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[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

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wissen gelehret haben / vnd lehren lassen / daran allen frommen Hertzen der gantzen Christlichen Kirchen das mercklichst vnd grössest / ja all jr Heyl vnd wolfart gelegen / ohn welche vnterricht kein Predigampt / kein Christliche Kirch seyn noch bleiben kan.

Es sollen alle Gottfürchtige befinden / daß diese Lehre der Vnsern von der Buß / das Euangelium / vnd reinen Verstand wieder an tag bracht hat / vnd daß dadurch viel schedlicher / heßlicher Irrthumb abgethan / wie denn durch die Scholastiken vnd Canonisten Bücher diese Lehre / Was doch rechte Buß sey / oder nicht sey / gar vnterdruckt war. Vnd ehe wir zur Sache greiffen / müssen wir dieses anzeigen / Es werden alle Erbare / redliche / gelehrte Leute / hohes vnd niders Stands / auch die Theologen selbst bekennen müssen / vnd ohn zweiffel auch die Feinde werden von jhrem eigen Hertzen vberzeuget / daß zuuor vnd ehe denn Doctor Luther geschrieben hat / eytel tunckel / verworren Schriffte vnd Bücher von der Buß vorhanden gewest / wie man sihet bey den Sententiarien / da vnzehliche vnnütze Fragen seyn / welche noch kein Theologi selbst haben gnugsam können außörtern / viel weniger hat das Volck auß jhren Predigten / vnd verwirreten Büchern / von der Buß / ein Summe fassen mügen oder mercken / was doch zu wahrer Buß fürnemlich gehöret / wie / oder durch was weis / ein Hertz vnd Gewissen / ruhe vnd frieden suchen müst. Vnd trotz / es tret noch einer herfür / der auß jhren Büchern ein einigen Menschen vnterrichte / wenn gewis die Sünde vergeben sind.

Lieber HERR Gott / wie siehet man da blindheit / wie wissen sie gar nicht dauon / wie sind jhre Schrifft eytel Nacht / eytel Finsterniß. Sie bringen Fragen für / Ob in Attritione oder Contritione Vergebung der Sünden geschehe / vnd so die Sünde vergeben wird / vmb der Rewe oder Contrition willen / was denn der Absolution von nöten sey / Vnd so die Sünde schon vergeben seyn / was denn die Gewalt der Schlüssel von nöten sey? Vnd da engsten sie sich / vnd verbrechen sich erst vber / vnd machen die Gewalt der Schlüssel gar zu nicht. Etliche vnter jhnen ertichten vnd sagen / Durch die Gewalt der Schlüssel werde nicht vergeben die Schuld für Gott / Sondern die ewigen Pein werden dadurch verwandelt in zeitliche. Vnd machen also auß der Absolution / auß Gewalt der Schlüssel / dadurch wir Trost vnd Leben gewarten sollen / ein solche Gewalt / dadurch vns nur Straff auffgelegt werde. Die andern wollen klüger seyn / die sagen / Daß durch Gewalt der Schlüssel Sünde vergeben werden für den Leuten / oder für der Christlichen Gemein / aber nicht für Gott.

wissen gelehret haben / vnd lehren lassen / daran allen from̃en Hertzen der gantzen Christlichen Kirchen das mercklichst vnd grössest / ja all jr Heyl vnd wolfart gelegen / ohn welche vnterricht kein Predigampt / kein Christliche Kirch seyn noch bleiben kan.

Es sollen alle Gottfürchtige befinden / daß diese Lehre der Vnsern von der Buß / das Euangelium / vnd reinen Verstand wieder an tag bracht hat / vnd daß dadurch viel schedlicher / heßlicher Irrthumb abgethan / wie denn durch die Scholastiken vnd Canonisten Bücher diese Lehre / Was doch rechte Buß sey / oder nicht sey / gar vnterdruckt war. Vnd ehe wir zur Sache greiffen / müssen wir dieses anzeigen / Es werden alle Erbare / redliche / gelehrte Leute / hohes vnd niders Stands / auch die Theologen selbst bekennen müssen / vnd ohn zweiffel auch die Feinde werden von jhrem eigen Hertzen vberzeuget / daß zuuor vnd ehe denn Doctor Luther geschrieben hat / eytel tunckel / verworren Schriffte vnd Bücher von der Buß vorhanden gewest / wie man sihet bey den Sententiarien / da vnzehliche vnnütze Fragen seyn / welche noch kein Theologi selbst haben gnugsam können außörtern / viel weniger hat das Volck auß jhren Predigten / vnd verwirreten Büchern / von der Buß / ein Summe fassen mügen oder mercken / was doch zu wahrer Buß fürnemlich gehöret / wie / oder durch was weis / ein Hertz vnd Gewissen / ruhe vnd frieden suchen müst. Vnd trotz / es tret noch einer herfür / der auß jhren Büchern ein einigen Menschen vnterrichte / wenn gewis die Sünde vergeben sind.

Lieber HERR Gott / wie siehet man da blindheit / wie wissen sie gar nicht dauon / wie sind jhre Schrifft eytel Nacht / eytel Finsterniß. Sie bringen Fragen für / Ob in Attritione oder Contritione Vergebung der Sünden geschehe / vnd so die Sünde vergeben wird / vmb der Rewe oder Contrition willen / was denn der Absolution von nöten sey / Vnd so die Sünde schon vergeben seyn / was denn die Gewalt der Schlüssel von nöten sey? Vnd da engsten sie sich / vnd verbrechen sich erst vber / vnd machen die Gewalt der Schlüssel gar zu nicht. Etliche vnter jhnen ertichten vnd sagen / Durch die Gewalt der Schlüssel werde nicht vergeben die Schuld für Gott / Sondern die ewigen Pein werden dadurch verwandelt in zeitliche. Vnd machen also auß der Absolution / auß Gewalt der Schlüssel / dadurch wir Trost vnd Leben gewarten sollen / ein solche Gewalt / dadurch vns nur Straff auffgelegt werde. Die andern wollen klüger seyn / die sagen / Daß durch Gewalt der Schlüssel Sünde vergeben werden für den Leuten / oder für der Christlichen Gemein / aber nicht für Gott.

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[220/0467] wissen gelehret haben / vnd lehren lassen / daran allen from̃en Hertzen der gantzen Christlichen Kirchen das mercklichst vnd grössest / ja all jr Heyl vnd wolfart gelegen / ohn welche vnterricht kein Predigampt / kein Christliche Kirch seyn noch bleiben kan. Es sollen alle Gottfürchtige befinden / daß diese Lehre der Vnsern von der Buß / das Euangelium / vnd reinen Verstand wieder an tag bracht hat / vnd daß dadurch viel schedlicher / heßlicher Irrthumb abgethan / wie denn durch die Scholastiken vnd Canonisten Bücher diese Lehre / Was doch rechte Buß sey / oder nicht sey / gar vnterdruckt war. Vnd ehe wir zur Sache greiffen / müssen wir dieses anzeigen / Es werden alle Erbare / redliche / gelehrte Leute / hohes vnd niders Stands / auch die Theologen selbst bekennen müssen / vnd ohn zweiffel auch die Feinde werden von jhrem eigen Hertzen vberzeuget / daß zuuor vnd ehe denn Doctor Luther geschrieben hat / eytel tunckel / verworren Schriffte vnd Bücher von der Buß vorhanden gewest / wie man sihet bey den Sententiarien / da vnzehliche vnnütze Fragen seyn / welche noch kein Theologi selbst haben gnugsam können außörtern / viel weniger hat das Volck auß jhren Predigten / vnd verwirreten Büchern / von der Buß / ein Summe fassen mügen oder mercken / was doch zu wahrer Buß fürnemlich gehöret / wie / oder durch was weis / ein Hertz vnd Gewissen / ruhe vnd frieden suchen müst. Vnd trotz / es tret noch einer herfür / der auß jhren Büchern ein einigen Menschen vnterrichte / wenn gewis die Sünde vergeben sind. Lieber HERR Gott / wie siehet man da blindheit / wie wissen sie gar nicht dauon / wie sind jhre Schrifft eytel Nacht / eytel Finsterniß. Sie bringen Fragen für / Ob in Attritione oder Contritione Vergebung der Sünden geschehe / vnd so die Sünde vergeben wird / vmb der Rewe oder Contrition willen / was denn der Absolution von nöten sey / Vnd so die Sünde schon vergeben seyn / was denn die Gewalt der Schlüssel von nöten sey? Vnd da engsten sie sich / vnd verbrechen sich erst vber / vnd machen die Gewalt der Schlüssel gar zu nicht. Etliche vnter jhnen ertichten vnd sagen / Durch die Gewalt der Schlüssel werde nicht vergeben die Schuld für Gott / Sondern die ewigen Pein werden dadurch verwandelt in zeitliche. Vnd machen also auß der Absolution / auß Gewalt der Schlüssel / dadurch wir Trost vnd Leben gewarten sollen / ein solche Gewalt / dadurch vns nur Straff auffgelegt werde. Die andern wollen klüger seyn / die sagen / Daß durch Gewalt der Schlüssel Sünde vergeben werden für den Leuten / oder für der Christlichen Gemein / aber nicht für Gott.

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Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/467>, abgerufen am 22.11.2024.