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[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

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Angesicht mit schanden bestehen. Aber der Glaub / durch welchen Christus vnser wird / der erlöset vns von solchen schrecken des Todes. Denn durch die Verheissung sind wir recht gewiß / daß vns durch Christum die Sünde vergeben ist.

Vnd das Wort 1. Petri 4. Die Liebe decket der Sünde mennige / etc. Ist genommen aus den Sprüchen Salomonis / da er saget: Haß richtet Hader an / aber die Liebe die decket der Sünde mennige zu. Da gibt der Text klar an jhm selbs gnug / daß er von der Liebe redet gegen dem Nehesten / vnd nicht von der Liebe gegen Gott.

Vnd er wil gleich dasselbige / das der nehest Spruch Pauli zu den Colossern saget / Nemlich / daß wir vns sollen fleissigen / Brüderlich / freundlich zu leben / Also / daß einer dem andern viel zu gut halte / daß Vnlust vnd Zwispalt vermeidet werden / Als solt er sagen / Zwispalt erwechst aus Haß / wie wir denn sehen / daß aus geringen Füncklin offt gros Fewer angehet.

Es waren nich so grosse Sachen / darüber erst C. Caesar vnd Pompeius vneins worden / vnd wo einer dem andern gewichen hette / so were der folgend gros Krieg / so viel Blutuergiessen / so manch gros Vnglück vnd Vnrath nicht daraus kommen. Aber da ein jeder mit seinem Kopffe hindurch wolte / ist der grosse vnsegliche Schade / Zerrüttung des gantzen Römischen Regiments der zeit erfolget. Vnd es seyn viel Ketzereyen daher erwachsen / daß Prediger auff einander sind verbittert worden.

So ist nun Petri Spruch also zu verstehen / die Liebe decket der Sünde mennige zu / das ist / Die Liebe decket des Nehesten Sünde / Das ist / Ob sich gleichwol Vnwill vnter Christen begibt / so treget doch die Liebe alles / vbersicht gern / weicht dem Nehesten / duldet vnd tregt Brüderlich seine Gebrechen / vnd suchet nicht alles auffs scherffest / So wil nun Petrus das gar nicht / daß die Liebe für Gott verdiene Vergebung der Sünde / daß die Liebe vns Gott versüne / ohn den Mittler Christum / daß wir durch die Liebe solten GOtt angenehm seyn / ohn den Mittler Christum / Sondern das wil Petrus / daß / in welchem Christliche Liebe ist / der ist nicht eigensinnig / nicht hart vnd vnfreundlich / Sondern helt leichtlich dem Nehesten sein gebrechen vnd Fehle zu gut / vergibt Brüderlich dem Nehesten / stillet / weiset sich selbs / vnd weichet vmb Friedens willen / wie auch lehret der Spruch / Amici vitia noris, non oderis, das ist / Ich sol meins Freunds weise lernen / Aber jhn (ob es nicht alles schnur gleich ist) darumb nicht hassen.

Vnd die Apostel vermahnen nicht ohn Vrsache zu solcher Liebe /

Angesicht mit schanden bestehen. Aber der Glaub / durch welchen Christus vnser wird / der erlöset vns von solchen schrecken des Todes. Denn durch die Verheissung sind wir recht gewiß / daß vns durch Christum die Sünde vergeben ist.

Vnd das Wort 1. Petri 4. Die Liebe decket der Sünde mennige / etc. Ist genommen aus den Sprüchen Salomonis / da er saget: Haß richtet Hader an / aber die Liebe die decket der Sünde mennige zu. Da gibt der Text klar an jhm selbs gnug / daß er von der Liebe redet gegen dem Nehesten / vnd nicht von der Liebe gegen Gott.

Vnd er wil gleich dasselbige / das der nehest Spruch Pauli zu den Colossern saget / Nemlich / daß wir vns sollen fleissigen / Brüderlich / freundlich zu leben / Also / daß einer dem andern viel zu gut halte / daß Vnlust vnd Zwispalt vermeidet werden / Als solt er sagen / Zwispalt erwechst aus Haß / wie wir denn sehen / daß aus geringen Füncklin offt gros Fewer angehet.

Es waren nich so grosse Sachen / darüber erst C. Caesar vnd Pompeius vneins worden / vñ wo einer dem andern gewichen hette / so were der folgend gros Krieg / so viel Blutuergiessen / so manch gros Vnglück vnd Vnrath nicht daraus kommen. Aber da ein jeder mit seinem Kopffe hindurch wolte / ist der grosse vnsegliche Schade / Zerrüttung des gantzen Römischen Regiments der zeit erfolget. Vnd es seyn viel Ketzereyen daher erwachsen / daß Prediger auff einander sind verbittert worden.

So ist nun Petri Spruch also zu verstehen / die Liebe decket der Sünde mennige zu / das ist / Die Liebe decket des Nehesten Sünde / Das ist / Ob sich gleichwol Vnwill vnter Christen begibt / so treget doch die Liebe alles / vbersicht gern / weicht dem Nehesten / duldet vnd tregt Brüderlich seine Gebrechen / vnd suchet nicht alles auffs scherffest / So wil nun Petrus das gar nicht / daß die Liebe für Gott verdiene Vergebung der Sünde / daß die Liebe vns Gott versüne / ohn den Mittler Christum / daß wir durch die Liebe solten GOtt angenehm seyn / ohn den Mittler Christum / Sondern das wil Petrus / daß / in welchem Christliche Liebe ist / der ist nicht eigensinnig / nicht hart vnd vnfreundlich / Sondern helt leichtlich dem Nehesten sein gebrechen vnd Fehle zu gut / vergibt Brüderlich dem Nehesten / stillet / weiset sich selbs / vnd weichet vmb Friedens willen / wie auch lehret der Spruch / Amici vitia noris, non oderis, das ist / Ich sol meins Freunds weise lernen / Aber jhn (ob es nicht alles schnur gleich ist) darumb nicht hassen.

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[201/0429] Angesicht mit schanden bestehen. Aber der Glaub / durch welchen Christus vnser wird / der erlöset vns von solchen schrecken des Todes. Denn durch die Verheissung sind wir recht gewiß / daß vns durch Christum die Sünde vergeben ist. Vnd das Wort 1. Petri 4. Die Liebe decket der Sünde mennige / etc. Ist genommen aus den Sprüchen Salomonis / da er saget: Haß richtet Hader an / aber die Liebe die decket der Sünde mennige zu. Da gibt der Text klar an jhm selbs gnug / daß er von der Liebe redet gegen dem Nehesten / vnd nicht von der Liebe gegen Gott. Vnd er wil gleich dasselbige / das der nehest Spruch Pauli zu den Colossern saget / Nemlich / daß wir vns sollen fleissigen / Brüderlich / freundlich zu leben / Also / daß einer dem andern viel zu gut halte / daß Vnlust vnd Zwispalt vermeidet werden / Als solt er sagen / Zwispalt erwechst aus Haß / wie wir denn sehen / daß aus geringen Füncklin offt gros Fewer angehet. Es waren nich so grosse Sachen / darüber erst C. Caesar vnd Pompeius vneins worden / vñ wo einer dem andern gewichen hette / so were der folgend gros Krieg / so viel Blutuergiessen / so manch gros Vnglück vnd Vnrath nicht daraus kommen. Aber da ein jeder mit seinem Kopffe hindurch wolte / ist der grosse vnsegliche Schade / Zerrüttung des gantzen Römischen Regiments der zeit erfolget. Vnd es seyn viel Ketzereyen daher erwachsen / daß Prediger auff einander sind verbittert worden. So ist nun Petri Spruch also zu verstehen / die Liebe decket der Sünde mennige zu / das ist / Die Liebe decket des Nehesten Sünde / Das ist / Ob sich gleichwol Vnwill vnter Christen begibt / so treget doch die Liebe alles / vbersicht gern / weicht dem Nehesten / duldet vnd tregt Brüderlich seine Gebrechen / vnd suchet nicht alles auffs scherffest / So wil nun Petrus das gar nicht / daß die Liebe für Gott verdiene Vergebung der Sünde / daß die Liebe vns Gott versüne / ohn den Mittler Christum / daß wir durch die Liebe solten GOtt angenehm seyn / ohn den Mittler Christum / Sondern das wil Petrus / daß / in welchem Christliche Liebe ist / der ist nicht eigensinnig / nicht hart vnd vnfreundlich / Sondern helt leichtlich dem Nehesten sein gebrechen vnd Fehle zu gut / vergibt Brüderlich dem Nehesten / stillet / weiset sich selbs / vnd weichet vmb Friedens willen / wie auch lehret der Spruch / Amici vitia noris, non oderis, das ist / Ich sol meins Freunds weise lernen / Aber jhn (ob es nicht alles schnur gleich ist) darumb nicht hassen. Vnd die Apostel vermahnen nicht ohn Vrsache zu solcher Liebe /

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Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/429>, abgerufen am 22.11.2024.