auch viele Konkurrenten aus der Umgebung erſchienen, aber die Dornaer ſelbſt entwickelten ſoviel Schnelligkeit und Kunſt- fertigkeit, daß es keinem Fremden gelang, auch nur einen Preis zu erringen. Das Richterkollegium beſtand aus den Damen Frau Verwalter Feuer und Frl. Stefanie Eber- wein, den Herren Betriebsleiter Olszewski und Poſt- verwalter Enderl. Im Damenwettlaufen errangen den erſten Preis Frl. Lydia Fritſch, den zweiten Preis Frl. Johanne Terlefany, den dritten Preis Frl. Adrienne Fritſch. Herrenmeiſterſchaftswettlaufen: erſten Preis Herr Georg Baltheiſer, zweiten Preis Herr Fritz Baltheiſer, dritten Preis Herr Titus Grigorovici. Im Herrenrück- wärtslaufen den erſten Preis Herr Fritz Baltheiſer, den zweiten Preis Herr Georg Baltheiſer. Im Kunſtlaufen wurde geradezu Großartiges geleiſtet und ſowohl Läuferinnen, als auch Läufer ſetzten das Publikum durch ihren Chic, ihre Grazie, ihre Kunſtfertigkeit und Sicherheit in Verblüffung. Von den Damen trug den erſten Preis Frl. Lydia Fritſch davon, den zweiten erhielt Frl. Mitzi Berger, den dritten Frl. Anna Anna Fleiſcher, den vierten Frl. Anutza Kruh, von den Herren den erſten Georg Baltheiſer und den zweiten Eugen Matulla. Zum Schluſſe wurde noch ein Eis- könig gewählt in der Perſon des Herrn Lehrers Voevitca. Letzte Telegramme. Die bis 2 Uhr nachmittags eingetroffenen Telegramme ſtehe die Rubriken „Vom Tage“, „Bunte Chronik“ und „Rechtspflege“. Eröffnung des deutſchen Reichstags. Berlin, 19. Februar. (Korr.-B.) Der Reichstag wurde heute mittags eröffnet. Der Kaiſer verlas die Thronrede. In dieſer erklärt der Kaiſer, er ſei gewohnt, alle verfaſſungs- mäßigen Rechte und Befugniſſe gewiſſenhaft zu handhaben. Er hege das Vertrauen, daß der neue Reichstag die Stellung Deutſchlands unter den Kulturvölkern verſtändnisvoll be- feſtigen werde. Die ſchwere Kriſe in Südweſtafrika und Oſt- afrika ſei überwunden. Der Kaiſer erwähnt ſodann den Wahlkampf, der der Bewegung gegen die ſtetige, fried- liche Entwickelung des Staates und der Geſellſchaft Halt gebot. Die Regierung ſei entſchloſſen, das ſoziale Werk im Geiſte Kaiſer Wilhelms des Großen fortzuſetzen. Die Thronrede hebt ſodann die friedliche politiſche Lage hervor und die Fortdauer der alten herzlichen Beziehungen zu den Verbündeten und der guten, korrekten Beziehung zu den andereſſ fremden Staaten. Die Kandidatur des Grafen Stürgkh. Radkersburg, 19. Februar. (Priv.-Tel. d. „Cz. Allg. Ztg.“) Der ehemalige Abgeordnete des Verfaſſungstreuen Großgrundbeſitzes Graf Stürgkh, von dem es hieß, daß er hier auf das altklerikale Programm kandidieren wird, erklärt, daß er auf ein freiheitliches Programm kandidiere. Eine intereſſante Duellforderung. Berlin, 19. Februar. (Priv. Tel. d. „Cz. Allg. Ztg.“) Kolonialdirektor Dernburg hat in einer ſeiner letzten Reden die Amtsführung des früheren Kolonialdirektors Stübel einer abfälligen Kritik unterzogen. Stübel überſandte deshalb Dernburg eine Piſtolenforderung. Der Aufſtand in Tukum. Riga, 19. Februar. (Korr.-B.) Geſtern wurde vor dem Kriegsgericht die Verhandlung wegen des Aufſtandes in Tukum, die am 1. Februar begonnen wurde, zu Ende geführt. 17 Angeklagte wurden zum Tode, einer zu acht Jahren Gefängnis, 45 zu Zwangsarbeit in verſchiedener Dauer ver- urteilt. 12 Angeklagte wurden freigeſprochen. Maßregelung eines Prieſters. Petersburg, 19. Februar. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Der Synod hat den Prieſter Petrow, der bei den Dumawahlen als Kandidat der Kadetten auftritt, aus der Geiſtlichkeit ausgeſtoßen. Argumente der Straße. Warſchau, 19. Februar. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Die Nationaliſten drohen, falls ſie bei den Duma- wahlen den Oppoſitionellen unterliegen, mit der Veranſtaltung von Pogroms. _

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Zitationshilfe: Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 933, Czernowitz, 20.02.1907, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_czernowitzer933_1907/5>, abgerufen am 09.11.2024.