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[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

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hernach / Niemands wolle sich selbs verführen / Denn wenn du wirdest recht die Sache bedencken / So wirstu ohn zweiffel finden / daß du mit Zehen Tausent nicht könnest entgegen kommen / dem / der dir mit Zwantzig Tausent begegnet / etc. Das sind je starcke Sprüche S. Bernhardi, sie möchten doch demselben gleuben / ob sie vns nicht gleuben wolten.

Darumb damit die Hertzen einen rechten gewissen Trost vnd Hoffnung haben mügen / so weisen wir sie / wie Paulus thut / auff die Göttliche Zusage der Gnaden in Christo / vnd lehren / daß man müsse gleuben / daß GOtt vmb vnser Wercke / nicht vmb Erfüllung des Gesetzes vns das ewige Leben gibt / Sondern vmb Christus willen / Wie Johannes der Apostel in seiner Epistel spricht: Wer den Sohn hat / der hat das Leben / Wer den Sohn nicht hat / der hat nicht das Leben.

Hie haben die Wiedersacher jhre grosse Kunst trefflich bewiesen / vnd den Spruch Christi verkehret / Wenn jhr alles gethan habt / so sprecht / Wir sind vnnütze Knecht / Ziehen jhn von Wercken auff Glauben / Sagen viel mehr / Wenn wir alles gleuben / sind wir vnnütze Knechte. Das sind je schendliche Sophisten / die die tröstliche Lehre vom Glauben so gar verkehren. Sagt jhr Esel / Wenn einer da ligt am Tod / vnd fület / daß er kein Werck hat / das für GOttes Gericht gnug sey / vnd kan auff kein Werck vertrawen / was wolt jhr demselben rathen? Wolt jhr jhm auch sagen / Wenn du schon gleubest / so bistu doch ein vnnützer Knecht / vnd hilfft dich nicht? Da müsse das arme Gewissen in verzweiffelung fallen / wenn es nicht weis / daß das Euangelium den Glauben eben darumb foddert / dieweil wir vntüchtige Knecht sind / vnd nicht Verdienst haben.

Darumb sol man sich hüten für den Sophisten / so die Wort Christi also lesterlich verkehren / Denn es folget nicht / Die Wercke helffen nicht / darumb hilfft der Glaube auch nicht. Wir müssen den groben Eseln ein grob Exempel geben: Es folget nicht / Der Heller hilfft nicht / darumb hilfft der Gülden auch nicht. Also / wie der Gülden viel höher vnd stercker ist / denn der Heller / sol man verstehen / daß Glauben viel höher vnd stercker ist / denn Wercke / nicht daß Glauben helff vmb seiner Wirdigkeit willen / Sondern darumb / daß er auff Gottes verheissung vnd Barmhertzigkeit vertrawet / Glaub ist starck / nicht vmb seiner Wirdigkeit willen / Sondern von wegen der Göttlichen Verheissung / vnd darumb verbeut Christus hie vertrawen auff eigene Werck / denn sie können nicht helffen / dagegen verbeut er nicht

hernach / Niemands wolle sich selbs verführen / Denn wenn du wirdest recht die Sache bedencken / So wirstu ohn zweiffel finden / daß du mit Zehen Tausent nicht könnest entgegen kommen / dem / der dir mit Zwantzig Tausent begegnet / etc. Das sind je starcke Sprüche S. Bernhardi, sie möchten doch demselben gleuben / ob sie vns nicht gleuben wolten.

Darumb damit die Hertzen einen rechten gewissen Trost vnd Hoffnung haben mügen / so weisen wir sie / wie Paulus thut / auff die Göttliche Zusage der Gnaden in Christo / vnd lehren / daß man müsse gleuben / daß GOtt vmb vnser Wercke / nicht vmb Erfüllung des Gesetzes vns das ewige Leben gibt / Sondern vmb Christus willen / Wie Johannes der Apostel in seiner Epistel spricht: Wer den Sohn hat / der hat das Leben / Wer den Sohn nicht hat / der hat nicht das Leben.

Hie haben die Wiedersacher jhre grosse Kunst trefflich bewiesen / vnd den Spruch Christi verkehret / Wenn jhr alles gethan habt / so sprecht / Wir sind vnnütze Knecht / Ziehen jhn von Wercken auff Glauben / Sagen viel mehr / Wenn wir alles gleuben / sind wir vnnütze Knechte. Das sind je schendliche Sophisten / die die tröstliche Lehre vom Glauben so gar verkehren. Sagt jhr Esel / Wenn einer da ligt am Tod / vnd fület / daß er kein Werck hat / das für GOttes Gericht gnug sey / vnd kan auff kein Werck vertrawen / was wolt jhr demselben rathen? Wolt jhr jhm auch sagen / Wenn du schon gleubest / so bistu doch ein vnnützer Knecht / vnd hilfft dich nicht? Da müsse das arme Gewissen in verzweiffelung fallen / wenn es nicht weis / daß das Euangelium den Glauben eben darumb foddert / dieweil wir vntüchtige Knecht sind / vnd nicht Verdienst haben.

Darumb sol man sich hüten für den Sophisten / so die Wort Christi also lesterlich verkehren / Denn es folget nicht / Die Wercke helffen nicht / darumb hilfft der Glaube auch nicht. Wir müssen den groben Eseln ein grob Exempel geben: Es folget nicht / Der Heller hilfft nicht / darumb hilfft der Gülden auch nicht. Also / wie der Gülden viel höher vnd stercker ist / denn der Heller / sol man verstehen / daß Glauben viel höher vnd stercker ist / denn Wercke / nicht daß Glauben helff vmb seiner Wirdigkeit willen / Sondern darumb / daß er auff Gottes verheissung vñ Barmhertzigkeit vertrawet / Glaub ist starck / nicht vmb seiner Wirdigkeit willen / Sondern von wegen der Göttlichen Verheissung / vnd darumb verbeut Christus hie vertrawen auff eigene Werck / denn sie können nicht helffen / dagegen verbeut er nicht

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[208/0443] hernach / Niemands wolle sich selbs verführen / Denn wenn du wirdest recht die Sache bedencken / So wirstu ohn zweiffel finden / daß du mit Zehen Tausent nicht könnest entgegen kommen / dem / der dir mit Zwantzig Tausent begegnet / etc. Das sind je starcke Sprüche S. Bernhardi, sie möchten doch demselben gleuben / ob sie vns nicht gleuben wolten. Darumb damit die Hertzen einen rechten gewissen Trost vnd Hoffnung haben mügen / so weisen wir sie / wie Paulus thut / auff die Göttliche Zusage der Gnaden in Christo / vnd lehren / daß man müsse gleuben / daß GOtt vmb vnser Wercke / nicht vmb Erfüllung des Gesetzes vns das ewige Leben gibt / Sondern vmb Christus willen / Wie Johannes der Apostel in seiner Epistel spricht: Wer den Sohn hat / der hat das Leben / Wer den Sohn nicht hat / der hat nicht das Leben. Hie haben die Wiedersacher jhre grosse Kunst trefflich bewiesen / vnd den Spruch Christi verkehret / Wenn jhr alles gethan habt / so sprecht / Wir sind vnnütze Knecht / Ziehen jhn von Wercken auff Glauben / Sagen viel mehr / Wenn wir alles gleuben / sind wir vnnütze Knechte. Das sind je schendliche Sophisten / die die tröstliche Lehre vom Glauben so gar verkehren. Sagt jhr Esel / Wenn einer da ligt am Tod / vnd fület / daß er kein Werck hat / das für GOttes Gericht gnug sey / vnd kan auff kein Werck vertrawen / was wolt jhr demselben rathen? Wolt jhr jhm auch sagen / Wenn du schon gleubest / so bistu doch ein vnnützer Knecht / vnd hilfft dich nicht? Da müsse das arme Gewissen in verzweiffelung fallen / wenn es nicht weis / daß das Euangelium den Glauben eben darumb foddert / dieweil wir vntüchtige Knecht sind / vnd nicht Verdienst haben. Darumb sol man sich hüten für den Sophisten / so die Wort Christi also lesterlich verkehren / Denn es folget nicht / Die Wercke helffen nicht / darumb hilfft der Glaube auch nicht. Wir müssen den groben Eseln ein grob Exempel geben: Es folget nicht / Der Heller hilfft nicht / darumb hilfft der Gülden auch nicht. Also / wie der Gülden viel höher vnd stercker ist / denn der Heller / sol man verstehen / daß Glauben viel höher vnd stercker ist / denn Wercke / nicht daß Glauben helff vmb seiner Wirdigkeit willen / Sondern darumb / daß er auff Gottes verheissung vñ Barmhertzigkeit vertrawet / Glaub ist starck / nicht vmb seiner Wirdigkeit willen / Sondern von wegen der Göttlichen Verheissung / vnd darumb verbeut Christus hie vertrawen auff eigene Werck / denn sie können nicht helffen / dagegen verbeut er nicht

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Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/443>, abgerufen am 22.11.2024.