[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.welchs die Philosophi Epijkiam genent haben. Denn sollen die Leute in Einigkeit bey einander seyn oder bleiben / es sey in der Kirchen / oder auch Weltlichem Regiment / so müssen sie nicht alle Gebrechen gegen ander auff der Goldwage abrechen / sie müssen lassen einander fast viel mit dem Wasser fürüber gehen / vnd jmmer zu gut halten / so viel auch jmmer müglich Brüderlich mit einander gedult haben. Auch ziehen sie den Spruch aus dem Apostel Jacobo an / vnd sagen: Sehet jhr nun / daß wir nicht allein durch den Glauben / sondern durch Werck für Gott gerecht werden. Vnd sie wöllen wehnen / der Spruch sey fast starck wieder vnser Lehre. Aber wenn die Wiedersacher allein jhr Trewme aussen lassen / vnd nicht hinan flicken / was sie wollen / so ist die Antwort leicht / Denn des Apostels Jacobi Spruch hat wol seinen einfeltigen Verstand / aber die Wiedersacher ertichten das dazu / daß wir durch vnser wercke verdienen Vergebung der Sünde. Item / daß die guten Wercke ein Versünung seyn / dadurch vns Gott gnedig wird. Item / daß wir durch die gute Werck vberwinden können die grosse Macht des Teuffels / des Tods / vnd der Sünde. Item / daß vnser gute Wercke an jhnen selbs für GOtt so angenehm vnd gros geacht seyn / daß wir des Mittlers Christi nicht dürffen. Der keins ist dem Apostel Jacobo in sein Hertz kommen / welchs doch alles die Wiedersacher sich zu erhalten vnterstehen durch den Spruch Jacobi. So müssen wir nu erst dieses mercken / daß dieser Spruch mehr ist wieder die Wiedersacher / denn für sie / Denn die Wiedersacher lehren / der Mensch werde für Gott from vnd gerecht durch die Liebe vnd Wercke. Von dem Glauben / dadurch wir vns halten an den Mittler Christum / reden sie nichts. Vnd das mehr ist / von dem Glauben wollen sie nichts hören noch sehen / vnterstehen diese Lehre vom Glauben mit dem Schwert vnd Fewer zu tilgen. Jacobus aber thut anders / er lest den Glauben nicht aussen / sondern redet vom Glauben / damit lest er Christum den Schatz vnd den Mittler bleiben / dadurch wir für GOTT gerecht werden. Wie auch Paulus da er die Summa setzt Christlichs Glaubens / setzet er Glauben vnd Liebe zusammen 1. Timoth. 1. Die Summa des Gesetzs ist die Liebe aus vngeferbtem Glauben. Zum andern / zeigt die Sache an jhr selbs an / daß er von Wercken redet / welche dem Glauben folgen / Denn er zeigt an / daß der Glaub nicht müsse tod / sondern lebendig / krefftig / schefftig / vnd thetig im Hertzen seyn / Darumb ist Jacobi meynung nicht gewesen / daß wir durch Wercke Gnad oder Vergebung der Sünde verdienen / welchs die Philosophi Epijkiam genent haben. Denn sollen die Leute in Einigkeit bey einander seyn oder bleiben / es sey in der Kirchen / oder auch Weltlichem Regiment / so müssen sie nicht alle Gebrechen gegen ander auff der Goldwage abrechen / sie müssen lassen einander fast viel mit dem Wasser fürüber gehen / vnd jmmer zu gut halten / so viel auch jmmer müglich Brüderlich mit einander gedult haben. Auch ziehen sie den Spruch aus dem Apostel Jacobo an / vnd sagen: Sehet jhr nun / daß wir nicht allein durch den Glauben / sondern durch Werck für Gott gerecht werden. Vnd sie wöllen wehnen / der Spruch sey fast starck wieder vnser Lehre. Aber wenn die Wiedersacher allein jhr Trewme aussen lassen / vnd nicht hinan flicken / was sie wollen / so ist die Antwort leicht / Denn des Apostels Jacobi Spruch hat wol seinen einfeltigen Verstand / aber die Wiedersacher ertichten das dazu / daß wir durch vnser wercke verdienen Vergebung der Sünde. Item / daß die guten Wercke ein Versünung seyn / dadurch vns Gott gnedig wird. Item / daß wir durch die gute Werck vberwinden können die grosse Macht des Teuffels / des Tods / vnd der Sünde. Item / daß vnser gute Wercke an jhnen selbs für GOtt so angenehm vnd gros geacht seyn / daß wir des Mittlers Christi nicht dürffen. Der keins ist dem Apostel Jacobo in sein Hertz kommen / welchs doch alles die Wiedersacher sich zu erhalten vnterstehen durch den Spruch Jacobi. So müssen wir nu erst dieses mercken / daß dieser Spruch mehr ist wieder die Wiedersacher / deñ für sie / Denn die Wiedersacher lehren / der Mensch werde für Gott from vnd gerecht durch die Liebe vnd Wercke. Von dem Glauben / dadurch wir vns halten an den Mittler Christum / reden sie nichts. Vnd das mehr ist / von dem Glauben wollen sie nichts hören noch sehen / vnterstehen diese Lehre vom Glauben mit dem Schwert vnd Fewer zu tilgen. Jacobus aber thut anders / er lest den Glauben nicht aussen / sondern redet vom Glauben / damit lest er Christum den Schatz vnd den Mittler bleiben / dadurch wir für GOTT gerecht werden. Wie auch Paulus da er die Summa setzt Christlichs Glaubens / setzet er Glauben vnd Liebe zusammen 1. Timoth. 1. Die Summa des Gesetzs ist die Liebe aus vngeferbtem Glauben. Zum andern / zeigt die Sache an jhr selbs an / daß er von Wercken redet / welche dem Glauben folgen / Denn er zeigt an / daß der Glaub nicht müsse tod / sondern lebendig / krefftig / schefftig / vnd thetig im Hertzen seyn / Darumb ist Jacobi meynung nicht gewesen / daß wir durch Wercke Gnad oder Vergebung der Sünde verdienen / <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0430"/> welchs die <hi rendition="#i">Philosophi Epijkiam</hi> genent haben. 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Item / daß wir durch die gute Werck vberwinden können die grosse Macht des Teuffels / des Tods / vnd der Sünde. Item / daß vnser gute Wercke an jhnen selbs für GOtt so angenehm vnd gros geacht seyn / daß wir des Mittlers Christi nicht dürffen. Der keins ist dem Apostel Jacobo in sein Hertz kommen / welchs doch alles die Wiedersacher sich zu erhalten vnterstehen durch den Spruch Jacobi.</p> <p>So müssen wir nu erst dieses mercken / daß dieser Spruch mehr ist wieder die Wiedersacher / deñ für sie / Denn die Wiedersacher lehren / der Mensch werde für Gott from vnd gerecht durch die Liebe vnd Wercke. Von dem Glauben / dadurch wir vns halten an den Mittler Christum / reden sie nichts. Vnd das mehr ist / von dem Glauben wollen sie nichts hören noch sehen / vnterstehen diese Lehre vom Glauben mit dem Schwert vnd Fewer zu tilgen. Jacobus aber thut anders / er lest den Glauben nicht aussen / sondern redet vom Glauben / damit lest er Christum den Schatz vnd den Mittler bleiben / dadurch wir für GOTT gerecht werden. Wie auch Paulus da er die Summa setzt Christlichs Glaubens / setzet er Glauben vnd Liebe zusammen 1. Timoth. 1. Die Summa des Gesetzs ist die Liebe aus vngeferbtem Glauben.</p> <p>Zum andern / zeigt die Sache an jhr selbs an / daß er von Wercken redet / welche dem Glauben folgen / Denn er zeigt an / daß der Glaub nicht müsse tod / sondern lebendig / krefftig / schefftig / vnd thetig im Hertzen seyn / Darumb ist Jacobi meynung nicht gewesen / daß wir durch Wercke Gnad oder Vergebung der Sünde verdienen / </p> </div> </body> </text> </TEI> [0430]
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Auch ziehen sie den Spruch aus dem Apostel Jacobo an / vnd sagen: Sehet jhr nun / daß wir nicht allein durch den Glauben / sondern durch Werck für Gott gerecht werden. Vnd sie wöllen wehnen / der Spruch sey fast starck wieder vnser Lehre. Aber wenn die Wiedersacher allein jhr Trewme aussen lassen / vnd nicht hinan flicken / was sie wollen / so ist die Antwort leicht / Denn des Apostels Jacobi Spruch hat wol seinen einfeltigen Verstand / aber die Wiedersacher ertichten das dazu / daß wir durch vnser wercke verdienen Vergebung der Sünde. Item / daß die guten Wercke ein Versünung seyn / dadurch vns Gott gnedig wird. Item / daß wir durch die gute Werck vberwinden können die grosse Macht des Teuffels / des Tods / vnd der Sünde. Item / daß vnser gute Wercke an jhnen selbs für GOtt so angenehm vnd gros geacht seyn / daß wir des Mittlers Christi nicht dürffen. Der keins ist dem Apostel Jacobo in sein Hertz kommen / welchs doch alles die Wiedersacher sich zu erhalten vnterstehen durch den Spruch Jacobi.
So müssen wir nu erst dieses mercken / daß dieser Spruch mehr ist wieder die Wiedersacher / deñ für sie / Denn die Wiedersacher lehren / der Mensch werde für Gott from vnd gerecht durch die Liebe vnd Wercke. Von dem Glauben / dadurch wir vns halten an den Mittler Christum / reden sie nichts. Vnd das mehr ist / von dem Glauben wollen sie nichts hören noch sehen / vnterstehen diese Lehre vom Glauben mit dem Schwert vnd Fewer zu tilgen. Jacobus aber thut anders / er lest den Glauben nicht aussen / sondern redet vom Glauben / damit lest er Christum den Schatz vnd den Mittler bleiben / dadurch wir für GOTT gerecht werden. Wie auch Paulus da er die Summa setzt Christlichs Glaubens / setzet er Glauben vnd Liebe zusammen 1. Timoth. 1. Die Summa des Gesetzs ist die Liebe aus vngeferbtem Glauben.
Zum andern / zeigt die Sache an jhr selbs an / daß er von Wercken redet / welche dem Glauben folgen / Denn er zeigt an / daß der Glaub nicht müsse tod / sondern lebendig / krefftig / schefftig / vnd thetig im Hertzen seyn / Darumb ist Jacobi meynung nicht gewesen / daß wir durch Wercke Gnad oder Vergebung der Sünde verdienen /
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Zitationshilfe: | [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/430>, abgerufen am 16.07.2024. |