[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.Euangelij / Jesus Christus ist in diese Welt kommen / nicht daß Er die Welt verdamme / Sondern daß er die Sünder selig mache / Johan. 3. 1. Timoth. 1. So du nun Christum mit dem Glauben ergreiffest / als deinen einigen Gerecht vnd Seligmacher / der nicht alleine S. Petri oder S. Pauli / Sondern auch deine Sünde tilget / So wirstu alßdenn getröstet / vnd erkennest die Gnade Gottes recht / vnd hast also rechte Busse / aus welcher ohne zweiffel hernach folgen werden rechtschaffene Früchte der Busse / das ist / Besserung des Lebens / vnd gute Werck. Diese Ordnung in der rechten Busse lehren die Euangelisten selbs Marci 1. Thut Busse / vnd gleubet dem Euangelio. Dis ist die Predigt des grossen Vorlauffers Christi S. Johannis / als solt er hiemit sagen / Für allen dingen erkennet ewre Sünde / hasset vnd fliehet dieselbigen / vnd kehret euch von ewrem bösen wesen / vnd denn gleubet / daß euch die Sünde vergeben werden / vmb Christi JEsu willen / wie euch das Euangelium Vergebung der Sünden im Nahmen Jesu Christi verkündiget. Also hastu hie zum ersten die Rewe / vnd Furcht oder schrecken für Gott / welches ist das erste Stück der Busse. Zum andern / hastu den Glauben des Euangelij / welchs ist das andere Stück / das Judas der Verrheter nicht gehabt hat / darumb er auch verzweiffelt / als der der rechten Busse gefehlet hat. Hie siehestu auch / daß kein rechter Glaube in einem Menschen seyn kan / wo nicht zuuor Busse oder Rew vnd Leid da ist. Denn wie kan der Mensch an Christum gleuben (als der jhn Gerecht machen sol) oder sein begehren / der seine Vngerechtigkeit noch nicht erkennet / oder je nicht achtet. Des nim ein Exempel / Wo einer tödlich kranck ligt / vnd doch seine Kranckheit nicht kennet / noch achten wolte / der muß gewißlich auch beyde den Artzt vnd alle Artzney verachten. Also ist die Sünde eine tödliche Seuche / der Krancke ist der Sünder / der Artzt ist Christus / die Artzney ist die Gnade Christi / Darumb können solche verheissene vnd angebotene Gnade nicht begeren / die verstockte oder vnbußfertige Sünder sind / das ist / die kein Rew noch Leid von wegen jrer Sünde haben / sondern sich derselbigen noch frewen vnd rhümen. Dergleichen begehren jhr auch nicht die Heuchler / die sich für gerecht halten ohne die Gnade Christi. Aber solche Sünder / so jhre Sünde erkennen / vnd zittern für dem schrecklichen Gerichte Gottes / vnd in jhrem Gewissen Gottes Zorn fühlen / daß sie den ewigen Tod verdienet haben / dieselbigen seufftzen mit grossem sehnen vnd verlangen Euangelij / Jesus Christus ist in diese Welt kommen / nicht daß Er die Welt verdamme / Sondern daß er die Sünder selig mache / Johan. 3. 1. Timoth. 1. So du nun Christum mit dem Glauben ergreiffest / als deinen einigen Gerecht vnd Seligmacher / der nicht alleine S. Petri oder S. Pauli / Sondern auch deine Sünde tilget / So wirstu alßdenn getröstet / vnd erkennest die Gnade Gottes recht / vnd hast also rechte Busse / aus welcher ohne zweiffel hernach folgen werden rechtschaffene Früchte der Busse / das ist / Besserung des Lebens / vnd gute Werck. Diese Ordnung in der rechten Busse lehren die Euangelisten selbs Marci 1. Thut Busse / vnd gleubet dem Euangelio. Dis ist die Predigt des grossen Vorlauffers Christi S. Johannis / als solt er hiemit sagen / Für allen dingen erkennet ewre Sünde / hasset vnd fliehet dieselbigen / vnd kehret euch von ewrem bösen wesen / vnd denn gleubet / daß euch die Sünde vergeben werden / vmb Christi JEsu willen / wie euch das Euangelium Vergebung der Sünden im Nahmen Jesu Christi verkündiget. Also hastu hie zum ersten die Rewe / vnd Furcht oder schrecken für Gott / welches ist das erste Stück der Busse. Zum andern / hastu den Glauben des Euangelij / welchs ist das andere Stück / das Judas der Verrheter nicht gehabt hat / darumb er auch verzweiffelt / als der der rechten Busse gefehlet hat. Hie siehestu auch / daß kein rechter Glaube in einem Menschen seyn kan / wo nicht zuuor Busse oder Rew vnd Leid da ist. Denn wie kan der Mensch an Christum gleuben (als der jhn Gerecht machen sol) oder sein begehren / der seine Vngerechtigkeit noch nicht erkennet / oder je nicht achtet. Des nim ein Exempel / Wo einer tödlich kranck ligt / vnd doch seine Kranckheit nicht kennet / noch achten wolte / der muß gewißlich auch beyde den Artzt vnd alle Artzney verachten. Also ist die Sünde eine tödliche Seuche / der Krancke ist der Sünder / der Artzt ist Christus / die Artzney ist die Gnade Christi / Darumb können solche verheissene vnd angebotene Gnade nicht begeren / die verstockte oder vnbußfertige Sünder sind / das ist / die kein Rew noch Leid von wegen jrer Sünde haben / sondern sich derselbigen noch frewen vnd rhümen. Dergleichen begehren jhr auch nicht die Heuchler / die sich für gerecht halten ohne die Gnade Christi. 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Dis ist die Predigt des grossen Vorlauffers Christi S. Johannis / als solt er hiemit sagen / Für allen dingen erkennet ewre Sünde / hasset vnd fliehet dieselbigen / vnd kehret euch von ewrem bösen wesen / vnd denn gleubet / daß euch die Sünde vergeben werden / vmb Christi JEsu willen / wie euch das Euangelium Vergebung der Sünden im Nahmen Jesu Christi verkündiget.</p> <p>Also hastu hie zum ersten die Rewe / vnd Furcht oder schrecken für Gott / welches ist das erste Stück der Busse. Zum andern / hastu den Glauben des Euangelij / welchs ist das andere Stück / das Judas der Verrheter nicht gehabt hat / darumb er auch verzweiffelt / als der der rechten Busse gefehlet hat.</p> <p>Hie siehestu auch / daß kein rechter Glaube in einem Menschen seyn kan / wo nicht zuuor Busse oder Rew vnd Leid da ist. Denn wie kan der Mensch an Christum gleuben (als der jhn Gerecht machen sol) oder sein begehren / der seine Vngerechtigkeit noch nicht erkennet / oder je nicht achtet.</p> <p>Des nim ein Exempel / Wo einer tödlich kranck ligt / vnd doch seine Kranckheit nicht kennet / noch achten wolte / der muß gewißlich auch beyde den Artzt vnd alle Artzney verachten. Also ist die Sünde eine tödliche Seuche / der Krancke ist der Sünder / der Artzt ist Christus / die Artzney ist die Gnade Christi / Darumb können solche verheissene vnd angebotene Gnade nicht begeren / die verstockte oder vnbußfertige Sünder sind / das ist / die kein Rew noch Leid von wegen jrer Sünde haben / sondern sich derselbigen noch frewen vnd rhümen. Dergleichen begehren jhr auch nicht die Heuchler / die sich für gerecht halten ohne die Gnade Christi. Aber solche Sünder / so jhre Sünde erkennen / vnd zittern für dem schrecklichen Gerichte Gottes / vnd in jhrem Gewissen Gottes Zorn fühlen / daß sie den ewigen Tod verdienet haben / dieselbigen seufftzen mit grossem sehnen vnd verlangen </p> </div> </body> </text> </TEI> [11/0679]
Euangelij / Jesus Christus ist in diese Welt kommen / nicht daß Er die Welt verdamme / Sondern daß er die Sünder selig mache / Johan. 3. 1. Timoth. 1. So du nun Christum mit dem Glauben ergreiffest / als deinen einigen Gerecht vnd Seligmacher / der nicht alleine S. Petri oder S. Pauli / Sondern auch deine Sünde tilget / So wirstu alßdenn getröstet / vnd erkennest die Gnade Gottes recht / vnd hast also rechte Busse / aus welcher ohne zweiffel hernach folgen werden rechtschaffene Früchte der Busse / das ist / Besserung des Lebens / vnd gute Werck.
Diese Ordnung in der rechten Busse lehren die Euangelisten selbs Marci 1. Thut Busse / vnd gleubet dem Euangelio. Dis ist die Predigt des grossen Vorlauffers Christi S. Johannis / als solt er hiemit sagen / Für allen dingen erkennet ewre Sünde / hasset vnd fliehet dieselbigen / vnd kehret euch von ewrem bösen wesen / vnd denn gleubet / daß euch die Sünde vergeben werden / vmb Christi JEsu willen / wie euch das Euangelium Vergebung der Sünden im Nahmen Jesu Christi verkündiget.
Also hastu hie zum ersten die Rewe / vnd Furcht oder schrecken für Gott / welches ist das erste Stück der Busse. Zum andern / hastu den Glauben des Euangelij / welchs ist das andere Stück / das Judas der Verrheter nicht gehabt hat / darumb er auch verzweiffelt / als der der rechten Busse gefehlet hat.
Hie siehestu auch / daß kein rechter Glaube in einem Menschen seyn kan / wo nicht zuuor Busse oder Rew vnd Leid da ist. Denn wie kan der Mensch an Christum gleuben (als der jhn Gerecht machen sol) oder sein begehren / der seine Vngerechtigkeit noch nicht erkennet / oder je nicht achtet.
Des nim ein Exempel / Wo einer tödlich kranck ligt / vnd doch seine Kranckheit nicht kennet / noch achten wolte / der muß gewißlich auch beyde den Artzt vnd alle Artzney verachten. Also ist die Sünde eine tödliche Seuche / der Krancke ist der Sünder / der Artzt ist Christus / die Artzney ist die Gnade Christi / Darumb können solche verheissene vnd angebotene Gnade nicht begeren / die verstockte oder vnbußfertige Sünder sind / das ist / die kein Rew noch Leid von wegen jrer Sünde haben / sondern sich derselbigen noch frewen vnd rhümen. Dergleichen begehren jhr auch nicht die Heuchler / die sich für gerecht halten ohne die Gnade Christi. Aber solche Sünder / so jhre Sünde erkennen / vnd zittern für dem schrecklichen Gerichte Gottes / vnd in jhrem Gewissen Gottes Zorn fühlen / daß sie den ewigen Tod verdienet haben / dieselbigen seufftzen mit grossem sehnen vnd verlangen
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Zitationshilfe: | [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/679>, abgerufen am 16.02.2025. |