[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.Sie werffen vns Exempel für von Adam vnd Dauid / welcher vmb seines Ehebruchs willen gestrafft ist. Aus den Exempel machen sie ein Regel / daß jegliche Sünde müsse jhr gewis zeitliche straff haben / ehe die Sünde vergeben werden. Ich habe vor gesagt / daß die Christen trübsaln leyden / dadurch sie gezüchtiget werden / so leyden sie schrecken im Gewissen / manchen kampff vnd anfechtung. Also legt vnser HErr Gott auch etlichen Sündern eigen Peen / vnd Straff auff / zu einem Exempel. Vnd mit den Peenen hat die Gewalt der Schlüssel nichts zu thun / Sondern allein Gott hat sie auffzulegen / vnd zu lösen / wie er wil. Es folgt auch gar nicht / ob Dauid ein eigen straff auffgelegt ist / daß darumb vber die gemeine Creutz vnd trübsal aller Christen / noch ein Peyn des Fegfewers sey / ein jgliche Sünde jhren Grad vnd mas der Peyn hat. Denn es ist nirgend in der Schrifft zu finden / daß wir von ewiger Peyn vnd Tod / nicht solten können erlöset werden / denn durch solche quittirung vnsers leydens vnd gnugthuens. Aber allenthalben zeuget die Schrifft / daß wir vergebung der Sünde ohn Verdienst erlangen durch Christum / vnd daß Christus allein die Sünde vnd den Tod vberwunden hat. Darumb sollen wir vnsern Verdienst nicht daran pletzen / vnd flicken / Vnd wiewol Christen allerley Peen / Straff / vnd Trübsal leyden müssen / so zeigt doch die Schrifft an / daß solche vns auffgelegt werden / den alten Adam zu tödten / vnd zu demütigen / nicht damit vns von dem ewigen Tod zu lösen. Job wird entschüldiget in der Schrifft / daß er nicht geplagt sey / vmb einiger böser thaten willen / Darumb sind die trübsal vnd anfechtungen nicht allezeit Göttlichs Zorns zeichen / Sondern man muß die Gewissen fleissig vnterrichten / daß sie die trübsal lernen gar viel anders ansehen / Nemlich / als Gnadenzeichen / daß sie nicht dencken / Gott habe sie von sich gestossen / wenn sie in trübsaln seyn / man sol die andern rechten Früchte des Creutzes ansehen / Nemlich / Daß Gott vns angreifft / vnd darumb ein frömbd Werck thut / wie Esaias sagt / Damit er sein eigen Werck in vns haben möge / wie er denn dauon ein lange tröstliche Predigt macht / am 28. cap. Vnd da die Jünger fragten von dem Blinden / Johan. 9. sagt Christus / Daß weder des Blinden Eltern noch er gesündiget haben / Sondern Gottes Ehre vnd Wercke müssen offenbahrt werden. Vnd also sagt auch Hieremias der Prophet / Die jenigen so nicht schuld daran haben / sollen auch den Kelch trincken / etc. Also sind die Propheten erwürget / also ist Iohannes Baptista getödtet / vnd andere Heiligen. Sie werffen vns Exempel für von Adam vnd Dauid / welcher vmb seines Ehebruchs willen gestrafft ist. Aus den Exempel machen sie ein Regel / daß jegliche Sünde müsse jhr gewis zeitliche straff haben / ehe die Sünde vergeben werden. Ich habe vor gesagt / daß die Christen trübsaln leyden / dadurch sie gezüchtiget werden / so leyden sie schrecken im Gewissen / manchen kampff vnd anfechtung. Also legt vnser HErr Gott auch etlichen Sündern eigen Peen / vnd Straff auff / zu einem Exempel. Vnd mit den Peenen hat die Gewalt der Schlüssel nichts zu thun / Sondern allein Gott hat sie auffzulegen / vnd zu lösen / wie er wil. Es folgt auch gar nicht / ob Dauid ein eigen straff auffgelegt ist / daß darumb vber die gemeine Creutz vnd trübsal aller Christen / noch ein Peyn des Fegfewers sey / ein jgliche Sünde jhren Grad vnd mas der Peyn hat. Denn es ist nirgend in der Schrifft zu finden / daß wir von ewiger Peyn vnd Tod / nicht solten können erlöset werden / denn durch solche quittirung vnsers leydens vnd gnugthuens. Aber allenthalben zeuget die Schrifft / daß wir vergebung der Sünde ohn Verdienst erlangen durch Christum / vnd daß Christus allein die Sünde vnd den Tod vberwunden hat. Darumb sollen wir vnsern Verdienst nicht daran pletzen / vnd flicken / Vnd wiewol Christen allerley Peen / Straff / vnd Trübsal leyden müssen / so zeigt doch die Schrifft an / daß solche vns auffgelegt werden / den alten Adam zu tödten / vnd zu demütigen / nicht damit vns von dem ewigen Tod zu lösen. Job wird entschüldiget in der Schrifft / daß er nicht geplagt sey / vmb einiger böser thaten willen / Darumb sind die trübsal vnd anfechtungen nicht allezeit Göttlichs Zorns zeichen / Sondern man muß die Gewissen fleissig vnterrichten / daß sie die trübsal lernen gar viel anders ansehen / Nemlich / als Gnadenzeichen / daß sie nicht dencken / Gott habe sie von sich gestossen / wenn sie in trübsaln seyn / man sol die andern rechten Früchte des Creutzes ansehen / Nemlich / Daß Gott vns angreifft / vnd darumb ein frömbd Werck thut / wie Esaias sagt / Damit er sein eigen Werck in vns haben möge / wie er denn dauon ein lange tröstliche Predigt macht / am 28. cap. Vnd da die Jünger fragten von dem Blinden / Johan. 9. sagt Christus / Daß weder des Blinden Eltern noch er gesündiget haben / Sondern Gottes Ehre vnd Wercke müssen offenbahrt werden. 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Darumb sollen wir vnsern Verdienst nicht daran pletzen / vnd flicken / Vnd wiewol Christen allerley Peen / Straff / vnd Trübsal leyden müssen / so zeigt doch die Schrifft an / daß solche vns auffgelegt werden / den alten Adam zu tödten / vnd zu demütigen / nicht damit vns von dem ewigen Tod zu lösen.</p> <p>Job wird entschüldiget in der Schrifft / daß er nicht geplagt sey / vmb einiger böser thaten willen / Darumb sind die trübsal vnd anfechtungen nicht allezeit Göttlichs Zorns zeichen / Sondern man muß die Gewissen fleissig vnterrichten / daß sie die trübsal lernen gar viel anders ansehen / Nemlich / als Gnadenzeichen / daß sie nicht dencken / Gott habe sie von sich gestossen / wenn sie in trübsaln seyn / man sol die andern rechten Früchte des Creutzes ansehen / Nemlich / Daß Gott vns angreifft / vnd darumb ein frömbd Werck thut / wie Esaias sagt / Damit er sein eigen Werck in vns haben möge / wie er denn dauon ein lange tröstliche Predigt macht / am 28. cap. Vnd da die Jünger fragten von dem Blinden / Johan. 9. sagt Christus / Daß weder des Blinden Eltern noch er gesündiget haben / Sondern Gottes Ehre vnd Wercke müssen offenbahrt werden. Vnd also sagt auch Hieremias der Prophet / Die jenigen so nicht schuld daran haben / sollen auch den Kelch trincken / etc. Also sind die Propheten erwürget / also ist <hi rendition="#i">Iohannes Baptista</hi> getödtet / vnd andere Heiligen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [236/0499]
Sie werffen vns Exempel für von Adam vnd Dauid / welcher vmb seines Ehebruchs willen gestrafft ist. Aus den Exempel machen sie ein Regel / daß jegliche Sünde müsse jhr gewis zeitliche straff haben / ehe die Sünde vergeben werden. Ich habe vor gesagt / daß die Christen trübsaln leyden / dadurch sie gezüchtiget werden / so leyden sie schrecken im Gewissen / manchen kampff vnd anfechtung. Also legt vnser HErr Gott auch etlichen Sündern eigen Peen / vnd Straff auff / zu einem Exempel. Vnd mit den Peenen hat die Gewalt der Schlüssel nichts zu thun / Sondern allein Gott hat sie auffzulegen / vnd zu lösen / wie er wil.
Es folgt auch gar nicht / ob Dauid ein eigen straff auffgelegt ist / daß darumb vber die gemeine Creutz vnd trübsal aller Christen / noch ein Peyn des Fegfewers sey / ein jgliche Sünde jhren Grad vnd mas der Peyn hat. Denn es ist nirgend in der Schrifft zu finden / daß wir von ewiger Peyn vnd Tod / nicht solten können erlöset werden / denn durch solche quittirung vnsers leydens vnd gnugthuens. Aber allenthalben zeuget die Schrifft / daß wir vergebung der Sünde ohn Verdienst erlangen durch Christum / vnd daß Christus allein die Sünde vnd den Tod vberwunden hat. Darumb sollen wir vnsern Verdienst nicht daran pletzen / vnd flicken / Vnd wiewol Christen allerley Peen / Straff / vnd Trübsal leyden müssen / so zeigt doch die Schrifft an / daß solche vns auffgelegt werden / den alten Adam zu tödten / vnd zu demütigen / nicht damit vns von dem ewigen Tod zu lösen.
Job wird entschüldiget in der Schrifft / daß er nicht geplagt sey / vmb einiger böser thaten willen / Darumb sind die trübsal vnd anfechtungen nicht allezeit Göttlichs Zorns zeichen / Sondern man muß die Gewissen fleissig vnterrichten / daß sie die trübsal lernen gar viel anders ansehen / Nemlich / als Gnadenzeichen / daß sie nicht dencken / Gott habe sie von sich gestossen / wenn sie in trübsaln seyn / man sol die andern rechten Früchte des Creutzes ansehen / Nemlich / Daß Gott vns angreifft / vnd darumb ein frömbd Werck thut / wie Esaias sagt / Damit er sein eigen Werck in vns haben möge / wie er denn dauon ein lange tröstliche Predigt macht / am 28. cap. Vnd da die Jünger fragten von dem Blinden / Johan. 9. sagt Christus / Daß weder des Blinden Eltern noch er gesündiget haben / Sondern Gottes Ehre vnd Wercke müssen offenbahrt werden. Vnd also sagt auch Hieremias der Prophet / Die jenigen so nicht schuld daran haben / sollen auch den Kelch trincken / etc. Also sind die Propheten erwürget / also ist Iohannes Baptista getödtet / vnd andere Heiligen.
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Zitationshilfe: | [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/499>, abgerufen am 16.02.2025. |