[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.gesagt / die Wiedersacher meynen diese Sache nicht mit ernst / sie spielen vnd schertzen jhres gefallens. Wenn Jungfrawschafft einem jeden müglich were / so dürffts keiner sondern Gottes Gabe / Nu saget der HERR Christus Matth. 19. Es sey ein besonder hohe Gottes Gabe / vnd nicht jederman fasse das Wort / Die andern nun / wil Gott / daß sie sollen brauchen des Ehestands / den Gott hat eingesetzt. Denn Gott wil nicht / daß man sein Geschöpff vnd Ordination verachten sol / so wil Er dennoch / daß dieselbigen auch sollen Keusch seyn / Nemlich / daß sie des Ehestands brauchen / welchen Er / Eheliche Reinigkeit vnd Keuscheit zu erhalten / hat eingesetzt / Wie Er auch wil / daß wir sollen der Speise vnd des Trancks brauchen / die Er vns zu Leibs erhaltung geschaffen hat. Vnd Gerfon der zeigt an / daß viel frommer / grosser Leute gewesen seyn / die durch Leibs rasteien haben wollen Keuscheit halten / vnd haben dennoch nichts geschafft. Darumb sagt auch S. Ambrosius recht: Allein die Jungfrawschafft ist ein solch ding / die man rahten mag / vnd nicht gebieten. Ob jemands hie nu sagen wolt / der HERR Christus lobet die jenigen / die sich selbs verschnitten haben / vmb des Himmelreichs willen / der sol auch bedencken / daß Christus von den jenigen redet / welche die Gabe der Jungfrawschafft haben / denn darumb setzt er dazu / Wer es fassen kan / der fasse es. Denn dem HERRN Christo gefellt solche vnreine Keuscheit nicht / wie in Stifften vnd Klöstern ist. Wir lassen auch rechte Keuschheit ein feine / edel Gottes Gabe seyn / wir reden aber hie dauon / daß solche Gesetz vnd verbot der Ehe vnrecht ist / vnd von denen / die Gottes Gabe nicht haben. Darumb sol es frey seyn / vnd sollen nicht solche Stricke den armen Gewissen angeworffen werden. Zum vierden / so ist auch dasselbige Bapsts Gesetz wieder die Canones, vnd alten Concilien. Denn die alten Canones verbieten nicht die Ehe / sie zureissen auch nicht den Ehestand / wiewol sie die jenigen / so sich zum Ehestand begeben / jhres Geistlichen Ampts entsetzen / das war die zeit nach gelegenheit mehr ein Gnade / denn ein Straffe. Aber die newen Canones, die nicht in den Concilijs, sondern durch die Bäpste gemacht seyn / die verbieten die Ehe / vnd zureissen die iam contracta Matrimonia, &c. So ist nu am Tag / daß solchs wieder die Schrifft / auch wieder Christi Gebot ist / da er sagt: Die Gott zusammen gefüget hat / sol der Mensch nicht scheiden. Die Wiedersacher schreien fast / daß der Celibat oder Keuscheit der Priester geboten sey in den Concilijs. Wir fechten die Concilia deß gesagt / die Wiedersacher meynen diese Sache nicht mit ernst / sie spielen vnd schertzen jhres gefallens. Wenn Jungfrawschafft einem jeden müglich were / so dürffts keiner sondern Gottes Gabe / Nu saget der HERR Christus Matth. 19. Es sey ein besonder hohe Gottes Gabe / vnd nicht jederman fasse das Wort / Die andern nun / wil Gott / daß sie sollen brauchen des Ehestands / den Gott hat eingesetzt. Denn Gott wil nicht / daß man sein Geschöpff vnd Ordination verachten sol / so wil Er dennoch / daß dieselbigen auch sollen Keusch seyn / Nemlich / daß sie des Ehestands brauchen / welchen Er / Eheliche Reinigkeit vnd Keuscheit zu erhalten / hat eingesetzt / Wie Er auch wil / daß wir sollen der Speise vnd des Trancks brauchen / die Er vns zu Leibs erhaltung geschaffen hat. Vnd Gerfon der zeigt an / daß viel from̃er / grosser Leute gewesen seyn / die durch Leibs rasteien haben wollen Keuscheit halten / vnd haben dennoch nichts geschafft. Darumb sagt auch S. Ambrosius recht: Allein die Jungfrawschafft ist ein solch ding / die man rahten mag / vnd nicht gebieten. Ob jemands hie nu sagen wolt / der HERR Christus lobet die jenigen / die sich selbs verschnitten haben / vmb des Himmelreichs willen / der sol auch bedencken / daß Christus von den jenigen redet / welche die Gabe der Jungfrawschafft haben / denn darumb setzt er dazu / Wer es fassen kan / der fasse es. Denn dem HERRN Christo gefellt solche vnreine Keuscheit nicht / wie in Stifften vnd Klöstern ist. Wir lassen auch rechte Keuschheit ein feine / edel Gottes Gabe seyn / wir reden aber hie dauon / daß solche Gesetz vnd verbot der Ehe vnrecht ist / vnd von denen / die Gottes Gabe nicht haben. Darumb sol es frey seyn / vnd sollen nicht solche Stricke den armen Gewissen angeworffen werden. Zum vierden / so ist auch dasselbige Bapsts Gesetz wieder die Canones, vnd alten Concilien. Denn die alten Canones verbieten nicht die Ehe / sie zureissen auch nicht den Ehestand / wiewol sie die jenigen / so sich zum Ehestand begeben / jhres Geistlichen Ampts entsetzen / das war die zeit nach gelegenheit mehr ein Gnade / denn ein Straffe. Aber die newen Canones, die nicht in den Concilijs, sondern durch die Bäpste gemacht seyn / die verbieten die Ehe / vnd zureissen die iam contracta Matrimonia, &c. So ist nu am Tag / daß solchs wieder die Schrifft / auch wieder Christi Gebot ist / da er sagt: Die Gott zusammen gefüget hat / sol der Mensch nicht scheiden. Die Wiedersacher schreien fast / daß der Celibat oder Keuscheit der Priester geboten sey in den Concilijs. Wir fechten die Concilia deß <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0548"/> gesagt / die Wiedersacher meynen diese Sache nicht mit ernst / sie spielen vnd schertzen jhres gefallens. Wenn Jungfrawschafft einem jeden müglich were / so dürffts keiner sondern Gottes Gabe / Nu saget der HERR Christus Matth. 19. Es sey ein besonder hohe Gottes Gabe / vnd nicht jederman fasse das Wort / Die andern nun / wil Gott / daß sie sollen brauchen des Ehestands / den Gott hat eingesetzt. Denn Gott wil nicht / daß man sein Geschöpff vnd Ordination verachten sol / so wil Er dennoch / daß dieselbigen auch sollen Keusch seyn / Nemlich / daß sie des Ehestands brauchen / welchen Er / Eheliche Reinigkeit vnd Keuscheit zu erhalten / hat eingesetzt / Wie Er auch wil / daß wir sollen der Speise vnd des Trancks brauchen / die Er vns zu Leibs erhaltung geschaffen hat.</p> <p>Vnd <hi rendition="#i">Gerfon</hi> der zeigt an / daß viel from̃er / grosser Leute gewesen seyn / die durch Leibs rasteien haben wollen Keuscheit halten / vnd haben dennoch nichts geschafft. Darumb sagt auch <hi rendition="#i">S. Ambrosius</hi> recht: Allein die Jungfrawschafft ist ein solch ding / die man rahten mag / vnd nicht gebieten.</p> <p>Ob jemands hie nu sagen wolt / der HERR Christus lobet die jenigen / die sich selbs verschnitten haben / vmb des Himmelreichs willen / der sol auch bedencken / daß Christus von den jenigen redet / welche die Gabe der Jungfrawschafft haben / denn darumb setzt er dazu / Wer es fassen kan / der fasse es.</p> <p>Denn dem HERRN Christo gefellt solche vnreine Keuscheit nicht / wie in Stifften vnd Klöstern ist. Wir lassen auch rechte Keuschheit ein feine / edel Gottes Gabe seyn / wir reden aber hie dauon / daß solche Gesetz vnd verbot der Ehe vnrecht ist / vnd von denen / die Gottes Gabe nicht haben. Darumb sol es frey seyn / vnd sollen nicht solche Stricke den armen Gewissen angeworffen werden.</p> <p>Zum vierden / so ist auch dasselbige Bapsts Gesetz wieder die <hi rendition="#i">Canones,</hi> vnd alten Concilien. Denn die alten <hi rendition="#i">Canones</hi> verbieten nicht die Ehe / sie zureissen auch nicht den Ehestand / wiewol sie die jenigen / so sich zum Ehestand begeben / jhres Geistlichen Ampts entsetzen / das war die zeit nach gelegenheit mehr ein Gnade / denn ein Straffe. Aber die newen <hi rendition="#i">Canones,</hi> die nicht in den <hi rendition="#i">Concilijs,</hi> sondern durch die Bäpste gemacht seyn / die verbieten die Ehe / vnd zureissen die <hi rendition="#i">iam contracta Matrimonia, &c.</hi> So ist nu am Tag / daß solchs wieder die Schrifft / auch wieder Christi Gebot ist / da er sagt: Die Gott zusammen gefüget hat / sol der Mensch nicht scheiden.</p> <p>Die Wiedersacher schreien fast / daß der Celibat oder Keuscheit der Priester geboten sey in den <hi rendition="#i">Concilijs.</hi> Wir fechten die <hi rendition="#i">Concilia</hi> deß </p> </div> </body> </text> </TEI> [0548]
gesagt / die Wiedersacher meynen diese Sache nicht mit ernst / sie spielen vnd schertzen jhres gefallens. Wenn Jungfrawschafft einem jeden müglich were / so dürffts keiner sondern Gottes Gabe / Nu saget der HERR Christus Matth. 19. Es sey ein besonder hohe Gottes Gabe / vnd nicht jederman fasse das Wort / Die andern nun / wil Gott / daß sie sollen brauchen des Ehestands / den Gott hat eingesetzt. Denn Gott wil nicht / daß man sein Geschöpff vnd Ordination verachten sol / so wil Er dennoch / daß dieselbigen auch sollen Keusch seyn / Nemlich / daß sie des Ehestands brauchen / welchen Er / Eheliche Reinigkeit vnd Keuscheit zu erhalten / hat eingesetzt / Wie Er auch wil / daß wir sollen der Speise vnd des Trancks brauchen / die Er vns zu Leibs erhaltung geschaffen hat.
Vnd Gerfon der zeigt an / daß viel from̃er / grosser Leute gewesen seyn / die durch Leibs rasteien haben wollen Keuscheit halten / vnd haben dennoch nichts geschafft. Darumb sagt auch S. Ambrosius recht: Allein die Jungfrawschafft ist ein solch ding / die man rahten mag / vnd nicht gebieten.
Ob jemands hie nu sagen wolt / der HERR Christus lobet die jenigen / die sich selbs verschnitten haben / vmb des Himmelreichs willen / der sol auch bedencken / daß Christus von den jenigen redet / welche die Gabe der Jungfrawschafft haben / denn darumb setzt er dazu / Wer es fassen kan / der fasse es.
Denn dem HERRN Christo gefellt solche vnreine Keuscheit nicht / wie in Stifften vnd Klöstern ist. Wir lassen auch rechte Keuschheit ein feine / edel Gottes Gabe seyn / wir reden aber hie dauon / daß solche Gesetz vnd verbot der Ehe vnrecht ist / vnd von denen / die Gottes Gabe nicht haben. Darumb sol es frey seyn / vnd sollen nicht solche Stricke den armen Gewissen angeworffen werden.
Zum vierden / so ist auch dasselbige Bapsts Gesetz wieder die Canones, vnd alten Concilien. Denn die alten Canones verbieten nicht die Ehe / sie zureissen auch nicht den Ehestand / wiewol sie die jenigen / so sich zum Ehestand begeben / jhres Geistlichen Ampts entsetzen / das war die zeit nach gelegenheit mehr ein Gnade / denn ein Straffe. Aber die newen Canones, die nicht in den Concilijs, sondern durch die Bäpste gemacht seyn / die verbieten die Ehe / vnd zureissen die iam contracta Matrimonia, &c. So ist nu am Tag / daß solchs wieder die Schrifft / auch wieder Christi Gebot ist / da er sagt: Die Gott zusammen gefüget hat / sol der Mensch nicht scheiden.
Die Wiedersacher schreien fast / daß der Celibat oder Keuscheit der Priester geboten sey in den Concilijs. Wir fechten die Concilia deß
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/548 |
Zitationshilfe: | [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/548>, abgerufen am 30.06.2024. |