Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

Bild:
<< vorherige Seite

durch die Leute für jhre Sünde gnugthun / Gottes Gnade / allerley Himlische Güter / vnd die Seligkeit verdienen könten / welchs doch allein dem hohen Gehorsam / vnd bittern Leiden Christi gehöret. Diese falsche meinung muß aus Gottes Wort gestrafft werden / vnd sollen dabey alßbald die Leute berichtet werden / daß sie nicht gedencken / Gut Euangelisch seyn / heisse nur / Fressen / sauffen / jmmer voll seyn / Sondern / daß sie nur lernen / was für Fasten die Schrifft fordere vnd rhüme. Denn Erstlich ist in der Schrifft ein Geistlichs Fasten / von Sünden ablassen / sich der enthalten / vnd zum guten befleissigen / Isai. 58. Zum Andern / hat die Schrifft ein täglichs Fasten / Nemlich / vor Fresserey vnd vollerey sich hüten / ein messiges nüchtern Leben führen / Luc. 21. Rom. 13. Ephe. 5. Tit. 2. 1. Petr. 5. Zum Dritten / weil die Schrifft lehret / wir sollen vnsers Leibes mit Essen vnd Trincken warten zur Notturfft / Col. 2. Aber doch also / daß er nicht geil vnd muthwillig zum bösen / vnnd träg / vergessen / vnwillig zum guten werde / Rom. 13. 1. Corinth. 9. Wenn nun ein frommer Christ solches an seinem alten Adam vermercket / vnd etwan nicht so viel / nicht so köstlich / wie sonst / jsset / oder etwan einer Malzeit sich enthelt / zu dem ende / daß das Fleisch gezehmet / der Geist desto williger / lustiger / vnd andechtiger möge seyn / Gottes Wort zu hören / vnd zu betrachten / die Absolution vnd Sacrament zu brauchen / zu beten / Gottes Gabe vnd Wolthaten zu betrachten / Ihm dafür zu dancken / etc. Item / seine Sünde erkennen vnd betrachten / zum Vorsatz der Besserung / durch krafft vnd wirckung des heiligen Geistes sich schicken / etc. Solchs Fasten hat in der Schrifft Befehl vnd Exempel / 2. Cor. 6. Matth. 17. Luc. 2. Acto. 10. Daher wird in der Schrifft gemeiniglich beyeinander gesetzt / Fasten vnd Beten / sonderlich / wenn in grossen Nöthen ein gemeines Gebet angestellt ist worden / Leuit. 25. Joel. 2. 1. Reg. 7. 2. Reg. 12. 2. Par. 20. 1. Esdr. 8. Acto. 13. 14. 1. Corint. 7. etc. Vnd daher ists kommen / daß man auff die Feyerabend gefastet hat / auff daß mann des folgenden Tags desto geschicklicher seyn möchte / zum Wort / Gebet vnd Gottesdienste. Der meinung haben die Alten auch vor Ostern / etliche mehr / etliche weniger Tage oder wochen / wie Irenaeus vnd Socrates in Historia Ecclesiastica zeugen / gefastet / auff daß sie das Leiden Christi mit grösserer andacht betrachten / jhm für seine Aufferstehung dancken / zu wahrer Busse / vnd rechtem Gebrauch der Sacrament sich schicken möchten / Darnach aber hat der Bapst daraus sonderliche Verdienste vnd gnugthuung / wie gemeldet / gemacht.

Wenn nun auff solche weise / der meinung / vnd zu dem ende / ohne Zwang vnd Aberglauben ein Christ zu zeiten fastet / vnd die seinen

durch die Leute für jhre Sünde gnugthun / Gottes Gnade / allerley Himlische Güter / vnd die Seligkeit verdienen könten / welchs doch allein dem hohen Gehorsam / vnd bittern Leiden Christi gehöret. Diese falsche meinung muß aus Gottes Wort gestrafft werden / vnd sollen dabey alßbald die Leute berichtet werden / daß sie nicht gedencken / Gut Euangelisch seyn / heisse nur / Fressen / sauffen / jmmer voll seyn / Sondern / daß sie nur lernen / was für Fasten die Schrifft fordere vnd rhüme. Denn Erstlich ist in der Schrifft ein Geistlichs Fasten / von Sünden ablassen / sich der enthalten / vnd zum guten befleissigen / Isai. 58. Zum Andern / hat die Schrifft ein täglichs Fasten / Nemlich / vor Fresserey vnd vollerey sich hüten / ein messiges nüchtern Leben führen / Luc. 21. Rom. 13. Ephe. 5. Tit. 2. 1. Petr. 5. Zum Dritten / weil die Schrifft lehret / wir sollen vnsers Leibes mit Essen vnd Trincken warten zur Notturfft / Col. 2. Aber doch also / daß er nicht geil vnd muthwillig zum bösen / vnnd träg / vergessen / vnwillig zum guten werde / Rom. 13. 1. Corinth. 9. Wenn nun ein frommer Christ solches an seinem alten Adam vermercket / vnd etwan nicht so viel / nicht so köstlich / wie sonst / jsset / oder etwan einer Malzeit sich enthelt / zu dem ende / daß das Fleisch gezehmet / der Geist desto williger / lustiger / vnd andechtiger möge seyn / Gottes Wort zu hören / vnd zu betrachten / die Absolution vñ Sacrament zu brauchen / zu beten / Gottes Gabe vnd Wolthaten zu betrachten / Ihm dafür zu dancken / etc. Item / seine Sünde erkennen vnd betrachten / zum Vorsatz der Besserung / durch krafft vnd wirckung des heiligen Geistes sich schicken / etc. Solchs Fasten hat in der Schrifft Befehl vnd Exempel / 2. Cor. 6. Matth. 17. Luc. 2. Acto. 10. Daher wird in der Schrifft gemeiniglich beyeinander gesetzt / Fasten vnd Beten / sonderlich / wenn in grossen Nöthen ein gemeines Gebet angestellt ist worden / Leuit. 25. Joel. 2. 1. Reg. 7. 2. Reg. 12. 2. Par. 20. 1. Esdr. 8. Acto. 13. 14. 1. Corint. 7. etc. Vnd daher ists kommen / daß man auff die Feyerabend gefastet hat / auff daß mann des folgenden Tags desto geschicklicher seyn möchte / zum Wort / Gebet vnd Gottesdienste. Der meinung haben die Alten auch vor Ostern / etliche mehr / etliche weniger Tage oder wochen / wie Irenaeus vnd Socrates in Historia Ecclesiastica zeugen / gefastet / auff daß sie das Leiden Christi mit grösserer andacht betrachten / jhm für seine Aufferstehung dancken / zu wahrer Busse / vnd rechtem Gebrauch der Sacrament sich schicken möchten / Darnach aber hat der Bapst daraus sonderliche Verdienste vnd gnugthuung / wie gemeldet / gemacht.

Wenn nun auff solche weise / der meinung / vnd zu dem ende / ohne Zwang vnd Aberglauben ein Christ zu zeiten fastet / vnd die seinen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0095" n="35"/>
durch die Leute für                      jhre Sünde gnugthun / Gottes Gnade / allerley Himlische Güter / vnd die                      Seligkeit verdienen könten / welchs doch allein dem hohen Gehorsam / vnd bittern                      Leiden Christi gehöret. Diese falsche meinung muß aus Gottes Wort gestrafft                      werden / vnd sollen dabey alßbald die Leute berichtet werden / daß sie nicht                      gedencken / Gut Euangelisch seyn / heisse nur / Fressen / sauffen / jmmer voll                      seyn / Sondern / daß sie nur lernen / was für Fasten die Schrifft fordere vnd                      rhüme. Denn Erstlich ist in der Schrifft ein Geistlichs Fasten / von Sünden                      ablassen / sich der enthalten / vnd zum guten befleissigen / Isai. 58. Zum                      Andern / hat die Schrifft ein täglichs Fasten / Nemlich / vor Fresserey vnd                      vollerey sich hüten / ein messiges nüchtern Leben führen / Luc. 21. Rom. 13.                      Ephe. 5. Tit. 2. 1. Petr. 5. Zum Dritten / weil die Schrifft lehret / wir sollen                      vnsers Leibes mit Essen vnd Trincken warten zur Notturfft / Col. 2. Aber doch                      also / daß er nicht geil vnd muthwillig zum bösen / vnnd träg / vergessen /                      vnwillig zum guten werde / Rom. 13. 1. Corinth. 9. Wenn nun ein frommer Christ                      solches an seinem alten Adam vermercket / vnd etwan nicht so viel / nicht so                      köstlich / wie sonst / jsset / oder etwan einer Malzeit sich enthelt / zu dem                      ende / daß das Fleisch gezehmet / der Geist desto williger / lustiger / vnd                      andechtiger möge seyn / Gottes Wort zu hören / vnd zu betrachten / die                      Absolution vn&#x0303; Sacrament zu brauchen / zu beten / Gottes Gabe vnd                      Wolthaten zu betrachten / Ihm dafür zu dancken / etc. Item / seine Sünde                      erkennen vnd betrachten / zum Vorsatz der Besserung / durch krafft vnd wirckung                      des heiligen Geistes sich schicken / etc. Solchs Fasten hat in der Schrifft                      Befehl vnd Exempel / 2. Cor. 6. Matth. 17. Luc. 2. Acto. 10. Daher wird in der                      Schrifft gemeiniglich beyeinander gesetzt / Fasten vnd Beten / sonderlich / wenn                      in grossen Nöthen ein gemeines Gebet angestellt ist worden / Leuit. 25. Joel. 2.                      1. Reg. 7. 2. Reg. 12. 2. Par. 20. 1. Esdr. 8. Acto. 13. 14. 1. Corint. 7. etc.                      Vnd daher ists kommen / daß man auff die Feyerabend gefastet hat / auff daß mann                      des folgenden Tags desto geschicklicher seyn möchte / zum Wort / Gebet vnd                      Gottesdienste. Der meinung haben die Alten auch vor Ostern / etliche mehr /                      etliche weniger Tage oder wochen / wie <hi rendition="#i">Irenaeus</hi> vnd <hi rendition="#i">Socrates in Historia Ecclesiastica</hi> zeugen / gefastet /                      auff daß sie das Leiden Christi mit grösserer andacht betrachten / jhm für seine                      Aufferstehung dancken / zu wahrer Busse / vnd rechtem Gebrauch der Sacrament                      sich schicken möchten / Darnach aber hat der Bapst daraus sonderliche Verdienste                      vnd gnugthuung / wie gemeldet / gemacht.</p>
        <p>Wenn nun auff solche weise / der meinung / vnd zu dem ende / ohne Zwang vnd                      Aberglauben ein Christ zu zeiten fastet / vnd die seinen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[35/0095] durch die Leute für jhre Sünde gnugthun / Gottes Gnade / allerley Himlische Güter / vnd die Seligkeit verdienen könten / welchs doch allein dem hohen Gehorsam / vnd bittern Leiden Christi gehöret. Diese falsche meinung muß aus Gottes Wort gestrafft werden / vnd sollen dabey alßbald die Leute berichtet werden / daß sie nicht gedencken / Gut Euangelisch seyn / heisse nur / Fressen / sauffen / jmmer voll seyn / Sondern / daß sie nur lernen / was für Fasten die Schrifft fordere vnd rhüme. Denn Erstlich ist in der Schrifft ein Geistlichs Fasten / von Sünden ablassen / sich der enthalten / vnd zum guten befleissigen / Isai. 58. Zum Andern / hat die Schrifft ein täglichs Fasten / Nemlich / vor Fresserey vnd vollerey sich hüten / ein messiges nüchtern Leben führen / Luc. 21. Rom. 13. Ephe. 5. Tit. 2. 1. Petr. 5. Zum Dritten / weil die Schrifft lehret / wir sollen vnsers Leibes mit Essen vnd Trincken warten zur Notturfft / Col. 2. Aber doch also / daß er nicht geil vnd muthwillig zum bösen / vnnd träg / vergessen / vnwillig zum guten werde / Rom. 13. 1. Corinth. 9. Wenn nun ein frommer Christ solches an seinem alten Adam vermercket / vnd etwan nicht so viel / nicht so köstlich / wie sonst / jsset / oder etwan einer Malzeit sich enthelt / zu dem ende / daß das Fleisch gezehmet / der Geist desto williger / lustiger / vnd andechtiger möge seyn / Gottes Wort zu hören / vnd zu betrachten / die Absolution vñ Sacrament zu brauchen / zu beten / Gottes Gabe vnd Wolthaten zu betrachten / Ihm dafür zu dancken / etc. Item / seine Sünde erkennen vnd betrachten / zum Vorsatz der Besserung / durch krafft vnd wirckung des heiligen Geistes sich schicken / etc. Solchs Fasten hat in der Schrifft Befehl vnd Exempel / 2. Cor. 6. Matth. 17. Luc. 2. Acto. 10. Daher wird in der Schrifft gemeiniglich beyeinander gesetzt / Fasten vnd Beten / sonderlich / wenn in grossen Nöthen ein gemeines Gebet angestellt ist worden / Leuit. 25. Joel. 2. 1. Reg. 7. 2. Reg. 12. 2. Par. 20. 1. Esdr. 8. Acto. 13. 14. 1. Corint. 7. etc. Vnd daher ists kommen / daß man auff die Feyerabend gefastet hat / auff daß mann des folgenden Tags desto geschicklicher seyn möchte / zum Wort / Gebet vnd Gottesdienste. Der meinung haben die Alten auch vor Ostern / etliche mehr / etliche weniger Tage oder wochen / wie Irenaeus vnd Socrates in Historia Ecclesiastica zeugen / gefastet / auff daß sie das Leiden Christi mit grösserer andacht betrachten / jhm für seine Aufferstehung dancken / zu wahrer Busse / vnd rechtem Gebrauch der Sacrament sich schicken möchten / Darnach aber hat der Bapst daraus sonderliche Verdienste vnd gnugthuung / wie gemeldet / gemacht. Wenn nun auff solche weise / der meinung / vnd zu dem ende / ohne Zwang vnd Aberglauben ein Christ zu zeiten fastet / vnd die seinen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/95
Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/95>, abgerufen am 24.11.2024.