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[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

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nach der Gnade Christi / denselbigen ist ein einige Absolutio aus dem Euangelio / vber jhre Sünde gesprochen / thewrer vnd lieber / denn alles Geld vnd Gut der gantzen Welt. Daher spricht Christus Matth. 11. Den Armen wird das Euangelium verkündiget / das ist / Denen / die erschrockene vnd blöde Gewissen haben / von wegen der Sünde / vnd sind zerschlagene vnd gedemütigte Hertzen. Das sind die rechten Schüler vnd Zuhörer des Euangelij / Denn jnen das Euangelium verkündiget vergebung der Sünden durch Christum. So begehren sie nichts hertzlicher / denn Vergebung der Sünden / auff daß sie mögen gerecht werden. Also spricht Er auch Matth. 9. Ich bin kommen zu ruffen den Sündern / vnd nicht den Gerechten.

Dis alles magstu kürtzer fassen / auff diese weise:

Erkenne / berewe vnd bekenne deine Sünde von Hertzen / gleube aber auch dabey / daß JEsus Christus Gottes vnbeflecktes Lamb / auch diese deine Sünde getragen vnd gebüsset habe / bezeuge auch deine inwendige Busse mit besserung deines Lebens. Das ist die rechte Euangelische Busse. Rew vnd Leid ohne Glauben hilfft nicht / Glaube ohne rew vnd leid ist kein rechter Christlicher Glaube / Rew vnd Glaube müssen beyeinander seyn. Darumb merck fleissig frommer Christ / Welcher Mensch nicht zum ersten seine eigene manchfeltige Sünde / vnd daneben auch die lautere Gnade Gottes in Christo vnserm HERRN warhafftiglich / ohne Gleißnerey kennet vnd gleubet / der steckt warlich noch in seinen Sünden vnd Vnbußfertigkeit / vnd ist kein Christ / wenn er schon sonst viel vom Euangelio reden vnd schreiben kan.

Die Einfeltigen hören jetzt zu dieser zeit viel Predigt vom Glauben / aber an etlichen örten allzu wenig von der Busse / vnd lassen sich also düncken / sie gleuben recht / so doch in der Warheit niemand recht gleubet / er habe denn auch zuuor Rewe vber seine Sünde.

II. Wie man recht reden sol vom Glauben / Wercken vnd Verdienst.

ES treget sich offt zu / ob gleich ein Pfarrherr oder Prediger etwas anders aus der Schrifft zu handeln hat / daß er dennoch zufeilig vom Glauben vnd guten Wercken etwas sagen muß. Da solt er allezeit sich fürsehen / daß er nicht kurtz vnd stumpff ab-

nach der Gnade Christi / denselbigen ist ein einige Absolutio aus dem Euangelio / vber jhre Sünde gesprochen / thewrer vnd lieber / denn alles Geld vnd Gut der gantzen Welt. Daher spricht Christus Matth. 11. Den Armen wird das Euangelium verkündiget / das ist / Denen / die erschrockene vnd blöde Gewissen haben / von wegen der Sünde / vnd sind zerschlagene vnd gedemütigte Hertzen. Das sind die rechten Schüler vnd Zuhörer des Euangelij / Denn jnen das Euangelium verkündiget vergebung der Sünden durch Christum. So begehren sie nichts hertzlicher / denn Vergebung der Sünden / auff daß sie mögen gerecht werden. Also spricht Er auch Matth. 9. Ich bin kommen zu ruffen den Sündern / vnd nicht den Gerechten.

Dis alles magstu kürtzer fassen / auff diese weise:

Erkenne / berewe vnd bekenne deine Sünde von Hertzen / gleube aber auch dabey / daß JEsus Christus Gottes vnbeflecktes Lamb / auch diese deine Sünde getragen vnd gebüsset habe / bezeuge auch deine inwendige Busse mit besserung deines Lebens. Das ist die rechte Euangelische Busse. Rew vnd Leid ohne Glauben hilfft nicht / Glaube ohne rew vnd leid ist kein rechter Christlicher Glaube / Rew vnd Glaube müssen beyeinander seyn. Darumb merck fleissig frommer Christ / Welcher Mensch nicht zum ersten seine eigene manchfeltige Sünde / vnd daneben auch die lautere Gnade Gottes in Christo vnserm HERRN warhafftiglich / ohne Gleißnerey kennet vnd gleubet / der steckt warlich noch in seinen Sünden vnd Vnbußfertigkeit / vnd ist kein Christ / wenn er schon sonst viel vom Euangelio reden vnd schreiben kan.

Die Einfeltigen hören jetzt zu dieser zeit viel Predigt vom Glauben / aber an etlichen örten allzu wenig von der Busse / vnd lassen sich also düncken / sie gleuben recht / so doch in der Warheit niemand recht gleubet / er habe denn auch zuuor Rewe vber seine Sünde.

II. Wie man recht reden sol vom Glauben / Wercken vnd Verdienst.

ES treget sich offt zu / ob gleich ein Pfarrherr oder Prediger etwas anders aus der Schrifft zu handeln hat / daß er dennoch zufeilig vom Glauben vnd guten Wercken etwas sagen muß. Da solt er allezeit sich fürsehen / daß er nicht kurtz vnd stumpff ab-

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[12/0680] nach der Gnade Christi / denselbigen ist ein einige Absolutio aus dem Euangelio / vber jhre Sünde gesprochen / thewrer vnd lieber / denn alles Geld vnd Gut der gantzen Welt. Daher spricht Christus Matth. 11. Den Armen wird das Euangelium verkündiget / das ist / Denen / die erschrockene vnd blöde Gewissen haben / von wegen der Sünde / vnd sind zerschlagene vnd gedemütigte Hertzen. Das sind die rechten Schüler vnd Zuhörer des Euangelij / Denn jnen das Euangelium verkündiget vergebung der Sünden durch Christum. So begehren sie nichts hertzlicher / denn Vergebung der Sünden / auff daß sie mögen gerecht werden. Also spricht Er auch Matth. 9. Ich bin kommen zu ruffen den Sündern / vnd nicht den Gerechten. Dis alles magstu kürtzer fassen / auff diese weise: Erkenne / berewe vnd bekenne deine Sünde von Hertzen / gleube aber auch dabey / daß JEsus Christus Gottes vnbeflecktes Lamb / auch diese deine Sünde getragen vnd gebüsset habe / bezeuge auch deine inwendige Busse mit besserung deines Lebens. Das ist die rechte Euangelische Busse. Rew vnd Leid ohne Glauben hilfft nicht / Glaube ohne rew vnd leid ist kein rechter Christlicher Glaube / Rew vnd Glaube müssen beyeinander seyn. Darumb merck fleissig frommer Christ / Welcher Mensch nicht zum ersten seine eigene manchfeltige Sünde / vnd daneben auch die lautere Gnade Gottes in Christo vnserm HERRN warhafftiglich / ohne Gleißnerey kennet vnd gleubet / der steckt warlich noch in seinen Sünden vnd Vnbußfertigkeit / vnd ist kein Christ / wenn er schon sonst viel vom Euangelio reden vnd schreiben kan. Die Einfeltigen hören jetzt zu dieser zeit viel Predigt vom Glauben / aber an etlichen örten allzu wenig von der Busse / vnd lassen sich also düncken / sie gleuben recht / so doch in der Warheit niemand recht gleubet / er habe denn auch zuuor Rewe vber seine Sünde. II. Wie man recht reden sol vom Glauben / Wercken vnd Verdienst. ES treget sich offt zu / ob gleich ein Pfarrherr oder Prediger etwas anders aus der Schrifft zu handeln hat / daß er dennoch zufeilig vom Glauben vnd guten Wercken etwas sagen muß. Da solt er allezeit sich fürsehen / daß er nicht kurtz vnd stumpff ab-

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Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
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Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/680>, abgerufen am 22.11.2024.