[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.schafft ist / wie denn eine gemeine Regel ist / daß die Wirckung nicht den Naturen in sonderheit / sondern der gantzen Person zugelegt werden. Zum Dritten / ist es noch weit eine andere arth / wenn man von der Erhöhung der Menschlichen Natur in Christo redet / was sie aus vnd durch die Persönliche Vereinigung mit der Gottheit für Kreffte vnd Gewalt vberkommen habe. Vnd zwar der Göttlichen Natur an jhr selbst ist durch die persönliche Vereinigung mit der angenommenen Menschlichen Natur nichts weder abe oder zu gangen / Denn sie ist vnwandelbahr. So hat vnd behelt auch die Menschliche Natur / in Christo / beyde in vnd nach geschehener persönlichen Vereinigung / jhre wesentliche natürliche Eigenschafften / nach welchen Er seinen Brüdern in allem / außgenommen die Sünde / gleich ist / Aber hieüber hat sie aus vnd durch solche persönliche Vereinigung mit der Göttlichen Natur / vnd darnach auch durch die geheime verborgene Exaltation vnd Erhöhung / vnzehliche / vnendliche viel Praerogatiuen / Vorzüge / Krafft vnd Gewalt empfangen / weit vber alles / was genent mag werden / nicht allein in dieser / sondern auch in der zukünfftigen Welt / Derowegen sie denn in dem Ampt vnd Wolthaten Messiae des Heylands jhre thetige krefftige Wirckung hat vnd erweiset / nicht allein nach jren wesentlichen oder natürlichen Eigenschafften / Sondern fürnemlich aus vnd nach den Krefften / die sie aus vnd durch die persönliche Vereinigung vnd Exaltation oder Erhöhung empfangen hat. Es hat aber diese Menschliche Natur in Christo nicht allein erschaffene Gaben vnd Finitas, endlich oder gemessene Qualiteten empfangen / sondern wie die heilige Schrifft zeuget / die gantze Fülle der Gottheit wohnet leibhafftig in Christo. Vnd daher ist sein Fleisch Caro viuifica, ein lebendigmachendes Fleisch / welches gibet das Leben / vnd machet lebendig / Denn der Vater hat dem Sohne gegeben das Leben zu haben in jhm selber / vnd hat jhm auch Macht gegeben / das Gericht zu halten / darumb daß Er des Menschen Sohn ist / Joh. 5. Daher reiniget vns sein Blut von vnsern Sünden. Vnd nach seiner angenommenen Menschlichen Natur / spricht Christus: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel vnd auff Erden / etc. Der Vater hat dem Sohn alles in seine Hand gegeben / vnd auch jhm alles vnter seine Füsse gethan vnd vnterworffen. Nu haben wir eine gewisse Regel / derer sich die gantze alte Kirche einhelliglich gebrauchet hat / Was die Schrifft zeuget / das Christo gegeben sey in der Zeit / daß Er dasselbige nicht nach seiner Gott- schafft ist / wie denn eine gemeine Regel ist / daß die Wirckung nicht den Naturen in sonderheit / sondern der gantzen Person zugelegt werden. Zum Dritten / ist es noch weit eine andere arth / wenn man von der Erhöhung der Menschlichen Natur in Christo redet / was sie aus vnd durch die Persönliche Vereinigung mit der Gottheit für Kreffte vnd Gewalt vberkommen habe. Vnd zwar der Göttlichen Natur an jhr selbst ist durch die persönliche Vereinigung mit der angenommenen Menschlichen Natur nichts weder abe oder zu gangen / Denn sie ist vnwandelbahr. So hat vnd behelt auch die Menschliche Natur / in Christo / beyde in vnd nach geschehener persönlichen Vereinigung / jhre wesentliche natürliche Eigenschafften / nach welchen Er seinen Brüdern in allem / außgenommen die Sünde / gleich ist / Aber hieüber hat sie aus vnd durch solche persönliche Vereinigung mit der Göttlichen Natur / vnd darnach auch durch die geheime verborgene Exaltation vnd Erhöhung / vnzehliche / vnendliche viel Praerogatiuen / Vorzüge / Krafft vnd Gewalt empfangen / weit vber alles / was genent mag werden / nicht allein in dieser / sondern auch in der zukünfftigen Welt / Derowegen sie denn in dem Ampt vnd Wolthaten Messiae des Heylands jhre thetige krefftige Wirckung hat vnd erweiset / nicht allein nach jren wesentlichen oder natürlichen Eigenschafften / Sondern fürnemlich aus vnd nach den Krefften / die sie aus vnd durch die persönliche Vereinigung vnd Exaltation oder Erhöhung empfangen hat. Es hat aber diese Menschliche Natur in Christo nicht allein erschaffene Gaben vnd Finitas, endlich oder gemessene Qualiteten empfangen / sondern wie die heilige Schrifft zeuget / die gantze Fülle der Gottheit wohnet leibhafftig in Christo. Vnd daher ist sein Fleisch Caro viuifica, ein lebendigmachendes Fleisch / welches gibet das Leben / vnd machet lebendig / Denn der Vater hat dem Sohne gegeben das Leben zu haben in jhm selber / vnd hat jhm auch Macht gegeben / das Gericht zu halten / darumb daß Er des Menschen Sohn ist / Joh. 5. Daher reiniget vns sein Blut von vnsern Sünden. Vnd nach seiner angenommenen Menschlichen Natur / spricht Christus: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel vnd auff Erden / etc. Der Vater hat dem Sohn alles in seine Hand gegeben / vnd auch jhm alles vnter seine Füsse gethan vnd vnterworffen. 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schafft ist / wie denn eine gemeine Regel ist / daß die Wirckung nicht den Naturen in sonderheit / sondern der gantzen Person zugelegt werden.
Zum Dritten / ist es noch weit eine andere arth / wenn man von der Erhöhung der Menschlichen Natur in Christo redet / was sie aus vnd durch die Persönliche Vereinigung mit der Gottheit für Kreffte vnd Gewalt vberkommen habe. Vnd zwar der Göttlichen Natur an jhr selbst ist durch die persönliche Vereinigung mit der angenommenen Menschlichen Natur nichts weder abe oder zu gangen / Denn sie ist vnwandelbahr.
So hat vnd behelt auch die Menschliche Natur / in Christo / beyde in vnd nach geschehener persönlichen Vereinigung / jhre wesentliche natürliche Eigenschafften / nach welchen Er seinen Brüdern in allem / außgenommen die Sünde / gleich ist / Aber hieüber hat sie aus vnd durch solche persönliche Vereinigung mit der Göttlichen Natur / vnd darnach auch durch die geheime verborgene Exaltation vnd Erhöhung / vnzehliche / vnendliche viel Praerogatiuen / Vorzüge / Krafft vnd Gewalt empfangen / weit vber alles / was genent mag werden / nicht allein in dieser / sondern auch in der zukünfftigen Welt / Derowegen sie denn in dem Ampt vnd Wolthaten Messiae des Heylands jhre thetige krefftige Wirckung hat vnd erweiset / nicht allein nach jren wesentlichen oder natürlichen Eigenschafften / Sondern fürnemlich aus vnd nach den Krefften / die sie aus vnd durch die persönliche Vereinigung vnd Exaltation oder Erhöhung empfangen hat.
Es hat aber diese Menschliche Natur in Christo nicht allein erschaffene Gaben vnd Finitas, endlich oder gemessene Qualiteten empfangen / sondern wie die heilige Schrifft zeuget / die gantze Fülle der Gottheit wohnet leibhafftig in Christo. Vnd daher ist sein Fleisch Caro viuifica, ein lebendigmachendes Fleisch / welches gibet das Leben / vnd machet lebendig / Denn der Vater hat dem Sohne gegeben das Leben zu haben in jhm selber / vnd hat jhm auch Macht gegeben / das Gericht zu halten / darumb daß Er des Menschen Sohn ist / Joh. 5. Daher reiniget vns sein Blut von vnsern Sünden. Vnd nach seiner angenommenen Menschlichen Natur / spricht Christus: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel vnd auff Erden / etc. Der Vater hat dem Sohn alles in seine Hand gegeben / vnd auch jhm alles vnter seine Füsse gethan vnd vnterworffen.
Nu haben wir eine gewisse Regel / derer sich die gantze alte Kirche einhelliglich gebrauchet hat / Was die Schrifft zeuget / das Christo gegeben sey in der Zeit / daß Er dasselbige nicht nach seiner Gott-
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Zitationshilfe: | [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/721>, abgerufen am 16.02.2025. |