[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.damit doch viel Sachen vnd Leuten geholffen würde. Nicht daß wirs bedürffen / Denn vnser Kirchen sind nu durch Gottes Gnaden mit dem reinen Wort / vnd rechtem Brauch der Sacrament / mit Erkentniß allerley Stenden vnd rechten Wercken also erleucht vnd beschickt / daß wir vnsert halben nach keinem Concilio fragen / vnd in solchen stücken vom Concilio nichts bessers zu hoffen noch zu gewarten wissen. Sondern da sehen wir in den Bisthumen allenthalben viel Pfarren ledig vnd wüst / daß einem das Hertz möcht brechen. Vnd fragen doch weder Bischoffe noch Thumherrn darnach / wie die armen Leute leben oder sterben / für welche doch Christus ist gestorben / vnd sollen denselben nicht hören mit jhnen reden / als den rechten Hirten mit seinen Schaffen. Daß mir grawet vnd bange ist / Er möchte einmal ein Engel Concilium lassen gehen vber Teutschland / das vns alle in Grund verderbet / wie Sodom vnd Gomorra / weil wir sein so freuenlich mit dem Concilio spotten. Vber solche nötige Kirchensache weren auch in Weltlichem Stande vnzehliche grosse stücke zu bessern / Da ist Vneinigkeit der Fürsten vnd Stende / Wucher vnd Geitz / sind wie eine Sündfluth eingerissen / vnd eytel Recht worden / Muthwill / Vnzucht / Vbermuth mit kleiden / fressen / spielen / prangen / mit allerley vntugend vnd Boßheit / Vngehorsam der Vnterthanen / Gesinde vnd Arbeiter / aller Handwerck / auch der Bawren vbersetzung / (vnd wer kans alles erzehlen?) haben also vberhand genommen / daß mans mit zehen Concilijs, vnd zwantzig Reichstagen nit wider wird zu recht bringen. Wenn man solche Heuptstück des Geistlichen vnd Weltlichen Standes / die wieder Gott sind / im Concilio wür- damit doch viel Sachen vnd Leuten geholffen würde. Nicht daß wirs bedürffen / Denn vnser Kirchen sind nu durch Gottes Gnaden mit dem reinen Wort / vnd rechtem Brauch der Sacrament / mit Erkentniß allerley Stenden vnd rechten Wercken also erleucht vnd beschickt / daß wir vnsert halben nach keinem Concilio fragen / vnd in solchen stücken vom Concilio nichts bessers zu hoffen noch zu gewarten wissen. Sondern da sehen wir in den Bisthumen allenthalben viel Pfarren ledig vnd wüst / daß einem das Hertz möcht brechen. Vnd fragẽ doch weder Bischoffe noch Thumherrn darnach / wie die armen Leute leben oder sterben / für welche doch Christus ist gestorben / vnd sollen denselben nicht hören mit jhnen reden / als den rechten Hirten mit seinen Schaffen. Daß mir grawet vnd bange ist / Er möchte einmal ein Engel Concilium lassen gehen vber Teutschland / das vns alle in Grund verderbet / wie Sodom vnd Gomorra / weil wir sein so freuenlich mit dem Concilio spotten. Vber solche nötige Kirchensache weren auch in Weltlichem Stande vnzehliche grosse stücke zu bessern / Da ist Vneinigkeit der Fürsten vnd Stende / Wucher vnd Geitz / sind wie eine Sündfluth eingerissen / vnd eytel Recht worden / Muthwill / Vnzucht / Vbermuth mit kleiden / fressen / spielen / prangen / mit allerley vntugend vnd Boßheit / Vngehorsam der Vnterthanen / Gesinde vnd Arbeiter / aller Handwerck / auch der Bawren vbersetzung / (vnd wer kans alles erzehlen?) haben also vberhand genommen / daß mans mit zehen Concilijs, vnd zwantzig Reichstagen nit wider wird zu recht bringen. Weñ man solche Heuptstück des Geistlichen vnd Weltlichen Standes / die wieder Gott sind / im Concilio wür- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0612"/> damit doch viel Sachen vnd Leuten geholffen würde. Nicht daß wirs bedürffen / Denn vnser Kirchen sind nu durch Gottes Gnaden mit dem reinen Wort / vnd rechtem Brauch der Sacrament / mit Erkentniß allerley Stenden vnd rechten Wercken also erleucht vnd beschickt / daß wir vnsert halben nach keinem Concilio fragen / vnd in solchen stücken vom Concilio nichts bessers zu hoffen noch zu gewarten wissen. Sondern da sehen wir in den Bisthumen allenthalben viel Pfarren ledig vnd wüst / daß einem das Hertz möcht brechen. Vnd fragẽ doch weder Bischoffe noch Thumherrn darnach / wie die armen Leute leben oder sterben / für welche doch Christus ist gestorben / vnd sollen denselben nicht hören mit jhnen reden / als den rechten Hirten mit seinen Schaffen. Daß mir grawet vnd bange ist / Er möchte einmal ein Engel Concilium lassen gehen vber Teutschland / das vns alle in Grund verderbet / wie Sodom vnd Gomorra / weil wir sein so freuenlich mit dem Concilio spotten.</p> <p>Vber solche nötige Kirchensache weren auch in Weltlichem Stande vnzehliche grosse stücke zu bessern / Da ist Vneinigkeit der Fürsten vnd Stende / Wucher vnd Geitz / sind wie eine Sündfluth eingerissen / vnd eytel Recht worden / Muthwill / Vnzucht / Vbermuth mit kleiden / fressen / spielen / prangen / mit allerley vntugend vnd Boßheit / Vngehorsam der Vnterthanen / Gesinde vnd Arbeiter / aller Handwerck / auch der Bawren vbersetzung / (vnd wer kans alles erzehlen?) haben also vberhand genommen / daß mans mit zehen Concilijs, vnd zwantzig Reichstagen nit wider wird zu recht bringen. Weñ man solche Heuptstück des Geistlichen vnd Weltlichen Standes / die wieder Gott sind / im Concilio wür- </p> </div> </body> </text> </TEI> [0612]
damit doch viel Sachen vnd Leuten geholffen würde. Nicht daß wirs bedürffen / Denn vnser Kirchen sind nu durch Gottes Gnaden mit dem reinen Wort / vnd rechtem Brauch der Sacrament / mit Erkentniß allerley Stenden vnd rechten Wercken also erleucht vnd beschickt / daß wir vnsert halben nach keinem Concilio fragen / vnd in solchen stücken vom Concilio nichts bessers zu hoffen noch zu gewarten wissen. Sondern da sehen wir in den Bisthumen allenthalben viel Pfarren ledig vnd wüst / daß einem das Hertz möcht brechen. Vnd fragẽ doch weder Bischoffe noch Thumherrn darnach / wie die armen Leute leben oder sterben / für welche doch Christus ist gestorben / vnd sollen denselben nicht hören mit jhnen reden / als den rechten Hirten mit seinen Schaffen. Daß mir grawet vnd bange ist / Er möchte einmal ein Engel Concilium lassen gehen vber Teutschland / das vns alle in Grund verderbet / wie Sodom vnd Gomorra / weil wir sein so freuenlich mit dem Concilio spotten.
Vber solche nötige Kirchensache weren auch in Weltlichem Stande vnzehliche grosse stücke zu bessern / Da ist Vneinigkeit der Fürsten vnd Stende / Wucher vnd Geitz / sind wie eine Sündfluth eingerissen / vnd eytel Recht worden / Muthwill / Vnzucht / Vbermuth mit kleiden / fressen / spielen / prangen / mit allerley vntugend vnd Boßheit / Vngehorsam der Vnterthanen / Gesinde vnd Arbeiter / aller Handwerck / auch der Bawren vbersetzung / (vnd wer kans alles erzehlen?) haben also vberhand genommen / daß mans mit zehen Concilijs, vnd zwantzig Reichstagen nit wider wird zu recht bringen. Weñ man solche Heuptstück des Geistlichen vnd Weltlichen Standes / die wieder Gott sind / im Concilio wür-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/612 |
Zitationshilfe: | [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/612>, abgerufen am 16.07.2024. |