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Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 1684, Czernowitz, 25.08.1909.

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25. August 1909. Czernowitzer Allgemeine Zeitung

[Spaltenumbruch] einbarten Konventionalstrafe von 1000 K geklagt wurde. Die
erste Instanz erklärte eine Advokaturskanzlei für unver-
käuflich
und erkannte daher auf Abweisung des Klage-
begehrens. In der Begründung wurde hervorgehoben: Ihrem
Wesen nach ist eine Advokaturskanzlei, die den Gegenstand
des klagserwähnten Vertrages bildet, eine Summe von
Parteienvertretungen,
welche auf dem Vertrauen dieser
Parteien zu der betreffenden Person des Advokaten beruhen,
somit eine Vertrauenssache darstellen, die als etwas In-
materielles nicht Gegenstand eines giltigen Ver-
trages sein können.
Außerdem muß hervorgehoben
werden, daß die Berufstätigkeit eines Advokaten vielfach einem
eminent öffentlichen Interesse gewidmet ist, die Advokatie
somit auch als öffentliches Amt in Betracht
kommt, dessen entgeltliche Veräußerung gegen
das öffentliche Wohl und gegen die guten
Sitten verstößt
und daher unerlaubt ist. Ebenso ist
die Abtretung der Klientel einer Advokatenkanzlei un-
möglich ohne deren Zustimmung und involviert einen Vertrauens-
bruch gegenüber seiner Klientel. Das Kreisgericht Eger hat
dieses bezirksgerichtliche Urteil bestätigt. Der Oberste
Gerichtshof hat wohl den Verkauf einer Advokaturskanzlei für
zulässig erklärt und die Revision des Klägers aus dem
Grunde abgewiesen, weil er seine Disziplinarstrafe dem
Käufer verschwiegen hatte. In der Begründung wird hervor-
gehoben: die Berufstätigkeit eines Advokaten hat ein gewerb-
liches Moment
und diese gewerbliche Seite bildet einen
Vermögenswert, der gemäß § 878 a. b. G. B. Gegenstand
eines rechtsgiltigen Vertrages sein kann.
Dieser
Vermögenswert einer Advokatenkanzlei ist größer oder ge-
rin[g]er, jenachdem das Vertrauen, das der abtretende Advokat
bei der rechtssuchenden Bevölkerung genießt, größer oder geringer
ist. Die Fällung des Disziplinarerkenntnisses muß auf das Ver-
trauen, das der Kläger bei der rechtssuchenden Bevölkerung
genießt, einen sehr ungünstigen Einfluß üben. Der Kläger hat,
indem er die Fällung des Disziplinarerkenntnisses dem Beklagten
verschwiegen hat, diesen hinsichtlich einer wesentlichen Beschaffenheit
seiner Advokatenkanzlei irregeführt und ist daher gemäß § 871
a. b. G. B. für den Irregeführten keine Verbindlichkeit ent-
standen.





[Abbildung]

Die geehrten Provinzabonnenten werden
ebenso höflichst als dringendst gebeten, die
Rückstände bezw. die Pränumerations-
gebühr umgehend zu begleichen.




Korrespondenzen.


Kimpolung. (K. k. Staatsgymnasium.)

Die Auf-
nahme der Schüler in die erste Klasse findet am 9. und 10. Sep-
tember statt. Schüler, die bereits im Borjahre der Anstalt an-
gehörten, haben sich am 9. September um 9 Uhr früh in den
hiefür bestimmten Klassenzimmern zu melden, hiebei haben sie
das letzte Jahreszeugnis vorzuweisen, ein in allen seinen Te[i]len
genau ausgefülltes Nationale in zwei gleichen Exemplaren zu
übergeben und an Lehrmittelbeitrg 2 K, an Tintengeld 1 K
und an Jugendspielbeitrag zu entrichten.

Lopuschna. (Kaisers Geburtstag.)

Aus Anlaß
des Geburtstages des Kaisers veranstalteten die Schüler des
jüdischen Ferienheims in Lopuschna eine Feier, welche einen sehr
[Spaltenumbruch] würdigen Verlauf nahm. Schon am Abend des 17. August
wurde das mit Kränzen, Fahnen und Bildnissen des Monarchen
geschmückte Haus, in welchem die Ferienkolonie unterbracht ist,
prächtig illuminiert und von den Schülern ein Fackelzug durch
die Hauptstraße des Ortes veranstaltet. Nach einem am Morgen
des 18. August im israelitischen Gotteshause abgehaltenen
Festgottesdienste versammelten sich die Festgäste auf dem ge-
schmückten Platze vor dem Hause des Ferienheims, unter welchen
man außer den zahlreich erschienenen Einwohnern des Ortes
die verschiedenen Beamtenkörper, wie die Gendarmerie, Post,
Forst- und Sägeverwaltung etc. sehen konnte. Nach Eröffnung
der Feier durch den Leiter, hielt Obergymnasiast Weißbach
die Festrede, welche mit einem innigen Gebete für d[e]n Kaiser
und einem stürmischen Hoch [e]ndete. Sodann sang ein aus
Schülern des Ferienheims bestehender Chor in tadelloser Weise
die Volkshymne, womit die schöne Feier schloß.

Bojan. (Ernennung zum Ehrenmitgliede.)

Die neugewählte Gemeindevertretung von Bojan hat in der
Sitzung vom 19. d. M. den Forstmeister Johann Ritter von
Kuparenko aus Kuczurmare, wegen seiner vielfachen
Verdienste um die Gemeinde zu ihrem Ehrenmitgliede ernannt.




Letzte Telegramme.
[Die bis 2 Uhr nachmittags eingetroffenen Telegramme
stehe die Rubriken "Vom Tage", "Bunte Chronik" und
"Rechtspflege".]
Zar und Sultan.

(Korr.-B.)

Wie der "Temps" aus
Konstantinopel meldet, hofft der Großvesier den Sultan
bestimmen zu können, dem Zaren einen Gegenbesuch in
Petersburg abzustatten, wohin er den Sultan begleiten
würde.




Die Explosionskatastrophe in Genf.

(Korr.-B.)

Bei der Explosion der
Gaswerke wurden bisher 7 Tote und 30 Leichtverletzte ge-
borgen. Der Dienst im Gaswerke wurde vollständig eingestellt.




Zum Fiumer Bankraub.

(Korr.-B.)

Die Grenzpolizei in
Marmaros-Szigeth hat die Untersuchung gegen den ver-
hafteten Italiener beendet, der, wie sich nunmehr herausgestellt
hat, irrtümlicherweise für den Bankräuber Spektor gehalten
wurde.




Entdeckung einer Falschmünzerbande.

(Korr.-B.)

Der "Matin" meldet:
Vor einiger Zeit wurden in Ciotat acht Matrosen der Kriegs-
marine wegen Anfertigung und Ausgabe falscher Geld-
stücke
verhaftet. Im Laufe der Untersuchung wurde festgestellt,
daß eine große Falschmünzerbande an Bord der
Kriegsschiffe besteht. Suffren wurde verhaftet. Weitere
Verhastungen stehen bevor.




[Spaltenumbruch]
Blitzschlag in eine Kirche.

(Korr.-B)

In Gello schlug ein Blitz
in den Glockenturm ein. Ein Teil des Glockenturmes durch-
brach das Kirchendach, wodurch zwei Frauen getötet
und 15 Leute verletzt wurden.




Die Flottmachung des böhmischen
Landtages.

(Priv.-Tel. d. "Cz. Allg. Ztg.")

Die Verhandlungen für die Flottmachung des böhmischen
Landtages beginnen am 4. September. Zunächst verhandelt
das Ministerkomitee separat mit Deutschen und Czechen, so-
dann nach Ausfindung einer Verständigungsbasis gemeinsam.
Die Aussichten der Aktion werden als gering bezeichnet.




Die Kretafrage.

(Priv.-Tel. der "Cz. Allg. Ztg.")

Da die Flotten der Schutzmächte Kanea verlassen, wird wahr-
scheinlich wieder eine griechische Flagge gehißt werden. Im
Innern des Landes weht schon jetzt überall die griechische
Flagge.




[]


[Spaltenumbruch]
Seine Kreolin.

72] (Nachdruck verboten.)

Verzeihen Sie mir, sagte sie rasch und hielt ihm die
Hand hin. Ich sehe, ich habe Sie verletzt. Verzeihen Sie mir!

Gewiß verzeihe ich Ihnen, sagte er, ergriff ihre Hand
und sah ihr lächelnd ins Auge. Selbst ein Journalist der
Sensationsprozess[e], Fräulein Croydon, hat seine guten Seiten.
Das ist schwer zu glauben, nicht wahr?

Nicht, wenn man ihn kennt, antwortete sie und führte
uns zur Tür.

Thomas wartete draußen.

Sonst noch was gefällig? fragte er.

Nein, erwiderte Godfrey. Wir sind zu Ende. Wir
fahren weg.

Wir wandten uns zur Bibliothek, um uns von Delroy
zu verabschieden; er kam uns voller Erwartung entgegen.

Nun? fragte er. Können Sie Jack vom Verdacht
reinigen?

Jawohl, erwiderte Godfrey. Wir können es. Und was
mehr bedeutet, wir wollen es.

Gott sei dank! rief Delroy und fuhr sich mit der Hand
über die Stirn. Die ganze Geschicht[e] lastetete wie ein Alp-
druck auf mir, Herr Godfrey. Hoffentlich kann ich jetzt endlich
aufwachen und einsehen, daß es nur ein böser Traum war.

Godfrey lächelte ein wenig bitter.

Ich fürchte, Sie werden das nicht können, Herr Delroy,
bemerkte er, aber schließlich werden Sie doch finden, daß ein
großes Unheil von Ihrem Leben abgewendet worden ist. Und
ich bin überzeugt, daß ich mit Herrn Lesters Hilfe Drysdale
reinwaschen kann.

Thomas meldete, daß unser Fuhrwerk auf uns wartete;
Delroy begleitete uns hinunter.

Ich hoffe, Sie besuchen uns hier einmal unter günsti-
geren Umständen, bemerkte er und schüttelte uns die Hand.

Mittlerweile ist es Abend geworden und rasch sank die
Nacht herein, während wir nach Babyly fuhren.


[Spaltenumbruch]

Wir können vor acht Uhr zweiundvierzig nicht abfahren,
sagte Godfrey, daher wollen wir im Hotel zu Abend speisen
und dann noch mit unserem Klienten reden. Ich glaube, wir
haben Neui[g]keiten, die ihn wieder aufheitern werden.

Es schien mir, bemerkte ich als ob er sich keineswegs
wegen seiner Verhaftung viel Kummer machte.

Nein, stimmte Godfrey bei, ich hatte den gleichen
Eindruck.

Als wir das Hotel betraten, sah ich, wie der Wirt einem
kleinen dicken Mann, der am Büffet stand, einen raschen Blick
zuwa[r]f und nun g[e]raden Wegs auf uns zukam.

Ich bin der Coroner Heffelbauer, sagte er, offenbar von
seiner eignen Wichtigkeit überzeugt. Ich nehme an. Sie sind
die Herren, die Herrn Dry[s]dale verteidigen sollen?

Herr Lester hier, von Graham & Reyce, wird Herrn
D[r]ysdale vertreter, [e]rklärte Godfrey; ich bin nur ein Freund
von ihm.

Die Verhandlung ist, wie ich glaube, auf morgen früh
zehn Uhr angesetzt? fragte ich.

Jawohl; wir werden morgen den Tatort in Augenschein
nehmen und wohl erst nachmittags zum Verhör schreiten
können.

Soviel ich verstehe, sagte Godfrey, mit ausgezeichnet
gespielter Naivität, haben Sie das abhanden gekommene
Halsband gefunden?

Der Coroner errötete ein wenig; offenbar war dies seine
größte Sorge.

Nein, antwortete er, wir haben es noch nicht gefunden.
Ich bin zum Schlusse gekommen, daß Drysdale es in die
Bucht geworfen hat.

Aber, warf ich ein, er würde doch schwerlich einen Mord
begangen haben, um sich in den Besitz des Halsbandes zu
setzen, nur um es wieder wegzuwerfen.

Doch wenn meine Theorie richtig ist, gab der Coroner
etwas gereizt zurück.

Was ist Ihre Theorie? fragte ich.

O, das hat keine Eile, sie ist nicht so wichtig, bemerkte
er aufgeblasen. Sie werden es morgen schon hören.


[Spaltenumbruch]

Godfrey sah ihn vergnügt lächelnd an.

Ich verstehe, sagte er. Meine Komplimente, Herr Coroner!
Es ist die einzig passende Theorie. Verstehen Sie nicht,
Lester? Ein reicher, junger Mann, der mit Vorbedacht einen
Menschen ermordet, raubt ein Halsband und wirft es in den
Ozean. Er macht gar keinen Versuch, einen Alibi nachzuwei-
sen; er weigert sich, Auskunft zu geben; nach dem Mord
wütet er in seinem Zimmer und schlägt alles kurz und tlein;
er beleidigt seine Braut und fängt mit seinem besten Freund
Streit an. Nun das ist doch klar wie die Sonne! Ein Mensch,
der sich in dieser Weise aufführt, muß --

Verrückt sein! rief der Coroner und strahlte vor Befrie-
digung. Ich hätte die Sachlage nicht besser auseinandersetzen
können.

Godfrey dankte mit einer tiefen Verbeugung für das
Kompliment.




Drittes Kapitel.

H[e]ff[e]lbauer bestand darauf, daß wir mit ihm ein Glas
Wein trinken sollten; er hat sich offenbar zu dem Schlusse
aufgeschwungen, das Godfrey ein berühmter New-Yorker Detek-
tiv sei, und behandete ihn mit der größten Hochachtung. Er
wollte noch einmal die Einzelheiten des Dramas durchspre-
chen, aber wir empfahlen uns bald und gingen zum Essen.
Dann eilten wir zum Gefängnis, um noch einmal mit Drys-
dale zu reden. Ein neuer Wächter hatte den anderen abgelöst,
aber er ließ uns ohne Schwirigkeiten hinein.

Nun? fragte Drysdale, als wir allein waren, gibts et-
was neues?

Diesmal, sagte Godfrey und lächelte gutmütig, entgehst
du noch einmal der Hinrichtung -- obwohl ich gestehen muß,
daß du es nicht verdienst.

Wie! rief Drysdale und errötete. Du wirst ddch nicht
glauben --

Daß du Graham getötet hast? Nein. Aber du bist ein
vollendeter Esel, mein lieber Freund. Hast du dich Montag
nacht in der Reblaube draußen gut amüsiert?

(Fortsetzung folgt.)


25. Auguſt 1909. Czernowitzer Allgemeine Zeitung

[Spaltenumbruch] einbarten Konventionalſtrafe von 1000 K geklagt wurde. Die
erſte Inſtanz erklärte eine Advokaturskanzlei für unver-
käuflich
und erkannte daher auf Abweiſung des Klage-
begehrens. In der Begründung wurde hervorgehoben: Ihrem
Weſen nach iſt eine Advokaturskanzlei, die den Gegenſtand
des klagserwähnten Vertrages bildet, eine Summe von
Parteienvertretungen,
welche auf dem Vertrauen dieſer
Parteien zu der betreffenden Perſon des Advokaten beruhen,
ſomit eine Vertrauensſache darſtellen, die als etwas In-
materielles nicht Gegenſtand eines giltigen Ver-
trages ſein können.
Außerdem muß hervorgehoben
werden, daß die Berufstätigkeit eines Advokaten vielfach einem
eminent öffentlichen Intereſſe gewidmet iſt, die Advokatie
ſomit auch als öffentliches Amt in Betracht
kommt, deſſen entgeltliche Veräußerung gegen
das öffentliche Wohl und gegen die guten
Sitten verſtößt
und daher unerlaubt iſt. Ebenſo iſt
die Abtretung der Klientel einer Advokatenkanzlei un-
möglich ohne deren Zuſtimmung und involviert einen Vertrauens-
bruch gegenüber ſeiner Klientel. Das Kreisgericht Eger hat
dieſes bezirksgerichtliche Urteil beſtätigt. Der Oberſte
Gerichtshof hat wohl den Verkauf einer Advokaturskanzlei für
zuläſſig erklärt und die Reviſion des Klägers aus dem
Grunde abgewieſen, weil er ſeine Disziplinarſtrafe dem
Käufer verſchwiegen hatte. In der Begründung wird hervor-
gehoben: die Berufstätigkeit eines Advokaten hat ein gewerb-
liches Moment
und dieſe gewerbliche Seite bildet einen
Vermögenswert, der gemäß § 878 a. b. G. B. Gegenſtand
eines rechtsgiltigen Vertrages ſein kann.
Dieſer
Vermögenswert einer Advokatenkanzlei iſt größer oder ge-
rin[g]er, jenachdem das Vertrauen, das der abtretende Advokat
bei der rechtsſuchenden Bevölkerung genießt, größer oder geringer
iſt. Die Fällung des Disziplinarerkenntniſſes muß auf das Ver-
trauen, das der Kläger bei der rechtsſuchenden Bevölkerung
genießt, einen ſehr ungünſtigen Einfluß üben. Der Kläger hat,
indem er die Fällung des Disziplinarerkenntniſſes dem Beklagten
verſchwiegen hat, dieſen hinſichtlich einer weſentlichen Beſchaffenheit
ſeiner Advokatenkanzlei irregeführt und iſt daher gemäß § 871
a. b. G. B. für den Irregeführten keine Verbindlichkeit ent-
ſtanden.





[Abbildung]

Die geehrten Provinzabonnenten werden
ebenſo höflichſt als dringendſt gebeten, die
Rückſtände bezw. die Pränumerations-
gebühr umgehend zu begleichen.




Korreſpondenzen.


Kimpolung. (K. k. Staatsgymnaſium.)

Die Auf-
nahme der Schüler in die erſte Klaſſe findet am 9. und 10. Sep-
tember ſtatt. Schüler, die bereits im Borjahre der Anſtalt an-
gehörten, haben ſich am 9. September um 9 Uhr früh in den
hiefür beſtimmten Klaſſenzimmern zu melden, hiebei haben ſie
das letzte Jahreszeugnis vorzuweiſen, ein in allen ſeinen Te[i]len
genau ausgefülltes Nationale in zwei gleichen Exemplaren zu
übergeben und an Lehrmittelbeitrg 2 K, an Tintengeld 1 K
und an Jugendſpielbeitrag zu entrichten.

Lopuſchna. (Kaiſers Geburtstag.)

Aus Anlaß
des Geburtstages des Kaiſers veranſtalteten die Schüler des
jüdiſchen Ferienheims in Lopuſchna eine Feier, welche einen ſehr
[Spaltenumbruch] würdigen Verlauf nahm. Schon am Abend des 17. Auguſt
wurde das mit Kränzen, Fahnen und Bildniſſen des Monarchen
geſchmückte Haus, in welchem die Ferienkolonie unterbracht iſt,
prächtig illuminiert und von den Schülern ein Fackelzug durch
die Hauptſtraße des Ortes veranſtaltet. Nach einem am Morgen
des 18. Auguſt im iſraelitiſchen Gotteshauſe abgehaltenen
Feſtgottesdienſte verſammelten ſich die Feſtgäſte auf dem ge-
ſchmückten Platze vor dem Hauſe des Ferienheims, unter welchen
man außer den zahlreich erſchienenen Einwohnern des Ortes
die verſchiedenen Beamtenkörper, wie die Gendarmerie, Poſt,
Forſt- und Sägeverwaltung ꝛc. ſehen konnte. Nach Eröffnung
der Feier durch den Leiter, hielt Obergymnaſiaſt Weißbach
die Feſtrede, welche mit einem innigen Gebete für d[e]n Kaiſer
und einem ſtürmiſchen Hoch [e]ndete. Sodann ſang ein aus
Schülern des Ferienheims beſtehender Chor in tadelloſer Weiſe
die Volkshymne, womit die ſchöne Feier ſchloß.

Bojan. (Ernennung zum Ehrenmitgliede.)

Die neugewählte Gemeindevertretung von Bojan hat in der
Sitzung vom 19. d. M. den Forſtmeiſter Johann Ritter von
Kuparenko aus Kuczurmare, wegen ſeiner vielfachen
Verdienſte um die Gemeinde zu ihrem Ehrenmitgliede ernannt.




Letzte Telegramme.
[Die bis 2 Uhr nachmittags eingetroffenen Telegramme
ſtehe die Rubriken „Vom Tage“, „Bunte Chronik“ und
„Rechtspflege“.]
Zar und Sultan.

(Korr.-B.)

Wie der „Temps“ aus
Konſtantinopel meldet, hofft der Großveſier den Sultan
beſtimmen zu können, dem Zaren einen Gegenbeſuch in
Petersburg abzuſtatten, wohin er den Sultan begleiten
würde.




Die Exploſionskataſtrophe in Genf.

(Korr.-B.)

Bei der Exploſion der
Gaswerke wurden bisher 7 Tote und 30 Leichtverletzte ge-
borgen. Der Dienſt im Gaswerke wurde vollſtändig eingeſtellt.




Zum Fiumer Bankraub.

(Korr.-B.)

Die Grenzpolizei in
Marmaros-Szigeth hat die Unterſuchung gegen den ver-
hafteten Italiener beendet, der, wie ſich nunmehr herausgeſtellt
hat, irrtümlicherweiſe für den Bankräuber Spektor gehalten
wurde.




Entdeckung einer Falſchmünzerbande.

(Korr.-B.)

Der „Matin“ meldet:
Vor einiger Zeit wurden in Ciotat acht Matroſen der Kriegs-
marine wegen Anfertigung und Ausgabe falſcher Geld-
ſtücke
verhaftet. Im Laufe der Unterſuchung wurde feſtgeſtellt,
daß eine große Falſchmünzerbande an Bord der
Kriegsſchiffe beſteht. Suffren wurde verhaftet. Weitere
Verhaſtungen ſtehen bevor.




[Spaltenumbruch]
Blitzſchlag in eine Kirche.

(Korr.-B)

In Gello ſchlug ein Blitz
in den Glockenturm ein. Ein Teil des Glockenturmes durch-
brach das Kirchendach, wodurch zwei Frauen getötet
und 15 Leute verletzt wurden.




Die Flottmachung des böhmiſchen
Landtages.

(Priv.-Tel. d. „Cz. Allg. Ztg.“)

Die Verhandlungen für die Flottmachung des böhmiſchen
Landtages beginnen am 4. September. Zunächſt verhandelt
das Miniſterkomitee ſeparat mit Deutſchen und Czechen, ſo-
dann nach Auſfindung einer Verſtändigungsbaſis gemeinſam.
Die Ausſichten der Aktion werden als gering bezeichnet.




Die Kretafrage.

(Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“)

Da die Flotten der Schutzmächte Kanea verlaſſen, wird wahr-
ſcheinlich wieder eine griechiſche Flagge gehißt werden. Im
Innern des Landes weht ſchon jetzt überall die griechiſche
Flagge.




[]


[Spaltenumbruch]
Seine Kreolin.

72] (Nachdruck verboten.)

Verzeihen Sie mir, ſagte ſie raſch und hielt ihm die
Hand hin. Ich ſehe, ich habe Sie verletzt. Verzeihen Sie mir!

Gewiß verzeihe ich Ihnen, ſagte er, ergriff ihre Hand
und ſah ihr lächelnd ins Auge. Selbſt ein Journaliſt der
Senſationsprozeſſ[e], Fräulein Croydon, hat ſeine guten Seiten.
Das iſt ſchwer zu glauben, nicht wahr?

Nicht, wenn man ihn kennt, antwortete ſie und führte
uns zur Tür.

Thomas wartete draußen.

Sonſt noch was gefällig? fragte er.

Nein, erwiderte Godfrey. Wir ſind zu Ende. Wir
fahren weg.

Wir wandten uns zur Bibliothek, um uns von Delroy
zu verabſchieden; er kam uns voller Erwartung entgegen.

Nun? fragte er. Können Sie Jack vom Verdacht
reinigen?

Jawohl, erwiderte Godfrey. Wir können es. Und was
mehr bedeutet, wir wollen es.

Gott ſei dank! rief Delroy und fuhr ſich mit der Hand
über die Stirn. Die ganze Geſchicht[e] laſtetete wie ein Alp-
druck auf mir, Herr Godfrey. Hoffentlich kann ich jetzt endlich
aufwachen und einſehen, daß es nur ein böſer Traum war.

Godfrey lächelte ein wenig bitter.

Ich fürchte, Sie werden das nicht können, Herr Delroy,
bemerkte er, aber ſchließlich werden Sie doch finden, daß ein
großes Unheil von Ihrem Leben abgewendet worden iſt. Und
ich bin überzeugt, daß ich mit Herrn Leſters Hilfe Drysdale
reinwaſchen kann.

Thomas meldete, daß unſer Fuhrwerk auf uns wartete;
Delroy begleitete uns hinunter.

Ich hoffe, Sie beſuchen uns hier einmal unter günſti-
geren Umſtänden, bemerkte er und ſchüttelte uns die Hand.

Mittlerweile iſt es Abend geworden und raſch ſank die
Nacht herein, während wir nach Babyly fuhren.


[Spaltenumbruch]

Wir können vor acht Uhr zweiundvierzig nicht abfahren,
ſagte Godfrey, daher wollen wir im Hotel zu Abend ſpeiſen
und dann noch mit unſerem Klienten reden. Ich glaube, wir
haben Neui[g]keiten, die ihn wieder aufheitern werden.

Es ſchien mir, bemerkte ich als ob er ſich keineswegs
wegen ſeiner Verhaftung viel Kummer machte.

Nein, ſtimmte Godfrey bei, ich hatte den gleichen
Eindruck.

Als wir das Hotel betraten, ſah ich, wie der Wirt einem
kleinen dicken Mann, der am Büffet ſtand, einen raſchen Blick
zuwa[r]f und nun g[e]raden Wegs auf uns zukam.

Ich bin der Coroner Heffelbauer, ſagte er, offenbar von
ſeiner eignen Wichtigkeit überzeugt. Ich nehme an. Sie ſind
die Herren, die Herrn Dry[s]dale verteidigen ſollen?

Herr Leſter hier, von Graham & Reyce, wird Herrn
D[r]ysdale vertreter, [e]rklärte Godfrey; ich bin nur ein Freund
von ihm.

Die Verhandlung iſt, wie ich glaube, auf morgen früh
zehn Uhr angeſetzt? fragte ich.

Jawohl; wir werden morgen den Tatort in Augenſchein
nehmen und wohl erſt nachmittags zum Verhör ſchreiten
können.

Soviel ich verſtehe, ſagte Godfrey, mit ausgezeichnet
geſpielter Naivität, haben Sie das abhanden gekommene
Halsband gefunden?

Der Coroner errötete ein wenig; offenbar war dies ſeine
größte Sorge.

Nein, antwortete er, wir haben es noch nicht gefunden.
Ich bin zum Schluſſe gekommen, daß Drysdale es in die
Bucht geworfen hat.

Aber, warf ich ein, er würde doch ſchwerlich einen Mord
begangen haben, um ſich in den Beſitz des Halsbandes zu
ſetzen, nur um es wieder wegzuwerfen.

Doch wenn meine Theorie richtig iſt, gab der Coroner
etwas gereizt zurück.

Was iſt Ihre Theorie? fragte ich.

O, das hat keine Eile, ſie iſt nicht ſo wichtig, bemerkte
er aufgeblaſen. Sie werden es morgen ſchon hören.


[Spaltenumbruch]

Godfrey ſah ihn vergnügt lächelnd an.

Ich verſtehe, ſagte er. Meine Komplimente, Herr Coroner!
Es iſt die einzig paſſende Theorie. Verſtehen Sie nicht,
Leſter? Ein reicher, junger Mann, der mit Vorbedacht einen
Menſchen ermordet, raubt ein Halsband und wirft es in den
Ozean. Er macht gar keinen Verſuch, einen Alibi nachzuwei-
ſen; er weigert ſich, Auskunft zu geben; nach dem Mord
wütet er in ſeinem Zimmer und ſchlägt alles kurz und tlein;
er beleidigt ſeine Braut und fängt mit ſeinem beſten Freund
Streit an. Nun das iſt doch klar wie die Sonne! Ein Menſch,
der ſich in dieſer Weiſe aufführt, muß —

Verrückt ſein! rief der Coroner und ſtrahlte vor Befrie-
digung. Ich hätte die Sachlage nicht beſſer auseinanderſetzen
können.

Godfrey dankte mit einer tiefen Verbeugung für das
Kompliment.




Drittes Kapitel.

H[e]ff[e]lbauer beſtand darauf, daß wir mit ihm ein Glas
Wein trinken ſollten; er hat ſich offenbar zu dem Schluſſe
aufgeſchwungen, das Godfrey ein berühmter New-Yorker Detek-
tiv ſei, und behandete ihn mit der größten Hochachtung. Er
wollte noch einmal die Einzelheiten des Dramas durchſpre-
chen, aber wir empfahlen uns bald und gingen zum Eſſen.
Dann eilten wir zum Gefängnis, um noch einmal mit Drys-
dale zu reden. Ein neuer Wächter hatte den anderen abgelöſt,
aber er ließ uns ohne Schwirigkeiten hinein.

Nun? fragte Drysdale, als wir allein waren, gibts et-
was neues?

Diesmal, ſagte Godfrey und lächelte gutmütig, entgehſt
du noch einmal der Hinrichtung — obwohl ich geſtehen muß,
daß du es nicht verdienſt.

Wie! rief Drysdale und errötete. Du wirſt ddch nicht
glauben —

Daß du Graham getötet haſt? Nein. Aber du biſt ein
vollendeter Eſel, mein lieber Freund. Haſt du dich Montag
nacht in der Reblaube draußen gut amüſiert?

(Fortſetzung folgt.)


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[5/0005] 25. Auguſt 1909. Czernowitzer Allgemeine Zeitung einbarten Konventionalſtrafe von 1000 K geklagt wurde. Die erſte Inſtanz erklärte eine Advokaturskanzlei für unver- käuflich und erkannte daher auf Abweiſung des Klage- begehrens. In der Begründung wurde hervorgehoben: Ihrem Weſen nach iſt eine Advokaturskanzlei, die den Gegenſtand des klagserwähnten Vertrages bildet, eine Summe von Parteienvertretungen, welche auf dem Vertrauen dieſer Parteien zu der betreffenden Perſon des Advokaten beruhen, ſomit eine Vertrauensſache darſtellen, die als etwas In- materielles nicht Gegenſtand eines giltigen Ver- trages ſein können. Außerdem muß hervorgehoben werden, daß die Berufstätigkeit eines Advokaten vielfach einem eminent öffentlichen Intereſſe gewidmet iſt, die Advokatie ſomit auch als öffentliches Amt in Betracht kommt, deſſen entgeltliche Veräußerung gegen das öffentliche Wohl und gegen die guten Sitten verſtößt und daher unerlaubt iſt. Ebenſo iſt die Abtretung der Klientel einer Advokatenkanzlei un- möglich ohne deren Zuſtimmung und involviert einen Vertrauens- bruch gegenüber ſeiner Klientel. Das Kreisgericht Eger hat dieſes bezirksgerichtliche Urteil beſtätigt. Der Oberſte Gerichtshof hat wohl den Verkauf einer Advokaturskanzlei für zuläſſig erklärt und die Reviſion des Klägers aus dem Grunde abgewieſen, weil er ſeine Disziplinarſtrafe dem Käufer verſchwiegen hatte. In der Begründung wird hervor- gehoben: die Berufstätigkeit eines Advokaten hat ein gewerb- liches Moment und dieſe gewerbliche Seite bildet einen Vermögenswert, der gemäß § 878 a. b. G. B. Gegenſtand eines rechtsgiltigen Vertrages ſein kann. Dieſer Vermögenswert einer Advokatenkanzlei iſt größer oder ge- ringer, jenachdem das Vertrauen, das der abtretende Advokat bei der rechtsſuchenden Bevölkerung genießt, größer oder geringer iſt. Die Fällung des Disziplinarerkenntniſſes muß auf das Ver- trauen, das der Kläger bei der rechtsſuchenden Bevölkerung genießt, einen ſehr ungünſtigen Einfluß üben. Der Kläger hat, indem er die Fällung des Disziplinarerkenntniſſes dem Beklagten verſchwiegen hat, dieſen hinſichtlich einer weſentlichen Beſchaffenheit ſeiner Advokatenkanzlei irregeführt und iſt daher gemäß § 871 a. b. G. B. für den Irregeführten keine Verbindlichkeit ent- ſtanden. [Abbildung] Die geehrten Provinzabonnenten werden ebenſo höflichſt als dringendſt gebeten, die Rückſtände bezw. die Pränumerations- gebühr umgehend zu begleichen. Korreſpondenzen. Czernowitz, 24. Auguſt. Kimpolung. (K. k. Staatsgymnaſium.) Die Auf- nahme der Schüler in die erſte Klaſſe findet am 9. und 10. Sep- tember ſtatt. Schüler, die bereits im Borjahre der Anſtalt an- gehörten, haben ſich am 9. September um 9 Uhr früh in den hiefür beſtimmten Klaſſenzimmern zu melden, hiebei haben ſie das letzte Jahreszeugnis vorzuweiſen, ein in allen ſeinen Teilen genau ausgefülltes Nationale in zwei gleichen Exemplaren zu übergeben und an Lehrmittelbeitrg 2 K, an Tintengeld 1 K und an Jugendſpielbeitrag zu entrichten. Lopuſchna. (Kaiſers Geburtstag.) Aus Anlaß des Geburtstages des Kaiſers veranſtalteten die Schüler des jüdiſchen Ferienheims in Lopuſchna eine Feier, welche einen ſehr würdigen Verlauf nahm. Schon am Abend des 17. Auguſt wurde das mit Kränzen, Fahnen und Bildniſſen des Monarchen geſchmückte Haus, in welchem die Ferienkolonie unterbracht iſt, prächtig illuminiert und von den Schülern ein Fackelzug durch die Hauptſtraße des Ortes veranſtaltet. Nach einem am Morgen des 18. Auguſt im iſraelitiſchen Gotteshauſe abgehaltenen Feſtgottesdienſte verſammelten ſich die Feſtgäſte auf dem ge- ſchmückten Platze vor dem Hauſe des Ferienheims, unter welchen man außer den zahlreich erſchienenen Einwohnern des Ortes die verſchiedenen Beamtenkörper, wie die Gendarmerie, Poſt, Forſt- und Sägeverwaltung ꝛc. ſehen konnte. Nach Eröffnung der Feier durch den Leiter, hielt Obergymnaſiaſt Weißbach die Feſtrede, welche mit einem innigen Gebete für den Kaiſer und einem ſtürmiſchen Hoch endete. Sodann ſang ein aus Schülern des Ferienheims beſtehender Chor in tadelloſer Weiſe die Volkshymne, womit die ſchöne Feier ſchloß. Bojan. (Ernennung zum Ehrenmitgliede.) Die neugewählte Gemeindevertretung von Bojan hat in der Sitzung vom 19. d. M. den Forſtmeiſter Johann Ritter von Kuparenko aus Kuczurmare, wegen ſeiner vielfachen Verdienſte um die Gemeinde zu ihrem Ehrenmitgliede ernannt. Letzte Telegramme. Die bis 2 Uhr nachmittags eingetroffenen Telegramme ſtehe die Rubriken „Vom Tage“, „Bunte Chronik“ und „Rechtspflege“. Zar und Sultan. Paris, 24. Auguſt (Korr.-B.) Wie der „Temps“ aus Konſtantinopel meldet, hofft der Großveſier den Sultan beſtimmen zu können, dem Zaren einen Gegenbeſuch in Petersburg abzuſtatten, wohin er den Sultan begleiten würde. Die Exploſionskataſtrophe in Genf. Genf, 24. Auguſt. (Korr.-B.) Bei der Exploſion der Gaswerke wurden bisher 7 Tote und 30 Leichtverletzte ge- borgen. Der Dienſt im Gaswerke wurde vollſtändig eingeſtellt. Zum Fiumer Bankraub. Budapeſt, 24. Auguſt. (Korr.-B.) Die Grenzpolizei in Marmaros-Szigeth hat die Unterſuchung gegen den ver- hafteten Italiener beendet, der, wie ſich nunmehr herausgeſtellt hat, irrtümlicherweiſe für den Bankräuber Spektor gehalten wurde. Entdeckung einer Falſchmünzerbande. Paris, 24. Auguſt (Korr.-B.) Der „Matin“ meldet: Vor einiger Zeit wurden in Ciotat acht Matroſen der Kriegs- marine wegen Anfertigung und Ausgabe falſcher Geld- ſtücke verhaftet. Im Laufe der Unterſuchung wurde feſtgeſtellt, daß eine große Falſchmünzerbande an Bord der Kriegsſchiffe beſteht. Suffren wurde verhaftet. Weitere Verhaſtungen ſtehen bevor. Blitzſchlag in eine Kirche. Lima, 24. Auguſt. (Korr.-B) In Gello ſchlug ein Blitz in den Glockenturm ein. Ein Teil des Glockenturmes durch- brach das Kirchendach, wodurch zwei Frauen getötet und 15 Leute verletzt wurden. Die Flottmachung des böhmiſchen Landtages. Wien, 24. Auguſt. (Priv.-Tel. d. „Cz. Allg. Ztg.“) Die Verhandlungen für die Flottmachung des böhmiſchen Landtages beginnen am 4. September. Zunächſt verhandelt das Miniſterkomitee ſeparat mit Deutſchen und Czechen, ſo- dann nach Auſfindung einer Verſtändigungsbaſis gemeinſam. Die Ausſichten der Aktion werden als gering bezeichnet. Die Kretafrage. London, 24. Auguſt. (Priv.-Tel. der „Cz. Allg. Ztg.“) Da die Flotten der Schutzmächte Kanea verlaſſen, wird wahr- ſcheinlich wieder eine griechiſche Flagge gehißt werden. Im Innern des Landes weht ſchon jetzt überall die griechiſche Flagge. _ Seine Kreolin. Kriminal-Roman von Burton E. Stevenſon. 72] (Nachdruck verboten.) Verzeihen Sie mir, ſagte ſie raſch und hielt ihm die Hand hin. Ich ſehe, ich habe Sie verletzt. Verzeihen Sie mir! Gewiß verzeihe ich Ihnen, ſagte er, ergriff ihre Hand und ſah ihr lächelnd ins Auge. Selbſt ein Journaliſt der Senſationsprozeſſe, Fräulein Croydon, hat ſeine guten Seiten. Das iſt ſchwer zu glauben, nicht wahr? Nicht, wenn man ihn kennt, antwortete ſie und führte uns zur Tür. Thomas wartete draußen. Sonſt noch was gefällig? fragte er. Nein, erwiderte Godfrey. Wir ſind zu Ende. Wir fahren weg. Wir wandten uns zur Bibliothek, um uns von Delroy zu verabſchieden; er kam uns voller Erwartung entgegen. Nun? fragte er. Können Sie Jack vom Verdacht reinigen? Jawohl, erwiderte Godfrey. Wir können es. Und was mehr bedeutet, wir wollen es. Gott ſei dank! rief Delroy und fuhr ſich mit der Hand über die Stirn. Die ganze Geſchichte laſtetete wie ein Alp- druck auf mir, Herr Godfrey. Hoffentlich kann ich jetzt endlich aufwachen und einſehen, daß es nur ein böſer Traum war. Godfrey lächelte ein wenig bitter. Ich fürchte, Sie werden das nicht können, Herr Delroy, bemerkte er, aber ſchließlich werden Sie doch finden, daß ein großes Unheil von Ihrem Leben abgewendet worden iſt. Und ich bin überzeugt, daß ich mit Herrn Leſters Hilfe Drysdale reinwaſchen kann. Thomas meldete, daß unſer Fuhrwerk auf uns wartete; Delroy begleitete uns hinunter. Ich hoffe, Sie beſuchen uns hier einmal unter günſti- geren Umſtänden, bemerkte er und ſchüttelte uns die Hand. Mittlerweile iſt es Abend geworden und raſch ſank die Nacht herein, während wir nach Babyly fuhren. Wir können vor acht Uhr zweiundvierzig nicht abfahren, ſagte Godfrey, daher wollen wir im Hotel zu Abend ſpeiſen und dann noch mit unſerem Klienten reden. Ich glaube, wir haben Neuigkeiten, die ihn wieder aufheitern werden. Es ſchien mir, bemerkte ich als ob er ſich keineswegs wegen ſeiner Verhaftung viel Kummer machte. Nein, ſtimmte Godfrey bei, ich hatte den gleichen Eindruck. Als wir das Hotel betraten, ſah ich, wie der Wirt einem kleinen dicken Mann, der am Büffet ſtand, einen raſchen Blick zuwarf und nun geraden Wegs auf uns zukam. Ich bin der Coroner Heffelbauer, ſagte er, offenbar von ſeiner eignen Wichtigkeit überzeugt. Ich nehme an. Sie ſind die Herren, die Herrn Drysdale verteidigen ſollen? Herr Leſter hier, von Graham & Reyce, wird Herrn Drysdale vertreter, erklärte Godfrey; ich bin nur ein Freund von ihm. Die Verhandlung iſt, wie ich glaube, auf morgen früh zehn Uhr angeſetzt? fragte ich. Jawohl; wir werden morgen den Tatort in Augenſchein nehmen und wohl erſt nachmittags zum Verhör ſchreiten können. Soviel ich verſtehe, ſagte Godfrey, mit ausgezeichnet geſpielter Naivität, haben Sie das abhanden gekommene Halsband gefunden? Der Coroner errötete ein wenig; offenbar war dies ſeine größte Sorge. Nein, antwortete er, wir haben es noch nicht gefunden. Ich bin zum Schluſſe gekommen, daß Drysdale es in die Bucht geworfen hat. Aber, warf ich ein, er würde doch ſchwerlich einen Mord begangen haben, um ſich in den Beſitz des Halsbandes zu ſetzen, nur um es wieder wegzuwerfen. Doch wenn meine Theorie richtig iſt, gab der Coroner etwas gereizt zurück. Was iſt Ihre Theorie? fragte ich. O, das hat keine Eile, ſie iſt nicht ſo wichtig, bemerkte er aufgeblaſen. Sie werden es morgen ſchon hören. Godfrey ſah ihn vergnügt lächelnd an. Ich verſtehe, ſagte er. Meine Komplimente, Herr Coroner! Es iſt die einzig paſſende Theorie. Verſtehen Sie nicht, Leſter? Ein reicher, junger Mann, der mit Vorbedacht einen Menſchen ermordet, raubt ein Halsband und wirft es in den Ozean. Er macht gar keinen Verſuch, einen Alibi nachzuwei- ſen; er weigert ſich, Auskunft zu geben; nach dem Mord wütet er in ſeinem Zimmer und ſchlägt alles kurz und tlein; er beleidigt ſeine Braut und fängt mit ſeinem beſten Freund Streit an. Nun das iſt doch klar wie die Sonne! Ein Menſch, der ſich in dieſer Weiſe aufführt, muß — Verrückt ſein! rief der Coroner und ſtrahlte vor Befrie- digung. Ich hätte die Sachlage nicht beſſer auseinanderſetzen können. Godfrey dankte mit einer tiefen Verbeugung für das Kompliment. Drittes Kapitel. Heffelbauer beſtand darauf, daß wir mit ihm ein Glas Wein trinken ſollten; er hat ſich offenbar zu dem Schluſſe aufgeſchwungen, das Godfrey ein berühmter New-Yorker Detek- tiv ſei, und behandete ihn mit der größten Hochachtung. Er wollte noch einmal die Einzelheiten des Dramas durchſpre- chen, aber wir empfahlen uns bald und gingen zum Eſſen. Dann eilten wir zum Gefängnis, um noch einmal mit Drys- dale zu reden. Ein neuer Wächter hatte den anderen abgelöſt, aber er ließ uns ohne Schwirigkeiten hinein. Nun? fragte Drysdale, als wir allein waren, gibts et- was neues? Diesmal, ſagte Godfrey und lächelte gutmütig, entgehſt du noch einmal der Hinrichtung — obwohl ich geſtehen muß, daß du es nicht verdienſt. Wie! rief Drysdale und errötete. Du wirſt ddch nicht glauben — Daß du Graham getötet haſt? Nein. Aber du biſt ein vollendeter Eſel, mein lieber Freund. Haſt du dich Montag nacht in der Reblaube draußen gut amüſiert? (Fortſetzung folgt.)

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Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

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Zitationshilfe: Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 1684, Czernowitz, 25.08.1909, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_czernowitzer1684_1909/5>, abgerufen am 23.11.2024.