Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

Bild:
<< vorherige Seite

aus Zeugniß der heiligen Schrifft in der Kirchen Gottes erhalten / vnd dauon auch Gottselige vnergerliche Reden geführet werden mögen / wollen wir aus einhelliger nechst wiederholten Bekentniß der Niedersächsischen Kirchen hieher die fürnemsten Heuptpunct auffs kürtzeste setzen.

Vnd erstlich vermahnen wir die Pastores, daß sie die Historien der Himmelfarth Christi nicht verstehen sollen von einer solchen verschwindung / als Christus Luc. 24. für den zweyen Jüngern zu Emaus verschwindet / Sondern auffs einfeltigste / wie sie nach dem Buchstaben lautet / daß er zusehens / in öffentlicher / sichtlicher / vmbschriebener gestalt / mit entziehung seines Leibs / in die Höhe gefahren sey / vnd daß Ihn eine Wolcke für der Apostel Augen habe weg vnd auffgenommen / vnd sey also vber sich gen Himmel gefahren / wie die Wort der Historien lauten / Actor. 1. Luc. 24. Marc. 16.

Zum Andern / Daß Christus durch solche seine Himmelfarth seine sichtliche vnd greiffliche Gegenwart vnd beywonung / auff dieser Welt arth vnd weise / nach welcher Er zuuor mit seinen Aposteln eine zeitlang vmbgangen / vnd gelebet hatte / vns / die wir in dieser Welt seyn / entzogen vnd verruckt habe. Denn nach solcher sichtlicher weise ist Er jetzt im Himmel / vnd in solcher weise wird er auch wieder vom Himmel kommen / ein Richter der Lebendigen vnd der Todten / Wie die Engel Actor. 1. zeugen / Also wird er kommen / als jhr Ihn gesehen habt.

Von welcher arth seiner Gegenwertigkeit folgende Sprüche zu verstehen seyn / Johan. 16. Ich verlasse die Welt. Johan. 17. Mich werdet jhr nicht allezeit bey euch haben / etc.

Zum Dritten sol dieser Artickel nicht gedeutet oder außgelegt werden allein von der natürlichen versetzung des Leibes Christi / von einem ort in das andere / als ob er nichts mehr in sich begriffe. Viel weniger aber sol dieser Artickel außgelegt werden von natürlicher vnd reimlicher Einschliessung / Als ob Christus mit seinem Leibe also im Himmel beschlossen were / daß Er bey seiner Kirchen auff Erden / vnd in seinem Abendmal / so hie auff Erden an vielen örten gehalten wird / mit seinem wesentlichen Leibe gegenwertig nicht seyn möge oder könne. Denn S. Paulus Ephes. 4. beweiset aus dem 68. Psalm / daß der Artickel der Himmelfart Christi in sich begreiffe die allerhöchste / vnerforschlichste / vnd vnaußsprechlichste Erhöhung der Menschlichen Natur in Christo / wie er dieselbige zuuor im 1. Cap. beschrieben hatte. Vnd daß nicht jemand den Artickel von der Himmelfarth Christi verstünde von der reimlichen einschliessung des Leibes Chri-

aus Zeugniß der heiligen Schrifft in der Kirchen Gottes erhalten / vnd dauon auch Gottselige vnergerliche Reden geführet werden mögen / wollen wir aus einhelliger nechst wiederholten Bekentniß der Niedersächsischen Kirchen hieher die fürnemsten Heuptpunct auffs kürtzeste setzen.

Vnd erstlich vermahnen wir die Pastores, daß sie die Historien der Himmelfarth Christi nicht verstehen sollen von einer solchen verschwindung / als Christus Luc. 24. für den zweyen Jüngern zu Emaus verschwindet / Sondern auffs einfeltigste / wie sie nach dem Buchstaben lautet / daß er zusehens / in öffentlicher / sichtlicher / vmbschriebener gestalt / mit entziehung seines Leibs / in die Höhe gefahren sey / vnd daß Ihn eine Wolcke für der Apostel Augen habe weg vnd auffgenom̃en / vnd sey also vber sich gen Himmel gefahren / wie die Wort der Historien lauten / Actor. 1. Luc. 24. Marc. 16.

Zum Andern / Daß Christus durch solche seine Himmelfarth seine sichtliche vnd greiffliche Gegenwart vnd beywonung / auff dieser Welt arth vnd weise / nach welcher Er zuuor mit seinen Aposteln eine zeitlang vmbgangen / vnd gelebet hatte / vns / die wir in dieser Welt seyn / entzogen vnd verruckt habe. Denn nach solcher sichtlicher weise ist Er jetzt im Himmel / vnd in solcher weise wird er auch wieder vom Himmel kommen / ein Richter der Lebendigen vnd der Todten / Wie die Engel Actor. 1. zeugen / Also wird er kommen / als jhr Ihn gesehen habt.

Von welcher arth seiner Gegenwertigkeit folgende Sprüche zu verstehen seyn / Johan. 16. Ich verlasse die Welt. Johan. 17. Mich werdet jhr nicht allezeit bey euch haben / etc.

Zum Dritten sol dieser Artickel nicht gedeutet oder außgelegt werden allein von der natürlichen versetzung des Leibes Christi / von einem ort in das andere / als ob er nichts mehr in sich begriffe. Viel weniger aber sol dieser Artickel außgelegt werden von natürlicher vnd reimlicher Einschliessung / Als ob Christus mit seinem Leibe also im Himmel beschlossen were / daß Er bey seiner Kirchen auff Erden / vnd in seinem Abendmal / so hie auff Erden an vielen örten gehalten wird / mit seinem wesentlichen Leibe gegenwertig nicht seyn möge oder könne. Denn S. Paulus Ephes. 4. beweiset aus dem 68. Psalm / daß der Artickel der Him̃elfart Christi in sich begreiffe die allerhöchste / vnerforschlichste / vnd vnaußsprechlichste Erhöhung der Menschlichen Natur in Christo / wie er dieselbige zuuor im 1. Cap. beschrieben hatte. Vnd daß nicht jemand den Artickel von der Himmelfarth Christi verstünde von der reimlichen einschliessung des Leibes Chri-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0724" n="56"/>
aus Zeugniß der heiligen                      Schrifft in der Kirchen Gottes erhalten / vnd dauon auch Gottselige vnergerliche                      Reden geführet werden mögen / wollen wir aus einhelliger nechst wiederholten                      Bekentniß der Niedersächsischen Kirchen hieher die fürnemsten Heuptpunct auffs                      kürtzeste setzen.</p>
        <p>Vnd erstlich vermahnen wir die <hi rendition="#i">Pastores,</hi> daß sie die                      Historien der Himmelfarth Christi nicht verstehen sollen von einer solchen                      verschwindung / als Christus Luc. 24. für den zweyen Jüngern zu Emaus                      verschwindet / Sondern auffs einfeltigste / wie sie nach dem Buchstaben lautet /                      daß er zusehens / in öffentlicher / sichtlicher / vmbschriebener gestalt / mit                      entziehung seines Leibs / in die Höhe gefahren sey / vnd daß Ihn eine Wolcke für                      der Apostel Augen habe weg vnd auffgenom&#x0303;en / vnd sey also vber                      sich gen Himmel gefahren / wie die Wort der Historien lauten / Actor. 1. Luc.                      24. Marc. 16.</p>
        <p>Zum Andern / Daß Christus durch solche seine Himmelfarth seine sichtliche vnd                      greiffliche Gegenwart vnd beywonung / auff dieser Welt arth vnd weise / nach                      welcher Er zuuor mit seinen Aposteln eine zeitlang vmbgangen / vnd gelebet hatte                      / vns / die wir in dieser Welt seyn / entzogen vnd verruckt habe. Denn nach                      solcher sichtlicher weise ist Er jetzt im Himmel / vnd in solcher weise wird er                      auch wieder vom Himmel kommen / ein Richter der Lebendigen vnd der Todten / Wie                      die Engel Actor. 1. zeugen / Also wird er kommen / als jhr Ihn gesehen habt.</p>
        <p>Von welcher arth seiner Gegenwertigkeit folgende Sprüche zu verstehen seyn /                      Johan. 16. Ich verlasse die Welt. Johan. 17. Mich werdet jhr nicht allezeit bey                      euch haben / etc.</p>
        <p>Zum Dritten sol dieser Artickel nicht gedeutet oder außgelegt werden allein von                      der natürlichen versetzung des Leibes Christi / von einem ort in das andere /                      als ob er nichts mehr in sich begriffe. Viel weniger aber sol dieser Artickel                      außgelegt werden von natürlicher vnd reimlicher Einschliessung / Als ob Christus                      mit seinem Leibe also im Himmel beschlossen were / daß Er bey seiner Kirchen                      auff Erden / vnd in seinem Abendmal / so hie auff Erden an vielen örten gehalten                      wird / mit seinem wesentlichen Leibe gegenwertig nicht seyn möge oder könne.                      Denn S. Paulus Ephes. 4. beweiset aus dem 68. Psalm / daß der Artickel der                          Him&#x0303;elfart Christi in sich begreiffe die allerhöchste /                      vnerforschlichste / vnd vnaußsprechlichste Erhöhung der Menschlichen Natur in                      Christo / wie er dieselbige zuuor im 1. Cap. beschrieben hatte. Vnd daß nicht                      jemand den Artickel von der Himmelfarth Christi verstünde von der reimlichen                      einschliessung des Leibes Chri-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[56/0724] aus Zeugniß der heiligen Schrifft in der Kirchen Gottes erhalten / vnd dauon auch Gottselige vnergerliche Reden geführet werden mögen / wollen wir aus einhelliger nechst wiederholten Bekentniß der Niedersächsischen Kirchen hieher die fürnemsten Heuptpunct auffs kürtzeste setzen. Vnd erstlich vermahnen wir die Pastores, daß sie die Historien der Himmelfarth Christi nicht verstehen sollen von einer solchen verschwindung / als Christus Luc. 24. für den zweyen Jüngern zu Emaus verschwindet / Sondern auffs einfeltigste / wie sie nach dem Buchstaben lautet / daß er zusehens / in öffentlicher / sichtlicher / vmbschriebener gestalt / mit entziehung seines Leibs / in die Höhe gefahren sey / vnd daß Ihn eine Wolcke für der Apostel Augen habe weg vnd auffgenom̃en / vnd sey also vber sich gen Himmel gefahren / wie die Wort der Historien lauten / Actor. 1. Luc. 24. Marc. 16. Zum Andern / Daß Christus durch solche seine Himmelfarth seine sichtliche vnd greiffliche Gegenwart vnd beywonung / auff dieser Welt arth vnd weise / nach welcher Er zuuor mit seinen Aposteln eine zeitlang vmbgangen / vnd gelebet hatte / vns / die wir in dieser Welt seyn / entzogen vnd verruckt habe. Denn nach solcher sichtlicher weise ist Er jetzt im Himmel / vnd in solcher weise wird er auch wieder vom Himmel kommen / ein Richter der Lebendigen vnd der Todten / Wie die Engel Actor. 1. zeugen / Also wird er kommen / als jhr Ihn gesehen habt. Von welcher arth seiner Gegenwertigkeit folgende Sprüche zu verstehen seyn / Johan. 16. Ich verlasse die Welt. Johan. 17. Mich werdet jhr nicht allezeit bey euch haben / etc. Zum Dritten sol dieser Artickel nicht gedeutet oder außgelegt werden allein von der natürlichen versetzung des Leibes Christi / von einem ort in das andere / als ob er nichts mehr in sich begriffe. Viel weniger aber sol dieser Artickel außgelegt werden von natürlicher vnd reimlicher Einschliessung / Als ob Christus mit seinem Leibe also im Himmel beschlossen were / daß Er bey seiner Kirchen auff Erden / vnd in seinem Abendmal / so hie auff Erden an vielen örten gehalten wird / mit seinem wesentlichen Leibe gegenwertig nicht seyn möge oder könne. Denn S. Paulus Ephes. 4. beweiset aus dem 68. Psalm / daß der Artickel der Him̃elfart Christi in sich begreiffe die allerhöchste / vnerforschlichste / vnd vnaußsprechlichste Erhöhung der Menschlichen Natur in Christo / wie er dieselbige zuuor im 1. Cap. beschrieben hatte. Vnd daß nicht jemand den Artickel von der Himmelfarth Christi verstünde von der reimlichen einschliessung des Leibes Chri-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/724
Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/724>, abgerufen am 22.11.2024.