[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.VI. Von der Gerechtigkeit des Glaubens für GOtt. IN diesem Artickel wird der fürnemste Punct Christlicher Lehre verhandelt / durch welches rechten verstandt dem HErrn Christo seine / vnd jhm allein gebürende Ehre / zu nötigem vnd richtigem Trost den Armen erschrockenen Gewissen Gottfürchtiger Leute / gegeben wird. Derhalben die Pastores besondern fleiß anwenden sollen / daß sie aus Gottes wort von diesem höchsten Artickel rechten / reinen vnd gewissen Verstandt haben / vnd dauon auch nach dem Fürbilde der gesunden Wort Gottselig reden mögen / Also / daß sie die frembden Lehre vnd Stimmen fliehen / Denn von diesem Artickel fürnemlich saget Paulus Gal. 5. Daß ein wenig Sawrteig den gantzen Teig versewre. Das wort Rechtfertigen in diesem Artickel / heisset nicht eigentlich inwonende Habitus, die Gerechtigkeit oder ernewerung eingiessen / Sondern wie die Apologia saget / In der heiligen Schrifft wird das Wort von Gerichts hendeln gebrauchet. Vnd in diesem Artickel heists / daß ein armer Sünder / der da schüldig ist / von Gott los gesprochen / vnnd für Gerecht angenommen wird / von wegen frembder Gerechtigkeit des Gehorsams / Leidens / Sterbens / vnd Aufferstehung Christi / welche den Sündern mitgetheilet vnd zugerechnet wird durch den Glauben. Daß also Vergebung der Sünden erlangen vnd haben heisse rechtfertigen / oder für GOtt gerecht vnd from werden / wie diese Lehre in der Apologia aus GOTtes Wort außführlich gehandelt vnd erkleret wird. Vnd in diesem Spruch weiset vnd Lehret die Apologia aus der Schrifft den Grund / wie man von diesem Artickel recht gleuben / vnd recht reden solle / Denn wenn GOtt den Sünder zu Gnaden an vnd auffnimmet / geschicht das nicht aus leichtfertigkeit / Als ob Gott die Sünde nicht achte / oder dieselbige billichte / vnd daran ein gefallen hette / Denn das Gesetz GOTTES / die heiligen Zehen Gebot / sind eigentlich die rechte Regel / vnd einige Richtschnur der Gerechtigkeit in GOtt selbst. Vnd wenn vnsere Natur vnd Leben diesem Fürbilde in allem rein vnd völlig gleichförmig were / wie vor dem Fall in Adam gewesen ist / so würden ohne zweiffel die Theter des Gesetzes für Gott gerecht / Romano. 2. Weil aber nun die Sünde durch den einen Menschen Adam allen Menschen auff vnd angeerbet ist / daher auch / als aus dem Heuptquell / allerley VI. Von der Gerechtigkeit des Glaubens für GOtt. IN diesem Artickel wird der fürnemste Punct Christlicher Lehre verhandelt / durch welches rechten verstandt dem HErrn Christo seine / vnd jhm allein gebürende Ehre / zu nötigem vnd richtigem Trost den Armen erschrockenen Gewissen Gottfürchtiger Leute / gegeben wird. Derhalben die Pastores besondern fleiß anwenden sollen / daß sie aus Gottes wort von diesem höchsten Artickel rechten / reinen vnd gewissen Verstandt haben / vnd dauon auch nach dem Fürbilde der gesunden Wort Gottselig reden mögen / Also / daß sie die frembden Lehre vnd Stimmen fliehen / Denn von diesem Artickel fürnemlich saget Paulus Gal. 5. Daß ein wenig Sawrteig den gantzen Teig versewre. Das wort Rechtfertigen in diesem Artickel / heisset nicht eigentlich inwonende Habitus, die Gerechtigkeit oder ernewerung eingiessen / Sondern wie die Apologia saget / In der heiligen Schrifft wird das Wort von Gerichts hendeln gebrauchet. Vnd in diesem Artickel heists / daß ein armer Sünder / der da schüldig ist / von Gott los gesprochen / vnnd für Gerecht angenommen wird / von wegen frembder Gerechtigkeit des Gehorsams / Leidens / Sterbens / vnd Aufferstehung Christi / welche den Sündern mitgetheilet vnd zugerechnet wird durch den Glauben. Daß also Vergebung der Sünden erlangen vnd haben heisse rechtfertigen / oder für GOtt gerecht vnd from werden / wie diese Lehre in der Apologia aus GOTtes Wort außführlich gehandelt vnd erkleret wird. Vnd in diesem Spruch weiset vnd Lehret die Apologia aus der Schrifft den Grund / wie man von diesem Artickel recht gleuben / vnd recht reden solle / Denn wenn GOtt den Sünder zu Gnaden an vnd auffnimmet / geschicht das nicht aus leichtfertigkeit / Als ob Gott die Sünde nicht achte / oder dieselbige billichte / vnd daran ein gefallen hette / Denn das Gesetz GOTTES / die heiligen Zehen Gebot / sind eigentlich die rechte Regel / vnd einige Richtschnur der Gerechtigkeit in GOtt selbst. Vnd wenn vnsere Natur vnd Leben diesem Fürbilde in allem rein vnd völlig gleichförmig were / wie vor dem Fall in Adam gewesen ist / so würden ohne zweiffel die Theter des Gesetzes für Gott gerecht / Romano. 2. Weil aber nun die Sünde durch den einen Menschen Adam allen Menschen auff vnd angeerbet ist / daher auch / als aus dem Heuptquell / allerley <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0754" n="86"/> </div> <div> <head>VI. Von der Gerechtigkeit des Glaubens für GOtt.</head><lb/> <p>IN diesem Artickel wird der fürnemste Punct Christlicher Lehre verhandelt / durch welches rechten verstandt dem HErrn Christo seine / vnd jhm allein gebürende Ehre / zu nötigem vnd richtigem Trost den Armen erschrockenen Gewissen Gottfürchtiger Leute / gegeben wird. 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VI. Von der Gerechtigkeit des Glaubens für GOtt.
IN diesem Artickel wird der fürnemste Punct Christlicher Lehre verhandelt / durch welches rechten verstandt dem HErrn Christo seine / vnd jhm allein gebürende Ehre / zu nötigem vnd richtigem Trost den Armen erschrockenen Gewissen Gottfürchtiger Leute / gegeben wird. Derhalben die Pastores besondern fleiß anwenden sollen / daß sie aus Gottes wort von diesem höchsten Artickel rechten / reinen vnd gewissen Verstandt haben / vnd dauon auch nach dem Fürbilde der gesunden Wort Gottselig reden mögen / Also / daß sie die frembden Lehre vnd Stimmen fliehen / Denn von diesem Artickel fürnemlich saget Paulus Gal. 5. Daß ein wenig Sawrteig den gantzen Teig versewre.
Das wort Rechtfertigen in diesem Artickel / heisset nicht eigentlich inwonende Habitus, die Gerechtigkeit oder ernewerung eingiessen / Sondern wie die Apologia saget / In der heiligen Schrifft wird das Wort von Gerichts hendeln gebrauchet. Vnd in diesem Artickel heists / daß ein armer Sünder / der da schüldig ist / von Gott los gesprochen / vnnd für Gerecht angenommen wird / von wegen frembder Gerechtigkeit des Gehorsams / Leidens / Sterbens / vnd Aufferstehung Christi / welche den Sündern mitgetheilet vnd zugerechnet wird durch den Glauben. Daß also Vergebung der Sünden erlangen vnd haben heisse rechtfertigen / oder für GOtt gerecht vnd from werden / wie diese Lehre in der Apologia aus GOTtes Wort außführlich gehandelt vnd erkleret wird.
Vnd in diesem Spruch weiset vnd Lehret die Apologia aus der Schrifft den Grund / wie man von diesem Artickel recht gleuben / vnd recht reden solle / Denn wenn GOtt den Sünder zu Gnaden an vnd auffnimmet / geschicht das nicht aus leichtfertigkeit / Als ob Gott die Sünde nicht achte / oder dieselbige billichte / vnd daran ein gefallen hette / Denn das Gesetz GOTTES / die heiligen Zehen Gebot / sind eigentlich die rechte Regel / vnd einige Richtschnur der Gerechtigkeit in GOtt selbst. Vnd wenn vnsere Natur vnd Leben diesem Fürbilde in allem rein vnd völlig gleichförmig were / wie vor dem Fall in Adam gewesen ist / so würden ohne zweiffel die Theter des Gesetzes für Gott gerecht / Romano. 2. Weil aber nun die Sünde durch den einen Menschen Adam allen Menschen auff vnd angeerbet ist / daher auch / als aus dem Heuptquell / allerley
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Zitationshilfe: | [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/754>, abgerufen am 16.02.2025. |