Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 2329, Czernowitz, 24.10.1911.Czernowitzer Allgemeine Zeitung 24 Oktober 1911. [Spaltenumbruch] -- da durften Sie wirklich unter dem Schutze der Immu- Angesichts dieser Tatsachen bringen Sie die Verwe- Wie steht es aber mit Ihrer Vorliebe für den Ge- Ich sehe auf meine Uhr und finde, daß die Stunde, Vom Tage. Czernowitz, 23. Oktober. Herrenhaus. KB. Wien, 22. Oktober. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Zu Beginn der Sitzung bringt der Präsident Fürst Win- Ueber Antrag des Fürsten Schönburg wird eine Die auf der Tagesordnung stehenden Gesetzentwürfe Czechische Ministerkandidaten. Prag, 22. Oktober. Vorgestern fanden hier zahlreiche Die Fleischverhandlungen mit Ungarn. Wien, 22. Oktober. Morgen (Montag) werden in Die Reichsratsergänzungswahlen in Zloczow. Zloczow, 22. Oktober. Im hiesigen Wahlkreise wur- Der Ruthenenklub Wien, 22. Oktober. Die hiesige "Slawische Korres- Die Rumänen in Ungarn. Budapest, 22. Oktober. Der Kultusminister pflog Die deutsch-französischen Verhandlungen. KB. Paris, 22. Oktober. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Bei dem heute abends stattgefundenen Jahresbankett der König Peter in Paris. Paris, 22. Oktober. Die Reise des Königs von Ser- Der italienisch-türkische Krieg. Die Einnahme von Homs. KB. Rom, 22. Oktober. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Die "Agenzia Stefani" meldet aus Tripolis unterm Die Cholera unter den italienischen Truppen. -- 260 Todesfälle. KB. Konstantinopel, 22. Oktober. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Nach Meldungen der Blätter wütet die Cholera KB. Rom, 22. Oktober. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Der "Agenzia Stefani" wird aus Tripolis unter dem Friedensaussichten? Konstantinopel, 22. Oktober. Wie versichert wird, soll Paris, 22. Oktober. "Echo de Paris" berichtet aus KB. Berlin, 22. Oktober. (Tel. der "Cz. Allg. Ztg.") Entgegen den Irrtümern auswärtiger und deutscher Blät- Die Stellungnahme des Vatikans. Rom, 22. Oktober. "Osservatore Romano" schreibt: Die angeblichen Bündnispläne der Türkei. Konstantinopel, 22. Oktober. Hinter den Kulissen Czernowitzer Allgemeine Zeitung 24 Oktober 1911. [Spaltenumbruch] — da durften Sie wirklich unter dem Schutze der Immu- Angeſichts dieſer Tatſachen bringen Sie die Verwe- Wie ſteht es aber mit Ihrer Vorliebe für den Ge- Ich ſehe auf meine Uhr und finde, daß die Stunde, Vom Tage. Czernowitz, 23. Oktober. Herrenhaus. KB. Wien, 22. Oktober. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Zu Beginn der Sitzung bringt der Präſident Fürſt Win- Ueber Antrag des Fürſten Schönburg wird eine Die auf der Tagesordnung ſtehenden Geſetzentwürfe Czechiſche Miniſterkandidaten. Prag, 22. Oktober. Vorgeſtern fanden hier zahlreiche Die Fleiſchverhandlungen mit Ungarn. Wien, 22. Oktober. Morgen (Montag) werden in Die Reichsratsergänzungswahlen in Zloczow. Zloczow, 22. Oktober. Im hieſigen Wahlkreiſe wur- Der Ruthenenklub Wien, 22. Oktober. Die hieſige „Slawiſche Korreſ- Die Rumänen in Ungarn. Budapeſt, 22. Oktober. Der Kultusminiſter pflog Die deutſch-franzöſiſchen Verhandlungen. KB. Paris, 22. Oktober. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Bei dem heute abends ſtattgefundenen Jahresbankett der König Peter in Paris. Paris, 22. Oktober. Die Reiſe des Königs von Ser- Der italieniſch-türkiſche Krieg. Die Einnahme von Homs. KB. Rom, 22. Oktober. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Die „Agenzia Stefani“ meldet aus Tripolis unterm Die Cholera unter den italieniſchen Truppen. — 260 Todesfälle. KB. Konſtantinopel, 22. Oktober. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Nach Meldungen der Blätter wütet die Cholera KB. Rom, 22. Oktober. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Der „Agenzia Stefani“ wird aus Tripolis unter dem Friedensausſichten? Konſtantinopel, 22. Oktober. Wie verſichert wird, ſoll Paris, 22. Oktober. „Echo de Paris“ berichtet aus KB. Berlin, 22. Oktober. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Entgegen den Irrtümern auswärtiger und deutſcher Blät- Die Stellungnahme des Vatikans. Rom, 22. Oktober. „Oſſervatore Romano“ ſchreibt: Die angeblichen Bündnispläne der Türkei. Konſtantinopel, 22. Oktober. Hinter den Kuliſſen <TEI> <text> <body> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0002" n="2"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Czernowitzer Allgemeine Zeitung 24 Oktober 1911.</hi> </fw><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jReadersLetters" n="1"> <div xml:id="brief2" prev="#brief1" type="letter" n="2"> <p>— da durften Sie wirklich unter dem Schutze der Immu-<lb/> nität verleumden! Es war Ihnen geglückt, auszukneifen.</p><lb/> <p>Angeſichts dieſer Tatſachen bringen Sie die Verwe-<lb/> genheit auf, mir vorzuwerfen, daß <hi rendition="#g">ich</hi> mich aus dem Ge-<lb/> richtsſaale flüchte? Habe ich nicht alle Artikel, die Sie per-<lb/> ſönlich betrafen, mit vollem Namen gezeichnet und habe<lb/> ich mich nicht Herrn Aurel von Onciul, trotzdem meine<lb/> Unterſchrift fehlte, im Gerichtsſaale ſelbſt geſtellt? Oder<lb/> hätte ich etwa wegen des öden Geſchimpfes, das Sie unter<lb/> dem Schutze der Anonymität und Immunität über mich<lb/> veröffentlichten, zu den Geſchworenen laufen ſollen?<lb/> Fürwahr, wackerer Streiter, Sie machen ſich lächerlich. Ich<lb/> bekleide kein einziges öffentliches Amt, verwalte nicht<lb/> öffentliche Angelegenheiten und öffentliche Gelder, und<lb/> wer ſich durch mich irgendwie geſchädigt erachtet, fordere<lb/> mich vor den Zivil- oder Strafrichter. Sie verſtehen ja<lb/> das Denunzieren meiſterhaft, zeigen Sie mich nur getroſt<lb/> an. Ich werde für die begangenen Verbrechen Sühne lei-<lb/> ſten müſſen. Daß die Richter mit mir beileibe keine Aus-<lb/> nahme machen, konnten Sie ja in Ihrem Blatte vor nicht<lb/> langer Zeit triumphierend melden, als ich auf eine mir<lb/> zugefügte Beſchimpfung mit einem heftigen Worte er-<lb/> widerte und mir deswegen eine Strafe von ſechshundert<lb/> Kronen rechtskräftig zudiktiert wurde.</p><lb/> <p>Wie ſteht es aber mit Ihrer Vorliebe für den Ge-<lb/> richtsſaal, ehrenfeſter Herr Dr. Straucher? Daß Sie als<lb/> Angeklagter auszukneifen belieben, habe ich mir bereits<lb/> erlaubt, Ihnen freundlichſt in Erinnerung zu bringen.<lb/> Und als Ankläger und Retter Ihrer Ehre? Kennen Sie<lb/> Herrn Adolf Wallſtein? Es iſt der nämliche Herr Adolf<lb/> Wallſtein, den Sie im Czernowitzer Gemeinderate jetzt<lb/> mit „verehrter Herr Kollega“ anſprechen. Dieſer Adolf<lb/> Wallſtein hatte in einem Zeitungsartikel behauptet, Sie<lb/> ſeien kein Ehrenmann. Sie wurden gedrängt zu klagen<lb/> und waren unvorſichtig genug, dieſem Drängen nachzu-<lb/> geben. Was weiter geſchah, das niederzuſchreiben ſträubt<lb/> ſich meine Feder. Herr Adolf Wallſtein bot einen Wahr-<lb/> heitsbeweis an, in welchem Ihnen die diffamierendſten<lb/> Taten, auch ſtrafgeſetzlich in hohem Maße verpönte, (aller-<lb/> dings nicht ſolche, zu deren Begehung auch ein gewiſſer<lb/> perſönlicher Mut gehört) vorgeworfen wurden. Sie wur-<lb/> den, als die Unterſuchung ſich verzögerte, wild und be-<lb/> ſchwerten ſich darüber im Strafgerichtspräſidium. Ein<lb/> neuer, äußerſt tüchtiger Unterſuchungsrichter erhielt die<lb/> Sache zugewieſen. Alle Beweiſe, auch Ihre Gegenbeweiſe<lb/> (ſie lauteten zumeiſt: Beweis Privatankläger Dr. Strau-<lb/> cher als Zeuge) wurden ſorgfältig erhoben, und als alles<lb/> fertig war und Ihre lieben Freunde überall erzählten,<lb/> Sie würden bald ſtolz erhobenen Hauptes in den Gerichts-<lb/> ſaal treten, — erinnern Sie ſich noch des ſchönen Tages?<lb/> — gingen Sie hin und ſchrieben in einer Eingabe an den<lb/> Unterſuchungsrichter, daß Sie „aus Geſundheitsrückſich-<lb/> ten“ von der Anklage zurücktreten. Sollten Sie da nicht<lb/> ein klein wenig aus dem Gerichtsſaale geflohen ſein?<lb/> Aber Krankheit iſt Krankheit, und die Geſundheit iſt eine<lb/> koſtbare Sache, die man nicht aufs Spiel ſetzen kann und<lb/> Sie entſchloſſen ſich deshalb, Ihre bürgerliche Ehre auf<lb/> dem Altar Ihrer Geſundheit zu opfern. Sie erholten ſich<lb/> aber glücklicher Weiſe recht bald und Sie erfreuten ſich<lb/> — der Himmel ſchenke ſie Ihnen noch recht lange! —<lb/> einer blühenden Geſundheit, als Ihnen in dem Kampfe,<lb/> der zu Ihrer politiſchen Niederwerfung führte, neuerlich<lb/> unerhörte Dinge öffentlich und zumeiſt mit voller Na-<lb/> mensfertigung vorgeworfen wurden. Ich leſe dieſe Sachen<lb/> nur ſporadiſch und auch da nur ſehr flüchtig, ich erinnere<lb/> mich aber noch recht deutlich, wie Ihnen klar und unum-<lb/> wunden geſagt wurde, daß Sie als „Anwalt“ der Spar-<lb/> kaſſe dieſe ſelbſt und die Parteien (darunter namentlich<lb/> kleine Beamte) ausplündern, daß Sie Kultusſteuergelder<lb/> zu Ihren perſönlichen Agitationszwecken verwenden, daß<lb/> Sie, als eine Reviſion der Kultusgemeinde drohte, bei<lb/> Nacht hinter verſchloſſenen Türen Bücher „anlegen“ und<lb/> präparieren ließen; man ſagte, daß es mit der Verwal-<lb/> tung des Penſionsfonds der Kultusgemeinde nicht ganz<lb/> in Ordnung ſei, man brachte Sie mit der ſogenannten<lb/> Schaueraffäre in einen ſehr intimen Zuſammenhang,<lb/> man rechnete Ihnen ungerechtfertigten Gewinn aus<lb/> öffentlichen Geldern vor, kurz man bezüchtigte Sie der<lb/> Habgier, des Vertrauensmißbrauches und anderer ganz<lb/> abſcheulicher Dinge und forderte Sie auf, zu klagen. Sie<lb/> taten es nicht. Und nun ſagen Sie es doch ſelbſt: Wer flüch-<lb/> tet ſich aus dem Gerichtsſaale — ich, der Privatmann, der<lb/> niemand Rede und Antwort zu ſtehen hat, oder Sie, der<lb/> ehren- und ſtellenreichſte Mann Europas? So ſagen Sie<lb/> es doch. Sie werden keine befriedigende Antwort erteilen.</p><lb/> <p>Ich ſehe auf meine Uhr und finde, daß die Stunde,<lb/> die ich Ihnen in einer heiteren Laune widmen wollte,<lb/> (obwohl ich mit Ihnen ſchon längſt fertig geworden bin)<lb/> beinahe vorüber iſt. Weil es aber der allerletzte Brief iſt,<lb/> den ich Ihrer geneigten Lektüre unterbreite, ſo ſei ihm<lb/> auch die Länge verziehen. Ich hoffe übrigens bald zum<lb/> Schluſſe zu gelangen. Was ſollte ich übrigens noch ſagen?<lb/> Soll ich an Ihrem politiſchen Grabe Jubelhymnen an-<lb/> ſtimmen, oder ſoll ich noch einmal das wiederholen, was<lb/> ich von Ihrer gottſeligen politiſchen Wirkſamkeit zu ſagen<lb/> wußte? Soll ich darauf hinweiſen, daß Sie gleich einer<lb/> alten Kokotte, deren Reize ſchon abgeſtorben ſind, ſich<lb/> Jedermann an den Hals zu werfen ſuchen und jüngſt<lb/> wieder die hungrigen Magen der Beamten mit fetten,<lb/> aber übelriechenden Phraſen füllten? Soll ich auf Ihre<lb/> abgeſchmackten und wirkungsloſen demagogiſchen Künſte<lb/> hinweiſen? Wer hat ſie nicht als ſolche erkannt und wer<lb/> beachtet ſie noch? Fragen Sie doch „Ihre“ Magiſtratsbe-<lb/> amten, ob ſie nicht wiſſen, daß Sie ja gerne die Gehälter<lb/> erhöhen und das Zeitavancement zugeſtehen wollen, aber<lb/> — wie ſagen Sie nur2 — richtig: der Flemminger will<lb/> nicht und Sie können gegen ihn nichts ausrichten. Soll<lb/> ich Ihnen andererſeits noch von mir erzählen, daß ich<lb/> in aufreibender Arbeit einen anſtändigen bürgerlichen<lb/> Erwerb finde, obwohl Sie meinen Klienten auf der Gaſſe<lb/><cb/> die Vernichtung androhen, wenn ſie in meiner Kanzlei<lb/> weiter arbeiten ſollten und daß ich mit meinem Los zu-<lb/> frieden bin, obwohl ich einen ſehr großen Teil meines<lb/> Einkommens (meine Freunde ſagen: in ſträflichem<lb/> Leichtſinn) für Verwandte und Fremde aufopfere und<lb/> mir ſo immer neue Sorgen aufhäufe, — das alles zu er-<lb/> fahren halte ich Sie nicht für würdig. Ich habe Ihnen<lb/> übrigens ſchon einmal geſagt, daß mich beiſpielsweiſe das<lb/> Judentum ebenſo viel koſtet, als es Ihnen abwirft. Aber<lb/> richtig! Sie ſollen ja auch angedeutet haben, daß ich mit<lb/> Depotgeldern und Wechſeln irgendwie unredlich vorgehe.<lb/> Nun denn: Ich will mit Ihnen noch einmal den letzten Ver-<lb/> ſuch machen. Ich klage Sie noch einmal ein. Sollten Sie<lb/> nicht ſelbſt für Ihre Auslieferung ſorgen, ehe die Ver-<lb/> jährungsfriſt abgelaufen iſt, ſo .... Doch nein, Zorn<lb/> iſt ein viel zu edles Gefühl für Sie. Die Blutwelle iſt<lb/> ſchon abgelaufen. Aber ich kann nicht umhin, Ihnen zu<lb/> bemerken, daß Sie im Falle neuerlichen Auskneifens auch<lb/> den Anſpruch auf meine Verachtung verwirkt haben wer-<lb/> den. Bis dahin und auch noch ſpäter können Sie alſo über<lb/> mich ſchreiben, was Sie wollen, ich werde mich durch Sie<lb/> nie mehr beleidigt erachten.</p><lb/> <byline> <hi rendition="#b">Ph. M.</hi> </byline> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Vom Tage.</hi> </hi> </head><lb/> <dateline>Czernowitz, 23. Oktober.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Herrenhaus.</hi> </head><lb/> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Wien,</hi> 22. Oktober.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Zu Beginn der Sitzung bringt der Präſident Fürſt <hi rendition="#g">Win-<lb/> diſchgrätz</hi> die wärmſten Segenwünſche des Hauſes<lb/> anläßlich der Hochzeit im Kaiſerhauſe zum Ausdruck.</p><lb/> <p>Ueber Antrag des Fürſten <hi rendition="#g">Schönburg</hi> wird eine<lb/> ſtändige 21gliedrige Kommiſſion zur Beratung der <hi rendition="#g">Teu-<lb/> erungsfrage</hi> gewählt.</p><lb/> <p>Die auf der Tagesordnung ſtehenden Geſetzentwürfe<lb/> wurden den Ausſchüſſen zugewieſen, worauf die Sitzung<lb/> geſchloſſen wurde.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Czechiſche Miniſterkandidaten.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Prag,</hi> 22. Oktober.</dateline> <p>Vorgeſtern fanden hier zahlreiche<lb/> Beſprechungen führender czechiſcher Politiker ſtatt. Die<lb/> Beſprechungen galten der bevorſtehenden Rekonſtruktion<lb/> des Kabinetts und den Vorſchlägen des Miniſterpräſiden-<lb/> ten an die czechiſche Delegation. Wie verlautet, hat der<lb/> geweſene Ackerbauminiſter Hofrat Prof. Dr. <hi rendition="#g">Braf</hi> eine<lb/> an ihn ergangene Aufforderung zum Eintritt ins Ka-<lb/> binett als Ackerbauminiſter mit Rückſicht auf ſeinen Ge-<lb/> ſundheitszuſtand abgelehnt. Es wurde weiter das Gerücht<lb/> kolportiert, daß Vizepräſident <hi rendition="#g">Vojacek</hi> zum czechiſchen<lb/> Landsmannminiſter deſigniert und als ſein Nachfolger<lb/> Hofrat <hi rendition="#g">Koſina</hi> auserſehen ſei.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Fleiſchverhandlungen mit Ungarn.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Wien,</hi> 22. Oktober.</dateline> <p>Morgen (Montag) werden in<lb/> Budapeſt die Verhandlungen über die Zulaſſung von<lb/> Fleiſchimporten nach Oeſterreich wieder aufgenommen, zu<lb/> welchem Zwecke ſich die öſterreichiſchen Delegierten nach<lb/> Budapeſt begeben. Es iſt anzunehmen, daß die mehrmo-<lb/> natlichen Verhandlungen, die teils in Wien, teils in Buda-<lb/> peſt geführt wurden, in naher Zeit zur Entſcheidung kom-<lb/> men werden. Mittlereweile hat der Import von Fleiſch aus<lb/><hi rendition="#g">Serbien</hi> begonnen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Reichsratsergänzungswahlen in<lb/> Zloczow.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Zloczow,</hi> 22. Oktober.</dateline> <p>Im hieſigen Wahlkreiſe wur-<lb/> den bisher folgende Kandidaturen angemeldet: Exminiſter<lb/> Dr. <hi rendition="#g">Dulemba,</hi> Dr. <hi rendition="#g">Starzynski,</hi> Dr. <hi rendition="#g">Gold,<lb/> Reizes</hi> und Dr. <hi rendition="#g">Mahler</hi> (Zioniſt). Bekanntlich fin-<lb/> det die bezügliche Reichsratsergänzungswahl am 28. d. M.<lb/> ſtatt.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Ruthenenklub</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Wien,</hi> 22. Oktober.</dateline> <p>Die hieſige „Slawiſche Korreſ-<lb/> pondenz“ veröffentlicht folgendes Kommuniquee: In der<lb/> geſtrigen Sitzung des Ruthenenklubs erſtattete das Prä-<lb/> ſidium Bericht über ſeine letzten Beratungen mit Baron<lb/><hi rendition="#g">Gautſch.</hi> Darauf fand hierüber eine Debatte ſtatt, wo-<lb/> bei ſämtliche Mitglieder des Klubs feſtſtellten, daß die<lb/> Stellungnahme der Regierung zur rutheniſchen Frage die<lb/> Ruthenen <hi rendition="#g">nicht</hi> befriedigen könne. Die Ruthenen fordern<lb/> die alsbaldige Befriedigung der begründeten rutheniſchen<lb/> Poſtulate und können darauf nicht eingehen, daß die<lb/> Erfüllung dieſer Poſtulate von einer Verſtändigung mit<lb/> dem Polenklub oder von dem Zuſtandekommen des pol-<lb/> niſch-rutheniſchen Ausgleichs abhängig gemacht werde. In-<lb/> folge dieſes Verhaltens der Regierung werden die Ruthe-<lb/> nen im Parlamente in der Oppoſition verharren und dem-<lb/> gemäß in der Budgetdebatte auftreten.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Rumänen in Ungarn.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Budapeſt,</hi> 22. Oktober.</dateline> <p>Der Kultusminiſter pflog<lb/> eifrige Unterhandlungen mit dem Biſchof von Arad be-<lb/> züglich der Einführung einer gemeinſchaftlichen Kontrolle<lb/> der religiöſen Inſtitutionen. In der Plenarſitzung des<lb/> Konſiſtoriums verkündete der Biſchof <hi rendition="#g">Pap,</hi> daß von nun<lb/> an die Prieſter nicht mehr Schulinſpektoren ihres Spren-<lb/><cb/> gels ſein dürfen, ſondern daß ſpezielle Schulinſpektoren<lb/> für die Durchführung der religiöſen Inſtitutionen ernannt<lb/> werden.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die deutſch-franzöſiſchen Verhandlungen.</hi> </head><lb/> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 22. Oktober.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Bei dem heute abends ſtattgefundenen Jahresbankett der<lb/> engliſchen Handelskammer in Paris hielt der General-<lb/> poſtmeiſter <hi rendition="#g">Samuel</hi> eine Rede, in welcher er in formel-<lb/> ler Weiſe in Abrede ſtellte, daß England im Laufe der<lb/> deutſch-franzöſiſchen Marokkoverhandlungen Schwierig-<lb/> keiten hervorzurufen trachtete, um eine definitive Rege-<lb/> lung zu hindern und daß es ſich in keiner Weiſe in die<lb/> deutſch-franzöſiſchen Verhandlungen eingemengt habe.<lb/> Die engliſche Regierung habe ſtets aufrichtig eine raſche<lb/> und ehrenhafte Löſung der Marokkofrage gewünſcht.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">König Peter in Paris.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 22. Oktober.</dateline> <p>Die Reiſe des Königs von Ser-<lb/> bien nach Paris iſt für den 9. November feſtgeſetzt. Der<lb/> Aufenthalt in Paris iſt auf drei Tage in Ausſicht genom-<lb/> men. Der König wird vom Miniſterpräſidenten Milowa-<lb/> nowitſch begleitet.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#b">Der italieniſch-türkiſche Krieg.</hi> </hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Die Einnahme von Homs.</hi> </head><lb/> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Rom,</hi> 22. Oktober.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Die „Agenzia Stefani“ meldet aus Tripolis unterm<lb/> 21. Oktober: Die Beſchießung Homs forderte unter der<lb/> Bevölkerung keine Opfer. Heute wurde auf der Citadelle<lb/> die italieniſche Fahne gehißt. Die Landung der Truppen<lb/> und Kriegsmaterial dauert fort.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Die Cholera unter den italieniſchen Truppen. — 260<lb/> Todesfälle.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Konſtantinopel,</hi> 22. Oktober.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg.<lb/> Ztg.“)</bibl> <p>Nach Meldungen der Blätter wütet die Cholera<lb/> unter den italieniſchen Truppen fort. Seit Beginn des<lb/> Krieges kamen 260 <hi rendition="#g">Todesfälle</hi> an Cholera vor.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Rom,</hi> 22. Oktober.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Der „Agenzia Stefani“ wird aus Tripolis unter dem<lb/> 21. d. gemeldet: Geſtern war hier das Gerücht verbreitet,<lb/> daß die Türken einen neuerlichen Angriff auf die Stel-<lb/> lungen der Italiener unternommen haben. Dieſes Gerücht<lb/> entbehrt jedoch jeder Grundlage; es herrſcht hier voll-<lb/> kommene Ruhe. Etwa 400 Kriegsgefangene wurden an<lb/> Bord des Dampfers „Nilo“ gebracht, der nach Neapel ab-<lb/> gehen ſoll. Einige Eingeborene, die gegen italieniſche Pa-<lb/> tronillen feindſelige Handlungen begangen haben, wurden<lb/> verhaftet.</p> </div> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Friedensausſichten?</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Konſtantinopel,</hi> 22. Oktober.</dateline> <p>Wie verſichert wird, ſoll<lb/> der Miniſter des Aeußern in den Wandelgängen der<lb/> Kammer erklärt haben, daß der Frieden nahe bevorſtehe<lb/> und unter für die Türkei befriedigenden Bedingungen er-<lb/> folgen wird.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 22. Oktober.</dateline> <p>„Echo de Paris“ berichtet aus<lb/> Rom: Rifaat Paſcha, der türkiſche Botſchafter in Paris,<lb/> ſoll von ſeiner Regierung beauftragt worden ſein, die<lb/> Friedenspräliminarien einzuleiten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <head>KB.</head> <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 22. Oktober.</dateline> <bibl>(Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)</bibl><lb/> <p>Entgegen den Irrtümern auswärtiger und deutſcher Blät-<lb/> ter, ſtellt die „Norddeutſche Allgemeine Zeitung“ feſt, daß<lb/> Freiherr von <hi rendition="#g">Marſchall</hi> keineswegs zu einem möglichſt<lb/><hi rendition="#g">raſchen Friedensſchluß</hi> unter bedingungs-<lb/> loſen Verzicht auf Tripolis gedrängt, ſich vielmehr dar-<lb/> auf beſchränkt habe, die Abſichten der Pforte zu erkunden<lb/> und ihre Mitteilungen entgegenzunehmen. Unter dieſen<lb/> Mitteilungen befanden ſich auch Wünſche wegen einer Ver-<lb/> mittlung. Da ihnen jedoch keine poſitiven Vorſchläge der<lb/> Pforte zugrunde lagen, konnte Freiherr von Marſchall<lb/> nicht auf ſie eingehen.</p> </div> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Die Stellungnahme des Vatikans.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Rom,</hi> 22. Oktober.</dateline> <p>„Oſſervatore Romano“ ſchreibt:<lb/> Mehrere Blätter, die ſich zu den katholiſchen rechnen, ſo-<lb/> wie mehrere Redner, Geiſtliche wie Laien, äußern ſich in<lb/> einer Beſprechung des italieniſch-türkiſchen Konflikts auf<lb/> eine Art und Weiſe, die faſt an einem heiligen Krieg glau-<lb/> ben läßt, der im Namen und mit Unterſtützung von Reli-<lb/> gion und Kirche unternommen wäre. Wir ſind ermächtigt,<lb/> zu erklären, daß der heilige Stuhl nicht nur keine Verant-<lb/> wortlichkeit für dieſe Auslegungen übernimmt, ſondern ſie<lb/> nicht billigen kann, und ſie bedauert, da er außerhalb des<lb/> gegenwärtigen Konflikts bleiben muß.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Die angeblichen Bündnispläne der Türkei.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Konſtantinopel,</hi> 22. Oktober.</dateline> <p>Hinter den Kuliſſen<lb/> der hohen Politik wird ſehr aktiv gearbeitet. Die Andeu-<lb/> tung des Großveziers, die Türkei wolle Anſchluß an eine<lb/> der beiden großen europäiſchen Mächtegruppen ſuchen,<lb/> veranlaßte heute ſowohl den deutſchen wie den öſterreichi-<lb/> ſchen Botſchafter, den Großvezier aufzuſuchen. Freiherr<lb/> Marſchall konferierte mit ihm faſt zwei Stunden. Darauf<lb/> ſprachen beide Botſchafter mit dem Miniſter des Aeußern.<lb/> Said Paſcha ſoll erklärt haben, ſeine Aeußerung vor der<lb/> Kammer ſei ein Verſuchsballon geweſen. Von anderer<lb/> Seite wird behauptet, der Großvezier pflege eifrige Ver-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [2/0002]
Czernowitzer Allgemeine Zeitung 24 Oktober 1911.
— da durften Sie wirklich unter dem Schutze der Immu-
nität verleumden! Es war Ihnen geglückt, auszukneifen.
Angeſichts dieſer Tatſachen bringen Sie die Verwe-
genheit auf, mir vorzuwerfen, daß ich mich aus dem Ge-
richtsſaale flüchte? Habe ich nicht alle Artikel, die Sie per-
ſönlich betrafen, mit vollem Namen gezeichnet und habe
ich mich nicht Herrn Aurel von Onciul, trotzdem meine
Unterſchrift fehlte, im Gerichtsſaale ſelbſt geſtellt? Oder
hätte ich etwa wegen des öden Geſchimpfes, das Sie unter
dem Schutze der Anonymität und Immunität über mich
veröffentlichten, zu den Geſchworenen laufen ſollen?
Fürwahr, wackerer Streiter, Sie machen ſich lächerlich. Ich
bekleide kein einziges öffentliches Amt, verwalte nicht
öffentliche Angelegenheiten und öffentliche Gelder, und
wer ſich durch mich irgendwie geſchädigt erachtet, fordere
mich vor den Zivil- oder Strafrichter. Sie verſtehen ja
das Denunzieren meiſterhaft, zeigen Sie mich nur getroſt
an. Ich werde für die begangenen Verbrechen Sühne lei-
ſten müſſen. Daß die Richter mit mir beileibe keine Aus-
nahme machen, konnten Sie ja in Ihrem Blatte vor nicht
langer Zeit triumphierend melden, als ich auf eine mir
zugefügte Beſchimpfung mit einem heftigen Worte er-
widerte und mir deswegen eine Strafe von ſechshundert
Kronen rechtskräftig zudiktiert wurde.
Wie ſteht es aber mit Ihrer Vorliebe für den Ge-
richtsſaal, ehrenfeſter Herr Dr. Straucher? Daß Sie als
Angeklagter auszukneifen belieben, habe ich mir bereits
erlaubt, Ihnen freundlichſt in Erinnerung zu bringen.
Und als Ankläger und Retter Ihrer Ehre? Kennen Sie
Herrn Adolf Wallſtein? Es iſt der nämliche Herr Adolf
Wallſtein, den Sie im Czernowitzer Gemeinderate jetzt
mit „verehrter Herr Kollega“ anſprechen. Dieſer Adolf
Wallſtein hatte in einem Zeitungsartikel behauptet, Sie
ſeien kein Ehrenmann. Sie wurden gedrängt zu klagen
und waren unvorſichtig genug, dieſem Drängen nachzu-
geben. Was weiter geſchah, das niederzuſchreiben ſträubt
ſich meine Feder. Herr Adolf Wallſtein bot einen Wahr-
heitsbeweis an, in welchem Ihnen die diffamierendſten
Taten, auch ſtrafgeſetzlich in hohem Maße verpönte, (aller-
dings nicht ſolche, zu deren Begehung auch ein gewiſſer
perſönlicher Mut gehört) vorgeworfen wurden. Sie wur-
den, als die Unterſuchung ſich verzögerte, wild und be-
ſchwerten ſich darüber im Strafgerichtspräſidium. Ein
neuer, äußerſt tüchtiger Unterſuchungsrichter erhielt die
Sache zugewieſen. Alle Beweiſe, auch Ihre Gegenbeweiſe
(ſie lauteten zumeiſt: Beweis Privatankläger Dr. Strau-
cher als Zeuge) wurden ſorgfältig erhoben, und als alles
fertig war und Ihre lieben Freunde überall erzählten,
Sie würden bald ſtolz erhobenen Hauptes in den Gerichts-
ſaal treten, — erinnern Sie ſich noch des ſchönen Tages?
— gingen Sie hin und ſchrieben in einer Eingabe an den
Unterſuchungsrichter, daß Sie „aus Geſundheitsrückſich-
ten“ von der Anklage zurücktreten. Sollten Sie da nicht
ein klein wenig aus dem Gerichtsſaale geflohen ſein?
Aber Krankheit iſt Krankheit, und die Geſundheit iſt eine
koſtbare Sache, die man nicht aufs Spiel ſetzen kann und
Sie entſchloſſen ſich deshalb, Ihre bürgerliche Ehre auf
dem Altar Ihrer Geſundheit zu opfern. Sie erholten ſich
aber glücklicher Weiſe recht bald und Sie erfreuten ſich
— der Himmel ſchenke ſie Ihnen noch recht lange! —
einer blühenden Geſundheit, als Ihnen in dem Kampfe,
der zu Ihrer politiſchen Niederwerfung führte, neuerlich
unerhörte Dinge öffentlich und zumeiſt mit voller Na-
mensfertigung vorgeworfen wurden. Ich leſe dieſe Sachen
nur ſporadiſch und auch da nur ſehr flüchtig, ich erinnere
mich aber noch recht deutlich, wie Ihnen klar und unum-
wunden geſagt wurde, daß Sie als „Anwalt“ der Spar-
kaſſe dieſe ſelbſt und die Parteien (darunter namentlich
kleine Beamte) ausplündern, daß Sie Kultusſteuergelder
zu Ihren perſönlichen Agitationszwecken verwenden, daß
Sie, als eine Reviſion der Kultusgemeinde drohte, bei
Nacht hinter verſchloſſenen Türen Bücher „anlegen“ und
präparieren ließen; man ſagte, daß es mit der Verwal-
tung des Penſionsfonds der Kultusgemeinde nicht ganz
in Ordnung ſei, man brachte Sie mit der ſogenannten
Schaueraffäre in einen ſehr intimen Zuſammenhang,
man rechnete Ihnen ungerechtfertigten Gewinn aus
öffentlichen Geldern vor, kurz man bezüchtigte Sie der
Habgier, des Vertrauensmißbrauches und anderer ganz
abſcheulicher Dinge und forderte Sie auf, zu klagen. Sie
taten es nicht. Und nun ſagen Sie es doch ſelbſt: Wer flüch-
tet ſich aus dem Gerichtsſaale — ich, der Privatmann, der
niemand Rede und Antwort zu ſtehen hat, oder Sie, der
ehren- und ſtellenreichſte Mann Europas? So ſagen Sie
es doch. Sie werden keine befriedigende Antwort erteilen.
Ich ſehe auf meine Uhr und finde, daß die Stunde,
die ich Ihnen in einer heiteren Laune widmen wollte,
(obwohl ich mit Ihnen ſchon längſt fertig geworden bin)
beinahe vorüber iſt. Weil es aber der allerletzte Brief iſt,
den ich Ihrer geneigten Lektüre unterbreite, ſo ſei ihm
auch die Länge verziehen. Ich hoffe übrigens bald zum
Schluſſe zu gelangen. Was ſollte ich übrigens noch ſagen?
Soll ich an Ihrem politiſchen Grabe Jubelhymnen an-
ſtimmen, oder ſoll ich noch einmal das wiederholen, was
ich von Ihrer gottſeligen politiſchen Wirkſamkeit zu ſagen
wußte? Soll ich darauf hinweiſen, daß Sie gleich einer
alten Kokotte, deren Reize ſchon abgeſtorben ſind, ſich
Jedermann an den Hals zu werfen ſuchen und jüngſt
wieder die hungrigen Magen der Beamten mit fetten,
aber übelriechenden Phraſen füllten? Soll ich auf Ihre
abgeſchmackten und wirkungsloſen demagogiſchen Künſte
hinweiſen? Wer hat ſie nicht als ſolche erkannt und wer
beachtet ſie noch? Fragen Sie doch „Ihre“ Magiſtratsbe-
amten, ob ſie nicht wiſſen, daß Sie ja gerne die Gehälter
erhöhen und das Zeitavancement zugeſtehen wollen, aber
— wie ſagen Sie nur2 — richtig: der Flemminger will
nicht und Sie können gegen ihn nichts ausrichten. Soll
ich Ihnen andererſeits noch von mir erzählen, daß ich
in aufreibender Arbeit einen anſtändigen bürgerlichen
Erwerb finde, obwohl Sie meinen Klienten auf der Gaſſe
die Vernichtung androhen, wenn ſie in meiner Kanzlei
weiter arbeiten ſollten und daß ich mit meinem Los zu-
frieden bin, obwohl ich einen ſehr großen Teil meines
Einkommens (meine Freunde ſagen: in ſträflichem
Leichtſinn) für Verwandte und Fremde aufopfere und
mir ſo immer neue Sorgen aufhäufe, — das alles zu er-
fahren halte ich Sie nicht für würdig. Ich habe Ihnen
übrigens ſchon einmal geſagt, daß mich beiſpielsweiſe das
Judentum ebenſo viel koſtet, als es Ihnen abwirft. Aber
richtig! Sie ſollen ja auch angedeutet haben, daß ich mit
Depotgeldern und Wechſeln irgendwie unredlich vorgehe.
Nun denn: Ich will mit Ihnen noch einmal den letzten Ver-
ſuch machen. Ich klage Sie noch einmal ein. Sollten Sie
nicht ſelbſt für Ihre Auslieferung ſorgen, ehe die Ver-
jährungsfriſt abgelaufen iſt, ſo .... Doch nein, Zorn
iſt ein viel zu edles Gefühl für Sie. Die Blutwelle iſt
ſchon abgelaufen. Aber ich kann nicht umhin, Ihnen zu
bemerken, daß Sie im Falle neuerlichen Auskneifens auch
den Anſpruch auf meine Verachtung verwirkt haben wer-
den. Bis dahin und auch noch ſpäter können Sie alſo über
mich ſchreiben, was Sie wollen, ich werde mich durch Sie
nie mehr beleidigt erachten.
Ph. M.
Vom Tage.
Czernowitz, 23. Oktober.
Herrenhaus.
KB. Wien, 22. Oktober. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Zu Beginn der Sitzung bringt der Präſident Fürſt Win-
diſchgrätz die wärmſten Segenwünſche des Hauſes
anläßlich der Hochzeit im Kaiſerhauſe zum Ausdruck.
Ueber Antrag des Fürſten Schönburg wird eine
ſtändige 21gliedrige Kommiſſion zur Beratung der Teu-
erungsfrage gewählt.
Die auf der Tagesordnung ſtehenden Geſetzentwürfe
wurden den Ausſchüſſen zugewieſen, worauf die Sitzung
geſchloſſen wurde.
Czechiſche Miniſterkandidaten.
Prag, 22. Oktober. Vorgeſtern fanden hier zahlreiche
Beſprechungen führender czechiſcher Politiker ſtatt. Die
Beſprechungen galten der bevorſtehenden Rekonſtruktion
des Kabinetts und den Vorſchlägen des Miniſterpräſiden-
ten an die czechiſche Delegation. Wie verlautet, hat der
geweſene Ackerbauminiſter Hofrat Prof. Dr. Braf eine
an ihn ergangene Aufforderung zum Eintritt ins Ka-
binett als Ackerbauminiſter mit Rückſicht auf ſeinen Ge-
ſundheitszuſtand abgelehnt. Es wurde weiter das Gerücht
kolportiert, daß Vizepräſident Vojacek zum czechiſchen
Landsmannminiſter deſigniert und als ſein Nachfolger
Hofrat Koſina auserſehen ſei.
Die Fleiſchverhandlungen mit Ungarn.
Wien, 22. Oktober. Morgen (Montag) werden in
Budapeſt die Verhandlungen über die Zulaſſung von
Fleiſchimporten nach Oeſterreich wieder aufgenommen, zu
welchem Zwecke ſich die öſterreichiſchen Delegierten nach
Budapeſt begeben. Es iſt anzunehmen, daß die mehrmo-
natlichen Verhandlungen, die teils in Wien, teils in Buda-
peſt geführt wurden, in naher Zeit zur Entſcheidung kom-
men werden. Mittlereweile hat der Import von Fleiſch aus
Serbien begonnen.
Die Reichsratsergänzungswahlen in
Zloczow.
Zloczow, 22. Oktober. Im hieſigen Wahlkreiſe wur-
den bisher folgende Kandidaturen angemeldet: Exminiſter
Dr. Dulemba, Dr. Starzynski, Dr. Gold,
Reizes und Dr. Mahler (Zioniſt). Bekanntlich fin-
det die bezügliche Reichsratsergänzungswahl am 28. d. M.
ſtatt.
Der Ruthenenklub
Wien, 22. Oktober. Die hieſige „Slawiſche Korreſ-
pondenz“ veröffentlicht folgendes Kommuniquee: In der
geſtrigen Sitzung des Ruthenenklubs erſtattete das Prä-
ſidium Bericht über ſeine letzten Beratungen mit Baron
Gautſch. Darauf fand hierüber eine Debatte ſtatt, wo-
bei ſämtliche Mitglieder des Klubs feſtſtellten, daß die
Stellungnahme der Regierung zur rutheniſchen Frage die
Ruthenen nicht befriedigen könne. Die Ruthenen fordern
die alsbaldige Befriedigung der begründeten rutheniſchen
Poſtulate und können darauf nicht eingehen, daß die
Erfüllung dieſer Poſtulate von einer Verſtändigung mit
dem Polenklub oder von dem Zuſtandekommen des pol-
niſch-rutheniſchen Ausgleichs abhängig gemacht werde. In-
folge dieſes Verhaltens der Regierung werden die Ruthe-
nen im Parlamente in der Oppoſition verharren und dem-
gemäß in der Budgetdebatte auftreten.
Die Rumänen in Ungarn.
Budapeſt, 22. Oktober. Der Kultusminiſter pflog
eifrige Unterhandlungen mit dem Biſchof von Arad be-
züglich der Einführung einer gemeinſchaftlichen Kontrolle
der religiöſen Inſtitutionen. In der Plenarſitzung des
Konſiſtoriums verkündete der Biſchof Pap, daß von nun
an die Prieſter nicht mehr Schulinſpektoren ihres Spren-
gels ſein dürfen, ſondern daß ſpezielle Schulinſpektoren
für die Durchführung der religiöſen Inſtitutionen ernannt
werden.
Die deutſch-franzöſiſchen Verhandlungen.
KB. Paris, 22. Oktober. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Bei dem heute abends ſtattgefundenen Jahresbankett der
engliſchen Handelskammer in Paris hielt der General-
poſtmeiſter Samuel eine Rede, in welcher er in formel-
ler Weiſe in Abrede ſtellte, daß England im Laufe der
deutſch-franzöſiſchen Marokkoverhandlungen Schwierig-
keiten hervorzurufen trachtete, um eine definitive Rege-
lung zu hindern und daß es ſich in keiner Weiſe in die
deutſch-franzöſiſchen Verhandlungen eingemengt habe.
Die engliſche Regierung habe ſtets aufrichtig eine raſche
und ehrenhafte Löſung der Marokkofrage gewünſcht.
König Peter in Paris.
Paris, 22. Oktober. Die Reiſe des Königs von Ser-
bien nach Paris iſt für den 9. November feſtgeſetzt. Der
Aufenthalt in Paris iſt auf drei Tage in Ausſicht genom-
men. Der König wird vom Miniſterpräſidenten Milowa-
nowitſch begleitet.
Der italieniſch-türkiſche Krieg.
Die Einnahme von Homs.
KB. Rom, 22. Oktober. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Die „Agenzia Stefani“ meldet aus Tripolis unterm
21. Oktober: Die Beſchießung Homs forderte unter der
Bevölkerung keine Opfer. Heute wurde auf der Citadelle
die italieniſche Fahne gehißt. Die Landung der Truppen
und Kriegsmaterial dauert fort.
Die Cholera unter den italieniſchen Truppen. — 260
Todesfälle.
KB. Konſtantinopel, 22. Oktober. (Tel. der „Cz. Allg.
Ztg.“) Nach Meldungen der Blätter wütet die Cholera
unter den italieniſchen Truppen fort. Seit Beginn des
Krieges kamen 260 Todesfälle an Cholera vor.
KB. Rom, 22. Oktober. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Der „Agenzia Stefani“ wird aus Tripolis unter dem
21. d. gemeldet: Geſtern war hier das Gerücht verbreitet,
daß die Türken einen neuerlichen Angriff auf die Stel-
lungen der Italiener unternommen haben. Dieſes Gerücht
entbehrt jedoch jeder Grundlage; es herrſcht hier voll-
kommene Ruhe. Etwa 400 Kriegsgefangene wurden an
Bord des Dampfers „Nilo“ gebracht, der nach Neapel ab-
gehen ſoll. Einige Eingeborene, die gegen italieniſche Pa-
tronillen feindſelige Handlungen begangen haben, wurden
verhaftet.
Friedensausſichten?
Konſtantinopel, 22. Oktober. Wie verſichert wird, ſoll
der Miniſter des Aeußern in den Wandelgängen der
Kammer erklärt haben, daß der Frieden nahe bevorſtehe
und unter für die Türkei befriedigenden Bedingungen er-
folgen wird.
Paris, 22. Oktober. „Echo de Paris“ berichtet aus
Rom: Rifaat Paſcha, der türkiſche Botſchafter in Paris,
ſoll von ſeiner Regierung beauftragt worden ſein, die
Friedenspräliminarien einzuleiten.
KB. Berlin, 22. Oktober. (Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)
Entgegen den Irrtümern auswärtiger und deutſcher Blät-
ter, ſtellt die „Norddeutſche Allgemeine Zeitung“ feſt, daß
Freiherr von Marſchall keineswegs zu einem möglichſt
raſchen Friedensſchluß unter bedingungs-
loſen Verzicht auf Tripolis gedrängt, ſich vielmehr dar-
auf beſchränkt habe, die Abſichten der Pforte zu erkunden
und ihre Mitteilungen entgegenzunehmen. Unter dieſen
Mitteilungen befanden ſich auch Wünſche wegen einer Ver-
mittlung. Da ihnen jedoch keine poſitiven Vorſchläge der
Pforte zugrunde lagen, konnte Freiherr von Marſchall
nicht auf ſie eingehen.
Die Stellungnahme des Vatikans.
Rom, 22. Oktober. „Oſſervatore Romano“ ſchreibt:
Mehrere Blätter, die ſich zu den katholiſchen rechnen, ſo-
wie mehrere Redner, Geiſtliche wie Laien, äußern ſich in
einer Beſprechung des italieniſch-türkiſchen Konflikts auf
eine Art und Weiſe, die faſt an einem heiligen Krieg glau-
ben läßt, der im Namen und mit Unterſtützung von Reli-
gion und Kirche unternommen wäre. Wir ſind ermächtigt,
zu erklären, daß der heilige Stuhl nicht nur keine Verant-
wortlichkeit für dieſe Auslegungen übernimmt, ſondern ſie
nicht billigen kann, und ſie bedauert, da er außerhalb des
gegenwärtigen Konflikts bleiben muß.
Die angeblichen Bündnispläne der Türkei.
Konſtantinopel, 22. Oktober. Hinter den Kuliſſen
der hohen Politik wird ſehr aktiv gearbeitet. Die Andeu-
tung des Großveziers, die Türkei wolle Anſchluß an eine
der beiden großen europäiſchen Mächtegruppen ſuchen,
veranlaßte heute ſowohl den deutſchen wie den öſterreichi-
ſchen Botſchafter, den Großvezier aufzuſuchen. Freiherr
Marſchall konferierte mit ihm faſt zwei Stunden. Darauf
ſprachen beide Botſchafter mit dem Miniſter des Aeußern.
Said Paſcha ſoll erklärt haben, ſeine Aeußerung vor der
Kammer ſei ein Verſuchsballon geweſen. Von anderer
Seite wird behauptet, der Großvezier pflege eifrige Ver-
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