Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

Bild:
<< vorherige Seite

Gott wil. Wer böses thut / der kan vnd sol verdampt werden / wenn er im bösen verharret. Gleich wie Gott Petrum / Paulum / vnd vns andere Christen / zur Seligkeit versehen hat / Also hat Er auch zuuor verordnet vnd versehen jhre Bekehrung / jhren Christlichen Wandel vnd gute Werck / darinnen sie wandeln / vnd jhren Beruff vnd Glauben bezeugen musten / Ephes. 2.

Wir sollen den tieffen Abgrund Göttlicher Versehung nicht mit Menschlichem Fürwitz handeln / Sondern thun was vns Gott heist vnd befiehlet / Nemlich / dem Euangelio gleuben / Wer jhm gleubet / der ist der Erwehlten einer / Rom. 8. Johan. 8. Wer jhm noch nicht gleubet / der ist entweder nicht aus der Zahl der Außerwehlten / oder aber es ist die Stunde seines Beruffs noch nicht kommen. Wer hie nicht grewlich fallen wil / wie Lucifer / der sol mit den heimlichen Gerichten Gottes vnuerworren bleiben.

Darumb gefellet mir / daß S. Augustinus lib. de bono perseuerantiae, cap. 22. die Prediger warnet / so von der heimlichen Versehung vnd bedachten Raht Göttliches Willens für dem Volck reden wöllen / vnd spricht also: Wenn wir zu der Gemeine Christi oder den Christgleubigen reden / sollen wir nicht sprechen / Das ist durch bedachten Raht Göttliches Willens endlich beschlossen von der Versehung / Daß etliche aus euch aus dem Vnglauben zum Glauben kommen sind / da jhr habt angefangen zu wöllen gehorsam seyn / Denn wenn wir sagen / Etliche aus euch / so scheinets / als thun wir andern vnrecht / vnd schliessen sie aus von der Seligkeit / Sondern also sollen wir für der Christenheit reden / Das ist durch bedachten Raht Göttliches Willens beschlossen von der Versehung / daß jhr aus dem Vnglauben seyd zum Glauben kommen / da jhr den Willen gehorsam zu seyn von GOtt empfangen habet / Vnd daß jhr auch empfahet die Gnade zu beharren / vnd im Glauben bleibet / (das ist) Gott hat euch den Glauben an Christum / vnd guten Willen gegeben / vnd gibt euch auch die Gnade / daß jhr bis ans Ende im Glauben verharret.

Desselbigen gleichen sol man auch nicht also reden für dem hauffen / Daß die andern / so in Sündlichen Lüsten verharren / darumb noch nicht sind auff gestanden / weil sich GOTT durch die hülffe der Gnade noch nicht vber sie erbarmet hat / sie auffzurichten / Denn aus solchen worten möcht man meynen / daß wir etlichen vnter dem hauffen die Gnade der Busse versagten. Sondern also sol man für dem Volck reden: Welche noch in Lüsten der verdamlichen Sünde beharren / die sollen die heilsame Straffe oder Züchtigung Gottes ergreiffen / Welche aber nicht also sind / sollen nicht sich erheben vnd ver-

Gott wil. Wer böses thut / der kan vnd sol verdampt werden / wenn er im bösen verharret. Gleich wie Gott Petrum / Paulum / vnd vns andere Christen / zur Seligkeit versehen hat / Also hat Er auch zuuor verordnet vnd versehen jhre Bekehrung / jhren Christlichen Wandel vnd gute Werck / darinnen sie wandeln / vnd jhren Beruff vnd Glauben bezeugen musten / Ephes. 2.

Wir sollen den tieffen Abgrund Göttlicher Versehung nicht mit Menschlichem Fürwitz handeln / Sondern thun was vns Gott heist vnd befiehlet / Nemlich / dem Euangelio gleuben / Wer jhm gleubet / der ist der Erwehlten einer / Rom. 8. Johan. 8. Wer jhm noch nicht gleubet / der ist entweder nicht aus der Zahl der Außerwehlten / oder aber es ist die Stunde seines Beruffs noch nicht kommen. Wer hie nicht grewlich fallen wil / wie Lucifer / der sol mit den heimlichen Gerichten Gottes vnuerworren bleiben.

Darumb gefellet mir / daß S. Augustinus lib. de bono perseuerantiae, cap. 22. die Prediger warnet / so von der heimlichen Versehung vnd bedachten Raht Göttliches Willens für dem Volck reden wöllen / vnd spricht also: Wenn wir zu der Gemeine Christi oder den Christgleubigen redẽ / sollen wir nicht sprechen / Das ist durch bedachten Raht Göttliches Willens endlich beschlossen von der Versehung / Daß etliche aus euch aus dem Vnglauben zum Glauben kommen sind / da jhr habt angefangen zu wöllen gehorsam seyn / Denn wenn wir sagen / Etliche aus euch / so scheinets / als thun wir andern vnrecht / vnd schliessen sie aus von der Seligkeit / Sondern also sollen wir für der Christenheit reden / Das ist durch bedachten Raht Göttliches Willens beschlossen von der Versehung / daß jhr aus dem Vnglauben seyd zum Glauben kommen / da jhr den Willen gehorsam zu seyn von GOtt empfangen habet / Vnd daß jhr auch empfahet die Gnade zu beharren / vnd im Glauben bleibet / (das ist) Gott hat euch den Glauben an Christum / vnd guten Willen gegeben / vnd gibt euch auch die Gnade / daß jhr bis ans Ende im Glauben verharret.

Desselbigen gleichen sol man auch nicht also reden für dem hauffen / Daß die andern / so in Sündlichen Lüsten verharren / darumb noch nicht sind auff gestanden / weil sich GOTT durch die hülffe der Gnade noch nicht vber sie erbarmet hat / sie auffzurichten / Denn aus solchen worten möcht man meynen / daß wir etlichen vnter dem hauffen die Gnade der Busse versagten. Sondern also sol man für dem Volck reden: Welche noch in Lüsten der verdamlichen Sünde beharren / die sollen die heilsame Straffe oder Züchtigung Gottes ergreiffen / Welche aber nicht also sind / sollen nicht sich erheben vnd ver-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0691" n="23"/>
Gott                      wil. Wer böses thut / der kan vnd sol verdampt werden / wenn er im bösen                      verharret. Gleich wie Gott Petrum / Paulum / vnd vns andere Christen / zur                      Seligkeit versehen hat / Also hat Er auch zuuor verordnet vnd versehen jhre                      Bekehrung / jhren Christlichen Wandel vnd gute Werck / darinnen sie wandeln /                      vnd jhren Beruff vnd Glauben bezeugen musten / Ephes. 2.</p>
        <p>Wir sollen den tieffen Abgrund Göttlicher Versehung nicht mit Menschlichem                      Fürwitz handeln / Sondern thun was vns Gott heist vnd befiehlet / Nemlich / dem                      Euangelio gleuben / Wer jhm gleubet / der ist der Erwehlten einer / Rom. 8.                      Johan. 8. Wer jhm noch nicht gleubet / der ist entweder nicht aus der Zahl der                      Außerwehlten / oder aber es ist die Stunde seines Beruffs noch nicht kommen. Wer                      hie nicht grewlich fallen wil / wie Lucifer / der sol mit den heimlichen                      Gerichten Gottes vnuerworren bleiben.</p>
        <p>Darumb gefellet mir / daß <hi rendition="#i">S. Augustinus lib. de bono                          perseuerantiae, cap. 22.</hi> die Prediger warnet / so von der heimlichen                      Versehung vnd bedachten Raht Göttliches Willens für dem Volck reden wöllen / vnd                      spricht also: Wenn wir zu der Gemeine Christi oder den Christgleubigen rede&#x0303; / sollen wir nicht sprechen / Das ist durch bedachten Raht                      Göttliches Willens endlich beschlossen von der Versehung / Daß etliche aus euch                      aus dem Vnglauben zum Glauben kommen sind / da jhr habt angefangen zu wöllen                      gehorsam seyn / Denn wenn wir sagen / Etliche aus euch / so scheinets / als thun                      wir andern vnrecht / vnd schliessen sie aus von der Seligkeit / Sondern also                      sollen wir für der Christenheit reden / Das ist durch bedachten Raht Göttliches                      Willens beschlossen von der Versehung / daß jhr aus dem Vnglauben seyd zum                      Glauben kommen / da jhr den Willen gehorsam zu seyn von GOtt empfangen habet /                      Vnd daß jhr auch empfahet die Gnade zu beharren / vnd im Glauben bleibet / (das                      ist) Gott hat euch den Glauben an Christum / vnd guten Willen gegeben / vnd gibt                      euch auch die Gnade / daß jhr bis ans Ende im Glauben verharret.</p>
        <p>Desselbigen gleichen sol man auch nicht also reden für dem hauffen / Daß die                      andern / so in Sündlichen Lüsten verharren / darumb noch nicht sind auff                      gestanden / weil sich GOTT durch die hülffe der Gnade noch nicht vber sie                      erbarmet hat / sie auffzurichten / Denn aus solchen worten möcht man meynen /                      daß wir etlichen vnter dem hauffen die Gnade der Busse versagten. Sondern also                      sol man für dem Volck reden: Welche noch in Lüsten der verdamlichen Sünde                      beharren / die sollen die heilsame Straffe oder Züchtigung Gottes ergreiffen /                      Welche aber nicht also sind / sollen nicht sich erheben vnd ver-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[23/0691] Gott wil. Wer böses thut / der kan vnd sol verdampt werden / wenn er im bösen verharret. Gleich wie Gott Petrum / Paulum / vnd vns andere Christen / zur Seligkeit versehen hat / Also hat Er auch zuuor verordnet vnd versehen jhre Bekehrung / jhren Christlichen Wandel vnd gute Werck / darinnen sie wandeln / vnd jhren Beruff vnd Glauben bezeugen musten / Ephes. 2. Wir sollen den tieffen Abgrund Göttlicher Versehung nicht mit Menschlichem Fürwitz handeln / Sondern thun was vns Gott heist vnd befiehlet / Nemlich / dem Euangelio gleuben / Wer jhm gleubet / der ist der Erwehlten einer / Rom. 8. Johan. 8. Wer jhm noch nicht gleubet / der ist entweder nicht aus der Zahl der Außerwehlten / oder aber es ist die Stunde seines Beruffs noch nicht kommen. Wer hie nicht grewlich fallen wil / wie Lucifer / der sol mit den heimlichen Gerichten Gottes vnuerworren bleiben. Darumb gefellet mir / daß S. Augustinus lib. de bono perseuerantiae, cap. 22. die Prediger warnet / so von der heimlichen Versehung vnd bedachten Raht Göttliches Willens für dem Volck reden wöllen / vnd spricht also: Wenn wir zu der Gemeine Christi oder den Christgleubigen redẽ / sollen wir nicht sprechen / Das ist durch bedachten Raht Göttliches Willens endlich beschlossen von der Versehung / Daß etliche aus euch aus dem Vnglauben zum Glauben kommen sind / da jhr habt angefangen zu wöllen gehorsam seyn / Denn wenn wir sagen / Etliche aus euch / so scheinets / als thun wir andern vnrecht / vnd schliessen sie aus von der Seligkeit / Sondern also sollen wir für der Christenheit reden / Das ist durch bedachten Raht Göttliches Willens beschlossen von der Versehung / daß jhr aus dem Vnglauben seyd zum Glauben kommen / da jhr den Willen gehorsam zu seyn von GOtt empfangen habet / Vnd daß jhr auch empfahet die Gnade zu beharren / vnd im Glauben bleibet / (das ist) Gott hat euch den Glauben an Christum / vnd guten Willen gegeben / vnd gibt euch auch die Gnade / daß jhr bis ans Ende im Glauben verharret. Desselbigen gleichen sol man auch nicht also reden für dem hauffen / Daß die andern / so in Sündlichen Lüsten verharren / darumb noch nicht sind auff gestanden / weil sich GOTT durch die hülffe der Gnade noch nicht vber sie erbarmet hat / sie auffzurichten / Denn aus solchen worten möcht man meynen / daß wir etlichen vnter dem hauffen die Gnade der Busse versagten. Sondern also sol man für dem Volck reden: Welche noch in Lüsten der verdamlichen Sünde beharren / die sollen die heilsame Straffe oder Züchtigung Gottes ergreiffen / Welche aber nicht also sind / sollen nicht sich erheben vnd ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/691
Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/691>, abgerufen am 21.11.2024.