Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

Bild:
<< vorherige Seite

sagen / daß sie Gott gefallen / dieweil sie geschehen in den Gleubigen / Denn Tobias redet nicht allein von Allmosen / Sondern auch vom Glauben / Denn er saget: Lobe Gott / vnd bitte jhn / daß er dich wolle auff deinen wegen leiten / etc. Da redet er eigentlich von dem Glauben / da wir von reden / Der da gleubt / daß er einen gnedigen Gott habe / den er zu loben schüldig ist / für eytel grosse Güte vnd Gnade / von dem er auch täglich warte Hülffe / vnd bittet jhn / daß er jhm im leben vnd sterben leiten vnd regieren wölle.

Auff die weise mögen wir nachgeben / daß die Allmosen nicht vnuerdienstlich seyn gegen Gott / Nicht aber / daß sie können den Tod / die Helle / den Teuffel / die Sünde vberwinden / die Gewissen zu ruhe stellen / (denn das muß durch den Glauben an Christum alleine geschehen) sondern verdienen / daß vns Gott schützet für künfftigem Vbel vnd Fahr Leibs vnd der Seelen. Das ist der einfeltige Verstand / welcher auch mit andern Sprüchen der Schrifft vberein stimmet / Denn wo gute Werck gelobet werden in der Schrifft / so sol man es allezeit nach der Regel Pauli verstehen / daß man das Gesetz vnd die Werck nicht vber Christum hebe / daß Christus vnd der Glaube so hohe vber alle Wercke gehen / als der Himmel vber der Erden ist.

Auch ziehen sie an den Spruch Christi: Gebet Allmosen / so wird euch alles rein seyn. Die Wiedersacher seyn taub / vnd haben dicke Ohren / darumb müssen wir jhn die Regeln offt erholen / Daß das Gesetze ohn Christo niemands für Gott from mache / Vnd daß alle Werck allein vmb Christus willen angenehm seyn. Aber die Wiedersacher schliessen Christum allenthalben aus / thun gleich als sey Christus nichts / vnd lehren vnuerschampt / daß wir Vergebung der Sünde erlangen durch gute Wercke / etc.

Wenn wir aber den Spruch vnzurissen gantz ansehen / so werden wir sehen / daß er auch vom Glauben mit redet / Christus schilt die Phariseer / daß sie wolten wehnen / sie würden für Gott heilig vnd rein / durch allerley Baptismata carnis, das ist / durch allerley Leibliche Bade / waschen / vnd Reinigung am Leibe / an Gefesse / an Kleidern / Wie auch ein Bapst in seine Canones gesetzt hat / ein nöthig Bäpstlich Stücke von Weihe Wasser / Daß / wenn es mit geweihetem Saltz besprenget wird / so heiligets vnd reiniget das Volck von Sünden / Vnd die Glosse sagt / Es reinige von täglichen Sünden. Also hatten die Phariseer auch Irrthumb vnter sich / welche Christus straffet / Vnd setzet gegen die ertichten Reinigung zweyerley Reinigkeit / Eine innerlich / die ander eusserlich / Vnd vermahnet daß sie inwendig sollen rein seyn / Das geschihet (wie Petrus saget in Geschichten

sagen / daß sie Gott gefallen / dieweil sie geschehen in den Gleubigen / Denn Tobias redet nicht allein von Allmosen / Sondern auch vom Glauben / Denn er saget: Lobe Gott / vnd bitte jhn / daß er dich wolle auff deinen wegen leiten / etc. Da redet er eigentlich von dem Glauben / da wir von reden / Der da gleubt / daß er einen gnedigen Gott habe / den er zu loben schüldig ist / für eytel grosse Güte vnd Gnade / von dem er auch täglich warte Hülffe / vnd bittet jhn / daß er jhm im leben vnd sterben leiten vnd regieren wölle.

Auff die weise mögen wir nachgeben / daß die Allmosen nicht vnuerdienstlich seyn gegen Gott / Nicht aber / daß sie können den Tod / die Helle / den Teuffel / die Sünde vberwinden / die Gewissen zu ruhe stellen / (denn das muß durch den Glauben an Christum alleine geschehen) sondern verdienen / daß vns Gott schützet für künfftigem Vbel vnd Fahr Leibs vnd der Seelen. Das ist der einfeltige Verstand / welcher auch mit andern Sprüchen der Schrifft vberein stimmet / Denn wo gute Werck gelobet werden in der Schrifft / so sol man es allezeit nach der Regel Pauli verstehen / daß man das Gesetz vnd die Werck nicht vber Christum hebe / daß Christus vnd der Glaube so hohe vber alle Wercke gehen / als der Him̃el vber der Erden ist.

Auch ziehen sie an den Spruch Christi: Gebet Allmosen / so wird euch alles rein seyn. Die Wiedersacher seyn taub / vnd haben dicke Ohren / darumb müssen wir jhn die Regeln offt erholen / Daß das Gesetze ohn Christo niemands für Gott from mache / Vnd daß alle Werck allein vmb Christus willen angenehm seyn. Aber die Wiedersacher schliessen Christum allenthalben aus / thun gleich als sey Christus nichts / vnd lehren vnuerschampt / daß wir Vergebung der Sünde erlangen durch gute Wercke / etc.

Wenn wir aber den Spruch vnzurissen gantz ansehen / so werden wir sehen / daß er auch vom Glauben mit redet / Christus schilt die Phariseer / daß sie wolten wehnen / sie würden für Gott heilig vnd rein / durch allerley Baptismata carnis, das ist / durch allerley Leibliche Bade / waschen / vnd Reinigung am Leibe / an Gefesse / an Kleidern / Wie auch ein Bapst in seine Canones gesetzt hat / ein nöthig Bäpstlich Stücke von Weihe Wasser / Daß / wenn es mit geweihetem Saltz besprenget wird / so heiligets vnd reiniget das Volck von Sünden / Vnd die Glosse sagt / Es reinige von täglichen Sünden. Also hatten die Phariseer auch Irrthumb vnter sich / welche Christus straffet / Vnd setzet gegen die ertichten Reinigung zweyerley Reinigkeit / Eine innerlich / die ander eusserlich / Vnd vermahnet daß sie inwendig sollen rein seyn / Das geschihet (wie Petrus saget in Geschichten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0436"/>
sagen                      / daß sie Gott gefallen / dieweil sie geschehen in den Gleubigen / Denn Tobias                      redet nicht allein von Allmosen / Sondern auch vom Glauben / Denn er saget: Lobe                      Gott / vnd bitte jhn / daß er dich wolle auff deinen wegen leiten / etc. Da                      redet er eigentlich von dem Glauben / da wir von reden / Der da gleubt / daß er                      einen gnedigen Gott habe / den er zu loben schüldig ist / für eytel grosse Güte                      vnd Gnade / von dem er auch täglich warte Hülffe / vnd bittet jhn / daß er jhm                      im leben vnd sterben leiten vnd regieren wölle.</p>
        <p>Auff die weise mögen wir nachgeben / daß die Allmosen nicht vnuerdienstlich seyn                      gegen Gott / Nicht aber / daß sie können den Tod / die Helle / den Teuffel / die                      Sünde vberwinden / die Gewissen zu ruhe stellen / (denn das muß durch den                      Glauben an Christum alleine geschehen) sondern verdienen / daß vns Gott schützet                      für künfftigem Vbel vnd Fahr Leibs vnd der Seelen. Das ist der einfeltige                      Verstand / welcher auch mit andern Sprüchen der Schrifft vberein stimmet / Denn                      wo gute Werck gelobet werden in der Schrifft / so sol man es allezeit nach der                      Regel Pauli verstehen / daß man das Gesetz vnd die Werck nicht vber Christum                      hebe / daß Christus vnd der Glaube so hohe vber alle Wercke gehen / als der                          Him&#x0303;el vber der Erden ist.</p>
        <p>Auch ziehen sie an den Spruch Christi: Gebet Allmosen / so wird euch alles rein                      seyn. Die Wiedersacher seyn taub / vnd haben dicke Ohren / darumb müssen wir jhn                      die Regeln offt erholen / Daß das Gesetze ohn Christo niemands für Gott from                      mache / Vnd daß alle Werck allein vmb Christus willen angenehm seyn. Aber die                      Wiedersacher schliessen Christum allenthalben aus / thun gleich als sey Christus                      nichts / vnd lehren vnuerschampt / daß wir Vergebung der Sünde erlangen durch                      gute Wercke / etc.</p>
        <p>Wenn wir aber den Spruch vnzurissen gantz ansehen / so werden wir sehen / daß er                      auch vom Glauben mit redet / Christus schilt die Phariseer / daß sie wolten                      wehnen / sie würden für Gott heilig vnd rein / durch allerley <hi rendition="#i">Baptismata carnis,</hi> das ist / durch allerley Leibliche Bade / waschen /                      vnd Reinigung am Leibe / an Gefesse / an Kleidern / Wie auch ein Bapst in seine <hi rendition="#i">Canones</hi> gesetzt hat / ein nöthig Bäpstlich Stücke                      von Weihe Wasser / Daß / wenn es mit geweihetem Saltz besprenget wird / so                      heiligets vnd reiniget das Volck von Sünden / Vnd die Glosse sagt / Es reinige                      von täglichen Sünden. Also hatten die Phariseer auch Irrthumb vnter sich /                      welche Christus straffet / Vnd setzet gegen die ertichten Reinigung zweyerley                      Reinigkeit / Eine innerlich / die ander eusserlich / Vnd vermahnet daß sie                      inwendig sollen rein seyn / Das geschihet (wie Petrus saget in Geschichten
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0436] sagen / daß sie Gott gefallen / dieweil sie geschehen in den Gleubigen / Denn Tobias redet nicht allein von Allmosen / Sondern auch vom Glauben / Denn er saget: Lobe Gott / vnd bitte jhn / daß er dich wolle auff deinen wegen leiten / etc. Da redet er eigentlich von dem Glauben / da wir von reden / Der da gleubt / daß er einen gnedigen Gott habe / den er zu loben schüldig ist / für eytel grosse Güte vnd Gnade / von dem er auch täglich warte Hülffe / vnd bittet jhn / daß er jhm im leben vnd sterben leiten vnd regieren wölle. Auff die weise mögen wir nachgeben / daß die Allmosen nicht vnuerdienstlich seyn gegen Gott / Nicht aber / daß sie können den Tod / die Helle / den Teuffel / die Sünde vberwinden / die Gewissen zu ruhe stellen / (denn das muß durch den Glauben an Christum alleine geschehen) sondern verdienen / daß vns Gott schützet für künfftigem Vbel vnd Fahr Leibs vnd der Seelen. Das ist der einfeltige Verstand / welcher auch mit andern Sprüchen der Schrifft vberein stimmet / Denn wo gute Werck gelobet werden in der Schrifft / so sol man es allezeit nach der Regel Pauli verstehen / daß man das Gesetz vnd die Werck nicht vber Christum hebe / daß Christus vnd der Glaube so hohe vber alle Wercke gehen / als der Him̃el vber der Erden ist. Auch ziehen sie an den Spruch Christi: Gebet Allmosen / so wird euch alles rein seyn. Die Wiedersacher seyn taub / vnd haben dicke Ohren / darumb müssen wir jhn die Regeln offt erholen / Daß das Gesetze ohn Christo niemands für Gott from mache / Vnd daß alle Werck allein vmb Christus willen angenehm seyn. Aber die Wiedersacher schliessen Christum allenthalben aus / thun gleich als sey Christus nichts / vnd lehren vnuerschampt / daß wir Vergebung der Sünde erlangen durch gute Wercke / etc. Wenn wir aber den Spruch vnzurissen gantz ansehen / so werden wir sehen / daß er auch vom Glauben mit redet / Christus schilt die Phariseer / daß sie wolten wehnen / sie würden für Gott heilig vnd rein / durch allerley Baptismata carnis, das ist / durch allerley Leibliche Bade / waschen / vnd Reinigung am Leibe / an Gefesse / an Kleidern / Wie auch ein Bapst in seine Canones gesetzt hat / ein nöthig Bäpstlich Stücke von Weihe Wasser / Daß / wenn es mit geweihetem Saltz besprenget wird / so heiligets vnd reiniget das Volck von Sünden / Vnd die Glosse sagt / Es reinige von täglichen Sünden. Also hatten die Phariseer auch Irrthumb vnter sich / welche Christus straffet / Vnd setzet gegen die ertichten Reinigung zweyerley Reinigkeit / Eine innerlich / die ander eusserlich / Vnd vermahnet daß sie inwendig sollen rein seyn / Das geschihet (wie Petrus saget in Geschichten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/436
Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/436>, abgerufen am 16.07.2024.