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Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 116, Czernowitz, 18.05.1904.

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18. Mai 1904. Czernowitzer Allgemeine Zeitung.

[Spaltenumbruch] das Geschenk dankend an und bald darauf verkündete der
Draht die frohe Botschaft dem heiligen Rußland. Was den
Aberglauben der Volksmassen anbelangt, so liegen Berichte
vor, denen zufolge unter den Soldaten Kuropaktins die
Meinung verbreitet ist, die Japaner seien alle miteinander
Zauberer und folglich unüberwindlich. Unter der Ackerbau
treibenden Bevölkerung des weiten Reiches, die zum größten
Teile noch nie von Japan gehört, nie eine Karte gesehen und
selbstverständlich keine Ahnung davon hat, weswegen eigentlich
dieser blutige Krieg geführt wird, sind noch viele seltsamere
Ansichten im Schwunge. Der Berichterstatter einer russischen
Zeitung, welcher in den Gouvernements Moskau, Kursk,
Charkow, Podolien und Cherson eine Anzahl von Bauern in
Bezug auf ihre Anschauungen über den Krieg interviewt hat,
erzählt z. B., daß ihm in einem Dorfe die Bauern gesagt
hätten, es sei so schwierig mit dem Japaner zu kämpfen, "weil
man ihn nicht sehen könne".

"Warum denn nicht?"

"Ja, ganz einfach darum, Euer Gnaden, weil er eine
Art von Insekt ist; er ist klein und lebt nur in der Nacht
auf. Er verbirgt sich im Grase mit seinem Stachel, und da
soll man ihn noch finden! Eine wahre Plage für unsere
Soldaten! Er kriecht ihnen in die Stiefelschäfte hinein und
saugt ihnen das Blut aus. Hat er sich mal vollgesogen, der
Elende, so kriecht er heraus. Der arme Soldat haucht aber
seine Seele aus. Und da soll man sich noch mit diesen
Unholden herumschlagen."

Hier atmete das Bäuerlein tief auf. --

"Ich wollte meinen Ohren nicht trauen", erzählt der
Korrespondent. "Anfangs neigte ich dem Glauben zu,
daß der Bauer mich zum Narren halten wollte, später aber
wurde es mir klar, daß der arme Teufel ganz treuherzig
geredet hatte ..."

Unwahrscheinlich ist diese kleine Probe des bäuerlichen
Aberglaubens nicht. In einem Lande, wo die Oberbefehls-
haber zu Wasser und zu Lande mit wundertätigen Heiligen-
bildern beladen in den Streit ziehen, erscheint es keineswegs
wunderbar, wenn der Bauer seinerseits sich die Ereignisse der
Weltgeschichte durch Zauberei und durch das persönliche Ein-
greifen des Teufels erklärt.

Blüten amerikanischen Humors.

"O Georg,"
rief die junge Frau schmerzbewegt, "gestern war es nach
Mitternacht, als du nach Hause kamst." -- "Aber, Schatz,
müssen die Frauen immer so wetterwendisch sein? Als wir
noch nicht verheiratet waren, hast du dich nie im geringsten
darum gekümmert, wann ich heimkam, so oft ich bei euch auf
Besuch war." -- -- Lehrerin: "Ich mußte dich in deinem
eigenen Interesse züchtigen Johnnie; nun sage mir, ob du das
einsiehst und was du darüber denkst?" -- Johnnie: "Ich
werde mich hüten; -- damit ich wieder Schläge bekomme!"
-- -- "Ist Miß Stilish mit ihrem Bräutigam über den Tag
der Hochzeit bereits einig?" -- "Nein, aber mit ihrer
Schneiderin." -- -- "Der Schriftsteller Griscom klagte mir,
daß er bis in die Nacht hinein arbeiten müsse und dann
regelmäßig an Schlaflosigkeit leide." -- "Weshalb liest er
das, was er geschrieben, nicht noch einmal durch?" -- --
Lehrerin: "Ich bemerke es nun schon zum dritten Male, daß
du deinem Nachbar etwas zuflüsterst, Charlie." -- Charlie
(ein besonders schlauer Junge): "O, Fräulein, entschuldigen
Sie, -- ich habe ihm bloß gesagt, daß Sie heute eine so ge-
schmackvolle Toilette tragen." Die erwartete Strafe blieb aus.
-- -- "Wie ist es doch diesen Plains gelungen, in so vor-
nehme Gesellschaft zu kommen?" -- "Plains hatte das Glück,
vorgestern dreimal wegen Schnellfahrens in seinem Automobil
verhaftet zu werden." -- -- "Charakter und Erziehung sind
Nebensache bei einer Frau. Die Männer lieben nur gedanken-
lose und oberflächliche Frauen." -- "Ob Sie da nicht die
Männer nach Ihrem Gemahle beurteilen, Mrs. Rox?" --
-- "Denke dir, meine Frau fand heute die Locke, die du mir
als Pfand deiner Liebe geschenkt hast." -- "Himmel, und
was hast du für eine Ausrede gefunden?" "Ich sagte ihr,
es sei eine Locke eines Pudels." -- "Nun, und sie?" --
"Sie fragte, seit wann es Sitte sei, daß Pudel sich das Haar
färben." -- -- "Mr. Tawkingt[o]n scheint ein Gemütsmensch
zu sein." -- "Wieso?" -- "Er zog mich gestern in eine
stille Ecke und fragte mich eindringlich, ob ich mich auch ge-
hörig auf den Tod vorbereitet hätte." -- "Ach so; -- der
Mann wird sich schon wieder melden: er ist Versicherungs-
agent." -- -- Mrs. Collier: "Bridget, als wir gestern aus
dem Theater nach Hause kamen, sah ich es deutlich, wie ein
Mann sich aus der Küche schlich. Was bedeutet das?" --
Bridget: "Offenbar, daß das Theater gestern viel früher aus
war als gewöhnlich."




Czernowitzer Angelegenheiten.


Rennen bei Czernowitz.

Am 22. und 24. Mai finden hier die Pferderennen
statt, welche vom Pferdezucht-Komitee der Bukowina ver-
anstaltet werden.

Es konnte für diese Veranstaltung wohl keine günstigere
Zeit gewählt werden, als die Pfingstzeit. Mit großer
Sicherheit läßt sich auf das schönste Wetter rechnen, so daß
die beiden Renntage wahrhafte Frühlingsfeste zu werden
versprechen, umso mehr, da heuer das Rennen auf der Alt-
Zuczkaer Hutweide stattfindet, die nur wenige Minuten von
der Bahnstation Sadagura der Czernowitz--Nowosielitzaer
Bahn entfernt ist.

An den beiden Renntagen wird außer dem fahrplan-
müßigen Zuge um 1 Uhr 48 Minuten Bahnzeit, das ist
3 Uhr 32 Minuten Ortszeit also vor dem fahrplanmäßigen
Zuge, nach Bedarf 10 Minuten später auch ein Extrazug
von Czernowitz abgelassen werden. Die Ankunft erfolgt um
einviertel 4 Ortszeit, beziehungsweise einige Minuten später
in der Bahnstation Sadagura. Der Anfang der Rennen
[Spaltenumbruch] ist auf halb 4 Uhr festgesetzt. Man kann also wohl be-
haupten, daß es für jedermann leicht möglich sein wird,
ohne große Kosten und Mühe auf den Rennplatz zu ge-
langen.

Durch diese treffliche Verbindung des Rennplatzes mit
Czernowitz wird das Rennen den Anblick gewähren, den wir
in der Freudenau bei Wien an den Tagen der großen
Rennen sehen können. Ganz Czernowitz wird hinausströmen,
und die duftigen Frühjahrstoiletten der Damen im Vereine
mit den bunten Uniformen des Militärs werden in der land-
schaftlich so hübschen Umgebung des Rennplatzes das präch-
tige Bild so beleben, daß dies an und für sich das Schauen
lohnte, wenn nicht die sportlichen Ereignisse der beiden Tage
die meisten Augen auf sich lenkten.

Die wertvollen schönen Preise haben zahlreiche
Nennungen zur Folge gehabt, die recht interessante Kämpfe
in Aussicht stellen.

Außer den einheimischen Besitzern von Rennpferden --
wir nennen hier die Herren von Gorzycki, Graf Merveldt,
von Grigorcea, Gestüt Zadobrowka, Oberleutnant Savel
nnd a. m. -- haben auch eine ganze Anzahl auswärtiger
Rennstallbesitzer Pferde genannt, so der bekannte Rennreiter
Oberleutnant Hagelin, Rittmeister Wraubeck, Leutnant Graf
Schönborn, Leutnant Baron Derczeny, Leutnant Osadzinski.

Außerdem haben mehrere bekannte Herrenreiter zugesagt,
zu Neu-Zuczka in den Sattel zu steigen.

Hoch interessant versprechen die Steeplechases zu werden,
bei welchen nicht nur die üblichen Hindernisse zu nehmen
sind, sondern auch das zweimalige Ueberqueren eines Baches
genug Momente der Spannung bieten wird.

Am ersten Renntage wird auch das zweispännige
Herrenfahren stattfinden, bei welchem die besten Traber
der Bukowina um die Fahne des Sieges streiten werden.

Der Rennplatz ist derart günstig gelegen und die Tri-
bünen so trefflich plaziert, daß von jedem Platze aus das
ganze Rennen in all seinen Phasen wird verfolgt werden
können.

Jedoch nicht nur auf die rein sportlichen Momente hat
das Komitee Rücksicht genommen, auch für die Bequem-
lichkeit und die Wünsche des Publikums hat es in jeder
Weise gesorgt. Von der bequemen Hinfahrt haben wir schon
gesprochen -- der Fahrpreis beträgt hin III. Klasse 30 h,
II. Klasse 50 h, I. Klasse 90 h. --

Auf dem Rennplatze selbst sind Tribünen, Sattelraum,
Gabentempel u. s. w., ein gutes Buffet wird die Hungrigen
sättigen, die Durstigen tränken und ein Totalisateur wird
jedem Gelegenheit bieten, auf billige Art Geld zu gewinnen,
oder auch zu verlieren. Kurz was sich an improvisiertem
Komfort beschaffen läßt, wird vorhanden sein, um jedem ein
paar genußreiche Stunden zu bieten.

Wenn er dann befriedigt von all dem Gesehenen und
müde von der lauen Maienluft an die Heimkehr denkt, dann
steht schon wenige Minuten vom Rennplatze wieder der Zug
bereit, der ihn nach Hause bringt. Um 5 Uhr 55 Min.
Bahn- das ist 6 Uhr 39 Min. Ortszeit geht der fahrplan-
mäßige Zug von Sadagura nach Czernowitz. Nach Bedarf
wird, wie bei der Hinfahrt auch zurück 10 Min. später ein
Separatzug verkehren.

Von seiten der elektrischen Straßenbahn sind auch schon
Vorkehrungen getroffen worden, um die Bewältigung des
Massenverkehrs vom Bahnhofe zur Stadt klaglos bewältigen
zu können.

So sehen wir heuer das Czernowitzer Pferderennen,
das 3. seit der Einführung derselben, unter so günstigen
Auspizien in Szene gesetzt, daß wir nur wünschen können,
ein jeder, der Sinn für freie Natur und freien Sport hegt,
möge hinausfahren und nicht nur sich einige fröhliche
Stunden bereiten, sondern auch mit dazu beitragen, daß
das Pferderennen eine alljährlich wiederkehrende Veran-
staltung wird, die Czernowitz den Fremden bekannt macht
und so diese und mit ihnen Geld in unsere immermehr
großstädtisches Leben zeigende Vaterstadt bringt.




Landeskommission zur Hebung des Fremden-
verkehrs.

Heute nachmittags sprach eine Deputation des
Gemeinderates (Bürgermeister Baron Kochanowski, Vize-
bürgermeister Regierungsrat Dr. Reiß und GR. Dr. Norst
als Referent) beim Landespräsidenten Prinzen Hohenlohe
vor, um denselben zur Teilnahme an der Vorbesprechung ein-
zuladen. Bürgermeister Baron Kochanowski überreichte Sr.
Durchlaucht die Statuten und die Tagesordnung, betonte den
Wert der Schaffung einer Fremdenkommission und erwähnte,
daß die Anregung hiezu von Dr. Norst gegeben wurde. Der
Landespräsident entgegnete, daß die Bukowina viel Sehens-
wertes für den Fremden biete und sprach die Ansicht aus,
daß eine Fremdenkommission viel zur Hebung des Fremden-
verkehrs beitragen könne. Se. Durchlaucht versprach schließlich,
der Einladung Folge zu leisten und die auf die Hebung des
Fremdenverkehrs in der Bukowina gerichteten Bestrebungen
wirksam zu unterstützen, sowie auch seinen Einfluß beim gr.-
or. Religionsfonde in diesem Sinne geltend zu machen.

Vom deutschen Schulverein.

Die ordentliche
Jahresversammlung der Czernowitzer Ortsgruppe des deutschen
Schulvereines fand am 30. April 1904 statt. Vorsitzender
begrüßt die Anwesenden, verliest das Begrüßungstelegramm
der Hauptleitung des Vereines in Wien und den Jahres-
bericht über die Tätigkeit und Gebarung der Ortsgruppen
im Jahre 1903. Dem letzteren entnehmen wir folgende An-
gaben: Die Einnahmen an Mitgliedsbeiträgen waren in der
Frauenortsgruppe von 53 Mitgliedern 122 Kronen, in der
allgemeinen Ortsgruppe von 123 Mitgliedern 292 Kronen
und die Bukowiner Sparkassa spendete 50 Kronen, so daß
nach Abzug der Auslagen für das Einsammeln der Jahres-
beiträge und die Einladungen zur Jahresversammlung von
im ganzen 17 Kronen 32 Heller an die Vereinsleitung 446
Kronen 68 Heller abgeführt werden konnten. Hingegen
wurden von der Vereinsleitung in Wien der Schule in
Unterstanestie wie alljährlich 100 Kronen, der Schule in
Alexanderdorf 70 Kronen und dem deutschen Schülerheim in
[Spaltenumbruch] Czernowitz 600 Kronen, also im ganzen für die Bukowina
780 Kronen gewidmet. Nachdem der Bericht noch der im
Jahre 1903 verstorbenen Mitglieder Universitätsprofessor
Dr. Anton Puchta, Sparkassarechnungsrat Jakob Mayer,
Hausbesitzer Jakob Kohn und Universitätsbibliothekar Dr.
Karl Reifenkugel gedacht und die Anwesenden sich zum
Zeichen der Trauer von den Sitzen erhoben hatten, wurde
zum zweiten Punkt der Tagesordnung übergangen, und Dr.
Max Goldenberg zum Vertreter der Czernowitzer Orts-
gruppe bei der am Pfingstsonntag den 22. Mai in Marien-
bad stattfindenden Hauptversammlung des deutschen Schul-
vereines gewählt. Bei der darauffolgenden Neuwahl der
Ausschüsse wurden alle bisherigen Ausschußmitglieder wieder-
gewählt. Zum letzten Punkte der Tagesordnung, freie An-
träge der Mitglieder, führte Herr Professor Dr. Karl Wolf
in längerer Rede aus, wie sehr auch in der Bukowina eine
lebhafte Teilnahme am deutschen Schulvereine nötig und
erwünscht wäre, welche auch die weitere Errichtung und
Unterstützung deutscher Schulen ermöglichen würde, und wies
darauf hin, daß sowohl die Ausschüsse als alle einzelnen
Mitglieder das möglichste tun mögen, um zunächst die An-
werbung weiterer Mitglieder eifrig zu betreiben. In der Be-
sprechung dieser Frage wurde er von Herrn Vikar G.
Faust lebhaft unterstützt. Schließlich wurde von der Ver-
sammlung noch der Bukowiner Sparkasse für ihre Spenden
und den deutschen Czernowitzer Tagesblättern für die den
Ortsgruppen gewährte freundliche Unterstützung einstimmig
der Dank ausgesprochen. -- Die Einladung zur Hauptver-
sammlung in Marienbad ist vom Hauptausschusse bereits
hieher ergangen und zwar an die Herren. Dr. Max
Goldenberg und Universitätsprofessor Dr. Handel
für die Allgemeine- und die Männerortsgruppe Czernowitz.

Einsicht in das Erwerbsteuerregister.

Die
Steueradministration verlautbart, daß das Erwerbsteuerregister,
welches die den einzelnen Erwerbsteuerpflichtigen der Stadt
Czernowitz samt Vorstädten für die Veranlagungsperiode
1904/1905 bemessenen Steuersätze enthält, wurde bei der ge-
fertigten Steuerbehörde zur Einsicht jedes Steuerpflichtigen der
betreffenden Steuerklasse aufgelegt und kann durch 14 Tage,
d. i. vom 16. Mai bis inklusive 29. Mai l. J. während der
Zeit von 9 bis inklusive 12 Uhr vormittags in den Amts-
lokalitäten dieser Steuerbehörde eingesehen werden. Dies wird
hiemit zur Kenntnis der Steuerpflichtigen der betreffenden Er-
werbsteuerklasse gebracht.

Sterbefall.

Im Alter von 61 Jahren starb heute
hier der Uhrmacher Eduard Kaplonski, Vater des
k. k. Regimentsarztes Dr. Franz Kaplonski, ein allseits ge-
achteter Czernowitzer Bürger.

Kellerbrand in der Spitalsgasse.

Zu dem
gestern nach Schluß des Blattes gemeldeten Brande berichtet
der heutige Frührapport des städtischen Feuerwehrkommandos:
Gestern gegen halb 8 Uhr abends brach im Hause des Forst-
rates Tarnaveanu, Spitalsgasse 8, ein Braud aus. Der
über Aviso sofort ausgerückte erste Löschtrain der städtischen
Feuerwehr unter Führung des Kommandanten Wiese fand,
daß im Holzkeller mehrere Kubikmeter dünner Tannenbrettchen
lichterloh brannten, sodaß die Flammen meterlang zum Keller-
fenster hinausschlugen und die darüber befindliche Holzveranda
in Brand zu setzen drohten. Da die durch das intensive Feuer
entwickelte Hitze eine derartige war, daß man die hölzerne
Kellerstiege ohne Lebensgefahr nicht betreten konnte, mußte die
Feuerwehr, nachdem die Flammen zum Teile gedämpft wor-
den waren, sich der mitgeführten Rauchhauben und Lufzu-
führungsschläuche bedienen, bis der Brand gegen halb 12 Uhr
nachts vollständig gelöscht war. Aufgabe des Kommandos war
es, zu verhindern, daß die Kellerstiege und die darüberliegende
Bodenstiege nicht in Brand gerate, was trotz der Anwendung
von zwei durch Hydranten aus der Wasserleitung gespeisten
Schlauchlinien wegen der starken Rauchentwicklung nur mit
großer Mühe gelang. Der Brand entstand durch einen Kamin-
brand, indem brennende Rußteile in den mit keinem "Putz-
türl" verschlossenen Schlauch in den Keller fielen, und die da-
neben aufgeschichteten weichen Brettchen so Feuer fingen. Der
durch den Brand angerichtete Schaden ist kaum nennenswert.
Am Brandplatze waren durch mehrere Stunden Vizebürger-
meister Regierungsrat Dr. Reiß und Polizeiinspektor Dr.
Mironowicz anwesend. Die Ordnung auf dem Brand-
platze wurde durch die Polizei und die Feuerbereitschaft des
41. Inf.-Reg. unter Kommando des Leutnants Lautsal
aufrecht erhalten. Um dreiviertel 12 Uhr nachts verließ der
Löschtrain die Brandstätte.

Vereinsnachrichten.

Sonntag, den 22. Mai 1904
um 3 Uhr nachmittags findet im Volksküchensaale eine
Generalversammlung der Gremial-Krankenkasse mit folgenden
Verhandlungsgegenständen statt: 1. Rechenschaftsbericht und
Rechnungslage pro 1903 und Beschlußfassung hierüber;
2. Anträge. -- Am 22. Mai l. J. um halb 4 Uhr nach-
mittags findet im Volksküchensaale (Neuegasse 10) eine
Gehilfen-Versammlung statt: 1. Bericht über die Tätigkeit
des Gehilfenausschusses im abgelaufenen Jahre; 2. Wahl
von 6 Gehilfenvertretern; 3. Wahl von 4 Mitglieder und
2 Ersatzmännern in den Vorstand der Gremialkrankenkasse;
4. Wahl von 4 Mitglieder und 2 Ersatzmännern in den
Ueberwachungsausschuß der Gremialkrankenkasse; 5. Wahl
von 2 Mitglieder und eines Ersatzmannes in den schieds-
gerichtlichen Ausschuß; 6. Anträge betreffend die Wahr-
nehmung und Förderung der Interessen der kaufmännischen
Gehilfen.

Sterblichkeit in Czernowitz.

Im Verlaufe des
Monates April sind im ganzen Czernowitzer Stadtbezirke
130 Todesfälle (gegen 132 im Vormonate) vorgekommen.
Es entfallen somit auf die einheimische Bevölkerung von
70.352 Einwohner 18·5 pro mille. Die Gesamtzahl der
Todesfälle (130) verteilt sich: a) nach den Stadtteilen, wie
folgt: in Rosch 16, in Klokuczka 14, in Kaliczanka 6, in
Horecza 1 und in Manasteriska 10, zusammen 47 Sterbe-
fälle, mithin bleiben für die innere Stadt 83 Sterbefälle.
b) Nach dem Geschlechte: 41 männlich, 28 weiblich und

18. Mai 1904. Czernowitzer Allgemeine Zeitung.

[Spaltenumbruch] das Geſchenk dankend an und bald darauf verkündete der
Draht die frohe Botſchaft dem heiligen Rußland. Was den
Aberglauben der Volksmaſſen anbelangt, ſo liegen Berichte
vor, denen zufolge unter den Soldaten Kuropaktins die
Meinung verbreitet iſt, die Japaner ſeien alle miteinander
Zauberer und folglich unüberwindlich. Unter der Ackerbau
treibenden Bevölkerung des weiten Reiches, die zum größten
Teile noch nie von Japan gehört, nie eine Karte geſehen und
ſelbſtverſtändlich keine Ahnung davon hat, weswegen eigentlich
dieſer blutige Krieg geführt wird, ſind noch viele ſeltſamere
Anſichten im Schwunge. Der Berichterſtatter einer ruſſiſchen
Zeitung, welcher in den Gouvernements Moskau, Kursk,
Charkow, Podolien und Cherſon eine Anzahl von Bauern in
Bezug auf ihre Anſchauungen über den Krieg interviewt hat,
erzählt z. B., daß ihm in einem Dorfe die Bauern geſagt
hätten, es ſei ſo ſchwierig mit dem Japaner zu kämpfen, „weil
man ihn nicht ſehen könne“.

„Warum denn nicht?“

„Ja, ganz einfach darum, Euer Gnaden, weil er eine
Art von Inſekt iſt; er iſt klein und lebt nur in der Nacht
auf. Er verbirgt ſich im Graſe mit ſeinem Stachel, und da
ſoll man ihn noch finden! Eine wahre Plage für unſere
Soldaten! Er kriecht ihnen in die Stiefelſchäfte hinein und
ſaugt ihnen das Blut aus. Hat er ſich mal vollgeſogen, der
Elende, ſo kriecht er heraus. Der arme Soldat haucht aber
ſeine Seele aus. Und da ſoll man ſich noch mit dieſen
Unholden herumſchlagen.“

Hier atmete das Bäuerlein tief auf. —

„Ich wollte meinen Ohren nicht trauen“, erzählt der
Korreſpondent. „Anfangs neigte ich dem Glauben zu,
daß der Bauer mich zum Narren halten wollte, ſpäter aber
wurde es mir klar, daß der arme Teufel ganz treuherzig
geredet hatte ...“

Unwahrſcheinlich iſt dieſe kleine Probe des bäuerlichen
Aberglaubens nicht. In einem Lande, wo die Oberbefehls-
haber zu Waſſer und zu Lande mit wundertätigen Heiligen-
bildern beladen in den Streit ziehen, erſcheint es keineswegs
wunderbar, wenn der Bauer ſeinerſeits ſich die Ereigniſſe der
Weltgeſchichte durch Zauberei und durch das perſönliche Ein-
greifen des Teufels erklärt.

Blüten amerikaniſchen Humors.

„O Georg,“
rief die junge Frau ſchmerzbewegt, „geſtern war es nach
Mitternacht, als du nach Hauſe kamſt.“ — „Aber, Schatz,
müſſen die Frauen immer ſo wetterwendiſch ſein? Als wir
noch nicht verheiratet waren, haſt du dich nie im geringſten
darum gekümmert, wann ich heimkam, ſo oft ich bei euch auf
Beſuch war.“ — — Lehrerin: „Ich mußte dich in deinem
eigenen Intereſſe züchtigen Johnnie; nun ſage mir, ob du das
einſiehſt und was du darüber denkſt?“ — Johnnie: „Ich
werde mich hüten; — damit ich wieder Schläge bekomme!“
— — „Iſt Miß Stiliſh mit ihrem Bräutigam über den Tag
der Hochzeit bereits einig?“ — „Nein, aber mit ihrer
Schneiderin.“ — — „Der Schriftſteller Griſcom klagte mir,
daß er bis in die Nacht hinein arbeiten müſſe und dann
regelmäßig an Schlafloſigkeit leide.“ — „Weshalb lieſt er
das, was er geſchrieben, nicht noch einmal durch?“ — —
Lehrerin: „Ich bemerke es nun ſchon zum dritten Male, daß
du deinem Nachbar etwas zuflüſterſt, Charlie.“ — Charlie
(ein beſonders ſchlauer Junge): „O, Fräulein, entſchuldigen
Sie, — ich habe ihm bloß geſagt, daß Sie heute eine ſo ge-
ſchmackvolle Toilette tragen.“ Die erwartete Strafe blieb aus.
— — „Wie iſt es doch dieſen Plains gelungen, in ſo vor-
nehme Geſellſchaft zu kommen?“ — „Plains hatte das Glück,
vorgeſtern dreimal wegen Schnellfahrens in ſeinem Automobil
verhaftet zu werden.“ — — „Charakter und Erziehung ſind
Nebenſache bei einer Frau. Die Männer lieben nur gedanken-
loſe und oberflächliche Frauen.“ — „Ob Sie da nicht die
Männer nach Ihrem Gemahle beurteilen, Mrs. Rox?“ —
— „Denke dir, meine Frau fand heute die Locke, die du mir
als Pfand deiner Liebe geſchenkt haſt.“ — „Himmel, und
was haſt du für eine Ausrede gefunden?“ „Ich ſagte ihr,
es ſei eine Locke eines Pudels.“ — „Nun, und ſie?“ —
„Sie fragte, ſeit wann es Sitte ſei, daß Pudel ſich das Haar
färben.“ — — „Mr. Tawkingt[o]n ſcheint ein Gemütsmenſch
zu ſein.“ — „Wieſo?“ — „Er zog mich geſtern in eine
ſtille Ecke und fragte mich eindringlich, ob ich mich auch ge-
hörig auf den Tod vorbereitet hätte.“ — „Ach ſo; — der
Mann wird ſich ſchon wieder melden: er iſt Verſicherungs-
agent.“ — — Mrs. Collier: „Bridget, als wir geſtern aus
dem Theater nach Hauſe kamen, ſah ich es deutlich, wie ein
Mann ſich aus der Küche ſchlich. Was bedeutet das?“ —
Bridget: „Offenbar, daß das Theater geſtern viel früher aus
war als gewöhnlich.“




Czernowitzer Angelegenheiten.


Rennen bei Czernowitz.

Am 22. und 24. Mai finden hier die Pferderennen
ſtatt, welche vom Pferdezucht-Komitee der Bukowina ver-
anſtaltet werden.

Es konnte für dieſe Veranſtaltung wohl keine günſtigere
Zeit gewählt werden, als die Pfingſtzeit. Mit großer
Sicherheit läßt ſich auf das ſchönſte Wetter rechnen, ſo daß
die beiden Renntage wahrhafte Frühlingsfeſte zu werden
verſprechen, umſo mehr, da heuer das Rennen auf der Alt-
Zuczkaer Hutweide ſtattfindet, die nur wenige Minuten von
der Bahnſtation Sadagura der Czernowitz—Nowoſielitzaer
Bahn entfernt iſt.

An den beiden Renntagen wird außer dem fahrplan-
müßigen Zuge um 1 Uhr 48 Minuten Bahnzeit, das iſt
3 Uhr 32 Minuten Ortszeit alſo vor dem fahrplanmäßigen
Zuge, nach Bedarf 10 Minuten ſpäter auch ein Extrazug
von Czernowitz abgelaſſen werden. Die Ankunft erfolgt um
einviertel 4 Ortszeit, beziehungsweiſe einige Minuten ſpäter
in der Bahnſtation Sadagura. Der Anfang der Rennen
[Spaltenumbruch] iſt auf halb 4 Uhr feſtgeſetzt. Man kann alſo wohl be-
haupten, daß es für jedermann leicht möglich ſein wird,
ohne große Koſten und Mühe auf den Rennplatz zu ge-
langen.

Durch dieſe treffliche Verbindung des Rennplatzes mit
Czernowitz wird das Rennen den Anblick gewähren, den wir
in der Freudenau bei Wien an den Tagen der großen
Rennen ſehen können. Ganz Czernowitz wird hinausſtrömen,
und die duftigen Frühjahrstoiletten der Damen im Vereine
mit den bunten Uniformen des Militärs werden in der land-
ſchaftlich ſo hübſchen Umgebung des Rennplatzes das präch-
tige Bild ſo beleben, daß dies an und für ſich das Schauen
lohnte, wenn nicht die ſportlichen Ereigniſſe der beiden Tage
die meiſten Augen auf ſich lenkten.

Die wertvollen ſchönen Preiſe haben zahlreiche
Nennungen zur Folge gehabt, die recht intereſſante Kämpfe
in Ausſicht ſtellen.

Außer den einheimiſchen Beſitzern von Rennpferden —
wir nennen hier die Herren von Gorzycki, Graf Merveldt,
von Grigorcea, Geſtüt Zadobrowka, Oberleutnant Savel
nnd a. m. — haben auch eine ganze Anzahl auswärtiger
Rennſtallbeſitzer Pferde genannt, ſo der bekannte Rennreiter
Oberleutnant Hagelin, Rittmeiſter Wraubeck, Leutnant Graf
Schönborn, Leutnant Baron Derczeny, Leutnant Oſadzinski.

Außerdem haben mehrere bekannte Herrenreiter zugeſagt,
zu Neu-Zuczka in den Sattel zu ſteigen.

Hoch intereſſant verſprechen die Steeplechaſes zu werden,
bei welchen nicht nur die üblichen Hinderniſſe zu nehmen
ſind, ſondern auch das zweimalige Ueberqueren eines Baches
genug Momente der Spannung bieten wird.

Am erſten Renntage wird auch das zweiſpännige
Herrenfahren ſtattfinden, bei welchem die beſten Traber
der Bukowina um die Fahne des Sieges ſtreiten werden.

Der Rennplatz iſt derart günſtig gelegen und die Tri-
bünen ſo trefflich plaziert, daß von jedem Platze aus das
ganze Rennen in all ſeinen Phaſen wird verfolgt werden
können.

Jedoch nicht nur auf die rein ſportlichen Momente hat
das Komitee Rückſicht genommen, auch für die Bequem-
lichkeit und die Wünſche des Publikums hat es in jeder
Weiſe geſorgt. Von der bequemen Hinfahrt haben wir ſchon
geſprochen — der Fahrpreis beträgt hin III. Klaſſe 30 h,
II. Klaſſe 50 h, I. Klaſſe 90 h. —

Auf dem Rennplatze ſelbſt ſind Tribünen, Sattelraum,
Gabentempel u. ſ. w., ein gutes Buffet wird die Hungrigen
ſättigen, die Durſtigen tränken und ein Totaliſateur wird
jedem Gelegenheit bieten, auf billige Art Geld zu gewinnen,
oder auch zu verlieren. Kurz was ſich an improviſiertem
Komfort beſchaffen läßt, wird vorhanden ſein, um jedem ein
paar genußreiche Stunden zu bieten.

Wenn er dann befriedigt von all dem Geſehenen und
müde von der lauen Maienluft an die Heimkehr denkt, dann
ſteht ſchon wenige Minuten vom Rennplatze wieder der Zug
bereit, der ihn nach Hauſe bringt. Um 5 Uhr 55 Min.
Bahn- das iſt 6 Uhr 39 Min. Ortszeit geht der fahrplan-
mäßige Zug von Sadagura nach Czernowitz. Nach Bedarf
wird, wie bei der Hinfahrt auch zurück 10 Min. ſpäter ein
Separatzug verkehren.

Von ſeiten der elektriſchen Straßenbahn ſind auch ſchon
Vorkehrungen getroffen worden, um die Bewältigung des
Maſſenverkehrs vom Bahnhofe zur Stadt klaglos bewältigen
zu können.

So ſehen wir heuer das Czernowitzer Pferderennen,
das 3. ſeit der Einführung derſelben, unter ſo günſtigen
Auſpizien in Szene geſetzt, daß wir nur wünſchen können,
ein jeder, der Sinn für freie Natur und freien Sport hegt,
möge hinausfahren und nicht nur ſich einige fröhliche
Stunden bereiten, ſondern auch mit dazu beitragen, daß
das Pferderennen eine alljährlich wiederkehrende Veran-
ſtaltung wird, die Czernowitz den Fremden bekannt macht
und ſo dieſe und mit ihnen Geld in unſere immermehr
großſtädtiſches Leben zeigende Vaterſtadt bringt.




Landeskommiſſion zur Hebung des Fremden-
verkehrs.

Heute nachmittags ſprach eine Deputation des
Gemeinderates (Bürgermeiſter Baron Kochanowski, Vize-
bürgermeiſter Regierungsrat Dr. Reiß und GR. Dr. Norſt
als Referent) beim Landespräſidenten Prinzen Hohenlohe
vor, um denſelben zur Teilnahme an der Vorbeſprechung ein-
zuladen. Bürgermeiſter Baron Kochanowski überreichte Sr.
Durchlaucht die Statuten und die Tagesordnung, betonte den
Wert der Schaffung einer Fremdenkommiſſion und erwähnte,
daß die Anregung hiezu von Dr. Norſt gegeben wurde. Der
Landespräſident entgegnete, daß die Bukowina viel Sehens-
wertes für den Fremden biete und ſprach die Anſicht aus,
daß eine Fremdenkommiſſion viel zur Hebung des Fremden-
verkehrs beitragen könne. Se. Durchlaucht verſprach ſchließlich,
der Einladung Folge zu leiſten und die auf die Hebung des
Fremdenverkehrs in der Bukowina gerichteten Beſtrebungen
wirkſam zu unterſtützen, ſowie auch ſeinen Einfluß beim gr.-
or. Religionsfonde in dieſem Sinne geltend zu machen.

Vom deutſchen Schulverein.

Die ordentliche
Jahresverſammlung der Czernowitzer Ortsgruppe des deutſchen
Schulvereines fand am 30. April 1904 ſtatt. Vorſitzender
begrüßt die Anweſenden, verlieſt das Begrüßungstelegramm
der Hauptleitung des Vereines in Wien und den Jahres-
bericht über die Tätigkeit und Gebarung der Ortsgruppen
im Jahre 1903. Dem letzteren entnehmen wir folgende An-
gaben: Die Einnahmen an Mitgliedsbeiträgen waren in der
Frauenortsgruppe von 53 Mitgliedern 122 Kronen, in der
allgemeinen Ortsgruppe von 123 Mitgliedern 292 Kronen
und die Bukowiner Sparkaſſa ſpendete 50 Kronen, ſo daß
nach Abzug der Auslagen für das Einſammeln der Jahres-
beiträge und die Einladungen zur Jahresverſammlung von
im ganzen 17 Kronen 32 Heller an die Vereinsleitung 446
Kronen 68 Heller abgeführt werden konnten. Hingegen
wurden von der Vereinsleitung in Wien der Schule in
Unterſtaneſtie wie alljährlich 100 Kronen, der Schule in
Alexanderdorf 70 Kronen und dem deutſchen Schülerheim in
[Spaltenumbruch] Czernowitz 600 Kronen, alſo im ganzen für die Bukowina
780 Kronen gewidmet. Nachdem der Bericht noch der im
Jahre 1903 verſtorbenen Mitglieder Univerſitätsprofeſſor
Dr. Anton Puchta, Sparkaſſarechnungsrat Jakob Mayer,
Hausbeſitzer Jakob Kohn und Univerſitätsbibliothekar Dr.
Karl Reifenkugel gedacht und die Anweſenden ſich zum
Zeichen der Trauer von den Sitzen erhoben hatten, wurde
zum zweiten Punkt der Tagesordnung übergangen, und Dr.
Max Goldenberg zum Vertreter der Czernowitzer Orts-
gruppe bei der am Pfingſtſonntag den 22. Mai in Marien-
bad ſtattfindenden Hauptverſammlung des deutſchen Schul-
vereines gewählt. Bei der darauffolgenden Neuwahl der
Ausſchüſſe wurden alle bisherigen Ausſchußmitglieder wieder-
gewählt. Zum letzten Punkte der Tagesordnung, freie An-
träge der Mitglieder, führte Herr Profeſſor Dr. Karl Wolf
in längerer Rede aus, wie ſehr auch in der Bukowina eine
lebhafte Teilnahme am deutſchen Schulvereine nötig und
erwünſcht wäre, welche auch die weitere Errichtung und
Unterſtützung deutſcher Schulen ermöglichen würde, und wies
darauf hin, daß ſowohl die Ausſchüſſe als alle einzelnen
Mitglieder das möglichſte tun mögen, um zunächſt die An-
werbung weiterer Mitglieder eifrig zu betreiben. In der Be-
ſprechung dieſer Frage wurde er von Herrn Vikar G.
Fauſt lebhaft unterſtützt. Schließlich wurde von der Ver-
ſammlung noch der Bukowiner Sparkaſſe für ihre Spenden
und den deutſchen Czernowitzer Tagesblättern für die den
Ortsgruppen gewährte freundliche Unterſtützung einſtimmig
der Dank ausgeſprochen. — Die Einladung zur Hauptver-
ſammlung in Marienbad iſt vom Hauptausſchuſſe bereits
hieher ergangen und zwar an die Herren. Dr. Max
Goldenberg und Univerſitätsprofeſſor Dr. Handel
für die Allgemeine- und die Männerortsgruppe Czernowitz.

Einſicht in das Erwerbſteuerregiſter.

Die
Steueradminiſtration verlautbart, daß das Erwerbſteuerregiſter,
welches die den einzelnen Erwerbſteuerpflichtigen der Stadt
Czernowitz ſamt Vorſtädten für die Veranlagungsperiode
1904/1905 bemeſſenen Steuerſätze enthält, wurde bei der ge-
fertigten Steuerbehörde zur Einſicht jedes Steuerpflichtigen der
betreffenden Steuerklaſſe aufgelegt und kann durch 14 Tage,
d. i. vom 16. Mai bis inkluſive 29. Mai l. J. während der
Zeit von 9 bis inkluſive 12 Uhr vormittags in den Amts-
lokalitäten dieſer Steuerbehörde eingeſehen werden. Dies wird
hiemit zur Kenntnis der Steuerpflichtigen der betreffenden Er-
werbſteuerklaſſe gebracht.

Sterbefall.

Im Alter von 61 Jahren ſtarb heute
hier der Uhrmacher Eduard Kaplonski, Vater des
k. k. Regimentsarztes Dr. Franz Kaplonski, ein allſeits ge-
achteter Czernowitzer Bürger.

Kellerbrand in der Spitalsgaſſe.

Zu dem
geſtern nach Schluß des Blattes gemeldeten Brande berichtet
der heutige Frührapport des ſtädtiſchen Feuerwehrkommandos:
Geſtern gegen halb 8 Uhr abends brach im Hauſe des Forſt-
rates Tarnaveanu, Spitalsgaſſe 8, ein Braud aus. Der
über Aviſo ſofort ausgerückte erſte Löſchtrain der ſtädtiſchen
Feuerwehr unter Führung des Kommandanten Wieſe fand,
daß im Holzkeller mehrere Kubikmeter dünner Tannenbrettchen
lichterloh brannten, ſodaß die Flammen meterlang zum Keller-
fenſter hinausſchlugen und die darüber befindliche Holzveranda
in Brand zu ſetzen drohten. Da die durch das intenſive Feuer
entwickelte Hitze eine derartige war, daß man die hölzerne
Kellerſtiege ohne Lebensgefahr nicht betreten konnte, mußte die
Feuerwehr, nachdem die Flammen zum Teile gedämpft wor-
den waren, ſich der mitgeführten Rauchhauben und Lufzu-
führungsſchläuche bedienen, bis der Brand gegen halb 12 Uhr
nachts vollſtändig gelöſcht war. Aufgabe des Kommandos war
es, zu verhindern, daß die Kellerſtiege und die darüberliegende
Bodenſtiege nicht in Brand gerate, was trotz der Anwendung
von zwei durch Hydranten aus der Waſſerleitung geſpeiſten
Schlauchlinien wegen der ſtarken Rauchentwicklung nur mit
großer Mühe gelang. Der Brand entſtand durch einen Kamin-
brand, indem brennende Rußteile in den mit keinem „Putz-
türl“ verſchloſſenen Schlauch in den Keller fielen, und die da-
neben aufgeſchichteten weichen Brettchen ſo Feuer fingen. Der
durch den Brand angerichtete Schaden iſt kaum nennenswert.
Am Brandplatze waren durch mehrere Stunden Vizebürger-
meiſter Regierungsrat Dr. Reiß und Polizeiinſpektor Dr.
Mironowicz anweſend. Die Ordnung auf dem Brand-
platze wurde durch die Polizei und die Feuerbereitſchaft des
41. Inf.-Reg. unter Kommando des Leutnants Lautſal
aufrecht erhalten. Um dreiviertel 12 Uhr nachts verließ der
Löſchtrain die Brandſtätte.

Vereinsnachrichten.

Sonntag, den 22. Mai 1904
um 3 Uhr nachmittags findet im Volksküchenſaale eine
Generalverſammlung der Gremial-Krankenkaſſe mit folgenden
Verhandlungsgegenſtänden ſtatt: 1. Rechenſchaftsbericht und
Rechnungslage pro 1903 und Beſchlußfaſſung hierüber;
2. Anträge. — Am 22. Mai l. J. um halb 4 Uhr nach-
mittags findet im Volksküchenſaale (Neuegaſſe 10) eine
Gehilfen-Verſammlung ſtatt: 1. Bericht über die Tätigkeit
des Gehilfenausſchuſſes im abgelaufenen Jahre; 2. Wahl
von 6 Gehilfenvertretern; 3. Wahl von 4 Mitglieder und
2 Erſatzmännern in den Vorſtand der Gremialkrankenkaſſe;
4. Wahl von 4 Mitglieder und 2 Erſatzmännern in den
Ueberwachungsausſchuß der Gremialkrankenkaſſe; 5. Wahl
von 2 Mitglieder und eines Erſatzmannes in den ſchieds-
gerichtlichen Ausſchuß; 6. Anträge betreffend die Wahr-
nehmung und Förderung der Intereſſen der kaufmänniſchen
Gehilfen.

Sterblichkeit in Czernowitz.

Im Verlaufe des
Monates April ſind im ganzen Czernowitzer Stadtbezirke
130 Todesfälle (gegen 132 im Vormonate) vorgekommen.
Es entfallen ſomit auf die einheimiſche Bevölkerung von
70.352 Einwohner 18·5 pro mille. Die Geſamtzahl der
Todesfälle (130) verteilt ſich: a) nach den Stadtteilen, wie
folgt: in Roſch 16, in Klokuczka 14, in Kaliczanka 6, in
Horecza 1 und in Manaſteriska 10, zuſammen 47 Sterbe-
fälle, mithin bleiben für die innere Stadt 83 Sterbefälle.
b) Nach dem Geſchlechte: 41 männlich, 28 weiblich und

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[3/0003] 18. Mai 1904. Czernowitzer Allgemeine Zeitung. das Geſchenk dankend an und bald darauf verkündete der Draht die frohe Botſchaft dem heiligen Rußland. Was den Aberglauben der Volksmaſſen anbelangt, ſo liegen Berichte vor, denen zufolge unter den Soldaten Kuropaktins die Meinung verbreitet iſt, die Japaner ſeien alle miteinander Zauberer und folglich unüberwindlich. Unter der Ackerbau treibenden Bevölkerung des weiten Reiches, die zum größten Teile noch nie von Japan gehört, nie eine Karte geſehen und ſelbſtverſtändlich keine Ahnung davon hat, weswegen eigentlich dieſer blutige Krieg geführt wird, ſind noch viele ſeltſamere Anſichten im Schwunge. Der Berichterſtatter einer ruſſiſchen Zeitung, welcher in den Gouvernements Moskau, Kursk, Charkow, Podolien und Cherſon eine Anzahl von Bauern in Bezug auf ihre Anſchauungen über den Krieg interviewt hat, erzählt z. B., daß ihm in einem Dorfe die Bauern geſagt hätten, es ſei ſo ſchwierig mit dem Japaner zu kämpfen, „weil man ihn nicht ſehen könne“. „Warum denn nicht?“ „Ja, ganz einfach darum, Euer Gnaden, weil er eine Art von Inſekt iſt; er iſt klein und lebt nur in der Nacht auf. Er verbirgt ſich im Graſe mit ſeinem Stachel, und da ſoll man ihn noch finden! Eine wahre Plage für unſere Soldaten! Er kriecht ihnen in die Stiefelſchäfte hinein und ſaugt ihnen das Blut aus. Hat er ſich mal vollgeſogen, der Elende, ſo kriecht er heraus. Der arme Soldat haucht aber ſeine Seele aus. Und da ſoll man ſich noch mit dieſen Unholden herumſchlagen.“ Hier atmete das Bäuerlein tief auf. — „Ich wollte meinen Ohren nicht trauen“, erzählt der Korreſpondent. „Anfangs neigte ich dem Glauben zu, daß der Bauer mich zum Narren halten wollte, ſpäter aber wurde es mir klar, daß der arme Teufel ganz treuherzig geredet hatte ...“ Unwahrſcheinlich iſt dieſe kleine Probe des bäuerlichen Aberglaubens nicht. In einem Lande, wo die Oberbefehls- haber zu Waſſer und zu Lande mit wundertätigen Heiligen- bildern beladen in den Streit ziehen, erſcheint es keineswegs wunderbar, wenn der Bauer ſeinerſeits ſich die Ereigniſſe der Weltgeſchichte durch Zauberei und durch das perſönliche Ein- greifen des Teufels erklärt. Blüten amerikaniſchen Humors. „O Georg,“ rief die junge Frau ſchmerzbewegt, „geſtern war es nach Mitternacht, als du nach Hauſe kamſt.“ — „Aber, Schatz, müſſen die Frauen immer ſo wetterwendiſch ſein? Als wir noch nicht verheiratet waren, haſt du dich nie im geringſten darum gekümmert, wann ich heimkam, ſo oft ich bei euch auf Beſuch war.“ — — Lehrerin: „Ich mußte dich in deinem eigenen Intereſſe züchtigen Johnnie; nun ſage mir, ob du das einſiehſt und was du darüber denkſt?“ — Johnnie: „Ich werde mich hüten; — damit ich wieder Schläge bekomme!“ — — „Iſt Miß Stiliſh mit ihrem Bräutigam über den Tag der Hochzeit bereits einig?“ — „Nein, aber mit ihrer Schneiderin.“ — — „Der Schriftſteller Griſcom klagte mir, daß er bis in die Nacht hinein arbeiten müſſe und dann regelmäßig an Schlafloſigkeit leide.“ — „Weshalb lieſt er das, was er geſchrieben, nicht noch einmal durch?“ — — Lehrerin: „Ich bemerke es nun ſchon zum dritten Male, daß du deinem Nachbar etwas zuflüſterſt, Charlie.“ — Charlie (ein beſonders ſchlauer Junge): „O, Fräulein, entſchuldigen Sie, — ich habe ihm bloß geſagt, daß Sie heute eine ſo ge- ſchmackvolle Toilette tragen.“ Die erwartete Strafe blieb aus. — — „Wie iſt es doch dieſen Plains gelungen, in ſo vor- nehme Geſellſchaft zu kommen?“ — „Plains hatte das Glück, vorgeſtern dreimal wegen Schnellfahrens in ſeinem Automobil verhaftet zu werden.“ — — „Charakter und Erziehung ſind Nebenſache bei einer Frau. Die Männer lieben nur gedanken- loſe und oberflächliche Frauen.“ — „Ob Sie da nicht die Männer nach Ihrem Gemahle beurteilen, Mrs. Rox?“ — — „Denke dir, meine Frau fand heute die Locke, die du mir als Pfand deiner Liebe geſchenkt haſt.“ — „Himmel, und was haſt du für eine Ausrede gefunden?“ „Ich ſagte ihr, es ſei eine Locke eines Pudels.“ — „Nun, und ſie?“ — „Sie fragte, ſeit wann es Sitte ſei, daß Pudel ſich das Haar färben.“ — — „Mr. Tawkington ſcheint ein Gemütsmenſch zu ſein.“ — „Wieſo?“ — „Er zog mich geſtern in eine ſtille Ecke und fragte mich eindringlich, ob ich mich auch ge- hörig auf den Tod vorbereitet hätte.“ — „Ach ſo; — der Mann wird ſich ſchon wieder melden: er iſt Verſicherungs- agent.“ — — Mrs. Collier: „Bridget, als wir geſtern aus dem Theater nach Hauſe kamen, ſah ich es deutlich, wie ein Mann ſich aus der Küche ſchlich. Was bedeutet das?“ — Bridget: „Offenbar, daß das Theater geſtern viel früher aus war als gewöhnlich.“ Czernowitzer Angelegenheiten. Czernowitz, 17. Mai 1904. Rennen bei Czernowitz. Am 22. und 24. Mai finden hier die Pferderennen ſtatt, welche vom Pferdezucht-Komitee der Bukowina ver- anſtaltet werden. Es konnte für dieſe Veranſtaltung wohl keine günſtigere Zeit gewählt werden, als die Pfingſtzeit. Mit großer Sicherheit läßt ſich auf das ſchönſte Wetter rechnen, ſo daß die beiden Renntage wahrhafte Frühlingsfeſte zu werden verſprechen, umſo mehr, da heuer das Rennen auf der Alt- Zuczkaer Hutweide ſtattfindet, die nur wenige Minuten von der Bahnſtation Sadagura der Czernowitz—Nowoſielitzaer Bahn entfernt iſt. An den beiden Renntagen wird außer dem fahrplan- müßigen Zuge um 1 Uhr 48 Minuten Bahnzeit, das iſt 3 Uhr 32 Minuten Ortszeit alſo vor dem fahrplanmäßigen Zuge, nach Bedarf 10 Minuten ſpäter auch ein Extrazug von Czernowitz abgelaſſen werden. Die Ankunft erfolgt um einviertel 4 Ortszeit, beziehungsweiſe einige Minuten ſpäter in der Bahnſtation Sadagura. Der Anfang der Rennen iſt auf halb 4 Uhr feſtgeſetzt. Man kann alſo wohl be- haupten, daß es für jedermann leicht möglich ſein wird, ohne große Koſten und Mühe auf den Rennplatz zu ge- langen. Durch dieſe treffliche Verbindung des Rennplatzes mit Czernowitz wird das Rennen den Anblick gewähren, den wir in der Freudenau bei Wien an den Tagen der großen Rennen ſehen können. Ganz Czernowitz wird hinausſtrömen, und die duftigen Frühjahrstoiletten der Damen im Vereine mit den bunten Uniformen des Militärs werden in der land- ſchaftlich ſo hübſchen Umgebung des Rennplatzes das präch- tige Bild ſo beleben, daß dies an und für ſich das Schauen lohnte, wenn nicht die ſportlichen Ereigniſſe der beiden Tage die meiſten Augen auf ſich lenkten. Die wertvollen ſchönen Preiſe haben zahlreiche Nennungen zur Folge gehabt, die recht intereſſante Kämpfe in Ausſicht ſtellen. Außer den einheimiſchen Beſitzern von Rennpferden — wir nennen hier die Herren von Gorzycki, Graf Merveldt, von Grigorcea, Geſtüt Zadobrowka, Oberleutnant Savel nnd a. m. — haben auch eine ganze Anzahl auswärtiger Rennſtallbeſitzer Pferde genannt, ſo der bekannte Rennreiter Oberleutnant Hagelin, Rittmeiſter Wraubeck, Leutnant Graf Schönborn, Leutnant Baron Derczeny, Leutnant Oſadzinski. Außerdem haben mehrere bekannte Herrenreiter zugeſagt, zu Neu-Zuczka in den Sattel zu ſteigen. Hoch intereſſant verſprechen die Steeplechaſes zu werden, bei welchen nicht nur die üblichen Hinderniſſe zu nehmen ſind, ſondern auch das zweimalige Ueberqueren eines Baches genug Momente der Spannung bieten wird. Am erſten Renntage wird auch das zweiſpännige Herrenfahren ſtattfinden, bei welchem die beſten Traber der Bukowina um die Fahne des Sieges ſtreiten werden. Der Rennplatz iſt derart günſtig gelegen und die Tri- bünen ſo trefflich plaziert, daß von jedem Platze aus das ganze Rennen in all ſeinen Phaſen wird verfolgt werden können. Jedoch nicht nur auf die rein ſportlichen Momente hat das Komitee Rückſicht genommen, auch für die Bequem- lichkeit und die Wünſche des Publikums hat es in jeder Weiſe geſorgt. Von der bequemen Hinfahrt haben wir ſchon geſprochen — der Fahrpreis beträgt hin III. Klaſſe 30 h, II. Klaſſe 50 h, I. Klaſſe 90 h. — Auf dem Rennplatze ſelbſt ſind Tribünen, Sattelraum, Gabentempel u. ſ. w., ein gutes Buffet wird die Hungrigen ſättigen, die Durſtigen tränken und ein Totaliſateur wird jedem Gelegenheit bieten, auf billige Art Geld zu gewinnen, oder auch zu verlieren. Kurz was ſich an improviſiertem Komfort beſchaffen läßt, wird vorhanden ſein, um jedem ein paar genußreiche Stunden zu bieten. Wenn er dann befriedigt von all dem Geſehenen und müde von der lauen Maienluft an die Heimkehr denkt, dann ſteht ſchon wenige Minuten vom Rennplatze wieder der Zug bereit, der ihn nach Hauſe bringt. Um 5 Uhr 55 Min. Bahn- das iſt 6 Uhr 39 Min. Ortszeit geht der fahrplan- mäßige Zug von Sadagura nach Czernowitz. Nach Bedarf wird, wie bei der Hinfahrt auch zurück 10 Min. ſpäter ein Separatzug verkehren. Von ſeiten der elektriſchen Straßenbahn ſind auch ſchon Vorkehrungen getroffen worden, um die Bewältigung des Maſſenverkehrs vom Bahnhofe zur Stadt klaglos bewältigen zu können. So ſehen wir heuer das Czernowitzer Pferderennen, das 3. ſeit der Einführung derſelben, unter ſo günſtigen Auſpizien in Szene geſetzt, daß wir nur wünſchen können, ein jeder, der Sinn für freie Natur und freien Sport hegt, möge hinausfahren und nicht nur ſich einige fröhliche Stunden bereiten, ſondern auch mit dazu beitragen, daß das Pferderennen eine alljährlich wiederkehrende Veran- ſtaltung wird, die Czernowitz den Fremden bekannt macht und ſo dieſe und mit ihnen Geld in unſere immermehr großſtädtiſches Leben zeigende Vaterſtadt bringt. Jac. Landeskommiſſion zur Hebung des Fremden- verkehrs. Heute nachmittags ſprach eine Deputation des Gemeinderates (Bürgermeiſter Baron Kochanowski, Vize- bürgermeiſter Regierungsrat Dr. Reiß und GR. Dr. Norſt als Referent) beim Landespräſidenten Prinzen Hohenlohe vor, um denſelben zur Teilnahme an der Vorbeſprechung ein- zuladen. Bürgermeiſter Baron Kochanowski überreichte Sr. Durchlaucht die Statuten und die Tagesordnung, betonte den Wert der Schaffung einer Fremdenkommiſſion und erwähnte, daß die Anregung hiezu von Dr. Norſt gegeben wurde. Der Landespräſident entgegnete, daß die Bukowina viel Sehens- wertes für den Fremden biete und ſprach die Anſicht aus, daß eine Fremdenkommiſſion viel zur Hebung des Fremden- verkehrs beitragen könne. Se. Durchlaucht verſprach ſchließlich, der Einladung Folge zu leiſten und die auf die Hebung des Fremdenverkehrs in der Bukowina gerichteten Beſtrebungen wirkſam zu unterſtützen, ſowie auch ſeinen Einfluß beim gr.- or. Religionsfonde in dieſem Sinne geltend zu machen. Vom deutſchen Schulverein. Die ordentliche Jahresverſammlung der Czernowitzer Ortsgruppe des deutſchen Schulvereines fand am 30. April 1904 ſtatt. Vorſitzender begrüßt die Anweſenden, verlieſt das Begrüßungstelegramm der Hauptleitung des Vereines in Wien und den Jahres- bericht über die Tätigkeit und Gebarung der Ortsgruppen im Jahre 1903. Dem letzteren entnehmen wir folgende An- gaben: Die Einnahmen an Mitgliedsbeiträgen waren in der Frauenortsgruppe von 53 Mitgliedern 122 Kronen, in der allgemeinen Ortsgruppe von 123 Mitgliedern 292 Kronen und die Bukowiner Sparkaſſa ſpendete 50 Kronen, ſo daß nach Abzug der Auslagen für das Einſammeln der Jahres- beiträge und die Einladungen zur Jahresverſammlung von im ganzen 17 Kronen 32 Heller an die Vereinsleitung 446 Kronen 68 Heller abgeführt werden konnten. Hingegen wurden von der Vereinsleitung in Wien der Schule in Unterſtaneſtie wie alljährlich 100 Kronen, der Schule in Alexanderdorf 70 Kronen und dem deutſchen Schülerheim in Czernowitz 600 Kronen, alſo im ganzen für die Bukowina 780 Kronen gewidmet. Nachdem der Bericht noch der im Jahre 1903 verſtorbenen Mitglieder Univerſitätsprofeſſor Dr. Anton Puchta, Sparkaſſarechnungsrat Jakob Mayer, Hausbeſitzer Jakob Kohn und Univerſitätsbibliothekar Dr. Karl Reifenkugel gedacht und die Anweſenden ſich zum Zeichen der Trauer von den Sitzen erhoben hatten, wurde zum zweiten Punkt der Tagesordnung übergangen, und Dr. Max Goldenberg zum Vertreter der Czernowitzer Orts- gruppe bei der am Pfingſtſonntag den 22. Mai in Marien- bad ſtattfindenden Hauptverſammlung des deutſchen Schul- vereines gewählt. Bei der darauffolgenden Neuwahl der Ausſchüſſe wurden alle bisherigen Ausſchußmitglieder wieder- gewählt. Zum letzten Punkte der Tagesordnung, freie An- träge der Mitglieder, führte Herr Profeſſor Dr. Karl Wolf in längerer Rede aus, wie ſehr auch in der Bukowina eine lebhafte Teilnahme am deutſchen Schulvereine nötig und erwünſcht wäre, welche auch die weitere Errichtung und Unterſtützung deutſcher Schulen ermöglichen würde, und wies darauf hin, daß ſowohl die Ausſchüſſe als alle einzelnen Mitglieder das möglichſte tun mögen, um zunächſt die An- werbung weiterer Mitglieder eifrig zu betreiben. In der Be- ſprechung dieſer Frage wurde er von Herrn Vikar G. Fauſt lebhaft unterſtützt. Schließlich wurde von der Ver- ſammlung noch der Bukowiner Sparkaſſe für ihre Spenden und den deutſchen Czernowitzer Tagesblättern für die den Ortsgruppen gewährte freundliche Unterſtützung einſtimmig der Dank ausgeſprochen. — Die Einladung zur Hauptver- ſammlung in Marienbad iſt vom Hauptausſchuſſe bereits hieher ergangen und zwar an die Herren. Dr. Max Goldenberg und Univerſitätsprofeſſor Dr. Handel für die Allgemeine- und die Männerortsgruppe Czernowitz. Einſicht in das Erwerbſteuerregiſter. Die Steueradminiſtration verlautbart, daß das Erwerbſteuerregiſter, welches die den einzelnen Erwerbſteuerpflichtigen der Stadt Czernowitz ſamt Vorſtädten für die Veranlagungsperiode 1904/1905 bemeſſenen Steuerſätze enthält, wurde bei der ge- fertigten Steuerbehörde zur Einſicht jedes Steuerpflichtigen der betreffenden Steuerklaſſe aufgelegt und kann durch 14 Tage, d. i. vom 16. Mai bis inkluſive 29. Mai l. J. während der Zeit von 9 bis inkluſive 12 Uhr vormittags in den Amts- lokalitäten dieſer Steuerbehörde eingeſehen werden. Dies wird hiemit zur Kenntnis der Steuerpflichtigen der betreffenden Er- werbſteuerklaſſe gebracht. Sterbefall. Im Alter von 61 Jahren ſtarb heute hier der Uhrmacher Eduard Kaplonski, Vater des k. k. Regimentsarztes Dr. Franz Kaplonski, ein allſeits ge- achteter Czernowitzer Bürger. Kellerbrand in der Spitalsgaſſe. Zu dem geſtern nach Schluß des Blattes gemeldeten Brande berichtet der heutige Frührapport des ſtädtiſchen Feuerwehrkommandos: Geſtern gegen halb 8 Uhr abends brach im Hauſe des Forſt- rates Tarnaveanu, Spitalsgaſſe 8, ein Braud aus. Der über Aviſo ſofort ausgerückte erſte Löſchtrain der ſtädtiſchen Feuerwehr unter Führung des Kommandanten Wieſe fand, daß im Holzkeller mehrere Kubikmeter dünner Tannenbrettchen lichterloh brannten, ſodaß die Flammen meterlang zum Keller- fenſter hinausſchlugen und die darüber befindliche Holzveranda in Brand zu ſetzen drohten. Da die durch das intenſive Feuer entwickelte Hitze eine derartige war, daß man die hölzerne Kellerſtiege ohne Lebensgefahr nicht betreten konnte, mußte die Feuerwehr, nachdem die Flammen zum Teile gedämpft wor- den waren, ſich der mitgeführten Rauchhauben und Lufzu- führungsſchläuche bedienen, bis der Brand gegen halb 12 Uhr nachts vollſtändig gelöſcht war. Aufgabe des Kommandos war es, zu verhindern, daß die Kellerſtiege und die darüberliegende Bodenſtiege nicht in Brand gerate, was trotz der Anwendung von zwei durch Hydranten aus der Waſſerleitung geſpeiſten Schlauchlinien wegen der ſtarken Rauchentwicklung nur mit großer Mühe gelang. Der Brand entſtand durch einen Kamin- brand, indem brennende Rußteile in den mit keinem „Putz- türl“ verſchloſſenen Schlauch in den Keller fielen, und die da- neben aufgeſchichteten weichen Brettchen ſo Feuer fingen. Der durch den Brand angerichtete Schaden iſt kaum nennenswert. Am Brandplatze waren durch mehrere Stunden Vizebürger- meiſter Regierungsrat Dr. Reiß und Polizeiinſpektor Dr. Mironowicz anweſend. Die Ordnung auf dem Brand- platze wurde durch die Polizei und die Feuerbereitſchaft des 41. Inf.-Reg. unter Kommando des Leutnants Lautſal aufrecht erhalten. Um dreiviertel 12 Uhr nachts verließ der Löſchtrain die Brandſtätte. Vereinsnachrichten. Sonntag, den 22. Mai 1904 um 3 Uhr nachmittags findet im Volksküchenſaale eine Generalverſammlung der Gremial-Krankenkaſſe mit folgenden Verhandlungsgegenſtänden ſtatt: 1. Rechenſchaftsbericht und Rechnungslage pro 1903 und Beſchlußfaſſung hierüber; 2. Anträge. — Am 22. Mai l. J. um halb 4 Uhr nach- mittags findet im Volksküchenſaale (Neuegaſſe 10) eine Gehilfen-Verſammlung ſtatt: 1. Bericht über die Tätigkeit des Gehilfenausſchuſſes im abgelaufenen Jahre; 2. Wahl von 6 Gehilfenvertretern; 3. Wahl von 4 Mitglieder und 2 Erſatzmännern in den Vorſtand der Gremialkrankenkaſſe; 4. Wahl von 4 Mitglieder und 2 Erſatzmännern in den Ueberwachungsausſchuß der Gremialkrankenkaſſe; 5. Wahl von 2 Mitglieder und eines Erſatzmannes in den ſchieds- gerichtlichen Ausſchuß; 6. Anträge betreffend die Wahr- nehmung und Förderung der Intereſſen der kaufmänniſchen Gehilfen. Sterblichkeit in Czernowitz. Im Verlaufe des Monates April ſind im ganzen Czernowitzer Stadtbezirke 130 Todesfälle (gegen 132 im Vormonate) vorgekommen. Es entfallen ſomit auf die einheimiſche Bevölkerung von 70.352 Einwohner 18·5 pro mille. Die Geſamtzahl der Todesfälle (130) verteilt ſich: a) nach den Stadtteilen, wie folgt: in Roſch 16, in Klokuczka 14, in Kaliczanka 6, in Horecza 1 und in Manaſteriska 10, zuſammen 47 Sterbe- fälle, mithin bleiben für die innere Stadt 83 Sterbefälle. b) Nach dem Geſchlechte: 41 männlich, 28 weiblich und

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Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T13:38:42Z)
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Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

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Zitationshilfe: Czernowitzer Allgemeine Zeitung. Nr. 116, Czernowitz, 18.05.1904, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_czernowitzer116_1904/3>, abgerufen am 23.11.2024.