[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.von beyderley gestalt abgedrungen / vnd vnschüldig die Leute darumb erwürget haben / sollen sie sich damit trösten / daß von Kindern Heli geschrieben? Sie werden betteln. Das wird ein faule entschüldigung seyn für Gottes Gericht. Doch ziehen sie noch mehr vrsachen an / Warumb beyde gestalt nicht solle gereicht werden / Nemlich vmb Fehrligkeit willen / damit nicht etwa ein tröpfflein aus dem Kelche verschüttet werde. Dergleichen Trewm bringen sie mehr für / vmb welcher willen Christus Ordnung billich nicht sol geendert werden. Ich wil aber gleich setzen / daß frey were / einer oder beyderley gestalt brauchen / Wie wolten sie denn beweisen / daß sie macht hetten / beyderley gestalt zu verbieten? Wiewol auch den Menschen / oder der Kirchen nicht gebühret die Freyheit selbs zu machen / Oder / daß sie aus Christi Ordnung wolten res indifferentes, das ist / frey / auff beyden Seiten machen. Die armen Gewissen / welchen die eine gestalt mit Gewalt entzogen ist / vnd solch vnrecht haben leiden müssen / die wollen wir hie nicht richten. Aber die jenigen / so beyderley gestalt verboten haben / vnd noch nicht allein verbieten / sondern auch also öffentlich lehren / predigen / die Leute darumb fahen / erwürgen / etc. die laden auff sich Gottes schrecklich Gericht vnd Zorn / vnd die wissen wir gar nicht zu entschüldigen / sie mögen sehen / wie sie Gott wollen Rechenschafft geben jhres fürnehmens. Vnd es ist auch nicht so bald der Kirchen Beschluß / was die Bischoffe vnd Pfaffen beschliessen / sonderlich so die Schrifft / vnd der Prophet Ezechiel sagt: Es werden Priester vnd Bischoffe kommen / die kein Gottes Gebot noch Gesetz wissen. Von der Priester Ehe. WIewol die grosse vnerhörte Vnzucht / mit Hurerey vnd Ehebruch / vnter Pfaffen vnd Mönchen / etc. auff hohen Stifften / andern Kirchen vnd Klöstern in aller Welt also rüchtig ist / daß man dauon singet vnd saget / noch sind die Wiedersacher / so die Confutation gestellet / so gantz verblend vnd vnuerschampt / daß von beyderley gestalt abgedrungen / vnd vnschüldig die Leute darumb erwürget haben / sollen sie sich damit trösten / daß von Kindern Heli geschrieben? Sie werden betteln. Das wird ein faule entschüldigung seyn für Gottes Gericht. Doch ziehen sie noch mehr vrsachen an / Warumb beyde gestalt nicht solle gereicht werden / Nemlich vmb Fehrligkeit willen / damit nicht etwa ein tröpfflein aus dem Kelche verschüttet werde. Dergleichen Trewm bringen sie mehr für / vmb welcher willen Christus Ordnung billich nicht sol geendert werden. Ich wil aber gleich setzen / daß frey were / einer oder beyderley gestalt brauchen / Wie wolten sie denn beweisen / daß sie macht hetten / beyderley gestalt zu verbieten? Wiewol auch den Menschen / oder der Kirchen nicht gebühret die Freyheit selbs zu machen / Oder / daß sie aus Christi Ordnung wolten res indifferentes, das ist / frey / auff beyden Seiten machen. Die armen Gewissen / welchen die eine gestalt mit Gewalt entzogen ist / vnd solch vnrecht haben leiden müssen / die wollen wir hie nicht richten. Aber die jenigen / so beyderley gestalt verboten haben / vnd noch nicht allein verbieten / sondern auch also öffentlich lehren / predigen / die Leute darumb fahen / erwürgen / etc. die laden auff sich Gottes schrecklich Gericht vnd Zorn / vnd die wissen wir gar nicht zu entschüldigen / sie mögen sehen / wie sie Gott wollen Rechenschafft geben jhres fürnehmens. Vnd es ist auch nicht so bald der Kirchen Beschluß / was die Bischoffe vnd Pfaffen beschliessen / sonderlich so die Schrifft / vnd der Prophet Ezechiel sagt: Es werden Priester vnd Bischoffe kom̃en / die kein Gottes Gebot noch Gesetz wissen. Von der Priester Ehe. WIewol die grosse vnerhörte Vnzucht / mit Hurerey vnd Ehebruch / vnter Pfaffen vnd Mönchen / etc. auff hohen Stifften / andern Kirchen vnd Klöstern in aller Welt also rüchtig ist / daß man dauon singet vnd saget / noch sind die Wiedersacher / so die Confutation gestellet / so gantz verblend vnd vnuerschampt / daß <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0542"/> von beyderley gestalt abgedrungen / vnd vnschüldig die Leute darumb erwürget haben / sollen sie sich damit trösten / daß von Kindern <hi rendition="#i">Heli</hi> geschrieben? Sie werden betteln. 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von beyderley gestalt abgedrungen / vnd vnschüldig die Leute darumb erwürget haben / sollen sie sich damit trösten / daß von Kindern Heli geschrieben? Sie werden betteln. Das wird ein faule entschüldigung seyn für Gottes Gericht.
Doch ziehen sie noch mehr vrsachen an / Warumb beyde gestalt nicht solle gereicht werden / Nemlich vmb Fehrligkeit willen / damit nicht etwa ein tröpfflein aus dem Kelche verschüttet werde. Dergleichen Trewm bringen sie mehr für / vmb welcher willen Christus Ordnung billich nicht sol geendert werden.
Ich wil aber gleich setzen / daß frey were / einer oder beyderley gestalt brauchen / Wie wolten sie denn beweisen / daß sie macht hetten / beyderley gestalt zu verbieten? Wiewol auch den Menschen / oder der Kirchen nicht gebühret die Freyheit selbs zu machen / Oder / daß sie aus Christi Ordnung wolten res indifferentes, das ist / frey / auff beyden Seiten machen. Die armen Gewissen / welchen die eine gestalt mit Gewalt entzogen ist / vnd solch vnrecht haben leiden müssen / die wollen wir hie nicht richten.
Aber die jenigen / so beyderley gestalt verboten haben / vnd noch nicht allein verbieten / sondern auch also öffentlich lehren / predigen / die Leute darumb fahen / erwürgen / etc. die laden auff sich Gottes schrecklich Gericht vnd Zorn / vnd die wissen wir gar nicht zu entschüldigen / sie mögen sehen / wie sie Gott wollen Rechenschafft geben jhres fürnehmens. Vnd es ist auch nicht so bald der Kirchen Beschluß / was die Bischoffe vnd Pfaffen beschliessen / sonderlich so die Schrifft / vnd der Prophet Ezechiel sagt: Es werden Priester vnd Bischoffe kom̃en / die kein Gottes Gebot noch Gesetz wissen.
Von der Priester Ehe.
WIewol die grosse vnerhörte Vnzucht / mit Hurerey vnd Ehebruch / vnter Pfaffen vnd Mönchen / etc. auff hohen Stifften / andern Kirchen vnd Klöstern in aller Welt also rüchtig ist / daß man dauon singet vnd saget / noch sind die Wiedersacher / so die Confutation gestellet / so gantz verblend vnd vnuerschampt / daß
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Zitationshilfe: | [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/542>, abgerufen am 16.02.2025. |