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Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 728, Czernowitz, 12.06.1906.

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12. Juni 1906. Czernowitzer Allgemeine Zeitung.

[Spaltenumbruch]
(Das Exposee des Grafen Goluchowski.) (Korr.-B.)

Im Ausschusse für aus-
wärtige Angelegenheiten der ungarischen Delegation entwickelte
der Minister des Aeußern Graf Goluchowski sein Expose,
worin er auf die seit der letzten Tagung der Delegation ver-
flossene politische Situation hinwies. Er betonte, daß trotz
der wiederholt eingetretenen, Besorgnisse wachrufenden Kom-
plikationen, die Monarchie mit ruhiger Zuversicht in die
Zukunft blicken konnte, weil sie einerseits in beständigen,
freundschaftlichen Beziehungen zu allen Auslandsstaaten ver-
blieb, anderseits überall Vertrauen in ihre offene, legale,
ausschließlich dem Frieden dienende Politik einzuflößen ver-
mochte. Der Minister gedenkt der eine eminente Friedens-
bürgschaft verbürgenden unerschütterlichen Beziehungen zum
Deutschen Reiche, nicht minder des befriedigenden Verhältnisses
zu Italien und hebt hervor, daß der von unverantwortlichen
Kreisen gemachte Versuch, durch künstlich hervorgerufene Disso-
nanzen dieses gute Einvernehmen zu stören, nach den beider-
seitigen redlichen Bemühungen und der korrekten Bundestreue
und Haltung der italienischen Regierung zunichte gemacht
wurde. Diesem festgefügten Unterbau gliedert sich wirkungsvoll die
Verständigung mit Rußland über die Orientfragen an, welche
Verständigung bereits gute Früchte getragen und auch den
zukünftigen allgemeinen Friedensinteressen erhebliche Dienste
zu leisten verspricht. Der Minister bespricht hierauf aus-
führlich den Verlauf der Reformaktion in den mazedonischen
Vilajets, für welche das Mürzsteger Programm die unver-
rückbare Basis bleibt und erinnert an den Starrsinn der
Pforte gegenüber den Forderungen Oesterreich-Ungarns und
Rußlands, welche die bekannten unter voller Unterstützung
der Mächte erfolgreich durchgeführten Flottendemonstrationen
erforderlich machte. Er konstatiert den befriedigenden Fort-
schritt des Reformwerkes, welches endlich energischere
Maßregeln gegen das Bandenunwesen getroffen habe und
nunmehr einen raschen Verlauf erwarten läßt, so daß die
Hoffnung berechtigt ist, das begonnene Werk, gestützt auf
das Vertrauen der übrigen Signatarmächte, mit gutem
Erfolg zum Abschlusse bringen. Der Minister gibt
hierauf eine Darstellung des durch Veröffentlichung des serbisch-
bulgarischen Zollunionvertrages mit Serbien eingetretenen
Konfliktes und motiviert die Haltung der österreichischen
Regierung, welche, nicht im mindesten von Mißgunst gegen
Serbien oder Bulgarien geleitet, unmöglich zugeben konnte,
daß unter dem Vorwand einer politischen Annäherung
eigenartige Vereinbarungen getroffen werden, welche unsere
wirtschaftlichen Interessen einer empfindlichen Schädigung
ausgesetzt hätten. Eine solche Situation konnte nicht ohne
entschiedenen Einspruch hingenommen werden. Schließlich
befaßte sich das Epose eingehend mit der Marokkofrage,
konstatiert das erfreuliche Resultat der Algeciras-Konferenz,
welches nicht zum geringsten dem verdienstlichen, vermittelnden
Eingreifen unseres Delegierten Grafen Welsersheimb
zu danken sei, und betont, daß die Haltung Oesterreich-
Ungarns, von Objektivität diktiert, lediglich dem Frieden
und den Interessen Europas zu dienen bestrebt war, wie
denn die österreichische Politik unentwegt und zielbewußt
ohne Preisgebung irgend eines Interesses, auch in Zukunft
nur dem Heile und Nutzen der Monarchie und Europa
dienen werde. Der Minister empfiehlt schließlich des Budget
zur Annahme.

(Die Demonstrationen vor dem ungarischen
Ministerium.)
(Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Bürgermeister Dr. Lueger mißbilligt in einem Inter-
wiev die vor dem Palais des ungarischen Ministeriums
stattgehabten Exzesse. Ministerpräsident Wekerle erklärt,
nach den Entschuldigungen des österreichischen Minister-
präsidenten Baron Beck und des Ministers des Inneren
Bienerth sei die Angelegenheit beigelegt. -- Die beiden
Ministerpräsidenten beginnen heute die Verhandlungen wegen
des ungarischen Ausgleiches.

(Der Empfang der Delegationen). (Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Beim Empfange der Delegationen richtete der Kaiser an
einzelne Delegierte bedeutungsvolle Ansprachen, wovon einige
hier wiedergegeben seien. Zum Del. Dobernigg sagte der
Monarch, er (der Kaiser) bedürfe dringend des Urlaubs, er
fühle sich entsetzlich angegriffen. Zum Delegierten
Kramarz äußerte sich der Kaiser über die Wahlreform
mit den Worten: "Die Wahlreform muß werden.
Neuwahlen nach der alten Wahlordnung sind
ausgeschlossen."
Dann sprach der Kaiser den Dele-
gierten Strauchet an, den er fragte: "Aus der Bukowina?"
worauf Dr. Straucher erwiderte: "Aus der Eurer Majestät
allertreuesten Bukowina, aus Czernowitz." Der Kaiser be-
merkte hierauf: "Sie sind auch im Landtage und haben viel
zu tun?" Als Dr. Straucher bejahte, sagte der
Kaiser heiter; "Die Bukowina ist ja Oester-
reich im Kleinen."
Dr. Straucher: "Wir bemühen
uns, uns zu vertragen." Kaiser: "Es herrscht ja Ruhe und
[Spaltenumbruch] Frieden." Dr. Straucher: "Ja, Majestät, wir sind be-
strebt, in Frieden und Eintracht zu leben, dank der
weisen und gnädigen Fürsorge Eurer Majestät

und einer gerechten, wohlwollenden Regierung." Der Kaiser
nickte lächelnd.




Das Jubiläum des Generalstabschefs
Baron Beck.
(Korr.-B.)

Der Kaiser richtete an
den Generalstabschef Baron Beck ein Handschreiben, worin
er seine Glückwünsche zum 25jährigen Jubiläum als Gene-
ralstabschef und zum 60jährigen Militärdienstjubiläum aus-
drückt. Das Handschreiben sagt: "Ihr Name ist und bleibt
enge verbunden mit den stetigen Fortschritten der Ausgestaltung
und kriegsmäßigen Schulung Meiner Wehrmacht. Ihrem
unermüdlichen zielbewußten Eifer, Ihrer sachgemäßen hin-
gebungsvollen Einflußnahme verdankt, es der Generalstab,
daß er jene Ausbildung und Leistungsfähigkeit erlangt hat,
die ihn heute auszeichnen und zu jenem verläßlichen Organe
der Führung machen, dem Ich und Meine Armee wohl-
begründetes Vertrauen entgegenbringen". Als bleibendes
Merkmal der Zuneigung erhebt der Kaiser Beck in den
erblichen Grafenstand.




Das Hochwasser. (Korr.-B.)

Seit zwei Tagen
herrscht Hochwasser, doch sind der Dniester, die Bystritza
und der Stryj bereits zurückgegangen.




Der Handelskammertag. (Korr.-B.)

Der österr. Kammer-
tag ist zusammengetreten. Als Regierungsvertreter sind die Herren
Stibral-Winkler, Brosche, Bach und Löwenfeld
erschienen. Der Zentralverband der Industriellen ist durch
Kommerzialrat Vetter und den Abgeordneten Licht ver-
treten. Zum Vorsitzenden wurde der Reichenberger Handels-
kammerpräsident Heumann, zu Stellvertretern Kink
(Wien), Baudy (Prag), Horowitz (Lemberg), Kloiber
(Graz) Ricchetti (Triest) und Vizebürgermeister Rohrer
(Brünn), gewählt.




Wetterproguose.
(Tel. Bericht der meteorologischen Zentralanstalt Wien)
1. Bewölkung und Niederschlag: Veränderliches Wetter mit
stellenweisen Niederschlägen.
2. Wind: Schwache Lokalwinde.
3. Temperatur: Kühl.
4. Nähere Bestimmung: Keine.
5. Mittwoch: Unbeständig.



Telegraphische Kurse vom 11. Juni 1906.

4% Bukow. Landesbank-Fond-Schuldverschreibung 100·--, 101·--,
4% Bukowinaer Bodenkredit-Pfandbriefe 99·75, 100·75, Bu-
kowinaer Bodenkredit-Pfandbriefe 5 Proz 101·70, 102·70, 4% Pfand
briefe der Bukowinaer Landesbank 99·75, 100·75, Oesterr.
Kredit 671·--, Anglobank 310·25, Bankverein 555 25, Boden-
kredit 1047·--, Eskomptegesellschaft 561·--, Länderbank 438·--
Unionbank 553·--, Staatsbahn 680·--, Nordwest 451·--, Elbe-
thalbahn 453·50, Lemberg-Czernowitzer 583·50, Dampfschiff 1061.--
Alpine 577·25, Brüxer Kohlen 662·--, Prager Eisen 2746·--,
Rima-Muranyer 578·25 Westböhm. Kohlen 274·75, Drasche 857·--
Hirtenberger 1174·--, Türkenlose 157·--, Rubel 252.75, 253.25.
Marknoten 117 30 117·40.




Amtlicher Kurs- und Markt-Bericht
der
Czernowitzer Frucht- und Produkten-Börse.


Preise in Kronen per 50 Kilogramm ab (Parität) Czernowitz.




VonBis
K h K h
Weizen: Prima .......830860
Mittel .......--------
Rogggen: Prima .......5706--
Mittel .......--------
Gerste: Brauerware ......--------
Brennerei-Malzware....570590
Hafer: Herrschaftsware .....740760
Marktware .......--------
Usanzenware ......--------
Oelsaaten: Winterreps prompt ..--------
Rüben ......--------
Leinsaat ......--------
Hanfsaat prompt ...--------
Kleesaat prima ....--------
" mittel ....--------
Mais: Prima prompt ......645665
Neumais: prompt .......
Kleie Prima prompt ...380490
Hülsenfrüchte: Bohnen lange ..4------
Erbsen .--------
Fenchel:...........--------
Spiritus pr. 10.000 Literperzent --
roher, prompt exkl. Steuer ab. Czernowitz34503550


[Spaltenumbruch]
[]
12. Juni 1906. Czernowitzer Allgemeine Zeitung.

[Spaltenumbruch]
(Das Expoſee des Grafen Goluchowski.) (Korr.-B.)

Im Ausſchuſſe für aus-
wärtige Angelegenheiten der ungariſchen Delegation entwickelte
der Miniſter des Aeußern Graf Goluchowski ſein Expoſe,
worin er auf die ſeit der letzten Tagung der Delegation ver-
floſſene politiſche Situation hinwies. Er betonte, daß trotz
der wiederholt eingetretenen, Beſorgniſſe wachrufenden Kom-
plikationen, die Monarchie mit ruhiger Zuverſicht in die
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freundſchaftlichen Beziehungen zu allen Auslandsſtaaten ver-
blieb, anderſeits überall Vertrauen in ihre offene, legale,
ausſchließlich dem Frieden dienende Politik einzuflößen ver-
mochte. Der Miniſter gedenkt der eine eminente Friedens-
bürgſchaft verbürgenden unerſchütterlichen Beziehungen zum
Deutſchen Reiche, nicht minder des befriedigenden Verhältniſſes
zu Italien und hebt hervor, daß der von unverantwortlichen
Kreiſen gemachte Verſuch, durch künſtlich hervorgerufene Diſſo-
nanzen dieſes gute Einvernehmen zu ſtören, nach den beider-
ſeitigen redlichen Bemühungen und der korrekten Bundestreue
und Haltung der italieniſchen Regierung zunichte gemacht
wurde. Dieſem feſtgefügten Unterbau gliedert ſich wirkungsvoll die
Verſtändigung mit Rußland über die Orientfragen an, welche
Verſtändigung bereits gute Früchte getragen und auch den
zukünftigen allgemeinen Friedensintereſſen erhebliche Dienſte
zu leiſten verſpricht. Der Miniſter beſpricht hierauf aus-
führlich den Verlauf der Reformaktion in den mazedoniſchen
Vilajets, für welche das Mürzſteger Programm die unver-
rückbare Baſis bleibt und erinnert an den Starrſinn der
Pforte gegenüber den Forderungen Oeſterreich-Ungarns und
Rußlands, welche die bekannten unter voller Unterſtützung
der Mächte erfolgreich durchgeführten Flottendemonſtrationen
erforderlich machte. Er konſtatiert den befriedigenden Fort-
ſchritt des Reformwerkes, welches endlich energiſchere
Maßregeln gegen das Bandenunweſen getroffen habe und
nunmehr einen raſchen Verlauf erwarten läßt, ſo daß die
Hoffnung berechtigt iſt, das begonnene Werk, geſtützt auf
das Vertrauen der übrigen Signatarmächte, mit gutem
Erfolg zum Abſchluſſe bringen. Der Miniſter gibt
hierauf eine Darſtellung des durch Veröffentlichung des ſerbiſch-
bulgariſchen Zollunionvertrages mit Serbien eingetretenen
Konfliktes und motiviert die Haltung der öſterreichiſchen
Regierung, welche, nicht im mindeſten von Mißgunſt gegen
Serbien oder Bulgarien geleitet, unmöglich zugeben konnte,
daß unter dem Vorwand einer politiſchen Annäherung
eigenartige Vereinbarungen getroffen werden, welche unſere
wirtſchaftlichen Intereſſen einer empfindlichen Schädigung
ausgeſetzt hätten. Eine ſolche Situation konnte nicht ohne
entſchiedenen Einſpruch hingenommen werden. Schließlich
befaßte ſich das Epoſe eingehend mit der Marokkofrage,
konſtatiert das erfreuliche Reſultat der Algeciras-Konferenz,
welches nicht zum geringſten dem verdienſtlichen, vermittelnden
Eingreifen unſeres Delegierten Grafen Welſersheimb
zu danken ſei, und betont, daß die Haltung Oeſterreich-
Ungarns, von Objektivität diktiert, lediglich dem Frieden
und den Intereſſen Europas zu dienen beſtrebt war, wie
denn die öſterreichiſche Politik unentwegt und zielbewußt
ohne Preisgebung irgend eines Intereſſes, auch in Zukunft
nur dem Heile und Nutzen der Monarchie und Europa
dienen werde. Der Miniſter empfiehlt ſchließlich des Budget
zur Annahme.

(Die Demonſtrationen vor dem ungariſchen
Miniſterium.)
(Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Bürgermeiſter Dr. Lueger mißbilligt in einem Inter-
wiev die vor dem Palais des ungariſchen Miniſteriums
ſtattgehabten Exzeſſe. Miniſterpräſident Wekerle erklärt,
nach den Entſchuldigungen des öſterreichiſchen Miniſter-
präſidenten Baron Beck und des Miniſters des Inneren
Bienerth ſei die Angelegenheit beigelegt. — Die beiden
Miniſterpräſidenten beginnen heute die Verhandlungen wegen
des ungariſchen Ausgleiches.

(Der Empfang der Delegationen). (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Beim Empfange der Delegationen richtete der Kaiſer an
einzelne Delegierte bedeutungsvolle Anſprachen, wovon einige
hier wiedergegeben ſeien. Zum Del. Dobernigg ſagte der
Monarch, er (der Kaiſer) bedürfe dringend des Urlaubs, er
fühle ſich entſetzlich angegriffen. Zum Delegierten
Kramarz äußerte ſich der Kaiſer über die Wahlreform
mit den Worten: „Die Wahlreform muß werden.
Neuwahlen nach der alten Wahlordnung ſind
ausgeſchloſſen.“
Dann ſprach der Kaiſer den Dele-
gierten Strauchet an, den er fragte: „Aus der Bukowina?“
worauf Dr. Straucher erwiderte: „Aus der Eurer Majeſtät
allertreueſten Bukowina, aus Czernowitz.“ Der Kaiſer be-
merkte hierauf: „Sie ſind auch im Landtage und haben viel
zu tun?“ Als Dr. Straucher bejahte, ſagte der
Kaiſer heiter; „Die Bukowina iſt ja Oeſter-
reich im Kleinen.“
Dr. Straucher: „Wir bemühen
uns, uns zu vertragen.“ Kaiſer: „Es herrſcht ja Ruhe und
[Spaltenumbruch] Frieden.“ Dr. Straucher: „Ja, Majeſtät, wir ſind be-
ſtrebt, in Frieden und Eintracht zu leben, dank der
weiſen und gnädigen Fürſorge Eurer Majeſtät

und einer gerechten, wohlwollenden Regierung.“ Der Kaiſer
nickte lächelnd.




Das Jubiläum des Generalſtabschefs
Baron Beck.
(Korr.-B.)

Der Kaiſer richtete an
den Generalſtabschef Baron Beck ein Handſchreiben, worin
er ſeine Glückwünſche zum 25jährigen Jubiläum als Gene-
ralſtabschef und zum 60jährigen Militärdienſtjubiläum aus-
drückt. Das Handſchreiben ſagt: „Ihr Name iſt und bleibt
enge verbunden mit den ſtetigen Fortſchritten der Ausgeſtaltung
und kriegsmäßigen Schulung Meiner Wehrmacht. Ihrem
unermüdlichen zielbewußten Eifer, Ihrer ſachgemäßen hin-
gebungsvollen Einflußnahme verdankt, es der Generalſtab,
daß er jene Ausbildung und Leiſtungsfähigkeit erlangt hat,
die ihn heute auszeichnen und zu jenem verläßlichen Organe
der Führung machen, dem Ich und Meine Armee wohl-
begründetes Vertrauen entgegenbringen“. Als bleibendes
Merkmal der Zuneigung erhebt der Kaiſer Beck in den
erblichen Grafenſtand.




Das Hochwaſſer. (Korr.-B.)

Seit zwei Tagen
herrſcht Hochwaſſer, doch ſind der Dnieſter, die Byſtritza
und der Stryj bereits zurückgegangen.




Der Handelskammertag. (Korr.-B.)

Der öſterr. Kammer-
tag iſt zuſammengetreten. Als Regierungsvertreter ſind die Herren
Stibral-Winkler, Broſche, Bach und Löwenfeld
erſchienen. Der Zentralverband der Induſtriellen iſt durch
Kommerzialrat Vetter und den Abgeordneten Licht ver-
treten. Zum Vorſitzenden wurde der Reichenberger Handels-
kammerpräſident Heumann, zu Stellvertretern Kink
(Wien), Baudy (Prag), Horowitz (Lemberg), Kloiber
(Graz) Ricchetti (Trieſt) und Vizebürgermeiſter Rohrer
(Brünn), gewählt.




Wetterproguoſe.
(Tel. Bericht der meteorologiſchen Zentralanſtalt Wien)
1. Bewölkung und Niederſchlag: Veränderliches Wetter mit
ſtellenweiſen Niederſchlägen.
2. Wind: Schwache Lokalwinde.
3. Temperatur: Kühl.
4. Nähere Beſtimmung: Keine.
5. Mittwoch: Unbeſtändig.



Telegraphiſche Kurſe vom 11. Juni 1906.

4% Bukow. Landesbank-Fond-Schuldverſchreibung 100·—, 101·—,
4% Bukowinaer Bodenkredit-Pfandbriefe 99·75, 100·75, Bu-
kowinaer Bodenkredit-Pfandbriefe 5 Proz 101·70, 102·70, 4% Pfand
briefe der Bukowinaer Landesbank 99·75, 100·75, Oeſterr.
Kredit 671·—, Anglobank 310·25, Bankverein 555 25, Boden-
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Unionbank 553·—, Staatsbahn 680·—, Nordweſt 451·—, Elbe-
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Alpine 577·25, Brüxer Kohlen 662·—, Prager Eiſen 2746·—,
Rima-Muranyer 578·25 Weſtböhm. Kohlen 274·75, Draſche 857·—
Hirtenberger 1174·—, Türkenloſe 157·—, Rubel 252.75, 253.25.
Marknoten 117 30 117·40.




Amtlicher Kurs- und Markt-Bericht
der
Czernowitzer Frucht- und Produkten-Börſe.


Preiſe in Kronen per 50 Kilogramm ab (Parität) Czernowitz.




VonBis
K h K h
Weizen: Prima .......830860
Mittel .......
Rogggen: Prima .......5706
Mittel .......
Gerſte: Brauerware ......
Brennerei-Malzware....570590
Hafer: Herrſchaftsware .....740760
Marktware .......
Uſanzenware ......
Oelſaaten: Winterreps prompt ..
Rüben ......
Leinſaat ......
Hanfſaat prompt ...
Kleeſaat prima ....
„ mittel ....
Mais: Prima prompt ......645665
Neumais: prompt .......
Kleie Prima prompt ...380490
Hülſenfrüchte: Bohnen lange ..4
Erbſen .
Fenchel:...........
Spiritus pr. 10.000 Literperzent
roher, prompt exkl. Steuer ab. Czernowitz34503550


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</TEI>
[5/0005] 12. Juni 1906. Czernowitzer Allgemeine Zeitung. (Das Expoſee des Grafen Goluchowski.) Wien, 11. Juni. (Korr.-B.) Im Ausſchuſſe für aus- wärtige Angelegenheiten der ungariſchen Delegation entwickelte der Miniſter des Aeußern Graf Goluchowski ſein Expoſe, worin er auf die ſeit der letzten Tagung der Delegation ver- floſſene politiſche Situation hinwies. Er betonte, daß trotz der wiederholt eingetretenen, Beſorgniſſe wachrufenden Kom- plikationen, die Monarchie mit ruhiger Zuverſicht in die Zukunft blicken konnte, weil ſie einerſeits in beſtändigen, freundſchaftlichen Beziehungen zu allen Auslandsſtaaten ver- blieb, anderſeits überall Vertrauen in ihre offene, legale, ausſchließlich dem Frieden dienende Politik einzuflößen ver- mochte. Der Miniſter gedenkt der eine eminente Friedens- bürgſchaft verbürgenden unerſchütterlichen Beziehungen zum Deutſchen Reiche, nicht minder des befriedigenden Verhältniſſes zu Italien und hebt hervor, daß der von unverantwortlichen Kreiſen gemachte Verſuch, durch künſtlich hervorgerufene Diſſo- nanzen dieſes gute Einvernehmen zu ſtören, nach den beider- ſeitigen redlichen Bemühungen und der korrekten Bundestreue und Haltung der italieniſchen Regierung zunichte gemacht wurde. Dieſem feſtgefügten Unterbau gliedert ſich wirkungsvoll die Verſtändigung mit Rußland über die Orientfragen an, welche Verſtändigung bereits gute Früchte getragen und auch den zukünftigen allgemeinen Friedensintereſſen erhebliche Dienſte zu leiſten verſpricht. Der Miniſter beſpricht hierauf aus- führlich den Verlauf der Reformaktion in den mazedoniſchen Vilajets, für welche das Mürzſteger Programm die unver- rückbare Baſis bleibt und erinnert an den Starrſinn der Pforte gegenüber den Forderungen Oeſterreich-Ungarns und Rußlands, welche die bekannten unter voller Unterſtützung der Mächte erfolgreich durchgeführten Flottendemonſtrationen erforderlich machte. Er konſtatiert den befriedigenden Fort- ſchritt des Reformwerkes, welches endlich energiſchere Maßregeln gegen das Bandenunweſen getroffen habe und nunmehr einen raſchen Verlauf erwarten läßt, ſo daß die Hoffnung berechtigt iſt, das begonnene Werk, geſtützt auf das Vertrauen der übrigen Signatarmächte, mit gutem Erfolg zum Abſchluſſe bringen. Der Miniſter gibt hierauf eine Darſtellung des durch Veröffentlichung des ſerbiſch- bulgariſchen Zollunionvertrages mit Serbien eingetretenen Konfliktes und motiviert die Haltung der öſterreichiſchen Regierung, welche, nicht im mindeſten von Mißgunſt gegen Serbien oder Bulgarien geleitet, unmöglich zugeben konnte, daß unter dem Vorwand einer politiſchen Annäherung eigenartige Vereinbarungen getroffen werden, welche unſere wirtſchaftlichen Intereſſen einer empfindlichen Schädigung ausgeſetzt hätten. Eine ſolche Situation konnte nicht ohne entſchiedenen Einſpruch hingenommen werden. Schließlich befaßte ſich das Epoſe eingehend mit der Marokkofrage, konſtatiert das erfreuliche Reſultat der Algeciras-Konferenz, welches nicht zum geringſten dem verdienſtlichen, vermittelnden Eingreifen unſeres Delegierten Grafen Welſersheimb zu danken ſei, und betont, daß die Haltung Oeſterreich- Ungarns, von Objektivität diktiert, lediglich dem Frieden und den Intereſſen Europas zu dienen beſtrebt war, wie denn die öſterreichiſche Politik unentwegt und zielbewußt ohne Preisgebung irgend eines Intereſſes, auch in Zukunft nur dem Heile und Nutzen der Monarchie und Europa dienen werde. Der Miniſter empfiehlt ſchließlich des Budget zur Annahme. (Die Demonſtrationen vor dem ungariſchen Miniſterium.) Wien, 11. Juni. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Bürgermeiſter Dr. Lueger mißbilligt in einem Inter- wiev die vor dem Palais des ungariſchen Miniſteriums ſtattgehabten Exzeſſe. Miniſterpräſident Wekerle erklärt, nach den Entſchuldigungen des öſterreichiſchen Miniſter- präſidenten Baron Beck und des Miniſters des Inneren Bienerth ſei die Angelegenheit beigelegt. — Die beiden Miniſterpräſidenten beginnen heute die Verhandlungen wegen des ungariſchen Ausgleiches. (Der Empfang der Delegationen). Wien, 11. Juni (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Beim Empfange der Delegationen richtete der Kaiſer an einzelne Delegierte bedeutungsvolle Anſprachen, wovon einige hier wiedergegeben ſeien. Zum Del. Dobernigg ſagte der Monarch, er (der Kaiſer) bedürfe dringend des Urlaubs, er fühle ſich entſetzlich angegriffen. Zum Delegierten Kramarz äußerte ſich der Kaiſer über die Wahlreform mit den Worten: „Die Wahlreform muß werden. Neuwahlen nach der alten Wahlordnung ſind ausgeſchloſſen.“ Dann ſprach der Kaiſer den Dele- gierten Strauchet an, den er fragte: „Aus der Bukowina?“ worauf Dr. Straucher erwiderte: „Aus der Eurer Majeſtät allertreueſten Bukowina, aus Czernowitz.“ Der Kaiſer be- merkte hierauf: „Sie ſind auch im Landtage und haben viel zu tun?“ Als Dr. Straucher bejahte, ſagte der Kaiſer heiter; „Die Bukowina iſt ja Oeſter- reich im Kleinen.“ Dr. Straucher: „Wir bemühen uns, uns zu vertragen.“ Kaiſer: „Es herrſcht ja Ruhe und Frieden.“ Dr. Straucher: „Ja, Majeſtät, wir ſind be- ſtrebt, in Frieden und Eintracht zu leben, dank der weiſen und gnädigen Fürſorge Eurer Majeſtät und einer gerechten, wohlwollenden Regierung.“ Der Kaiſer nickte lächelnd. Das Jubiläum des Generalſtabschefs Baron Beck. Wien, 11. Juni. (Korr.-B.) Der Kaiſer richtete an den Generalſtabschef Baron Beck ein Handſchreiben, worin er ſeine Glückwünſche zum 25jährigen Jubiläum als Gene- ralſtabschef und zum 60jährigen Militärdienſtjubiläum aus- drückt. Das Handſchreiben ſagt: „Ihr Name iſt und bleibt enge verbunden mit den ſtetigen Fortſchritten der Ausgeſtaltung und kriegsmäßigen Schulung Meiner Wehrmacht. Ihrem unermüdlichen zielbewußten Eifer, Ihrer ſachgemäßen hin- gebungsvollen Einflußnahme verdankt, es der Generalſtab, daß er jene Ausbildung und Leiſtungsfähigkeit erlangt hat, die ihn heute auszeichnen und zu jenem verläßlichen Organe der Führung machen, dem Ich und Meine Armee wohl- begründetes Vertrauen entgegenbringen“. Als bleibendes Merkmal der Zuneigung erhebt der Kaiſer Beck in den erblichen Grafenſtand. Das Hochwaſſer. Lemberg, 11. Juni. (Korr.-B.) Seit zwei Tagen herrſcht Hochwaſſer, doch ſind der Dnieſter, die Byſtritza und der Stryj bereits zurückgegangen. Der Handelskammertag. Reichenberg, 11. Juni. (Korr.-B.) Der öſterr. Kammer- tag iſt zuſammengetreten. Als Regierungsvertreter ſind die Herren Stibral-Winkler, Broſche, Bach und Löwenfeld erſchienen. Der Zentralverband der Induſtriellen iſt durch Kommerzialrat Vetter und den Abgeordneten Licht ver- treten. Zum Vorſitzenden wurde der Reichenberger Handels- kammerpräſident Heumann, zu Stellvertretern Kink (Wien), Baudy (Prag), Horowitz (Lemberg), Kloiber (Graz) Ricchetti (Trieſt) und Vizebürgermeiſter Rohrer (Brünn), gewählt. Wetterproguoſe. (Tel. Bericht der meteorologiſchen Zentralanſtalt Wien) 1. Bewölkung und Niederſchlag: Veränderliches Wetter mit ſtellenweiſen Niederſchlägen. 2. Wind: Schwache Lokalwinde. 3. Temperatur: Kühl. 4. Nähere Beſtimmung: Keine. 5. Mittwoch: Unbeſtändig. Telegraphiſche Kurſe vom 11. Juni 1906. 4% Bukow. Landesbank-Fond-Schuldverſchreibung 100·—, 101·—, 4% Bukowinaer Bodenkredit-Pfandbriefe 99·75, 100·75, Bu- kowinaer Bodenkredit-Pfandbriefe 5 Proz 101·70, 102·70, 4% Pfand briefe der Bukowinaer Landesbank 99·75, 100·75, Oeſterr. Kredit 671·—, Anglobank 310·25, Bankverein 555 25, Boden- kredit 1047·—, Eskomptegeſellſchaft 561·—, Länderbank 438·— Unionbank 553·—, Staatsbahn 680·—, Nordweſt 451·—, Elbe- thalbahn 453·50, Lemberg-Czernowitzer 583·50, Dampfſchiff 1061.— Alpine 577·25, Brüxer Kohlen 662·—, Prager Eiſen 2746·—, Rima-Muranyer 578·25 Weſtböhm. Kohlen 274·75, Draſche 857·— Hirtenberger 1174·—, Türkenloſe 157·—, Rubel 252.75, 253.25. Marknoten 117 30 117·40. Amtlicher Kurs- und Markt-Bericht der Czernowitzer Frucht- und Produkten-Börſe. Czernowitz, 11 Juni 1906. Preiſe in Kronen per 50 Kilogramm ab (Parität) Czernowitz. Von Bis K h K h Weizen: Prima ....... 8 30 8 60 Mittel ....... — — — — Rogggen: Prima ....... 5 70 6 — Mittel ....... — — — — Gerſte: Brauerware ...... — — — — Brennerei-Malzware.... 5 70 5 90 Hafer: Herrſchaftsware ..... 7 40 7 60 Marktware ....... — — — — Uſanzenware ...... — — — — Oelſaaten: Winterreps prompt .. — — — — Rüben ...... — — — — Leinſaat ...... — — — — Hanfſaat prompt ... — — — — Kleeſaat prima .... — — — — „ mittel .... — — — — Mais: Prima prompt ...... 6 45 6 65 Neumais: prompt ....... Kleie Prima prompt ... 3 80 4 90 Hülſenfrüchte: Bohnen lange .. 4 — — — Erbſen . — — — — Fenchel:........... — — — — Spiritus pr. 10.000 Literperzent — roher, prompt exkl. Steuer ab. Czernowitz 34 50 35 50 _

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Zitationshilfe: Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 728, Czernowitz, 12.06.1906, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_czernowitzer728_1906/5>, abgerufen am 24.11.2024.