[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.Culpa ohne Mittel / allein durch GOtt vergeben / vnd doch dieweil Er ein gerechter Gott ist / lest er die Sünde nicht ohne Straff / vnd verwandelt die ewige Straff in ein zeitliche Straffe. Darüber lehren sie / daß ein theil der zeitlichen Straffe erlassen werde / durch die Gewalt der Schlüssel / Ein theil aber sol durch die Satisfactiones oder Gnugthuung bezahlt werden / vnd man kan nicht verstehen / welchs theil der straff oder Pein erlassen werde durch die gewalt der Schlüssel / sie wolten denn sagen / daß ein theil der Pein des Fegfewers erlassen werde / daraus folgen wolt / daß die Satisfactiones allein dieneten zu erlösen die Pein des Fegfewers. Vnd weiter sagen sie / Die Satisfactiones tügen für GOtt / wenn sie gleich von den jenigen geschehen / die in Todsünde gefallen seyn / gleich als las sich Gott von den versünen / die in Todsünden ligen / vnd seine Feind sind. Dieses alles sind eytel ertrewmete / ertichte Lehre vnd Worte / ohne allen Grund der Schriffte / vnd wieder alle Schrifft der alten Väter. Auch redet Longobardus selbs nicht auff die weis / von den Satisfactionibus. Die Scholastici haben wol von hör sagen gehabt / daß etwan Satisfactiones in der Kirchen gewesen weren / vnd haben nicht bedacht / daß es ein eusserlich Ceremonien gewest / da die publice poenitentes, oder die Büsser / sich gegen der Kirchen erzeigen musten / mit einer Ceremonien / welche dazu war eingesetzt. Erstlich zu einem schrecken vnd Exempel / daran sich andere möchten stossen. Zum andern / zu einer Probe / ob dieselben Sünder oder Büsser / so wieder Gnade begehrten / auch Hertzlich sich bekehret hetten. In Summa / sie haben nicht gesehen / daß solche Satisfactio ein eusserliche Zucht / Straff vnd Disciplina ist gewest / vnd ein solch ding / wie ein ander Weltlich Zucht / zu einer schew oder Furcht auffgericht. Darumb haben sie gelehret / daß sie nicht allein zu einer zucht / sondern auch GOtt zu versünen / dieneten vnd noth weren zur Seligkeit. Wie sie aber in vielen andern stücken das Reich Christi / welchs Geistlich ist / vnd der Welt Reich vnd eusserlich zucht in einander gekocht haben / Also haben sie auch gethan mit den Satisfactionibus. Aber die Glossen in Canonibus, zeigen an etlichen vielen örten an / daß dieselben Satisfactiones allein zu einem Exempel für der Kirchen dienen sollen. Hie lasst vns aber sehen / wie die Wiedersacher solche jhre Trewme gründen vnd beweisen in der Confutation / welche sie Keyserlicher Majestet zu letzt auffgehengt. Sie ziehen viel Sprüch der Schrifft an / daß sie den Vnerfahrnen ein schein machen / als sey jhr Lehre von Satisfactionibus, in der Schrifft gegründet / welchs doch noch zu Longobardus zeiten vnbekant war. Sie bringen diese Sprüch herfür / Culpa ohne Mittel / allein durch GOtt vergeben / vnd doch dieweil Er ein gerechter Gott ist / lest er die Sünde nicht ohne Straff / vnd verwandelt die ewige Straff in ein zeitliche Straffe. Darüber lehren sie / daß ein theil der zeitlichen Straffe erlassen werde / durch die Gewalt der Schlüssel / Ein theil aber sol durch die Satisfactiones oder Gnugthuung bezahlt werden / vnd man kan nicht verstehen / welchs theil der straff oder Pein erlassen werde durch die gewalt der Schlüssel / sie wolten deñ sagen / daß ein theil der Pein des Fegfewers erlassen werde / daraus folgen wolt / daß die Satisfactiones allein dieneten zu erlösen die Pein des Fegfewers. Vnd weiter sagen sie / Die Satisfactiones tügen für GOtt / wenn sie gleich von den jenigen geschehen / die in Todsünde gefallen seyn / gleich als las sich Gott von den versünen / die in Todsünden ligen / vnd seine Feind sind. Dieses alles sind eytel ertrewmete / ertichte Lehre vnd Worte / ohne allen Grund der Schriffte / vnd wieder alle Schrifft der alten Väter. Auch redet Longobardus selbs nicht auff die weis / von den Satisfactionibus. Die Scholastici haben wol von hör sagen gehabt / daß etwan Satisfactiones in der Kirchen gewesen weren / vnd haben nicht bedacht / daß es ein eusserlich Ceremonien gewest / da die publicè poenitentes, oder die Büsser / sich gegen der Kirchen erzeigen musten / mit einer Ceremonien / welche dazu war eingesetzt. Erstlich zu einem schrecken vnd Exempel / daran sich andere möchten stossen. Zum andern / zu einer Probe / ob dieselben Sünder oder Büsser / so wieder Gnade begehrten / auch Hertzlich sich bekehret hetten. In Summa / sie haben nicht gesehen / daß solche Satisfactio ein eusserliche Zucht / Straff vnd Disciplina ist gewest / vnd ein solch ding / wie ein ander Weltlich Zucht / zu einer schew oder Furcht auffgericht. Darumb haben sie gelehret / daß sie nicht allein zu einer zucht / sondern auch GOtt zu versünen / dieneten vnd noth weren zur Seligkeit. Wie sie aber in vielen andern stücken das Reich Christi / welchs Geistlich ist / vnd der Welt Reich vnd eusserlich zucht in einander gekocht haben / Also haben sie auch gethan mit den Satisfactionibus. Aber die Glossen in Canonibus, zeigen an etlichen vielen örten an / daß dieselben Satisfactiones allein zu einem Exempel für der Kirchen dienen sollen. Hie lasst vns aber sehen / wie die Wiedersacher solche jhre Trewme gründen vnd beweisen in der Confutation / welche sie Keyserlicher Majestet zu letzt auffgehengt. 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Culpa ohne Mittel / allein durch GOtt vergeben / vnd doch dieweil Er ein gerechter Gott ist / lest er die Sünde nicht ohne Straff / vnd verwandelt die ewige Straff in ein zeitliche Straffe. Darüber lehren sie / daß ein theil der zeitlichen Straffe erlassen werde / durch die Gewalt der Schlüssel / Ein theil aber sol durch die Satisfactiones oder Gnugthuung bezahlt werden / vnd man kan nicht verstehen / welchs theil der straff oder Pein erlassen werde durch die gewalt der Schlüssel / sie wolten deñ sagen / daß ein theil der Pein des Fegfewers erlassen werde / daraus folgen wolt / daß die Satisfactiones allein dieneten zu erlösen die Pein des Fegfewers. Vnd weiter sagen sie / Die Satisfactiones tügen für GOtt / wenn sie gleich von den jenigen geschehen / die in Todsünde gefallen seyn / gleich als las sich Gott von den versünen / die in Todsünden ligen / vnd seine Feind sind.
Dieses alles sind eytel ertrewmete / ertichte Lehre vnd Worte / ohne allen Grund der Schriffte / vnd wieder alle Schrifft der alten Väter. Auch redet Longobardus selbs nicht auff die weis / von den Satisfactionibus. Die Scholastici haben wol von hör sagen gehabt / daß etwan Satisfactiones in der Kirchen gewesen weren / vnd haben nicht bedacht / daß es ein eusserlich Ceremonien gewest / da die publicè poenitentes, oder die Büsser / sich gegen der Kirchen erzeigen musten / mit einer Ceremonien / welche dazu war eingesetzt. Erstlich zu einem schrecken vnd Exempel / daran sich andere möchten stossen. Zum andern / zu einer Probe / ob dieselben Sünder oder Büsser / so wieder Gnade begehrten / auch Hertzlich sich bekehret hetten. In Summa / sie haben nicht gesehen / daß solche Satisfactio ein eusserliche Zucht / Straff vnd Disciplina ist gewest / vnd ein solch ding / wie ein ander Weltlich Zucht / zu einer schew oder Furcht auffgericht. Darumb haben sie gelehret / daß sie nicht allein zu einer zucht / sondern auch GOtt zu versünen / dieneten vnd noth weren zur Seligkeit. Wie sie aber in vielen andern stücken das Reich Christi / welchs Geistlich ist / vnd der Welt Reich vnd eusserlich zucht in einander gekocht haben / Also haben sie auch gethan mit den Satisfactionibus. Aber die Glossen in Canonibus, zeigen an etlichen vielen örten an / daß dieselben Satisfactiones allein zu einem Exempel für der Kirchen dienen sollen.
Hie lasst vns aber sehen / wie die Wiedersacher solche jhre Trewme gründen vnd beweisen in der Confutation / welche sie Keyserlicher Majestet zu letzt auffgehengt. Sie ziehen viel Sprüch der Schrifft an / daß sie den Vnerfahrnen ein schein machen / als sey jhr Lehre von Satisfactionibus, in der Schrifft gegründet / welchs doch noch zu Longobardus zeiten vnbekant war. Sie bringen diese Sprüch herfür /
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