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Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 2508, Czernowitz, 04.06.1912.

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"Czernowitzer Allgemeine Zeitung" 4. Juni 1912.

[Spaltenumbruch]

GR. Dr. H. Kiesler referiert hierauf über die
Regelung der Versorgungsgenüsse der städtischen Aufseher.

Der Referent führt aus, GR. Wegner habe seiner-
zeit beantragt, das bisherige Dienstverhältnis der städt.
Aufseher in ein definitives umzuwandeln, sowie dieselben
in rechtlicher und materieller Hinsicht den städt. Amts-
diener gleichzustellen, wobei auch auf die zur Wahrung
der Autorität erforderliche Höherstellung des Leiters der
städt. Aufsicht und dessen Stellvertreters entsprechend Be-
dacht zu nehmen wäre. Das Magistratspräsidium hat
diese Frage bereits eingehend behandelt und ist zum
Schlusse gekommen, daß von einer Zuerkennung der Pen-
sionsfähigkeit an die Provisionsberechtigten Organe Um-
gang zu nehmen, daß jedoch das Ausmaß der Provision
auf das in der Ministerialverordnung von 15. Oktober
1902 vorgesehene Ausmaß von Gnadengaben für staatliche
Aushilfsdiener zu erhöhen wäre. Diesem Antrage hat sich
der Magistrat angeschlossen. Den Antrag, die Aufseher in
materieller Beziehung den städt. Amtsdienern gleichzu-
stellen, kann der Magistratsreferent nicht befürworten,
weil die Löhne der Aufseher erst mit Gemeinderatsbe-
schluß vom 9. März 1908 und 1. Februar 1910 neu ge-
regelt wurden. Die Sektion hat folgende Beschlüsse gefaßt:

1. In Bezug auf die Aktivitätsbezüge der Aufseher
nach Magistratsantrag, da kein Anlaß vorhanden ist, von
der erst im Jahre 1908 bezw. 1910 erfolgten Regelung der
Aktivitätsbezüge abzugehen.

2. In Bezug auf die Versorgungsgenüsse, die Auf-
seher nach Analogie des Art. 2 der Verordnung des Ge-
samtministeriums vom 7. September 1911 betreffend die
Versorgungsgenüsse der staatlichen Aushilfsdiener zu be-
handeln, und den Magistrat zu ersuchen, diesbezüglich dem
Gemeinderate eine entsprechende Vorlage zu machen.

Die Erhöhung der Versorgungsgenüsse macht gegen-
wärtig einen Mehraufwand nicht erforderlich.

GR. Wegner ist gegen die Auffassung des Magi-
strates, die er eine vormärzliche nennt. Er nimmt viel-
mehr seinen seinerzeit gestellten Antrag wieder auf und
bittet um dessen Annahme.

Sämtliche nachfolgenden Redner, die GR. Elias
Wender, Dr. Cotlarciuk, Wallstein, Doktor
Hostiuk und Zalodek schließen sich zum größten Teile
den Ausführungen des GR. Wegner an.

GR. Dr. Straucher stellt den Antrag, der auch so-
fort zur Annahme gelangte, daß alle Beschlüsse nur
unter der Voraussetzung Geltung haben sollten, daß dem
Gemeinderate noch die Möglichkeit gegeben sei, zum
Schlusse alle Posten in der Richtung einer Revision zu
unterziehen, daß die Endsumme nicht derart überschritten
werde, daß hiedurch eine Erhöhung der Umlagen notwen-
dig werden müßte.

Nachdem noch Stadtrat Leo und GR. Dr. Billig
gesprochen hatten, wird die Sitzung infolge Beschlußun-
fähigkeit geschlossen.




Auszeichnung.

Unser Landsmann der Apotheker Ale-
xander Bergler in Kolomea wurde vom Erzherzog
Karl Franz Josef zum Kammerlieferanten er-
nannt.

Militärisches.

Der Assistenzarztstellvertreter in der
Reserve Dr. Johann Stupnicki wurde vom Garni-
sonsspital Nr. 15 in Krakau zum 41. Intanferieregiment
transferiert.

Neuer Sachverständiger.

Herr Phöbus Semis,
Inhaber der bekannten Speditionsfirma Jakob Schä-
fer
in Czernowitz, wurde zum Sachverständigen für das
Transport- und Ablagerungsgeschäft für den Sprengel des
Landesgerichtes in Czernowitz ernannt.

Das Präsidium der Finanzdirektion

hat den Zoll-
offizial Siegmund Nowacki in Czernowitz zum Zoll-
revidenten in der neunten Rangsklasse ernannt.

Am Delegiertentag

der katholischen Union in Wien
zu dem sich über 400 Organisationsvertreter aller Kron-
länder und Nationen Oesterreichs eingefunden haben,
sprach u. a. namens der Polen und Deutschen der Prälat
Schmid aus Czernowitz, der auch in das Zentralkomitee
der katholischen Union als Mitglied gewählt wurde.

Die Auszeichnung des Universitätsprofessors Doktor
Plemelj.

Die Meldung, daß Universitätsprofessor Doktor
Plemelj für eine mathematische Arbeit mit einem
Preise der Budapester Akademie der Wissenschaften be-
teilt worden sei, beruht insofern auf einen Irrtum, als
der Liebenpreis Herrn Professor Plemelj für seine ausge-
zeichnete Arbeit, dem hervorragendsten unter sämtlichen
der Jury vorgelegten Elaboraten, von der Wiener
Akademie der Wissenschaften verliehen wurde. Das Miß-
verständnis hatte eine irrtümliche Meldung des k. k.
Korrespondenzbureaus zur Ursache.

Die Neubauten des Landes.

Bekanntlich hat die
Offertausschreibung insoferne ein günstiges Resultat ge-
zeitigt, als die wichtigsten Baugründe und Realitäten gut
verkauft wurden. Die Baugründe in der Russischen Gasse
und gegenüber der Universität sind (die Genehmigung des
Landtags vorausgesetzt) in Privatbesitz übergangen, das
Gebäude der Landesbank soll dem Stadtmagistrate (für
Bureauzwecke) zugeschlagen werden. Wenn die Landtags-
session im September zustandekommt, woran man nicht
zweifelt, wird mit dem Neubaue des Landtagsgebäudes
in der Senkoviczgasse im Frühjahre 1913 begonnen wer-
den. Dagegen scheint man vom Plane, ein neues Gebäude
für das Landesgendarmerie-Kommando zu errichten, vor-
läufig Abstand genommen zu haben. Die ehemalige land-
wirtschaftliche Lehranstalt wird bekanntlich für das gynä-
kologische Institut adaptiert. Dort sind gegenwärtig un-
terbracht: das Landesbauamt und der Landeskulturrat.
[Spaltenumbruch] Letzterer hat dem Landesausschuß ein Offert auf das
alte Landtagsgebäude (ohne Baugründe 250.000 Kronen)
überreicht und dürfte es auch zugeschlagen erhalten. In
diesem Gebäude würden dann nebst dem Landeskultur-
rate auch die Viehverwertungszentrale etc. unterbracht
werden. Was schließlich die Gründe hinter der Landes-
krankenanstalt betrifft, so hat bekanntlich u. A. auch das
Justizministerium auf einen großen Baugrund zum
Zwecke der Errichtung eines neuen Strafgerichtsgebäudes
reflektiert. Die Verhandlungen scheinen sich jedoch zer-
schlagen zu haben, da das Justizministerium den geforder-
ten Kaufpreis noch immer als zu hoch ansieht.

Die Sanierungsaktion.

Gegenüber unserer Mittei-
lung, daß sich die Unzufriedenheit der ukrainischen Partei
wahrscheinlich auf die in der Sanierungsaktion zutage ge-
tretene Meinungsverschiedenheit beziehe, stellt die letz-
tere in ihrem Parteiorgane fest, daß dies nicht der Fall
sei, vielmehr habe Graf von Meran die Aktion wärm-
stens gefördert. Nach unseren Informationen stößt der
Sanierungsplan, wie er in unserem Blatte veröffentlicht
wurde, auf so große Schwierigkeiten, daß auch schon die
Urheber desselben erklärt haben, es werde das Meiste ab-
geändert und umgestaltet werden müssen. Für morgen
(Dienstag) war eine Beratung in Wien unter Beteili-
gung der betreffenden Ministerien angekündigt. Diese
Beratung wurde jedoch, wie wir hören, für Samstag
verschoben. An dieser wird außer dem Landeschef Grafen
von Meran der Landeshauptmann Baron Hormu-
zaki
teilnehmen. Seitens des Landesausschusses sind die
Abgeordneten Aurel v. Onciul, Pihuliak, Land-
wehr
Nico v. Flondor und Dr. Straucher dele-
giert. Sollten diese Beratungen zu einem endgiltigen, von
allen Teilen angenommenen Sanierungspro-
gramm
führen, wird im Juli in Czernowitz eine
Vorbesprechung aller Landtagsparteien (eine Art von
"Vorlandtag") stattfinden, damit festgestellt werde, ob die
Voraussetzungen für eine ruhige Tagung im September
gegeben seien. Da dies sicherlich der Fall sein wird, dürfte
der Landtag für den 15. oder 20. September zu einer
sechswöchigen Session einberufen werden.

Ein ruthenischer Refercnt im Ministerratspräsidium.

Nach einer Meldung polnischer Blätter, ist der derzeit lei-
tende Direktor der Selanska Kassa, Herr Osyp Lucki, be-
kanntlich ein Schwiegersohn des Landeshauptmann-Stell-
vertreters Dr. von Smal-Stocki, als Referent für
ruthenische Angelegenheiten ins Ministerratspräsidium be-
rufen worden. Herr Lucki hat sich hier lange Zeit als Re-
dakteur der ruthenischen Parteiblätter erfolgreich betätigt.
Als die Mißwirtschaft in den ruthenischen Raiffeisen-
kassen publik wurde, wurde er dorthin entsendet. Herr
Lucki gab sich unter den obwaltenden Umständen die red-
lichste Mühe, den verfahrenen Karren wieder in Ordnung
zu bringen. Für die Stelle eines ruthenischen Referenten
im Ministerratspräsidium war ursprünglich Herr Doktor
Wladimir Kuschnir in Aussicht genommen. Es scheint
jedoch, daß die Berufung Kuschnirs auf Widerspruch sei-
tens der Polen stieß, so daß er mit der Leitung der Re-
daktion der ruthenischen Parteiblätter in der Bukowina
betraut wurde, während Herr Lucki -- wir folgen hier
der Mitteilung der polnischen Blätter -- nunmehr die
Stelle im Ministerratspräsidium erhielt.

In der eigenen Druckerei.

Von heute ab wird die
"Czernowitzer Allgemeine Zeitung" in der eigenen Dru-
ckerei (Allgemeine Druckerei, Herrengasse Nr. 11) herge-
stellt. Der schon seit Langem geplanten Ausgestaltung un-
seres Blattes steht nun nach Beendigung der weiteren techn.
Vorbereitungen, insbesondere nach Aufstellung einer gro-
ßen Rotationsmaschine, der ersten im Lande, nichts
im Wege. Ein großes Tagesjournal muß, wenn es auf
der Höhe erhalten und mit fortschreitender Zeit noch
höher emporgebracht werden soll, über eine eigene Offizin
verfügen. Die Hebung der Druckindustrie im Lande und
die ungeahnte Verbesserung der Arbeiterverhältnisse auf
diesem Gebiete sind, insofern Czernowitz in Betracht
kommt, ein Verdienst unseres Blattes, das mit der Kre-
ierung einer modernen Presse auf den Fortschritt des
Buchdruckes überhaupt bestimmenden Einfluß nahm. Daß
die eigene Druckerei sich die modernsten Behelfe der Neu-
zeit zu Hilfe nahm und alles tat, um nicht nur die Ausge-
staltung und rasche Herstellung der Zeitung zu ermögli-
chen, sondern auch dem Publikum bei Bestellung von
Druckarbeietn das Beste bieten zu können, ist selbstver-
ständlich. Nach Aufstellung der Rotationsmaschine, die in
Verbindung mit der Stereotypie in einer Stunde 20.000
Zeitungsexemplare drucken, kleben und falzen kann, wer-
den wir unsere Leser zur Besichtigung des Etablisse-
ments, das in seiner Art für das Land ganz neu ist,
höflichst einladen.

Die argentinische Expedition.

Wie vorausgesagt
wurde, hat die Arbeiterexpedition nach Argentinien ein
sehr ungünstiges Resultat gezeitigt. Ein Teil der Arbeiter,
der in Argentinien lohnende Beschäftigung gefunden hat,
ist dort zurückgeblieben. Dagegen mußten etwa hundert
Arbeiter auf die von ihnen für die vorgestreckten Reisespesen
hinterlegten Wechsel eingeklagt werden. Vorgestern fanden
sie sich hier ein und sprachen beim Landeshauptmann Br.
Hormuzaki mit der Bitte vor, man möge ihnen ir-
gendwie aus der Not heraushelfen. Vom Landesausschuß
wurden auch Schritte unternommen, um die Bauern vor
dem materiellen Ruin möglichst zu schützen.

Der Wirtschaftsverein

der Gast-, Schank- und Kaffee-
hausgewerbetreibenden in Czernowitz, r. G. m. H. wird
am 18. Juni 1912 um 4 Uhr nachmittags im Saale des
Kommis- und Buchhaltervereines eine außerordentliche
Generalversammlung mit folgender Tagesordnung ab-
halten: 1. Wahl eines Vorstandsmitgliedes auf eine drei-
jährige Funktionsdauer; 2. Wahl eines Mitgliedes in den
[Spaltenumbruch] Aufsichtsrat; 3. Anträge des Aufsichtsrates; 4. Anträge der
Mitglieder.

Kaiser-Cafee.

Heute Dienstag, den 4. Juni findet im
Kiosk ein großes Militär-Konzert statt. Anfang
halb 5 Uhr nachmittags.

Wohltätigkeitsvorstellung im Uraniatheater.

Eine
Urania-Vorstellung zu Gunsten arbeitsloser Handlungs-
gehilfen findet Mittwoch, den 5. Juni l. J. bei Militär-
konzert statt.




Theater, Kunst und Literatur.


Vom ruthenischen Theater.

Die für Montag, den
3. Juni l. J. angekündigte Erstaufführung der Oper
"Aeneas auf Reisen" von Dr. J. Lopatynskyj,
einem der besten ukrainischen Komponisten der Gegen-
wart, findet erst Dienstag, den 4. Juni statt. Wie man
nach dem Kartenvorverkaufe schließen kann, hat die neue
Oper nicht nur beim ruthenischen, sondern auch beim
fremden Publikum ein großes Interesse hervorgerufen.
Der Erfolg der Oper ist umso sicherer, als die letzten Pro-
ben vom Verfasser selbst geleitet werden. Auch nach der Be-
setzung der Rollen kann man schließen, daß die morgige
Aufführung auch die größten Kunstkenner vollkommen
befriedigen wird. Die für Montag gelösten Karten behal-
ten ihre Giltigkeit.




Oekonomisches.


Der Geldmarkt.

Die Berichte der Wiener Blätter
über den Geldmarkt in Oesterreich-Ungarn lauten noch
immer sehr ungünstig. Weder die Berliner Reichsbank
noch die Oesterreichisch-ungarische Bank konnten zu einer
Ermäßigung des Zinsfußes schreiten. Ausländisches Geld
fließt bei uns gar nicht oder nur in sehr geringen Men-
gen ein. Dennoch waren die Einreichungen in Wien und
Budapest Ultimo Mai sehr groß. Die Aussichten auf die
nächste Zukunft sind gleichfalls nicht die besten. Auf un-
serem lokalen Geldmarkt ist die Zurückhaltung noch im-
mer eine sehr große. Bei der Czernowitzer Filiale der
Oesterreichisch-ungarischen Bank wurden -- nur die Lan-
desbank und die Hypothekenbank sind rühmliche Ausnah-
men -- sehr geringe Einreichungen vollzogen, was, selbst
die direkte Geldversorgung aus Wien in Anschlag gebracht,
auf starke Krediteinschränkungen schließen läßt. Dazu
kommt, daß auch die Zwischeneskompteure und kleineren
Institute, die unnützer Weise große Engagements in Ga-
lizien haben, das Geschäft auf ein Minimum reduzieren.
Eine durchgreifende Aenderung in der Stimmung erhofft
man für den Frühherbst, da die Ernteergebnisse, die sehr
gute werden dürften, realisiert werden.

Staatseisenbahnrat.

Das Mitglied des Staatseisen-
bahnrates Herr kais. Rat Heinrich Goldlust wird in der
am 27. Juni 1912 beginnenden Frühjahrssession des
Staatseisenbahnrates folgende Anträge stellen: 1. Das
k. .k Eisenbahnministerium wird ersucht, dafür einzutreten,
daß die Bestimmung des Internationalen Uebereinkom-
mens zum Eisenbahnfrachtenverkehr vom 14. Oktober
1890, Artikel 10, Absatz 3, dahin abgeändert werde, daß
die Zoll-, Steuer- und Polizeivorschriften, solange sich das
Gut auf dem Wege befindet, nicht ausschließlich durch die
Bahn erfüllt werden müssen, sondern, insoferne diese Auf-
gaben vom Absender im Frachtenbriefe einer Mittelsperson
an der Grenze übertragen werden, diese berechtigt sei, un-
ter Verantwortlichkeit der Partei die erfoderlichen Mani-
pulationen vozunehmen. 2. Das k. k. Eisenbahnministe-
rium wird ersucht, Vorkehrungen zu treffen, daß der in
Czernowitz zu errichtenden Handelsakademie
eine Eisenbahnfachschule angegliedert werde.
3. Das k. k. Eisenbahnministerium wird neuerdings er-
sucht, die Herstellung eines Übergangssteges zwi-
schen dem Aufnahmsgebäude am Bahnhof in Czer-
nowitz,
ohne Beitrag von Privatinteressenten, zu ver-
anlassen. 4. Das k. k. Eisenbahnministerium wird ersucht,
im Zentrum der Stadt Czernowitz ein Stadtbure au,
resp. eine Stadtstation der k. k. Staatsbahnen mit allen
Befugnissen einer Bahnstation für den Frachten- und
Eilgutverkehr in Bezug auf die Auf- und Abgabe, für den
Personenverkehr in Bezug auf die Ausfolgung von
Fahrkarten, Auf- und Abgabe von Gepäck, ferner für die
Auszahlung von Nachnahmen in eigener Regie zu errich-
ten. 5. Das k. k. Eisenbahnministerium wird ersucht, zu
veranlassen, daß die Bahnstation Kaczyka baulich er-
weitert werde. 6. Das k. k. Eisenbahnministerium wird
dringend gebeten, endlich die Direktions-Eisen-
bahnräte
bei den jetzt bestehenden Direktionen aktivie-
ren zu wollen. 7. Das k. k. Eisenbahnministerium wird
ersucht, die Gepäckscheine in zwei Exemplaren (Unikat
und Duplikat) einzuführen, von welchen ein Exemplar
bei Ausfolgung des Gepäckes abgenommen, das zweite
Exemplar (Duplikat) bei der Partei belassen wird. 8. Das
k. k. Eisenbahnministerium wird ersucht, für die Beschaf-
fung von Spezialwagen für Transporte von leben-
dem Geflügel Sorge zu tragen. 9. Das k. k. Eisenbahn-
ministerium wird ersucht, zwischen der Bukowina
und Ungarn
(Budapest) eine bessere Zugsver-
bindung
zu schaffen.

Offertausschreibung für Uferschutzbauten.

Wegen Si-
cherstellung der Ausführung der projektierten Uferschutz-
bauten am Suczawaflusse bei Istensegits und zwar im

„Czernowitzer Allgemeine Zeitung“ 4. Juni 1912.

[Spaltenumbruch]

GR. Dr. H. Kiesler referiert hierauf über die
Regelung der Verſorgungsgenüſſe der ſtädtiſchen Aufſeher.

Der Referent führt aus, GR. Wegner habe ſeiner-
zeit beantragt, das bisherige Dienſtverhältnis der ſtädt.
Aufſeher in ein definitives umzuwandeln, ſowie dieſelben
in rechtlicher und materieller Hinſicht den ſtädt. Amts-
diener gleichzuſtellen, wobei auch auf die zur Wahrung
der Autorität erforderliche Höherſtellung des Leiters der
ſtädt. Aufſicht und deſſen Stellvertreters entſprechend Be-
dacht zu nehmen wäre. Das Magiſtratspräſidium hat
dieſe Frage bereits eingehend behandelt und iſt zum
Schluſſe gekommen, daß von einer Zuerkennung der Pen-
ſionsfähigkeit an die Proviſionsberechtigten Organe Um-
gang zu nehmen, daß jedoch das Ausmaß der Proviſion
auf das in der Miniſterialverordnung von 15. Oktober
1902 vorgeſehene Ausmaß von Gnadengaben für ſtaatliche
Aushilfsdiener zu erhöhen wäre. Dieſem Antrage hat ſich
der Magiſtrat angeſchloſſen. Den Antrag, die Aufſeher in
materieller Beziehung den ſtädt. Amtsdienern gleichzu-
ſtellen, kann der Magiſtratsreferent nicht befürworten,
weil die Löhne der Aufſeher erſt mit Gemeinderatsbe-
ſchluß vom 9. März 1908 und 1. Februar 1910 neu ge-
regelt wurden. Die Sektion hat folgende Beſchlüſſe gefaßt:

1. In Bezug auf die Aktivitätsbezüge der Aufſeher
nach Magiſtratsantrag, da kein Anlaß vorhanden iſt, von
der erſt im Jahre 1908 bezw. 1910 erfolgten Regelung der
Aktivitätsbezüge abzugehen.

2. In Bezug auf die Verſorgungsgenüſſe, die Auf-
ſeher nach Analogie des Art. 2 der Verordnung des Ge-
ſamtminiſteriums vom 7. September 1911 betreffend die
Verſorgungsgenüſſe der ſtaatlichen Aushilfsdiener zu be-
handeln, und den Magiſtrat zu erſuchen, diesbezüglich dem
Gemeinderate eine entſprechende Vorlage zu machen.

Die Erhöhung der Verſorgungsgenüſſe macht gegen-
wärtig einen Mehraufwand nicht erforderlich.

GR. Wegner iſt gegen die Auffaſſung des Magi-
ſtrates, die er eine vormärzliche nennt. Er nimmt viel-
mehr ſeinen ſeinerzeit geſtellten Antrag wieder auf und
bittet um deſſen Annahme.

Sämtliche nachfolgenden Redner, die GR. Elias
Wender, Dr. Cotlarciuk, Wallſtein, Doktor
Hoſtiuk und Zalodek ſchließen ſich zum größten Teile
den Ausführungen des GR. Wegner an.

GR. Dr. Straucher ſtellt den Antrag, der auch ſo-
fort zur Annahme gelangte, daß alle Beſchlüſſe nur
unter der Vorausſetzung Geltung haben ſollten, daß dem
Gemeinderate noch die Möglichkeit gegeben ſei, zum
Schluſſe alle Poſten in der Richtung einer Reviſion zu
unterziehen, daß die Endſumme nicht derart überſchritten
werde, daß hiedurch eine Erhöhung der Umlagen notwen-
dig werden müßte.

Nachdem noch Stadtrat Leo und GR. Dr. Billig
geſprochen hatten, wird die Sitzung infolge Beſchlußun-
fähigkeit geſchloſſen.




Auszeichnung.

Unſer Landsmann der Apotheker Ale-
xander Bergler in Kolomea wurde vom Erzherzog
Karl Franz Joſef zum Kammerlieferanten er-
nannt.

Militäriſches.

Der Aſſiſtenzarztſtellvertreter in der
Reſerve Dr. Johann Stupnicki wurde vom Garni-
ſonsſpital Nr. 15 in Krakau zum 41. Intanferieregiment
transferiert.

Neuer Sachverſtändiger.

Herr Phöbus Semis,
Inhaber der bekannten Speditionsfirma Jakob Schä-
fer
in Czernowitz, wurde zum Sachverſtändigen für das
Transport- und Ablagerungsgeſchäft für den Sprengel des
Landesgerichtes in Czernowitz ernannt.

Das Präſidium der Finanzdirektion

hat den Zoll-
offizial Siegmund Nowacki in Czernowitz zum Zoll-
revidenten in der neunten Rangsklaſſe ernannt.

Am Delegiertentag

der katholiſchen Union in Wien
zu dem ſich über 400 Organiſationsvertreter aller Kron-
länder und Nationen Oeſterreichs eingefunden haben,
ſprach u. a. namens der Polen und Deutſchen der Prälat
Schmid aus Czernowitz, der auch in das Zentralkomitee
der katholiſchen Union als Mitglied gewählt wurde.

Die Auszeichnung des Univerſitätsprofeſſors Doktor
Plemelj.

Die Meldung, daß Univerſitätsprofeſſor Doktor
Plemelj für eine mathematiſche Arbeit mit einem
Preiſe der Budapeſter Akademie der Wiſſenſchaften be-
teilt worden ſei, beruht inſofern auf einen Irrtum, als
der Liebenpreis Herrn Profeſſor Plemelj für ſeine ausge-
zeichnete Arbeit, dem hervorragendſten unter ſämtlichen
der Jury vorgelegten Elaboraten, von der Wiener
Akademie der Wiſſenſchaften verliehen wurde. Das Miß-
verſtändnis hatte eine irrtümliche Meldung des k. k.
Korreſpondenzbureaus zur Urſache.

Die Neubauten des Landes.

Bekanntlich hat die
Offertausſchreibung inſoferne ein günſtiges Reſultat ge-
zeitigt, als die wichtigſten Baugründe und Realitäten gut
verkauft wurden. Die Baugründe in der Ruſſiſchen Gaſſe
und gegenüber der Univerſität ſind (die Genehmigung des
Landtags vorausgeſetzt) in Privatbeſitz übergangen, das
Gebäude der Landesbank ſoll dem Stadtmagiſtrate (für
Bureauzwecke) zugeſchlagen werden. Wenn die Landtags-
ſeſſion im September zuſtandekommt, woran man nicht
zweifelt, wird mit dem Neubaue des Landtagsgebäudes
in der Senkoviczgaſſe im Frühjahre 1913 begonnen wer-
den. Dagegen ſcheint man vom Plane, ein neues Gebäude
für das Landesgendarmerie-Kommando zu errichten, vor-
läufig Abſtand genommen zu haben. Die ehemalige land-
wirtſchaftliche Lehranſtalt wird bekanntlich für das gynä-
kologiſche Inſtitut adaptiert. Dort ſind gegenwärtig un-
terbracht: das Landesbauamt und der Landeskulturrat.
[Spaltenumbruch] Letzterer hat dem Landesausſchuß ein Offert auf das
alte Landtagsgebäude (ohne Baugründe 250.000 Kronen)
überreicht und dürfte es auch zugeſchlagen erhalten. In
dieſem Gebäude würden dann nebſt dem Landeskultur-
rate auch die Viehverwertungszentrale ꝛc. unterbracht
werden. Was ſchließlich die Gründe hinter der Landes-
krankenanſtalt betrifft, ſo hat bekanntlich u. A. auch das
Juſtizminiſterium auf einen großen Baugrund zum
Zwecke der Errichtung eines neuen Strafgerichtsgebäudes
reflektiert. Die Verhandlungen ſcheinen ſich jedoch zer-
ſchlagen zu haben, da das Juſtizminiſterium den geforder-
ten Kaufpreis noch immer als zu hoch anſieht.

Die Sanierungsaktion.

Gegenüber unſerer Mittei-
lung, daß ſich die Unzufriedenheit der ukrainiſchen Partei
wahrſcheinlich auf die in der Sanierungsaktion zutage ge-
tretene Meinungsverſchiedenheit beziehe, ſtellt die letz-
tere in ihrem Parteiorgane feſt, daß dies nicht der Fall
ſei, vielmehr habe Graf von Meran die Aktion wärm-
ſtens gefördert. Nach unſeren Informationen ſtößt der
Sanierungsplan, wie er in unſerem Blatte veröffentlicht
wurde, auf ſo große Schwierigkeiten, daß auch ſchon die
Urheber desſelben erklärt haben, es werde das Meiſte ab-
geändert und umgeſtaltet werden müſſen. Für morgen
(Dienſtag) war eine Beratung in Wien unter Beteili-
gung der betreffenden Miniſterien angekündigt. Dieſe
Beratung wurde jedoch, wie wir hören, für Samſtag
verſchoben. An dieſer wird außer dem Landeschef Grafen
von Meran der Landeshauptmann Baron Hormu-
zaki
teilnehmen. Seitens des Landesausſchuſſes ſind die
Abgeordneten Aurel v. Onciul, Pihuliak, Land-
wehr
Nico v. Flondor und Dr. Straucher dele-
giert. Sollten dieſe Beratungen zu einem endgiltigen, von
allen Teilen angenommenen Sanierungspro-
gramm
führen, wird im Juli in Czernowitz eine
Vorbeſprechung aller Landtagsparteien (eine Art von
„Vorlandtag“) ſtattfinden, damit feſtgeſtellt werde, ob die
Vorausſetzungen für eine ruhige Tagung im September
gegeben ſeien. Da dies ſicherlich der Fall ſein wird, dürfte
der Landtag für den 15. oder 20. September zu einer
ſechswöchigen Seſſion einberufen werden.

Ein rutheniſcher Refercnt im Miniſterratspräſidium.

Nach einer Meldung polniſcher Blätter, iſt der derzeit lei-
tende Direktor der Selanska Kaſſa, Herr Oſyp Lucki, be-
kanntlich ein Schwiegerſohn des Landeshauptmann-Stell-
vertreters Dr. von Smal-Stocki, als Referent für
rutheniſche Angelegenheiten ins Miniſterratspräſidium be-
rufen worden. Herr Lucki hat ſich hier lange Zeit als Re-
dakteur der rutheniſchen Parteiblätter erfolgreich betätigt.
Als die Mißwirtſchaft in den rutheniſchen Raiffeiſen-
kaſſen publik wurde, wurde er dorthin entſendet. Herr
Lucki gab ſich unter den obwaltenden Umſtänden die red-
lichſte Mühe, den verfahrenen Karren wieder in Ordnung
zu bringen. Für die Stelle eines rutheniſchen Referenten
im Miniſterratspräſidium war urſprünglich Herr Doktor
Wladimir Kuſchnir in Ausſicht genommen. Es ſcheint
jedoch, daß die Berufung Kuſchnirs auf Widerſpruch ſei-
tens der Polen ſtieß, ſo daß er mit der Leitung der Re-
daktion der rutheniſchen Parteiblätter in der Bukowina
betraut wurde, während Herr Lucki — wir folgen hier
der Mitteilung der polniſchen Blätter — nunmehr die
Stelle im Miniſterratspräſidium erhielt.

In der eigenen Druckerei.

Von heute ab wird die
„Czernowitzer Allgemeine Zeitung“ in der eigenen Dru-
ckerei (Allgemeine Druckerei, Herrengaſſe Nr. 11) herge-
ſtellt. Der ſchon ſeit Langem geplanten Ausgeſtaltung un-
ſeres Blattes ſteht nun nach Beendigung der weiteren techn.
Vorbereitungen, insbeſondere nach Aufſtellung einer gro-
ßen Rotationsmaſchine, der erſten im Lande, nichts
im Wege. Ein großes Tagesjournal muß, wenn es auf
der Höhe erhalten und mit fortſchreitender Zeit noch
höher emporgebracht werden ſoll, über eine eigene Offizin
verfügen. Die Hebung der Druckinduſtrie im Lande und
die ungeahnte Verbeſſerung der Arbeiterverhältniſſe auf
dieſem Gebiete ſind, inſofern Czernowitz in Betracht
kommt, ein Verdienſt unſeres Blattes, das mit der Kre-
ierung einer modernen Preſſe auf den Fortſchritt des
Buchdruckes überhaupt beſtimmenden Einfluß nahm. Daß
die eigene Druckerei ſich die modernſten Behelfe der Neu-
zeit zu Hilfe nahm und alles tat, um nicht nur die Ausge-
ſtaltung und raſche Herſtellung der Zeitung zu ermögli-
chen, ſondern auch dem Publikum bei Beſtellung von
Druckarbeietn das Beſte bieten zu können, iſt ſelbſtver-
ſtändlich. Nach Aufſtellung der Rotationsmaſchine, die in
Verbindung mit der Stereotypie in einer Stunde 20.000
Zeitungsexemplare drucken, kleben und falzen kann, wer-
den wir unſere Leſer zur Beſichtigung des Etabliſſe-
ments, das in ſeiner Art für das Land ganz neu iſt,
höflichſt einladen.

Die argentiniſche Expedition.

Wie vorausgeſagt
wurde, hat die Arbeiterexpedition nach Argentinien ein
ſehr ungünſtiges Reſultat gezeitigt. Ein Teil der Arbeiter,
der in Argentinien lohnende Beſchäftigung gefunden hat,
iſt dort zurückgeblieben. Dagegen mußten etwa hundert
Arbeiter auf die von ihnen für die vorgeſtreckten Reiſeſpeſen
hinterlegten Wechſel eingeklagt werden. Vorgeſtern fanden
ſie ſich hier ein und ſprachen beim Landeshauptmann Br.
Hormuzaki mit der Bitte vor, man möge ihnen ir-
gendwie aus der Not heraushelfen. Vom Landesausſchuß
wurden auch Schritte unternommen, um die Bauern vor
dem materiellen Ruin möglichſt zu ſchützen.

Der Wirtſchaftsverein

der Gaſt-, Schank- und Kaffee-
hausgewerbetreibenden in Czernowitz, r. G. m. H. wird
am 18. Juni 1912 um 4 Uhr nachmittags im Saale des
Kommis- und Buchhaltervereines eine außerordentliche
Generalverſammlung mit folgender Tagesordnung ab-
halten: 1. Wahl eines Vorſtandsmitgliedes auf eine drei-
jährige Funktionsdauer; 2. Wahl eines Mitgliedes in den
[Spaltenumbruch] Aufſichtsrat; 3. Anträge des Aufſichtsrates; 4. Anträge der
Mitglieder.

Kaiſer-Cafee.

Heute Dienſtag, den 4. Juni findet im
Kiosk ein großes Militär-Konzert ſtatt. Anfang
halb 5 Uhr nachmittags.

Wohltätigkeitsvorſtellung im Uraniatheater.

Eine
Urania-Vorſtellung zu Gunſten arbeitsloſer Handlungs-
gehilfen findet Mittwoch, den 5. Juni l. J. bei Militär-
konzert ſtatt.




Theater, Kunſt und Literatur.


Vom rutheniſchen Theater.

Die für Montag, den
3. Juni l. J. angekündigte Erſtaufführung der Oper
„Aeneas auf Reiſen“ von Dr. J. Lopatynskyj,
einem der beſten ukrainiſchen Komponiſten der Gegen-
wart, findet erſt Dienſtag, den 4. Juni ſtatt. Wie man
nach dem Kartenvorverkaufe ſchließen kann, hat die neue
Oper nicht nur beim rutheniſchen, ſondern auch beim
fremden Publikum ein großes Intereſſe hervorgerufen.
Der Erfolg der Oper iſt umſo ſicherer, als die letzten Pro-
ben vom Verfaſſer ſelbſt geleitet werden. Auch nach der Be-
ſetzung der Rollen kann man ſchließen, daß die morgige
Aufführung auch die größten Kunſtkenner vollkommen
befriedigen wird. Die für Montag gelöſten Karten behal-
ten ihre Giltigkeit.




Oekonomiſches.


Der Geldmarkt.

Die Berichte der Wiener Blätter
über den Geldmarkt in Oeſterreich-Ungarn lauten noch
immer ſehr ungünſtig. Weder die Berliner Reichsbank
noch die Oeſterreichiſch-ungariſche Bank konnten zu einer
Ermäßigung des Zinsfußes ſchreiten. Ausländiſches Geld
fließt bei uns gar nicht oder nur in ſehr geringen Men-
gen ein. Dennoch waren die Einreichungen in Wien und
Budapeſt Ultimo Mai ſehr groß. Die Ausſichten auf die
nächſte Zukunft ſind gleichfalls nicht die beſten. Auf un-
ſerem lokalen Geldmarkt iſt die Zurückhaltung noch im-
mer eine ſehr große. Bei der Czernowitzer Filiale der
Oeſterreichiſch-ungariſchen Bank wurden — nur die Lan-
desbank und die Hypothekenbank ſind rühmliche Ausnah-
men — ſehr geringe Einreichungen vollzogen, was, ſelbſt
die direkte Geldverſorgung aus Wien in Anſchlag gebracht,
auf ſtarke Krediteinſchränkungen ſchließen läßt. Dazu
kommt, daß auch die Zwiſcheneskompteure und kleinéren
Inſtitute, die unnützer Weiſe große Engagements in Ga-
lizien haben, das Geſchäft auf ein Minimum reduzieren.
Eine durchgreifende Aenderung in der Stimmung erhofft
man für den Frühherbſt, da die Ernteergebniſſe, die ſehr
gute werden dürften, realiſiert werden.

Staatseiſenbahnrat.

Das Mitglied des Staatseiſen-
bahnrates Herr kaiſ. Rat Heinrich Goldluſt wird in der
am 27. Juni 1912 beginnenden Frühjahrsſeſſion des
Staatseiſenbahnrates folgende Anträge ſtellen: 1. Das
k. .k Eiſenbahnminiſterium wird erſucht, dafür einzutreten,
daß die Beſtimmung des Internationalen Uebereinkom-
mens zum Eiſenbahnfrachtenverkehr vom 14. Oktober
1890, Artikel 10, Abſatz 3, dahin abgeändert werde, daß
die Zoll-, Steuer- und Polizeivorſchriften, ſolange ſich das
Gut auf dem Wege befindet, nicht ausſchließlich durch die
Bahn erfüllt werden müſſen, ſondern, inſoferne dieſe Auf-
gaben vom Abſender im Frachtenbriefe einer Mittelsperſon
an der Grenze übertragen werden, dieſe berechtigt ſei, un-
ter Verantwortlichkeit der Partei die erfoderlichen Mani-
pulationen vozunehmen. 2. Das k. k. Eiſenbahnminiſte-
rium wird erſucht, Vorkehrungen zu treffen, daß der in
Czernowitz zu errichtenden Handelsakademie
eine Eiſenbahnfachſchule angegliedert werde.
3. Das k. k. Eiſenbahnminiſterium wird neuerdings er-
ſucht, die Herſtellung eines Übergangsſteges zwi-
ſchen dem Aufnahmsgebäude am Bahnhof in Czer-
nowitz,
ohne Beitrag von Privatintereſſenten, zu ver-
anlaſſen. 4. Das k. k. Eiſenbahnminiſterium wird erſucht,
im Zentrum der Stadt Czernowitz ein Stadtbure au,
reſp. eine Stadtſtation der k. k. Staatsbahnen mit allen
Befugniſſen einer Bahnſtation für den Frachten- und
Eilgutverkehr in Bezug auf die Auf- und Abgabe, für den
Perſonenverkehr in Bezug auf die Ausfolgung von
Fahrkarten, Auf- und Abgabe von Gepäck, ferner für die
Auszahlung von Nachnahmen in eigener Regie zu errich-
ten. 5. Das k. k. Eiſenbahnminiſterium wird erſucht, zu
veranlaſſen, daß die Bahnſtation Kaczyka baulich er-
weitert werde. 6. Das k. k. Eiſenbahnminiſterium wird
dringend gebeten, endlich die Direktions-Eiſen-
bahnräte
bei den jetzt beſtehenden Direktionen aktivie-
ren zu wollen. 7. Das k. k. Eiſenbahnminiſterium wird
erſucht, die Gepäckſcheine in zwei Exemplaren (Unikat
und Duplikat) einzuführen, von welchen ein Exemplar
bei Ausfolgung des Gepäckes abgenommen, das zweite
Exemplar (Duplikat) bei der Partei belaſſen wird. 8. Das
k. k. Eiſenbahnminiſterium wird erſucht, für die Beſchaf-
fung von Spezialwagen für Transporte von leben-
dem Geflügel Sorge zu tragen. 9. Das k. k. Eiſenbahn-
miniſterium wird erſucht, zwiſchen der Bukowina
und Ungarn
(Budapeſt) eine beſſere Zugsver-
bindung
zu ſchaffen.

Offertausſchreibung für Uferſchutzbauten.

Wegen Si-
cherſtellung der Ausführung der projektierten Uferſchutz-
bauten am Suczawafluſſe bei Iſtenſegits und zwar im

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[4/0004] „Czernowitzer Allgemeine Zeitung“ 4. Juni 1912. GR. Dr. H. Kiesler referiert hierauf über die Regelung der Verſorgungsgenüſſe der ſtädtiſchen Aufſeher. Der Referent führt aus, GR. Wegner habe ſeiner- zeit beantragt, das bisherige Dienſtverhältnis der ſtädt. Aufſeher in ein definitives umzuwandeln, ſowie dieſelben in rechtlicher und materieller Hinſicht den ſtädt. Amts- diener gleichzuſtellen, wobei auch auf die zur Wahrung der Autorität erforderliche Höherſtellung des Leiters der ſtädt. Aufſicht und deſſen Stellvertreters entſprechend Be- dacht zu nehmen wäre. Das Magiſtratspräſidium hat dieſe Frage bereits eingehend behandelt und iſt zum Schluſſe gekommen, daß von einer Zuerkennung der Pen- ſionsfähigkeit an die Proviſionsberechtigten Organe Um- gang zu nehmen, daß jedoch das Ausmaß der Proviſion auf das in der Miniſterialverordnung von 15. Oktober 1902 vorgeſehene Ausmaß von Gnadengaben für ſtaatliche Aushilfsdiener zu erhöhen wäre. Dieſem Antrage hat ſich der Magiſtrat angeſchloſſen. Den Antrag, die Aufſeher in materieller Beziehung den ſtädt. Amtsdienern gleichzu- ſtellen, kann der Magiſtratsreferent nicht befürworten, weil die Löhne der Aufſeher erſt mit Gemeinderatsbe- ſchluß vom 9. März 1908 und 1. Februar 1910 neu ge- regelt wurden. Die Sektion hat folgende Beſchlüſſe gefaßt: 1. In Bezug auf die Aktivitätsbezüge der Aufſeher nach Magiſtratsantrag, da kein Anlaß vorhanden iſt, von der erſt im Jahre 1908 bezw. 1910 erfolgten Regelung der Aktivitätsbezüge abzugehen. 2. In Bezug auf die Verſorgungsgenüſſe, die Auf- ſeher nach Analogie des Art. 2 der Verordnung des Ge- ſamtminiſteriums vom 7. September 1911 betreffend die Verſorgungsgenüſſe der ſtaatlichen Aushilfsdiener zu be- handeln, und den Magiſtrat zu erſuchen, diesbezüglich dem Gemeinderate eine entſprechende Vorlage zu machen. Die Erhöhung der Verſorgungsgenüſſe macht gegen- wärtig einen Mehraufwand nicht erforderlich. GR. Wegner iſt gegen die Auffaſſung des Magi- ſtrates, die er eine vormärzliche nennt. Er nimmt viel- mehr ſeinen ſeinerzeit geſtellten Antrag wieder auf und bittet um deſſen Annahme. Sämtliche nachfolgenden Redner, die GR. Elias Wender, Dr. Cotlarciuk, Wallſtein, Doktor Hoſtiuk und Zalodek ſchließen ſich zum größten Teile den Ausführungen des GR. Wegner an. GR. Dr. Straucher ſtellt den Antrag, der auch ſo- fort zur Annahme gelangte, daß alle Beſchlüſſe nur unter der Vorausſetzung Geltung haben ſollten, daß dem Gemeinderate noch die Möglichkeit gegeben ſei, zum Schluſſe alle Poſten in der Richtung einer Reviſion zu unterziehen, daß die Endſumme nicht derart überſchritten werde, daß hiedurch eine Erhöhung der Umlagen notwen- dig werden müßte. Nachdem noch Stadtrat Leo und GR. Dr. Billig geſprochen hatten, wird die Sitzung infolge Beſchlußun- fähigkeit geſchloſſen. Auszeichnung. Unſer Landsmann der Apotheker Ale- xander Bergler in Kolomea wurde vom Erzherzog Karl Franz Joſef zum Kammerlieferanten er- nannt. Militäriſches. Der Aſſiſtenzarztſtellvertreter in der Reſerve Dr. Johann Stupnicki wurde vom Garni- ſonsſpital Nr. 15 in Krakau zum 41. Intanferieregiment transferiert. Neuer Sachverſtändiger. Herr Phöbus Semis, Inhaber der bekannten Speditionsfirma Jakob Schä- fer in Czernowitz, wurde zum Sachverſtändigen für das Transport- und Ablagerungsgeſchäft für den Sprengel des Landesgerichtes in Czernowitz ernannt. Das Präſidium der Finanzdirektion hat den Zoll- offizial Siegmund Nowacki in Czernowitz zum Zoll- revidenten in der neunten Rangsklaſſe ernannt. Am Delegiertentag der katholiſchen Union in Wien zu dem ſich über 400 Organiſationsvertreter aller Kron- länder und Nationen Oeſterreichs eingefunden haben, ſprach u. a. namens der Polen und Deutſchen der Prälat Schmid aus Czernowitz, der auch in das Zentralkomitee der katholiſchen Union als Mitglied gewählt wurde. Die Auszeichnung des Univerſitätsprofeſſors Doktor Plemelj. Die Meldung, daß Univerſitätsprofeſſor Doktor Plemelj für eine mathematiſche Arbeit mit einem Preiſe der Budapeſter Akademie der Wiſſenſchaften be- teilt worden ſei, beruht inſofern auf einen Irrtum, als der Liebenpreis Herrn Profeſſor Plemelj für ſeine ausge- zeichnete Arbeit, dem hervorragendſten unter ſämtlichen der Jury vorgelegten Elaboraten, von der Wiener Akademie der Wiſſenſchaften verliehen wurde. Das Miß- verſtändnis hatte eine irrtümliche Meldung des k. k. Korreſpondenzbureaus zur Urſache. Die Neubauten des Landes. Bekanntlich hat die Offertausſchreibung inſoferne ein günſtiges Reſultat ge- zeitigt, als die wichtigſten Baugründe und Realitäten gut verkauft wurden. Die Baugründe in der Ruſſiſchen Gaſſe und gegenüber der Univerſität ſind (die Genehmigung des Landtags vorausgeſetzt) in Privatbeſitz übergangen, das Gebäude der Landesbank ſoll dem Stadtmagiſtrate (für Bureauzwecke) zugeſchlagen werden. Wenn die Landtags- ſeſſion im September zuſtandekommt, woran man nicht zweifelt, wird mit dem Neubaue des Landtagsgebäudes in der Senkoviczgaſſe im Frühjahre 1913 begonnen wer- den. Dagegen ſcheint man vom Plane, ein neues Gebäude für das Landesgendarmerie-Kommando zu errichten, vor- läufig Abſtand genommen zu haben. Die ehemalige land- wirtſchaftliche Lehranſtalt wird bekanntlich für das gynä- kologiſche Inſtitut adaptiert. Dort ſind gegenwärtig un- terbracht: das Landesbauamt und der Landeskulturrat. Letzterer hat dem Landesausſchuß ein Offert auf das alte Landtagsgebäude (ohne Baugründe 250.000 Kronen) überreicht und dürfte es auch zugeſchlagen erhalten. In dieſem Gebäude würden dann nebſt dem Landeskultur- rate auch die Viehverwertungszentrale ꝛc. unterbracht werden. Was ſchließlich die Gründe hinter der Landes- krankenanſtalt betrifft, ſo hat bekanntlich u. A. auch das Juſtizminiſterium auf einen großen Baugrund zum Zwecke der Errichtung eines neuen Strafgerichtsgebäudes reflektiert. Die Verhandlungen ſcheinen ſich jedoch zer- ſchlagen zu haben, da das Juſtizminiſterium den geforder- ten Kaufpreis noch immer als zu hoch anſieht. Die Sanierungsaktion. Gegenüber unſerer Mittei- lung, daß ſich die Unzufriedenheit der ukrainiſchen Partei wahrſcheinlich auf die in der Sanierungsaktion zutage ge- tretene Meinungsverſchiedenheit beziehe, ſtellt die letz- tere in ihrem Parteiorgane feſt, daß dies nicht der Fall ſei, vielmehr habe Graf von Meran die Aktion wärm- ſtens gefördert. Nach unſeren Informationen ſtößt der Sanierungsplan, wie er in unſerem Blatte veröffentlicht wurde, auf ſo große Schwierigkeiten, daß auch ſchon die Urheber desſelben erklärt haben, es werde das Meiſte ab- geändert und umgeſtaltet werden müſſen. Für morgen (Dienſtag) war eine Beratung in Wien unter Beteili- gung der betreffenden Miniſterien angekündigt. Dieſe Beratung wurde jedoch, wie wir hören, für Samſtag verſchoben. An dieſer wird außer dem Landeschef Grafen von Meran der Landeshauptmann Baron Hormu- zaki teilnehmen. Seitens des Landesausſchuſſes ſind die Abgeordneten Aurel v. Onciul, Pihuliak, Land- wehr Nico v. Flondor und Dr. Straucher dele- giert. Sollten dieſe Beratungen zu einem endgiltigen, von allen Teilen angenommenen Sanierungspro- gramm führen, wird im Juli in Czernowitz eine Vorbeſprechung aller Landtagsparteien (eine Art von „Vorlandtag“) ſtattfinden, damit feſtgeſtellt werde, ob die Vorausſetzungen für eine ruhige Tagung im September gegeben ſeien. Da dies ſicherlich der Fall ſein wird, dürfte der Landtag für den 15. oder 20. September zu einer ſechswöchigen Seſſion einberufen werden. Ein rutheniſcher Refercnt im Miniſterratspräſidium. Nach einer Meldung polniſcher Blätter, iſt der derzeit lei- tende Direktor der Selanska Kaſſa, Herr Oſyp Lucki, be- kanntlich ein Schwiegerſohn des Landeshauptmann-Stell- vertreters Dr. von Smal-Stocki, als Referent für rutheniſche Angelegenheiten ins Miniſterratspräſidium be- rufen worden. Herr Lucki hat ſich hier lange Zeit als Re- dakteur der rutheniſchen Parteiblätter erfolgreich betätigt. Als die Mißwirtſchaft in den rutheniſchen Raiffeiſen- kaſſen publik wurde, wurde er dorthin entſendet. Herr Lucki gab ſich unter den obwaltenden Umſtänden die red- lichſte Mühe, den verfahrenen Karren wieder in Ordnung zu bringen. Für die Stelle eines rutheniſchen Referenten im Miniſterratspräſidium war urſprünglich Herr Doktor Wladimir Kuſchnir in Ausſicht genommen. Es ſcheint jedoch, daß die Berufung Kuſchnirs auf Widerſpruch ſei- tens der Polen ſtieß, ſo daß er mit der Leitung der Re- daktion der rutheniſchen Parteiblätter in der Bukowina betraut wurde, während Herr Lucki — wir folgen hier der Mitteilung der polniſchen Blätter — nunmehr die Stelle im Miniſterratspräſidium erhielt. In der eigenen Druckerei. Von heute ab wird die „Czernowitzer Allgemeine Zeitung“ in der eigenen Dru- ckerei (Allgemeine Druckerei, Herrengaſſe Nr. 11) herge- ſtellt. Der ſchon ſeit Langem geplanten Ausgeſtaltung un- ſeres Blattes ſteht nun nach Beendigung der weiteren techn. Vorbereitungen, insbeſondere nach Aufſtellung einer gro- ßen Rotationsmaſchine, der erſten im Lande, nichts im Wege. Ein großes Tagesjournal muß, wenn es auf der Höhe erhalten und mit fortſchreitender Zeit noch höher emporgebracht werden ſoll, über eine eigene Offizin verfügen. Die Hebung der Druckinduſtrie im Lande und die ungeahnte Verbeſſerung der Arbeiterverhältniſſe auf dieſem Gebiete ſind, inſofern Czernowitz in Betracht kommt, ein Verdienſt unſeres Blattes, das mit der Kre- ierung einer modernen Preſſe auf den Fortſchritt des Buchdruckes überhaupt beſtimmenden Einfluß nahm. Daß die eigene Druckerei ſich die modernſten Behelfe der Neu- zeit zu Hilfe nahm und alles tat, um nicht nur die Ausge- ſtaltung und raſche Herſtellung der Zeitung zu ermögli- chen, ſondern auch dem Publikum bei Beſtellung von Druckarbeietn das Beſte bieten zu können, iſt ſelbſtver- ſtändlich. Nach Aufſtellung der Rotationsmaſchine, die in Verbindung mit der Stereotypie in einer Stunde 20.000 Zeitungsexemplare drucken, kleben und falzen kann, wer- den wir unſere Leſer zur Beſichtigung des Etabliſſe- ments, das in ſeiner Art für das Land ganz neu iſt, höflichſt einladen. Die argentiniſche Expedition. Wie vorausgeſagt wurde, hat die Arbeiterexpedition nach Argentinien ein ſehr ungünſtiges Reſultat gezeitigt. Ein Teil der Arbeiter, der in Argentinien lohnende Beſchäftigung gefunden hat, iſt dort zurückgeblieben. Dagegen mußten etwa hundert Arbeiter auf die von ihnen für die vorgeſtreckten Reiſeſpeſen hinterlegten Wechſel eingeklagt werden. Vorgeſtern fanden ſie ſich hier ein und ſprachen beim Landeshauptmann Br. Hormuzaki mit der Bitte vor, man möge ihnen ir- gendwie aus der Not heraushelfen. Vom Landesausſchuß wurden auch Schritte unternommen, um die Bauern vor dem materiellen Ruin möglichſt zu ſchützen. Der Wirtſchaftsverein der Gaſt-, Schank- und Kaffee- hausgewerbetreibenden in Czernowitz, r. G. m. H. wird am 18. Juni 1912 um 4 Uhr nachmittags im Saale des Kommis- und Buchhaltervereines eine außerordentliche Generalverſammlung mit folgender Tagesordnung ab- halten: 1. Wahl eines Vorſtandsmitgliedes auf eine drei- jährige Funktionsdauer; 2. Wahl eines Mitgliedes in den Aufſichtsrat; 3. Anträge des Aufſichtsrates; 4. Anträge der Mitglieder. Kaiſer-Cafee. Heute Dienſtag, den 4. Juni findet im Kiosk ein großes Militär-Konzert ſtatt. Anfang halb 5 Uhr nachmittags. Wohltätigkeitsvorſtellung im Uraniatheater. Eine Urania-Vorſtellung zu Gunſten arbeitsloſer Handlungs- gehilfen findet Mittwoch, den 5. Juni l. J. bei Militär- konzert ſtatt. Theater, Kunſt und Literatur. Czernowitz, 3. Juni. Vom rutheniſchen Theater. Die für Montag, den 3. Juni l. J. angekündigte Erſtaufführung der Oper „Aeneas auf Reiſen“ von Dr. J. Lopatynskyj, einem der beſten ukrainiſchen Komponiſten der Gegen- wart, findet erſt Dienſtag, den 4. Juni ſtatt. Wie man nach dem Kartenvorverkaufe ſchließen kann, hat die neue Oper nicht nur beim rutheniſchen, ſondern auch beim fremden Publikum ein großes Intereſſe hervorgerufen. Der Erfolg der Oper iſt umſo ſicherer, als die letzten Pro- ben vom Verfaſſer ſelbſt geleitet werden. Auch nach der Be- ſetzung der Rollen kann man ſchließen, daß die morgige Aufführung auch die größten Kunſtkenner vollkommen befriedigen wird. Die für Montag gelöſten Karten behal- ten ihre Giltigkeit. Oekonomiſches. Czernowitz, 3. Juni. Der Geldmarkt. Die Berichte der Wiener Blätter über den Geldmarkt in Oeſterreich-Ungarn lauten noch immer ſehr ungünſtig. Weder die Berliner Reichsbank noch die Oeſterreichiſch-ungariſche Bank konnten zu einer Ermäßigung des Zinsfußes ſchreiten. Ausländiſches Geld fließt bei uns gar nicht oder nur in ſehr geringen Men- gen ein. Dennoch waren die Einreichungen in Wien und Budapeſt Ultimo Mai ſehr groß. Die Ausſichten auf die nächſte Zukunft ſind gleichfalls nicht die beſten. Auf un- ſerem lokalen Geldmarkt iſt die Zurückhaltung noch im- mer eine ſehr große. Bei der Czernowitzer Filiale der Oeſterreichiſch-ungariſchen Bank wurden — nur die Lan- desbank und die Hypothekenbank ſind rühmliche Ausnah- men — ſehr geringe Einreichungen vollzogen, was, ſelbſt die direkte Geldverſorgung aus Wien in Anſchlag gebracht, auf ſtarke Krediteinſchränkungen ſchließen läßt. Dazu kommt, daß auch die Zwiſcheneskompteure und kleinéren Inſtitute, die unnützer Weiſe große Engagements in Ga- lizien haben, das Geſchäft auf ein Minimum reduzieren. Eine durchgreifende Aenderung in der Stimmung erhofft man für den Frühherbſt, da die Ernteergebniſſe, die ſehr gute werden dürften, realiſiert werden. Staatseiſenbahnrat. Das Mitglied des Staatseiſen- bahnrates Herr kaiſ. Rat Heinrich Goldluſt wird in der am 27. Juni 1912 beginnenden Frühjahrsſeſſion des Staatseiſenbahnrates folgende Anträge ſtellen: 1. Das k. .k Eiſenbahnminiſterium wird erſucht, dafür einzutreten, daß die Beſtimmung des Internationalen Uebereinkom- mens zum Eiſenbahnfrachtenverkehr vom 14. Oktober 1890, Artikel 10, Abſatz 3, dahin abgeändert werde, daß die Zoll-, Steuer- und Polizeivorſchriften, ſolange ſich das Gut auf dem Wege befindet, nicht ausſchließlich durch die Bahn erfüllt werden müſſen, ſondern, inſoferne dieſe Auf- gaben vom Abſender im Frachtenbriefe einer Mittelsperſon an der Grenze übertragen werden, dieſe berechtigt ſei, un- ter Verantwortlichkeit der Partei die erfoderlichen Mani- pulationen vozunehmen. 2. Das k. k. Eiſenbahnminiſte- rium wird erſucht, Vorkehrungen zu treffen, daß der in Czernowitz zu errichtenden Handelsakademie eine Eiſenbahnfachſchule angegliedert werde. 3. Das k. k. Eiſenbahnminiſterium wird neuerdings er- ſucht, die Herſtellung eines Übergangsſteges zwi- ſchen dem Aufnahmsgebäude am Bahnhof in Czer- nowitz, ohne Beitrag von Privatintereſſenten, zu ver- anlaſſen. 4. Das k. k. Eiſenbahnminiſterium wird erſucht, im Zentrum der Stadt Czernowitz ein Stadtbure au, reſp. eine Stadtſtation der k. k. Staatsbahnen mit allen Befugniſſen einer Bahnſtation für den Frachten- und Eilgutverkehr in Bezug auf die Auf- und Abgabe, für den Perſonenverkehr in Bezug auf die Ausfolgung von Fahrkarten, Auf- und Abgabe von Gepäck, ferner für die Auszahlung von Nachnahmen in eigener Regie zu errich- ten. 5. Das k. k. Eiſenbahnminiſterium wird erſucht, zu veranlaſſen, daß die Bahnſtation Kaczyka baulich er- weitert werde. 6. Das k. k. Eiſenbahnminiſterium wird dringend gebeten, endlich die Direktions-Eiſen- bahnräte bei den jetzt beſtehenden Direktionen aktivie- ren zu wollen. 7. Das k. k. Eiſenbahnminiſterium wird erſucht, die Gepäckſcheine in zwei Exemplaren (Unikat und Duplikat) einzuführen, von welchen ein Exemplar bei Ausfolgung des Gepäckes abgenommen, das zweite Exemplar (Duplikat) bei der Partei belaſſen wird. 8. Das k. k. Eiſenbahnminiſterium wird erſucht, für die Beſchaf- fung von Spezialwagen für Transporte von leben- dem Geflügel Sorge zu tragen. 9. Das k. k. Eiſenbahn- miniſterium wird erſucht, zwiſchen der Bukowina und Ungarn (Budapeſt) eine beſſere Zugsver- bindung zu ſchaffen. Offertausſchreibung für Uferſchutzbauten. Wegen Si- cherſtellung der Ausführung der projektierten Uferſchutz- bauten am Suczawafluſſe bei Iſtenſegits und zwar im

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Zitationshilfe: Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 2508, Czernowitz, 04.06.1912, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_czernowitzer2508_1912/4>, abgerufen am 24.11.2024.