[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.die gemeine Verheissung des Euangelij einem jeden Gleubigen in sonderheit dargereichet / zugeeignet vnd versiegelt wird / Derwegen achtet die Apologia, daß man also in gemein in seiner maß die Absolution vnter die Zahl der Sacrament im Newen Testament rechnen möge / Auff daß also jhre Wirde vnd Nutz der Kirchen desto ansehenlicher möge commendirt werden. Vnd dis muß also vnterschiedlich erkleret werden / auff daß nicht newe Wortgezenck daraus erwachsen. Es muß aber auch in Erklerung dieser Lehre / wenn man redet von Krafft vnd Wirckung der Sacrament / beyde mit bescheidenen Worten / vnd in richtiger meynung auff beyden seiten verhütet vnd verwahret werden. Erstlich / daß man nicht mit den Papisten die Krafft vnd Wirckung der Sacrament den sichtlichen Elementen vnd der eusserlichen Handlung / wieder die Schrifft / 1. Pet. 3. zuschreibe vnd gebe. Oder auch daß die Krafft vnd Wirckung der Sacrament nicht gesetzt werde auff die Wirdigkeit der Diener / so die Sacrament handeln oder reichen / Denn beyde der da pflantzet / vnd der da begeusset / ist nichts / Sondern Gott ist es allein / der das gedeyen dazu gibet / 1. Corint. 3. Auch sol man nicht tichten / wie die Scholastici, daß die Sacramenta ex opere operato, vmb verrichtung des Wercks willen / ohne Glauben / gerecht machen / oder Gnade geben. Vnd sol nothwendig vermeldet werden / daß es weit ein anders ist / wenn man dauon redet / was zu der Substantz vnd Volkommenheit eines Sacraments gehöre / welches allein in der Göttlichen stifftung vnd Einsetzung bestehet. Vnd ist aber ein anders / wenn man dauon redet / Wie die Sacramenta vns nütz vnd heilsam mögen seyn / Denn da muß beydes zusammen gefasset werden / das Sacrament vnd der Glaube / Vnd sind die Sacramenta gleich als Gottes Hand / damit er einem jeden Gleubigen in sonderheit seine Gnade anbeut vnd darreichet. Der Glaube aber ist als vnser Hand / damit wir solche angebotene vnd dargereichte Gnade ergreiffen / an vns nehmen vnd empfangen / wie geschrieben stehet: Wer da gleubet vnd getaufft wird / sol selig werden / Wer aber nicht gleubet / das ist / der solche Gnade in den Sacramenten angetragen / nicht annimpt / sol verdampt werden. Zum Andern / muß man auch darauff achtung geben / daß nicht nach der Sacramentschender Meynung die Krafft der Sacrament vernichtet vnd verleugnet werde / als weren sie nicht mehr denn eusserliche ledige Zeichen / die nur alleine eusserliche Andeutung / Erinnerung oder Zeugniß für der Kirchen weren / von GOttes Gnaden / Sondern nach außweisung der Schrifft sol man hieuon gleuben vnd die gemeine Verheissung des Euangelij einem jedẽ Gleubigen in sonderheit dargereichet / zugeeignet vnd versiegelt wird / Derwegen achtet die Apologia, daß man also in gemein in seiner maß die Absolution vnter die Zahl der Sacrament im Newen Testament rechnen möge / Auff daß also jhre Wirde vnd Nutz der Kirchen desto ansehenlicher möge commendirt werden. Vnd dis muß also vnterschiedlich erkleret werden / auff daß nicht newe Wortgezenck daraus erwachsen. Es muß aber auch in Erklerung dieser Lehre / wenn man redet von Krafft vnd Wirckung der Sacrament / beyde mit bescheidenen Worten / vnd in richtiger meynung auff beyden seiten verhütet vnd verwahret werden. Erstlich / daß man nicht mit den Papisten die Krafft vnd Wirckung der Sacrament den sichtlichen Elementen vnd der eusserlichen Handlung / wieder die Schrifft / 1. Pet. 3. zuschreibe vnd gebe. Oder auch daß die Krafft vnd Wirckung der Sacrament nicht gesetzt werde auff die Wirdigkeit der Diener / so die Sacrament handeln oder reichen / Denn beyde der da pflantzet / vnd der da begeusset / ist nichts / Sondern Gott ist es allein / der das gedeyen dazu gibet / 1. Corint. 3. Auch sol man nicht tichten / wie die Scholastici, daß die Sacramenta ex opere operato, vmb verrichtung des Wercks willen / ohne Glauben / gerecht machen / oder Gnade geben. Vnd sol nothwendig vermeldet werden / daß es weit ein anders ist / wenn man dauon redet / was zu der Substantz vnd Volkommenheit eines Sacraments gehöre / welches allein in der Göttlichen stifftung vnd Einsetzung bestehet. Vnd ist aber ein anders / wenn man dauon redet / Wie die Sacramenta vns nütz vnd heilsam mögen seyn / Denn da muß beydes zusammen gefasset werden / das Sacrament vnd der Glaube / Vnd sind die Sacramenta gleich als Gottes Hand / damit er einem jeden Gleubigen in sonderheit seine Gnade anbeut vnd darreichet. Der Glaube aber ist als vnser Hand / damit wir solche angebotene vnd dargereichte Gnade ergreiffen / an vns nehmen vnd empfangen / wie geschrieben stehet: Wer da gleubet vnd getaufft wird / sol selig werden / Wer aber nicht gleubet / das ist / der solche Gnade in den Sacramenten angetragen / nicht annimpt / sol verdampt werden. Zum Andern / muß man auch darauff achtung geben / daß nicht nach der Sacramentschender Meynung die Krafft der Sacrament vernichtet vnd verleugnet werde / als weren sie nicht mehr denn eusserliche ledige Zeichen / die nur alleine eusserliche Andeutung / Erinnerung oder Zeugniß für der Kirchen weren / von GOttes Gnaden / Sondern nach außweisung der Schrifft sol man hieuon gleuben vnd <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0775" n="107"/> die gemeine Verheissung des Euangelij einem jedẽ Gleubigen in sonderheit dargereichet / zugeeignet vnd versiegelt wird / Derwegen achtet die <hi rendition="#i">Apologia</hi>, daß man also in gemein in seiner maß die Absolution vnter die Zahl der Sacrament im Newen Testament rechnen möge / Auff daß also jhre Wirde vnd Nutz der Kirchen desto ansehenlicher möge commendirt werden. 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die gemeine Verheissung des Euangelij einem jedẽ Gleubigen in sonderheit dargereichet / zugeeignet vnd versiegelt wird / Derwegen achtet die Apologia, daß man also in gemein in seiner maß die Absolution vnter die Zahl der Sacrament im Newen Testament rechnen möge / Auff daß also jhre Wirde vnd Nutz der Kirchen desto ansehenlicher möge commendirt werden. Vnd dis muß also vnterschiedlich erkleret werden / auff daß nicht newe Wortgezenck daraus erwachsen.
Es muß aber auch in Erklerung dieser Lehre / wenn man redet von Krafft vnd Wirckung der Sacrament / beyde mit bescheidenen Worten / vnd in richtiger meynung auff beyden seiten verhütet vnd verwahret werden.
Erstlich / daß man nicht mit den Papisten die Krafft vnd Wirckung der Sacrament den sichtlichen Elementen vnd der eusserlichen Handlung / wieder die Schrifft / 1. Pet. 3. zuschreibe vnd gebe. Oder auch daß die Krafft vnd Wirckung der Sacrament nicht gesetzt werde auff die Wirdigkeit der Diener / so die Sacrament handeln oder reichen / Denn beyde der da pflantzet / vnd der da begeusset / ist nichts / Sondern Gott ist es allein / der das gedeyen dazu gibet / 1. Corint. 3. Auch sol man nicht tichten / wie die Scholastici, daß die Sacramenta ex opere operato, vmb verrichtung des Wercks willen / ohne Glauben / gerecht machen / oder Gnade geben. Vnd sol nothwendig vermeldet werden / daß es weit ein anders ist / wenn man dauon redet / was zu der Substantz vnd Volkommenheit eines Sacraments gehöre / welches allein in der Göttlichen stifftung vnd Einsetzung bestehet. Vnd ist aber ein anders / wenn man dauon redet / Wie die Sacramenta vns nütz vnd heilsam mögen seyn / Denn da muß beydes zusammen gefasset werden / das Sacrament vnd der Glaube / Vnd sind die Sacramenta gleich als Gottes Hand / damit er einem jeden Gleubigen in sonderheit seine Gnade anbeut vnd darreichet. Der Glaube aber ist als vnser Hand / damit wir solche angebotene vnd dargereichte Gnade ergreiffen / an vns nehmen vnd empfangen / wie geschrieben stehet: Wer da gleubet vnd getaufft wird / sol selig werden / Wer aber nicht gleubet / das ist / der solche Gnade in den Sacramenten angetragen / nicht annimpt / sol verdampt werden.
Zum Andern / muß man auch darauff achtung geben / daß nicht nach der Sacramentschender Meynung die Krafft der Sacrament vernichtet vnd verleugnet werde / als weren sie nicht mehr denn eusserliche ledige Zeichen / die nur alleine eusserliche Andeutung / Erinnerung oder Zeugniß für der Kirchen weren / von GOttes Gnaden / Sondern nach außweisung der Schrifft sol man hieuon gleuben vnd
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