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Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 150, Czernowitz, 15.02.1918.

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Nr. 150. "Czern. Allg. Zeitung" und "Ezern. Tagblatt".

[Spaltenumbruch] plündernd und Tod und Schrecken verbrei-
tend. Der Vizepräsident des Landtags
Ingmans wurde bestialisch ermordet.
Der Terrorismus der Roten Garde nimmt
zu. Andererseits wird behauptet, daß Außen-
minister Sirola und Innenminister Haapa-
lainen durch verzweifelte Weiße Gardisten
ermordet wurden.

KB. (Teleg.)

"Stockholms Tagebladed" erfährt, daß auf
Aaland unter den russischen Truppen eine
völlige Revolte ausgebrochen ist. Die
Soldaten verhafteten mißliebige Insel-
bewohner und richteten in Marfeha ein
entsetzliches Blutbad an. 2000 russische
Soldaten sind auf Aaland mit Munition
und Maschinengewehren bewaffnet; die Be-
völkerung ist vollkommen wehrlos. Auf
den Inseln zwischen Aaland und der
Schwedenküste herrscht eine große Panik.

KB. (Teleg.)

"Stockholm Aftonbladed" meldet aus Vassa:
Infolge Aufforderung des Helsingforser
Bezirkskomitees der Roten Gardisten neh-
men ganze russische Truppenabteilungen
am Kampfe teil. Demgegenüber erließ Ge-
neral Mannheim eine Proklamation
mit der Androhung der Hinrichtung von
drei Russen für jeden ermordeten Finnen.
In Helsingfors ist ein Revolutionsgericht
eingesetzt, das die unbotmäßigen Beamten
mit Todesstrafe bedroht.




Brody von unseren Truppen
wieder besetzt.

(Tel.)

Gemäß Artikel 2 Absatz b des mit der Ukraine
abgeschloßenen Vertrages, der
den status quo ante der zwischen Oester-
reich-Ungarn und Rußland bestandenen
Grenzen wieder herstellt, sind gestern un-
sere Truppen in Brody eingezogen. Das
einmarschierende Jägerbataillon wurde vom
Bürgermeister der Stadt Brody in Gegenwart
der Rada der 10. ukrain. Division feierlich
begrüßt und auch der Bevölkerung ließ es
an allerherzlichsteu Sympathiekundgebungen
für die österr.-ungar. Truppen nicht fehlen.
Durch diese friedliche Besetzung Brodys ist die
letzte größere Stadt in Ostgalizien wieder in
österr.-ungarischen Händen, nachdem sie seit
den letzten Julitagen des Jahres 1916
unter russischer Herrschaft gewesen war.




Vom Tage.
Ehrung.

Die Gemeinde Werenczanka
hat dem Reichstags- und Landtagsabgeord-
neten Anton Ritter v. Luk-Lukaszewicz
für sein hingebungsvolles Eintreten um die
Wahrung der Interessen der schwergeprüften
Bukowina den Dank der Gemeinde in einem
Beschlusse des Gemeindeausschusses zum Aus-
druck gebracht.

Der Friedensschluß mit der Ukraine.

Wir haben gestern bereits festgestellt, daß
[Spaltenumbruch] durch den Friedensvertrag von Brest-Litowsk
für die unmittelbare Bukowiner Front keine
Aenderung eingetreten ist. Diese Feststellung
ergibt sich aus der einfachen Tatsache, daß
die Bukowinaer Grenze mit der Ukraine
keine Berührungspunkte hat. Solange nicht
die Abgrenzung der neugeschaffenen ukrai-
nischen Republik nach Südost gegen Bessa-
rabien festgesetzt ist, insolange läßt es sich
nicht sagen, daß die Bukowina eine gemein-
same Grenze mit der Ukraine hat. Diese
Feststellung ist umso notwendiger, als die
Wiener Blätter, darunter auch die "Neue
Freie Presse", absolute falsche Schlüsse über
die geographisch vor sich gegangenen Verän-
derungen in unserem Nachbargebiet enthalten.
In den Blättern finden wir nämlich wie-
derholt die Folgerung aus der durch den
Frieden geschaffenen Lage, daß durch den
Friedensvertrag ein Teil der Bukowina frei
wird, ferner die neue ukrainische Grenze im
Süden bis in den Raum von Czernowitz
hineinreicht. In dieser Hinsicht besteht also
in der Wiener Presse ein großer Irrtum,
den wir hiemit richtigstellen.

KB.
Eine amtliche Mitteilung über
die Kriegsgefangenen in Rußland.
(Tel.)

An-
gesichts der außerordentlichen Beunruhigung
von weiteren Bevölkerungskreisen hinsichtlich
der Lage der Kriegsgefangenen infolge des
vorläufigen Nichtzustandekommens des for-
mellen Friedensvertrages mit Rußland wird
über den derzeitigen Ständ der Kriegs-
gefangenenangelegenheiten in Rußland amt-
lich
verlautbart. Die zuständigen Stellen
setzen intensiv die Verhandlungen betreffend
der Kriegsgefangenen fort. Die bereits ge-
troffenen Vereinbarungen bezüglich der be-
stimmten Gefangenenklassen werden voraus-
sichtlich einer großen Zahl von Kriegs-
gefangenen der Heimkehr in einem relativ
früheren Zeitpunkt ermöglichen. Obwohl
jeder Retorsionstaktik unbedingt abgeneigt,
wird die Heeresverwaltung dennoch die
Entlassung der russischen Kriegsgefangenen
nur in der Form verfügen, welche den
gleichartigen russischen Gegenmaßnahmen
entspricht. Die Heeresverwaltung, welche die
Frage der Erhaltung der Kriegsgefangenen
niemals in formeller bürokratischer Weise
behandelte, arbeitet seit langem daran, der
Gefahr vorzubeugen, daß die Gegner Kriegs-
gefangene ohne jede weitere Obsorge preis-
geben könnten. Die Verlautbarung zählt
die diesbezüglichen vorgesehenen Maßregeln
auf, namentlich die Bereitstellung hoher
Fonds zur Erhaltung der Kriegsgefangenen
in Notstandsgebieten und Schaffung einer
technischen Organisation, welche die möglichst
verlustlose Heimbeförderung der Kriegsge-
fangenen sicher beschleunigen soll. Die
mehrjährige Erfahrung der Kriegsverwaltung
im Kriegsgefangenenschutz, die weitgehende
Information über die jeweilige Lage der
Kriegsgefangenen in allen Teilen Rußlands,
die zielbewußte kluge und mutige Tätigkeit
der für unsere Kriegsgefangenen wirkenden
neutralen Stellen, weiters das Herannahen
der warmen Jahreszeit und die Einstellung
der Feindseligkeiten im Osten sind wohl
geeignet, die Ueberwindung der augenblick-
[Spaltenumbruch] lichen Krise erhoffen zu lassen. Die Heeres-
verwaltung ist sich bewußt, daß jedes ge-
fährdete Menschenleben in Feindesland so-
weit die Autorität und die materielle Macht
des Staates in ihrem vollen Einsatz es
ermöglichen kann, geschützt werden muß,
und daß die in allen Nöten so mutige
aufopferungsfähige Bevölkerung nicht eine
durch sorgenvolle Jahre bewahrte Hoffnung
in ein neues Unglück verwandelt sehen darf.

Der elektrische Straßenbahnverkehr

wurde gestern auf der Linie Eugengasse--
Bahnhof wieder aufgenommen. Die Inbe-
triebsetzung der ganzen Strecke kann erst in
einem späteren Zeitpunkte erfolgen.

Die Bildung von Kriegsleistungskom-
missionen in der Bukowina.

In einer
Interpellation an den Landesverteidigungs-
minister verweist der Abgeordnete v. Luka-
szewicz
darauf, daß die für die Buko-
wina vorgesehenen Kriegsleistungskommis-
sionen noch nicht konstituiert sind, und
ersucht den Minister, darauf zu dringen,
daß die militärischen Vertreter für diese
Kommissionen wie am schnellsten nominiert
werden. Der Interpellant stellt fest, daß
es nicht angehe, daß die Bukowinaer, die
bereits das vierte Jahr auf die Vergütung
der Kriegsleistungen warten, als Lohn für
ihren Patriotismus damit bestraft werden,
daß die Kriegsleistungskommissionen infolge
der noch nicht erfolgten Ernennung der
militärischen Vertreter ihre Arbeiten nicht
beginnen können.

Zur Eröffnung des Czernowitzer Ko-
losseums.

Die Vorbereitungen für die Er-
öffnung des Kolosseums sind nunmehr ab-
geschlossen. Die Eröffnungsvorstellung beginnt
Samstag, den 16. um 7 Uhr abends. An
Sonn- und Feiertagen finden Nachmit-
tagsvorstellungen
3 Uhr statt. Der
Kartenverkauf beginnt heute und täglich um
4 Uhr nachmittags an der Kassa des Ko-
losseums (Ambrosgasse 1). Gleichzeitig wird
mitgeteilt, daß die Direktion für vorzüg-
liche Küche und gute Getränke vorgesorgt
hat, so daß das Publikum bei gedeckten
Tischen gemütlich speisen kann.




Armeebefehl des Kaisers.

(Tel.)

Der Kaiser hat anläßlich der russischen Er-
klärung über Beendigung des Kriegszu-
standes folgenden Armeebefehl erlassen:

"Das russische Millionenheer geht daran,
die gegen die Monarchie erhobenen Waffen
niederzulegen. Ich will diese Stunde nicht
ohne ein Gedenkwort an meine Wehrmacht
vorüberziehen lassen. Ich blicke vor allem
rückschauend auf die schweren Wochen und
Monate, in denen Oesterreich-Ungarns
Streitkräfte, geleitet von den Segenswün-
schen Meines unvergeßlichen Großoheims,
fast der ganzen Wucht des ersten Russen-
sturmes zu widerstehen hatten. Alles, was
sich in treuem Zusammenwirken mit unseren
tapferen Verbündeten später erfüllte, es
sog seine Urkraft aus jener Feuerprobe.
Zum Frühling von Gorlice und Tarnow
bedurfte es der schmerzlichen Blutsaat,

Nr. 150. „Czern. Allg. Zeitung“ und „Ezern. Tagblatt“.

[Spaltenumbruch] plündernd und Tod und Schrecken verbrei-
tend. Der Vizepräſident des Landtags
Ingmans wurde beſtialiſch ermordet.
Der Terrorismus der Roten Garde nimmt
zu. Andererſeits wird behauptet, daß Außen-
miniſter Sirola und Innenminiſter Haapa-
lainen durch verzweifelte Weiße Gardiſten
ermordet wurden.

KB. (Teleg.)

„Stockholms Tagebladed“ erfährt, daß auf
Aaland unter den ruſſiſchen Truppen eine
völlige Revolte ausgebrochen iſt. Die
Soldaten verhafteten mißliebige Inſel-
bewohner und richteten in Marfeha ein
entſetzliches Blutbad an. 2000 ruſſiſche
Soldaten ſind auf Aaland mit Munition
und Maſchinengewehren bewaffnet; die Be-
völkerung iſt vollkommen wehrlos. Auf
den Inſeln zwiſchen Aaland und der
Schwedenküſte herrſcht eine große Panik.

KB. (Teleg.)

„Stockholm Aftonbladed“ meldet aus Vaſſa:
Infolge Aufforderung des Helſingforſer
Bezirkskomitees der Roten Gardiſten neh-
men ganze ruſſiſche Truppenabteilungen
am Kampfe teil. Demgegenüber erließ Ge-
neral Mannheim eine Proklamation
mit der Androhung der Hinrichtung von
drei Ruſſen für jeden ermordeten Finnen.
In Helſingfors iſt ein Revolutionsgericht
eingeſetzt, das die unbotmäßigen Beamten
mit Todesſtrafe bedroht.




Brody von unſeren Truppen
wieder beſetzt.

(Tel.)

Gemäß Artikel 2 Abſatz b des mit der Ukraine
abgeſchloßenen Vertrages, der
den status quo ante der zwiſchen Oeſter-
reich-Ungarn und Rußland beſtandenen
Grenzen wieder herſtellt, ſind geſtern un-
ſere Truppen in Brody eingezogen. Das
einmarſchierende Jägerbataillon wurde vom
Bürgermeiſter der Stadt Brody in Gegenwart
der Rada der 10. ukrain. Diviſion feierlich
begrüßt und auch der Bevölkerung ließ es
an allerherzlichſteu Sympathiekundgebungen
für die öſterr.-ungar. Truppen nicht fehlen.
Durch dieſe friedliche Beſetzung Brodys iſt die
letzte größere Stadt in Oſtgalizien wieder in
öſterr.-ungariſchen Händen, nachdem ſie ſeit
den letzten Julitagen des Jahres 1916
unter ruſſiſcher Herrſchaft geweſen war.




Vom Tage.
Ehrung.

Die Gemeinde Werenczanka
hat dem Reichstags- und Landtagsabgeord-
neten Anton Ritter v. Luk-Lukaszewicz
für ſein hingebungsvolles Eintreten um die
Wahrung der Intereſſen der ſchwergeprüften
Bukowina den Dank der Gemeinde in einem
Beſchluſſe des Gemeindeausſchuſſes zum Aus-
druck gebracht.

Der Friedensſchluß mit der Ukraine.

Wir haben geſtern bereits feſtgeſtellt, daß
[Spaltenumbruch] durch den Friedensvertrag von Breſt-Litowsk
für die unmittelbare Bukowiner Front keine
Aenderung eingetreten iſt. Dieſe Feſtſtellung
ergibt ſich aus der einfachen Tatſache, daß
die Bukowinaer Grenze mit der Ukraine
keine Berührungspunkte hat. Solange nicht
die Abgrenzung der neugeſchaffenen ukrai-
niſchen Republik nach Südoſt gegen Beſſa-
rabien feſtgeſetzt iſt, inſolange läßt es ſich
nicht ſagen, daß die Bukowina eine gemein-
ſame Grenze mit der Ukraine hat. Dieſe
Feſtſtellung iſt umſo notwendiger, als die
Wiener Blätter, darunter auch die „Neue
Freie Preſſe“, abſolute falſche Schlüſſe über
die geographiſch vor ſich gegangenen Verän-
derungen in unſerem Nachbargebiet enthalten.
In den Blättern finden wir nämlich wie-
derholt die Folgerung aus der durch den
Frieden geſchaffenen Lage, daß durch den
Friedensvertrag ein Teil der Bukowina frei
wird, ferner die neue ukrainiſche Grenze im
Süden bis in den Raum von Czernowitz
hineinreicht. In dieſer Hinſicht beſteht alſo
in der Wiener Preſſe ein großer Irrtum,
den wir hiemit richtigſtellen.

KB.
Eine amtliche Mitteilung über
die Kriegsgefangenen in Rußland.
(Tel.)

An-
geſichts der außerordentlichen Beunruhigung
von weiteren Bevölkerungskreiſen hinſichtlich
der Lage der Kriegsgefangenen infolge des
vorläufigen Nichtzuſtandekommens des for-
mellen Friedensvertrages mit Rußland wird
über den derzeitigen Ständ der Kriegs-
gefangenenangelegenheiten in Rußland amt-
lich
verlautbart. Die zuſtändigen Stellen
ſetzen intenſiv die Verhandlungen betreffend
der Kriegsgefangenen fort. Die bereits ge-
troffenen Vereinbarungen bezüglich der be-
ſtimmten Gefangenenklaſſen werden voraus-
ſichtlich einer großen Zahl von Kriegs-
gefangenen der Heimkehr in einem relativ
früheren Zeitpunkt ermöglichen. Obwohl
jeder Retorſionstaktik unbedingt abgeneigt,
wird die Heeresverwaltung dennoch die
Entlaſſung der ruſſiſchen Kriegsgefangenen
nur in der Form verfügen, welche den
gleichartigen ruſſiſchen Gegenmaßnahmen
entſpricht. Die Heeresverwaltung, welche die
Frage der Erhaltung der Kriegsgefangenen
niemals in formeller bürokratiſcher Weiſe
behandelte, arbeitet ſeit langem daran, der
Gefahr vorzubeugen, daß die Gegner Kriegs-
gefangene ohne jede weitere Obſorge preis-
geben könnten. Die Verlautbarung zählt
die diesbezüglichen vorgeſehenen Maßregeln
auf, namentlich die Bereitſtellung hoher
Fonds zur Erhaltung der Kriegsgefangenen
in Notſtandsgebieten und Schaffung einer
techniſchen Organiſation, welche die möglichſt
verluſtloſe Heimbeförderung der Kriegsge-
fangenen ſicher beſchleunigen ſoll. Die
mehrjährige Erfahrung der Kriegsverwaltung
im Kriegsgefangenenſchutz, die weitgehende
Information über die jeweilige Lage der
Kriegsgefangenen in allen Teilen Rußlands,
die zielbewußte kluge und mutige Tätigkeit
der für unſere Kriegsgefangenen wirkenden
neutralen Stellen, weiters das Herannahen
der warmen Jahreszeit und die Einſtellung
der Feindſeligkeiten im Oſten ſind wohl
geeignet, die Ueberwindung der augenblick-
[Spaltenumbruch] lichen Kriſe erhoffen zu laſſen. Die Heeres-
verwaltung iſt ſich bewußt, daß jedes ge-
fährdete Menſchenleben in Feindesland ſo-
weit die Autorität und die materielle Macht
des Staates in ihrem vollen Einſatz es
ermöglichen kann, geſchützt werden muß,
und daß die in allen Nöten ſo mutige
aufopferungsfähige Bevölkerung nicht eine
durch ſorgenvolle Jahre bewahrte Hoffnung
in ein neues Unglück verwandelt ſehen darf.

Der elektriſche Straßenbahnverkehr

wurde geſtern auf der Linie Eugengaſſe—
Bahnhof wieder aufgenommen. Die Inbe-
triebſetzung der ganzen Strecke kann erſt in
einem ſpäteren Zeitpunkte erfolgen.

Die Bildung von Kriegsleiſtungskom-
miſſionen in der Bukowina.

In einer
Interpellation an den Landesverteidigungs-
miniſter verweiſt der Abgeordnete v. Luka-
szewicz
darauf, daß die für die Buko-
wina vorgeſehenen Kriegsleiſtungskommiſ-
ſionen noch nicht konſtituiert ſind, und
erſucht den Miniſter, darauf zu dringen,
daß die militäriſchen Vertreter für dieſe
Kommiſſionen wie am ſchnellſten nominiert
werden. Der Interpellant ſtellt feſt, daß
es nicht angehe, daß die Bukowinaer, die
bereits das vierte Jahr auf die Vergütung
der Kriegsleiſtungen warten, als Lohn für
ihren Patriotismus damit beſtraft werden,
daß die Kriegsleiſtungskommiſſionen infolge
der noch nicht erfolgten Ernennung der
militäriſchen Vertreter ihre Arbeiten nicht
beginnen können.

Zur Eröffnung des Czernowitzer Ko-
loſſeums.

Die Vorbereitungen für die Er-
öffnung des Koloſſeums ſind nunmehr ab-
geſchloſſen. Die Eröffnungsvorſtellung beginnt
Samſtag, den 16. um 7 Uhr abends. An
Sonn- und Feiertagen finden Nachmit-
tagsvorſtellungen
3 Uhr ſtatt. Der
Kartenverkauf beginnt heute und täglich um
4 Uhr nachmittags an der Kaſſa des Ko-
loſſeums (Ambrosgaſſe 1). Gleichzeitig wird
mitgeteilt, daß die Direktion für vorzüg-
liche Küche und gute Getränke vorgeſorgt
hat, ſo daß das Publikum bei gedeckten
Tiſchen gemütlich ſpeiſen kann.




Armeebefehl des Kaiſers.

(Tel.)

Der Kaiſer hat anläßlich der ruſſiſchen Er-
klärung über Beendigung des Kriegszu-
ſtandes folgenden Armeebefehl erlaſſen:

„Das ruſſiſche Millionenheer geht daran,
die gegen die Monarchie erhobenen Waffen
niederzulegen. Ich will dieſe Stunde nicht
ohne ein Gedenkwort an meine Wehrmacht
vorüberziehen laſſen. Ich blicke vor allem
rückſchauend auf die ſchweren Wochen und
Monate, in denen Oeſterreich-Ungarns
Streitkräfte, geleitet von den Segenswün-
ſchen Meines unvergeßlichen Großoheims,
faſt der ganzen Wucht des erſten Ruſſen-
ſturmes zu widerſtehen hatten. Alles, was
ſich in treuem Zuſammenwirken mit unſeren
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[3/0003] Nr. 150. „Czern. Allg. Zeitung“ und „Ezern. Tagblatt“. plündernd und Tod und Schrecken verbrei- tend. Der Vizepräſident des Landtags Ingmans wurde beſtialiſch ermordet. Der Terrorismus der Roten Garde nimmt zu. Andererſeits wird behauptet, daß Außen- miniſter Sirola und Innenminiſter Haapa- lainen durch verzweifelte Weiße Gardiſten ermordet wurden. KB. Stockholm, 14. Februar. (Teleg.) „Stockholms Tagebladed“ erfährt, daß auf Aaland unter den ruſſiſchen Truppen eine völlige Revolte ausgebrochen iſt. Die Soldaten verhafteten mißliebige Inſel- bewohner und richteten in Marfeha ein entſetzliches Blutbad an. 2000 ruſſiſche Soldaten ſind auf Aaland mit Munition und Maſchinengewehren bewaffnet; die Be- völkerung iſt vollkommen wehrlos. Auf den Inſeln zwiſchen Aaland und der Schwedenküſte herrſcht eine große Panik. KB. Stockholm, 14. Februar. (Teleg.) „Stockholm Aftonbladed“ meldet aus Vaſſa: Infolge Aufforderung des Helſingforſer Bezirkskomitees der Roten Gardiſten neh- men ganze ruſſiſche Truppenabteilungen am Kampfe teil. Demgegenüber erließ Ge- neral Mannheim eine Proklamation mit der Androhung der Hinrichtung von drei Ruſſen für jeden ermordeten Finnen. In Helſingfors iſt ein Revolutionsgericht eingeſetzt, das die unbotmäßigen Beamten mit Todesſtrafe bedroht. Brody von unſeren Truppen wieder beſetzt. Kriegspreſſequartier, 15. Jänner. (Tel.) Gemäß Artikel 2 Abſatz b des mit der Ukraine abgeſchloßenen Vertrages, der den status quo ante der zwiſchen Oeſter- reich-Ungarn und Rußland beſtandenen Grenzen wieder herſtellt, ſind geſtern un- ſere Truppen in Brody eingezogen. Das einmarſchierende Jägerbataillon wurde vom Bürgermeiſter der Stadt Brody in Gegenwart der Rada der 10. ukrain. Diviſion feierlich begrüßt und auch der Bevölkerung ließ es an allerherzlichſteu Sympathiekundgebungen für die öſterr.-ungar. Truppen nicht fehlen. Durch dieſe friedliche Beſetzung Brodys iſt die letzte größere Stadt in Oſtgalizien wieder in öſterr.-ungariſchen Händen, nachdem ſie ſeit den letzten Julitagen des Jahres 1916 unter ruſſiſcher Herrſchaft geweſen war. Vom Tage. Ehrung. Die Gemeinde Werenczanka hat dem Reichstags- und Landtagsabgeord- neten Anton Ritter v. Luk-Lukaszewicz für ſein hingebungsvolles Eintreten um die Wahrung der Intereſſen der ſchwergeprüften Bukowina den Dank der Gemeinde in einem Beſchluſſe des Gemeindeausſchuſſes zum Aus- druck gebracht. Der Friedensſchluß mit der Ukraine. Wir haben geſtern bereits feſtgeſtellt, daß durch den Friedensvertrag von Breſt-Litowsk für die unmittelbare Bukowiner Front keine Aenderung eingetreten iſt. Dieſe Feſtſtellung ergibt ſich aus der einfachen Tatſache, daß die Bukowinaer Grenze mit der Ukraine keine Berührungspunkte hat. Solange nicht die Abgrenzung der neugeſchaffenen ukrai- niſchen Republik nach Südoſt gegen Beſſa- rabien feſtgeſetzt iſt, inſolange läßt es ſich nicht ſagen, daß die Bukowina eine gemein- ſame Grenze mit der Ukraine hat. Dieſe Feſtſtellung iſt umſo notwendiger, als die Wiener Blätter, darunter auch die „Neue Freie Preſſe“, abſolute falſche Schlüſſe über die geographiſch vor ſich gegangenen Verän- derungen in unſerem Nachbargebiet enthalten. In den Blättern finden wir nämlich wie- derholt die Folgerung aus der durch den Frieden geſchaffenen Lage, daß durch den Friedensvertrag ein Teil der Bukowina frei wird, ferner die neue ukrainiſche Grenze im Süden bis in den Raum von Czernowitz hineinreicht. In dieſer Hinſicht beſteht alſo in der Wiener Preſſe ein großer Irrtum, den wir hiemit richtigſtellen. KB. Eine amtliche Mitteilung über die Kriegsgefangenen in Rußland. (Tel.) An- geſichts der außerordentlichen Beunruhigung von weiteren Bevölkerungskreiſen hinſichtlich der Lage der Kriegsgefangenen infolge des vorläufigen Nichtzuſtandekommens des for- mellen Friedensvertrages mit Rußland wird über den derzeitigen Ständ der Kriegs- gefangenenangelegenheiten in Rußland amt- lich verlautbart. Die zuſtändigen Stellen ſetzen intenſiv die Verhandlungen betreffend der Kriegsgefangenen fort. Die bereits ge- troffenen Vereinbarungen bezüglich der be- ſtimmten Gefangenenklaſſen werden voraus- ſichtlich einer großen Zahl von Kriegs- gefangenen der Heimkehr in einem relativ früheren Zeitpunkt ermöglichen. Obwohl jeder Retorſionstaktik unbedingt abgeneigt, wird die Heeresverwaltung dennoch die Entlaſſung der ruſſiſchen Kriegsgefangenen nur in der Form verfügen, welche den gleichartigen ruſſiſchen Gegenmaßnahmen entſpricht. Die Heeresverwaltung, welche die Frage der Erhaltung der Kriegsgefangenen niemals in formeller bürokratiſcher Weiſe behandelte, arbeitet ſeit langem daran, der Gefahr vorzubeugen, daß die Gegner Kriegs- gefangene ohne jede weitere Obſorge preis- geben könnten. Die Verlautbarung zählt die diesbezüglichen vorgeſehenen Maßregeln auf, namentlich die Bereitſtellung hoher Fonds zur Erhaltung der Kriegsgefangenen in Notſtandsgebieten und Schaffung einer techniſchen Organiſation, welche die möglichſt verluſtloſe Heimbeförderung der Kriegsge- fangenen ſicher beſchleunigen ſoll. Die mehrjährige Erfahrung der Kriegsverwaltung im Kriegsgefangenenſchutz, die weitgehende Information über die jeweilige Lage der Kriegsgefangenen in allen Teilen Rußlands, die zielbewußte kluge und mutige Tätigkeit der für unſere Kriegsgefangenen wirkenden neutralen Stellen, weiters das Herannahen der warmen Jahreszeit und die Einſtellung der Feindſeligkeiten im Oſten ſind wohl geeignet, die Ueberwindung der augenblick- lichen Kriſe erhoffen zu laſſen. Die Heeres- verwaltung iſt ſich bewußt, daß jedes ge- fährdete Menſchenleben in Feindesland ſo- weit die Autorität und die materielle Macht des Staates in ihrem vollen Einſatz es ermöglichen kann, geſchützt werden muß, und daß die in allen Nöten ſo mutige aufopferungsfähige Bevölkerung nicht eine durch ſorgenvolle Jahre bewahrte Hoffnung in ein neues Unglück verwandelt ſehen darf. Der elektriſche Straßenbahnverkehr wurde geſtern auf der Linie Eugengaſſe— Bahnhof wieder aufgenommen. Die Inbe- triebſetzung der ganzen Strecke kann erſt in einem ſpäteren Zeitpunkte erfolgen. Die Bildung von Kriegsleiſtungskom- miſſionen in der Bukowina. In einer Interpellation an den Landesverteidigungs- miniſter verweiſt der Abgeordnete v. Luka- szewicz darauf, daß die für die Buko- wina vorgeſehenen Kriegsleiſtungskommiſ- ſionen noch nicht konſtituiert ſind, und erſucht den Miniſter, darauf zu dringen, daß die militäriſchen Vertreter für dieſe Kommiſſionen wie am ſchnellſten nominiert werden. Der Interpellant ſtellt feſt, daß es nicht angehe, daß die Bukowinaer, die bereits das vierte Jahr auf die Vergütung der Kriegsleiſtungen warten, als Lohn für ihren Patriotismus damit beſtraft werden, daß die Kriegsleiſtungskommiſſionen infolge der noch nicht erfolgten Ernennung der militäriſchen Vertreter ihre Arbeiten nicht beginnen können. Zur Eröffnung des Czernowitzer Ko- loſſeums. Die Vorbereitungen für die Er- öffnung des Koloſſeums ſind nunmehr ab- geſchloſſen. Die Eröffnungsvorſtellung beginnt Samſtag, den 16. um 7 Uhr abends. An Sonn- und Feiertagen finden Nachmit- tagsvorſtellungen 3 Uhr ſtatt. Der Kartenverkauf beginnt heute und täglich um 4 Uhr nachmittags an der Kaſſa des Ko- loſſeums (Ambrosgaſſe 1). Gleichzeitig wird mitgeteilt, daß die Direktion für vorzüg- liche Küche und gute Getränke vorgeſorgt hat, ſo daß das Publikum bei gedeckten Tiſchen gemütlich ſpeiſen kann. Armeebefehl des Kaiſers. Kriegspreſſequartier, 15. Februar. (Tel.) Der Kaiſer hat anläßlich der ruſſiſchen Er- klärung über Beendigung des Kriegszu- ſtandes folgenden Armeebefehl erlaſſen: „Das ruſſiſche Millionenheer geht daran, die gegen die Monarchie erhobenen Waffen niederzulegen. Ich will dieſe Stunde nicht ohne ein Gedenkwort an meine Wehrmacht vorüberziehen laſſen. Ich blicke vor allem rückſchauend auf die ſchweren Wochen und Monate, in denen Oeſterreich-Ungarns Streitkräfte, geleitet von den Segenswün- ſchen Meines unvergeßlichen Großoheims, faſt der ganzen Wucht des erſten Ruſſen- ſturmes zu widerſtehen hatten. Alles, was ſich in treuem Zuſammenwirken mit unſeren tapferen Verbündeten ſpäter erfüllte, es ſog ſeine Urkraft aus jener Feuerprobe. Zum Frühling von Gorlice und Tarnow bedurfte es der ſchmerzlichen Blutſaat,

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Zitationshilfe: Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 150, Czernowitz, 15.02.1918, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_czernowitzer150_1918/3>, abgerufen am 23.11.2024.