Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

Bild:
<< vorherige Seite

vrtheilen vnd reden / denn wie die Aposteln selbst in jhren Schrifften dauon gelehret haben / die Aposteln aber fechten auff das allersterckest vnd hefftigest allenthalben / nicht allein wieder die jenigen / so Menschen Satzungen wollen hoch heben / Sondern auch / die das Göttlich Gesetz / die Ceremonien der Beschneidung / etc. wolten als nötig achten zur Seligkeit.

Die Aposteln haben in keinem weg / eine solche Bürde auff die Gewissen legen wollen / daß solche Satzungen von gewissen Tagen / von Fasten / von Speiß / etc. dergleichen solte Sünde seyn / so mans nicht hielt / Vnd das mehr ist / Paulus nennet klar solche Lehre / Teuffels Lehre. Darumb / was die Aposteln in dem für gut vnd recht gehalten / das muß man auß jhren klaren Schrifften suchen / vnd nicht allein Exempel anzeigen. Sie haben wol gehalten etliche gewisse Tage / nicht daß solchs nötig were für Gott from vnd gerecht zu werden / Sondern / daß das Volck wüste / wenn es solt zusammen kommen / Auch haben sie wol etliche Breuch vnd Ceremonien gehalten / als ördentliche Lection in der Bibel / wenn sie zusammen kamen etc. Auch haben im anfang der Kirchen die Jüden / so Christen worden / viel behalten von jhren Jüdischen Festen vnd Ceremonien / welchs die Aposteln darnach auff die Historien deß Euangelij gericht haben / Also sind vnsere Ostern von der Jüden Ostern / vnd vnsere Pfingsten von der Jüden Pfingsten herkommen / Vnd haben die Aposteln nicht allein mit lehren / Sondern auch durch solche Feste von der Historien / das erkentniß Christi / vnd den grossen Schatz auff die nachkommen erben wollen.

So nu solche vnd dergleichen Ceremonien nötig sind zur Seligkeit / warumb haben hernach die Bischoffe viel darinnen verendert? Denn sind sie durch Gottes befehl eingesetzt / So hat kein Mensch macht gehabt die zu verendern.

Die Ostern hat man vor dem Concilio zu Nicen / an eim ort / auff ein ander zeit gehalten / denn am andern. Vnd die vngleicheit hat dem Glauben oder der Christlichen Einigkeit nichts geschadet. Darnach hat man mit fleiß den Ostertag verruckt / daß vnser Ostertag mit der Jüden Ostertag je nicht solt vberein treffen. Die Apostel aber haben befohlen in Kirchen / den Ostertag also auff die zeit zu halten / Wie jhnen die Brüder / so auß dem Jüdenthumb bekeret waren / hielten. Darumb haben etliche Bisthumb vnd Völcker auch nach dem Concilio zu Nicen hart darüber gehalten / daß der Ostertag mit dem Jüdischen Ostertag solt gleicher zeit gehalten werden. Aber die Aposteln haben mit jhrem Decret den Kirchen

vrtheilen vnd reden / denn wie die Aposteln selbst in jhren Schrifften dauon gelehret haben / die Aposteln aber fechten auff das allersterckest vnd hefftigest allenthalben / nicht allein wieder die jenigen / so Menschen Satzungen wollen hoch heben / Sondern auch / die das Göttlich Gesetz / die Ceremonien der Beschneidung / etc. wolten als nötig achten zur Seligkeit.

Die Aposteln haben in keinem weg / eine solche Bürde auff die Gewissen legen wollen / daß solche Satzungen von gewissen Tagen / von Fasten / von Speiß / etc. dergleichen solte Sünde seyn / so mans nicht hielt / Vnd das mehr ist / Paulus nennet klar solche Lehre / Teuffels Lehre. Darumb / was die Aposteln in dem für gut vnd recht gehalten / das muß man auß jhren klaren Schrifften suchen / vnd nicht allein Exempel anzeigen. Sie haben wol gehalten etliche gewisse Tage / nicht daß solchs nötig were für Gott from vnd gerecht zu werden / Sondern / daß das Volck wüste / wenn es solt zusam̃en kommen / Auch haben sie wol etliche Breuch vnd Ceremonien gehalten / als ördentliche Lection in der Bibel / wenn sie zusammen kamen etc. Auch haben im anfang der Kirchen die Jüden / so Christen worden / viel behalten von jhren Jüdischen Festen vnd Ceremonien / welchs die Aposteln darnach auff die Historien deß Euangelij gericht haben / Also sind vnsere Ostern von der Jüden Ostern / vnd vnsere Pfingsten von der Jüden Pfingsten herkom̃en / Vnd haben die Aposteln nicht allein mit lehren / Sondern auch durch solche Feste von der Historien / das erkentniß Christi / vnd den grossen Schatz auff die nachkommen erben wollen.

So nu solche vnd dergleichen Ceremonien nötig sind zur Seligkeit / warumb haben hernach die Bischoffe viel darinnen verendert? Denn sind sie durch Gottes befehl eingesetzt / So hat kein Mensch macht gehabt die zu verendern.

Die Ostern hat man vor dem Concilio zu Nicen / an eim ort / auff ein ander zeit gehalten / denn am andern. Vnd die vngleicheit hat dem Glauben oder der Christlichen Einigkeit nichts geschadet. Darnach hat man mit fleiß den Ostertag verruckt / daß vnser Ostertag mit der Jüden Ostertag je nicht solt vberein treffen. Die Apostel aber haben befohlen in Kirchen / den Ostertag also auff die zeit zu halten / Wie jhnen die Brüder / so auß dem Jüdenthumb bekeret waren / hielten. Darumb haben etliche Bisthumb vnd Völcker auch nach dem Concilio zu Nicen hart darüber gehalten / daß der Ostertag mit dem Jüdischen Ostertag solt gleicher zeit gehalten werden. Aber die Aposteln haben mit jhrem Decret den Kirchen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0459" n="216"/>
vrtheilen vnd reden / denn wie die Aposteln selbst in jhren                      Schrifften dauon gelehret haben / die Aposteln aber fechten auff das                      allersterckest vnd hefftigest allenthalben / nicht allein wieder die jenigen /                      so Menschen Satzungen wollen hoch heben / Sondern auch / die das Göttlich Gesetz                      / die Ceremonien der Beschneidung / etc. wolten als nötig achten zur Seligkeit.</p>
        <p>Die Aposteln haben in keinem weg / eine solche Bürde auff die Gewissen legen                      wollen / daß solche Satzungen von gewissen Tagen / von Fasten / von Speiß / etc.                      dergleichen solte Sünde seyn / so mans nicht hielt / Vnd das mehr ist / Paulus                      nennet klar solche Lehre / Teuffels Lehre. Darumb / was die Aposteln in dem für                      gut vnd recht gehalten / das muß man auß jhren klaren Schrifften suchen / vnd                      nicht allein Exempel anzeigen. Sie haben wol gehalten etliche gewisse Tage /                      nicht daß solchs nötig were für Gott from vnd gerecht zu werden / Sondern / daß                      das Volck wüste / wenn es solt zusam&#x0303;en kommen / Auch haben sie                      wol etliche Breuch vnd Ceremonien gehalten / als ördentliche Lection in der                      Bibel / wenn sie zusammen kamen etc. Auch haben im anfang der Kirchen die Jüden                      / so Christen worden / viel behalten von jhren Jüdischen Festen vnd Ceremonien /                      welchs die Aposteln darnach auff die Historien deß Euangelij gericht haben /                      Also sind vnsere Ostern von der Jüden Ostern / vnd vnsere Pfingsten von der                      Jüden Pfingsten herkom&#x0303;en / Vnd haben die Aposteln nicht allein                      mit lehren / Sondern auch durch solche Feste von der Historien / das erkentniß                      Christi / vnd den grossen Schatz auff die nachkommen erben wollen.</p>
        <p>So nu solche vnd dergleichen Ceremonien nötig sind zur Seligkeit / warumb haben                      hernach die Bischoffe viel darinnen verendert? Denn sind sie durch Gottes befehl                      eingesetzt / So hat kein Mensch macht gehabt die zu verendern.</p>
        <p>Die Ostern hat man vor dem <hi rendition="#i">Concilio</hi> zu Nicen / an eim ort                      / auff ein ander zeit gehalten / denn am andern. Vnd die vngleicheit hat dem                      Glauben oder der Christlichen Einigkeit nichts geschadet. Darnach hat man mit                      fleiß den Ostertag verruckt / daß vnser Ostertag mit der Jüden Ostertag je nicht                      solt vberein treffen. Die Apostel aber haben befohlen in Kirchen / den Ostertag                      also auff die zeit zu halten / Wie jhnen die Brüder / so auß dem Jüdenthumb                      bekeret waren / hielten. Darumb haben etliche Bisthumb vnd Völcker auch nach dem <hi rendition="#i">Concilio</hi> zu Nicen hart darüber gehalten / daß der                      Ostertag mit dem Jüdischen Ostertag solt gleicher zeit gehalten werden. Aber die                      Aposteln haben mit jhrem Decret den Kirchen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[216/0459] vrtheilen vnd reden / denn wie die Aposteln selbst in jhren Schrifften dauon gelehret haben / die Aposteln aber fechten auff das allersterckest vnd hefftigest allenthalben / nicht allein wieder die jenigen / so Menschen Satzungen wollen hoch heben / Sondern auch / die das Göttlich Gesetz / die Ceremonien der Beschneidung / etc. wolten als nötig achten zur Seligkeit. Die Aposteln haben in keinem weg / eine solche Bürde auff die Gewissen legen wollen / daß solche Satzungen von gewissen Tagen / von Fasten / von Speiß / etc. dergleichen solte Sünde seyn / so mans nicht hielt / Vnd das mehr ist / Paulus nennet klar solche Lehre / Teuffels Lehre. Darumb / was die Aposteln in dem für gut vnd recht gehalten / das muß man auß jhren klaren Schrifften suchen / vnd nicht allein Exempel anzeigen. Sie haben wol gehalten etliche gewisse Tage / nicht daß solchs nötig were für Gott from vnd gerecht zu werden / Sondern / daß das Volck wüste / wenn es solt zusam̃en kommen / Auch haben sie wol etliche Breuch vnd Ceremonien gehalten / als ördentliche Lection in der Bibel / wenn sie zusammen kamen etc. Auch haben im anfang der Kirchen die Jüden / so Christen worden / viel behalten von jhren Jüdischen Festen vnd Ceremonien / welchs die Aposteln darnach auff die Historien deß Euangelij gericht haben / Also sind vnsere Ostern von der Jüden Ostern / vnd vnsere Pfingsten von der Jüden Pfingsten herkom̃en / Vnd haben die Aposteln nicht allein mit lehren / Sondern auch durch solche Feste von der Historien / das erkentniß Christi / vnd den grossen Schatz auff die nachkommen erben wollen. So nu solche vnd dergleichen Ceremonien nötig sind zur Seligkeit / warumb haben hernach die Bischoffe viel darinnen verendert? Denn sind sie durch Gottes befehl eingesetzt / So hat kein Mensch macht gehabt die zu verendern. Die Ostern hat man vor dem Concilio zu Nicen / an eim ort / auff ein ander zeit gehalten / denn am andern. Vnd die vngleicheit hat dem Glauben oder der Christlichen Einigkeit nichts geschadet. Darnach hat man mit fleiß den Ostertag verruckt / daß vnser Ostertag mit der Jüden Ostertag je nicht solt vberein treffen. Die Apostel aber haben befohlen in Kirchen / den Ostertag also auff die zeit zu halten / Wie jhnen die Brüder / so auß dem Jüdenthumb bekeret waren / hielten. Darumb haben etliche Bisthumb vnd Völcker auch nach dem Concilio zu Nicen hart darüber gehalten / daß der Ostertag mit dem Jüdischen Ostertag solt gleicher zeit gehalten werden. Aber die Aposteln haben mit jhrem Decret den Kirchen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/459
Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/459>, abgerufen am 16.07.2024.