Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

Bild:
<< vorherige Seite

Wiewol nu die bösen vnd Gottlosen Heuchler mit der rechten Kirchen Geselschafft haben / in eusserlichen zeichen / im Namen vnd Emptern / dennoch wenn man eigentlich reden wil / was die Kirche sey / muß man von dieser Kirchen sagen / die der Leib Christi heist / vnd gemeinschafft hat / nicht allein in eusserlichen zeichen / sondern die Güter im Hertzen hat / den heiligen Geist vnd Glauben.

Denn man muß je recht eigentlich wissen / wodurch wir Gliedmas Christi werden / vnd was vns macht zu lebendigen Gliedmassen der Kirchen / Denn so wir würden sagen / daß die Kirche allein ein eusserlich Policey were / wie andere Regiment / darinne böse vnd gute weren etc. so wird niemands daraus lernen noch verstehen / daß Christi Reich Geistlich ist / wie es doch ist / darinne Christus inwendig die Hertzen regiret / stercket / tröstet / den heiligen Geist / vnd mancherley Geistliche gaben außtheilet / Sondern man wird gedencken / es sey ein eusserliche weis / gewisse ordnung etlicher Ceremonien vnd Gottesdienst.

Item / was wolt für ein vnterscheid seyn zwischen dem Volck des Gesetzes vnd der Kirchen / so die Kirche allein ein eusserliche Policey were. Nu vnterscheidet Paulus also die Kirche von den Jüden / daß er sagt / die Kirche sey ein Geistlich Volck / das ist / ein solch Volck / welchs nicht allein in der Policey vnd Bürgerlichem wesen vnterschieden sey von den Heyden / Sondern ein recht Volck Gottes / welches im Hertzen erleuchtet wird / vnd new Geborn durch den heiligen Geist.

Item / in dem Jüdischen Volck / da hatten alle die jenigen / so von Natur Jüden / vnd auß Abrahams Samen geborn waren / vber die Verheissung der Geistlichen Güter in Christo / auch viel zusage von Leiblichen Gütern / als vom Königreiche / etc. Vnd vmb der Göttlichen Zusage willen waren auch die bösen vnter jhnen Gottes Volck genennet. Denn den Leiblichen Samen Abrahe / vnd alle geborne Jüden / hatte Gott abgesondert von andern Heyden / durch dieselbigen Leiblichen Verheissunge / vnd dieselbigen Gottlosen vnd bösen waren doch nicht das rechte Gottes Volck / gefielen auch Gott nicht / Aber das Euangelium / welchs in der Kirchen geprediget wird / bringet mit sich nicht allein den Schatten der ewigen Güter / sondern ein jeder rechter Christ der wird hie auff Erden der ewigen Güter selbs theilhafftig / auch des ewigen Trosts / des ewigen Lebens vnd heiligen Geistes / vnd der Gerechtigkeit / die auß Gott ist / theilhafftig / bis daß er dort volkömlich selig werde.

Derhalben sind die allein nach dem Euangelio Gottes Volck / welche die Geistlichen Güter / den heiligen Geist empfahen / vnd die-

Wiewol nu die bösen vnd Gottlosen Heuchler mit der rechten Kirchen Geselschafft haben / in eusserlichen zeichen / im Namen vnd Emptern / dennoch wenn man eigentlich reden wil / was die Kirche sey / muß man von dieser Kirchen sagen / die der Leib Christi heist / vnd gemeinschafft hat / nicht allein in eusserlichen zeichen / sondern die Güter im Hertzen hat / den heiligen Geist vnd Glauben.

Denn man muß je recht eigentlich wissen / wodurch wir Gliedmas Christi werden / vnd was vns macht zu lebendigen Gliedmassen der Kirchen / Denn so wir würden sagen / daß die Kirche allein ein eusserlich Policey were / wie andere Regiment / darinne böse vnd gute weren etc. so wird niemands daraus lernen noch verstehen / daß Christi Reich Geistlich ist / wie es doch ist / darinne Christus inwendig die Hertzen regiret / stercket / tröstet / den heiligen Geist / vnd mancherley Geistliche gaben außtheilet / Sondern man wird gedencken / es sey ein eusserliche weis / gewisse ordnung etlicher Ceremonien vnd Gottesdienst.

Item / was wolt für ein vnterscheid seyn zwischen dem Volck des Gesetzes vnd der Kirchen / so die Kirche allein ein eusserliche Policey were. Nu vnterscheidet Paulus also die Kirche von den Jüden / daß er sagt / die Kirche sey ein Geistlich Volck / das ist / ein solch Volck / welchs nicht allein in der Policey vnd Bürgerlichem wesen vnterschieden sey von den Heyden / Sondern ein recht Volck Gottes / welches im Hertzen erleuchtet wird / vnd new Geborn durch den heiligen Geist.

Item / in dem Jüdischen Volck / da hatten alle die jenigen / so von Natur Jüden / vnd auß Abrahams Samen geborn waren / vber die Verheissung der Geistlichen Güter in Christo / auch viel zusage von Leiblichen Gütern / als vom Königreiche / etc. Vnd vmb der Göttlichen Zusage willen waren auch die bösen vnter jhnen Gottes Volck genennet. Denn den Leiblichen Samen Abrahe / vnd alle geborne Jüden / hatte Gott abgesondert von andern Heyden / durch dieselbigen Leiblichen Verheissunge / vnd dieselbigen Gottlosen vnd bösen waren doch nicht das rechte Gottes Volck / gefielen auch Gott nicht / Aber das Euangelium / welchs in der Kirchen geprediget wird / bringet mit sich nicht allein den Schatten der ewigen Güter / sondern ein jeder rechter Christ der wird hie auff Erden der ewigen Güter selbs theilhafftig / auch des ewigen Trosts / des ewigen Lebens vnd heiligen Geistes / vnd der Gerechtigkeit / die auß Gott ist / theilhafftig / bis daß er dort volkömlich selig werde.

Derhalben sind die allein nach dem Euangelio Gottes Volck / welche die Geistlichen Güter / den heiligen Geist empfahen / vnd die-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0451" n="212"/>
        <p>Wiewol nu die bösen vnd Gottlosen Heuchler mit der rechten Kirchen Geselschafft                      haben / in eusserlichen zeichen / im Namen vnd Emptern / dennoch wenn man                      eigentlich reden wil / was die Kirche sey / muß man von dieser Kirchen sagen /                      die der Leib Christi heist / vnd gemeinschafft hat / nicht allein in                      eusserlichen zeichen / sondern die Güter im Hertzen hat / den heiligen Geist vnd                      Glauben.</p>
        <p>Denn man muß je recht eigentlich wissen / wodurch wir Gliedmas Christi werden /                      vnd was vns macht zu lebendigen Gliedmassen der Kirchen / Denn so wir würden                      sagen / daß die Kirche allein ein eusserlich Policey were / wie andere Regiment                      / darinne böse vnd gute weren etc. so wird niemands daraus lernen noch verstehen                      / daß Christi Reich Geistlich ist / wie es doch ist / darinne Christus inwendig                      die Hertzen regiret / stercket / tröstet / den heiligen Geist / vnd mancherley                      Geistliche gaben außtheilet / Sondern man wird gedencken / es sey ein                      eusserliche weis / gewisse ordnung etlicher Ceremonien vnd Gottesdienst.</p>
        <p>Item / was wolt für ein vnterscheid seyn zwischen dem Volck des Gesetzes vnd der                      Kirchen / so die Kirche allein ein eusserliche Policey were. Nu vnterscheidet                      Paulus also die Kirche von den Jüden / daß er sagt / die Kirche sey ein                      Geistlich Volck / das ist / ein solch Volck / welchs nicht allein in der Policey                      vnd Bürgerlichem wesen vnterschieden sey von den Heyden / Sondern ein recht                      Volck Gottes / welches im Hertzen erleuchtet wird / vnd new Geborn durch den                      heiligen Geist.</p>
        <p>Item / in dem Jüdischen Volck / da hatten alle die jenigen / so von Natur Jüden /                      vnd auß Abrahams Samen geborn waren / vber die Verheissung der Geistlichen Güter                      in Christo / auch viel zusage von Leiblichen Gütern / als vom Königreiche / etc.                      Vnd vmb der Göttlichen Zusage willen waren auch die bösen vnter jhnen Gottes                      Volck genennet. Denn den Leiblichen Samen Abrahe / vnd alle geborne Jüden /                      hatte Gott abgesondert von andern Heyden / durch dieselbigen Leiblichen                      Verheissunge / vnd dieselbigen Gottlosen vnd bösen waren doch nicht das rechte                      Gottes Volck / gefielen auch Gott nicht / Aber das Euangelium / welchs in der                      Kirchen geprediget wird / bringet mit sich nicht allein den Schatten der ewigen                      Güter / sondern ein jeder rechter Christ der wird hie auff Erden der ewigen                      Güter selbs theilhafftig / auch des ewigen Trosts / des ewigen Lebens vnd                      heiligen Geistes / vnd der Gerechtigkeit / die auß Gott ist / theilhafftig / bis                      daß er dort volkömlich selig werde.</p>
        <p>Derhalben sind die allein nach dem Euangelio Gottes Volck / welche die                      Geistlichen Güter / den heiligen Geist empfahen / vnd die-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[212/0451] Wiewol nu die bösen vnd Gottlosen Heuchler mit der rechten Kirchen Geselschafft haben / in eusserlichen zeichen / im Namen vnd Emptern / dennoch wenn man eigentlich reden wil / was die Kirche sey / muß man von dieser Kirchen sagen / die der Leib Christi heist / vnd gemeinschafft hat / nicht allein in eusserlichen zeichen / sondern die Güter im Hertzen hat / den heiligen Geist vnd Glauben. Denn man muß je recht eigentlich wissen / wodurch wir Gliedmas Christi werden / vnd was vns macht zu lebendigen Gliedmassen der Kirchen / Denn so wir würden sagen / daß die Kirche allein ein eusserlich Policey were / wie andere Regiment / darinne böse vnd gute weren etc. so wird niemands daraus lernen noch verstehen / daß Christi Reich Geistlich ist / wie es doch ist / darinne Christus inwendig die Hertzen regiret / stercket / tröstet / den heiligen Geist / vnd mancherley Geistliche gaben außtheilet / Sondern man wird gedencken / es sey ein eusserliche weis / gewisse ordnung etlicher Ceremonien vnd Gottesdienst. Item / was wolt für ein vnterscheid seyn zwischen dem Volck des Gesetzes vnd der Kirchen / so die Kirche allein ein eusserliche Policey were. Nu vnterscheidet Paulus also die Kirche von den Jüden / daß er sagt / die Kirche sey ein Geistlich Volck / das ist / ein solch Volck / welchs nicht allein in der Policey vnd Bürgerlichem wesen vnterschieden sey von den Heyden / Sondern ein recht Volck Gottes / welches im Hertzen erleuchtet wird / vnd new Geborn durch den heiligen Geist. Item / in dem Jüdischen Volck / da hatten alle die jenigen / so von Natur Jüden / vnd auß Abrahams Samen geborn waren / vber die Verheissung der Geistlichen Güter in Christo / auch viel zusage von Leiblichen Gütern / als vom Königreiche / etc. Vnd vmb der Göttlichen Zusage willen waren auch die bösen vnter jhnen Gottes Volck genennet. Denn den Leiblichen Samen Abrahe / vnd alle geborne Jüden / hatte Gott abgesondert von andern Heyden / durch dieselbigen Leiblichen Verheissunge / vnd dieselbigen Gottlosen vnd bösen waren doch nicht das rechte Gottes Volck / gefielen auch Gott nicht / Aber das Euangelium / welchs in der Kirchen geprediget wird / bringet mit sich nicht allein den Schatten der ewigen Güter / sondern ein jeder rechter Christ der wird hie auff Erden der ewigen Güter selbs theilhafftig / auch des ewigen Trosts / des ewigen Lebens vnd heiligen Geistes / vnd der Gerechtigkeit / die auß Gott ist / theilhafftig / bis daß er dort volkömlich selig werde. Derhalben sind die allein nach dem Euangelio Gottes Volck / welche die Geistlichen Güter / den heiligen Geist empfahen / vnd die-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/451
Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/451>, abgerufen am 25.11.2024.