Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

Bild:
<< vorherige Seite

Denn das Opffer hat Gott nicht gefallen / ex opere operato, sondern Abel hielts gewiß dafür / daß er ein gnedigen Gott hette / das Werck aber thet er / daß er seinen Glauben vbet / vnd die andern durch sein Exempel vnd Bekentniß zu gleuben reitzet.

So nu also vnd nicht anders die guten Wercke solten dem Glauben folgen / so thun die viel anderer meinung jre Werck / die nicht gleuben / daß jhnen ohn Verdienst / Sünde vergeben werden vmb Christus willen. Denn wenn dieselbigen sehen gute Wercke an den Heiligen / richten sie Menschlicher weis von den Heiligen / Wöllen wehnen / die Heiligen haben mit jhren Wercken Vergebung der Sünde erlangt / oder sind durch Wercke für Gott gerecht worden. Darumb thun sie dergleichen jhnen nach / vnd meynen / sie wöllen auch also vergebung der Sünde erlangen / vnd Gottes Zorn versünen.

Solchen öffentlichen Irrthumb vnd falsche Lehre von den Wercken / verdammen wir. Erstlich / daß dadurch Christo dem rechten Mittler die Ehre genommen wird / vnd wird den elenden Wercken geben / wenn wir an Christus stat vnser Werck wöllen darstellen für ein Schatz vnd versünung des Göttlichen Zorns / vnd der Sünde / Denn die Ehre gehöret allein Christo / nicht vnsern elenden Wercken.

Zum andern / So finden doch die Gewissen auch nicht Friede in solchen Wercken / Denn wenn sie schon der Wercke viel thun vnd zu thun sich fleissigen / so findet sich doch kein Werck / das rein gnug sey / das wichtig / köstlich gnug sey ein gnedigen GOTT zu machen / das ewig Leben gewiß zu erlangen / In Summa / das Gewissen ruhig vnd friedlich zu machen.

Für das dritte / Die auff Wercke bawen / die lernen nimmermehr Gott recht kennen / noch seinen Willen. Denn ein Gewissen / das an Gottes Gnaden zweiffelt / das kan nicht gleuben / daß es erhöret werde / vnd dieweil es Gott nicht anruffen kan / wird es auch Göttlicher Hülff nicht innen / kan also GOtt nicht kennen lernen. Wenn aber der Glaub da ist / Nemlich / daß wir durch Christum ein gnedigen Gott haben / der darff frölich Gott anruffen / lernet GOtt vnd seinen Willen kennen.

Aber der Irrthumb von den Wercken / klebet der Welt gar hart an / die Heyden haben auch Opffer / welche von Patriarchen erstlich herkommen / dieselbigen Opffer vnd Wercke der Väter haben sie nachgethan / vom Glauben wusten sie nicht / hielten dafür / daß dieselbigen Wercke jhnen einen gnedigen Gott machten. Die Israeliten ertichten jhnen auch Wercke vnd Opffer / der meynung / daß sie dadurch wolten ein gnedigen GOTT machen / durch jhr opus operatum,

Denn das Opffer hat Gott nicht gefallen / ex opere operato, sondern Abel hielts gewiß dafür / daß er ein gnedigen Gott hette / das Werck aber thet er / daß er seinen Glauben vbet / vnd die andern durch sein Exempel vnd Bekentniß zu gleuben reitzet.

So nu also vnd nicht anders die guten Wercke solten dem Glauben folgen / so thun die viel anderer meinung jre Werck / die nicht gleuben / daß jhnen ohn Verdienst / Sünde vergeben werden vmb Christus willen. Denn wenn dieselbigen sehen gute Wercke an den Heiligen / richten sie Menschlicher weis von den Heiligen / Wöllen wehnen / die Heiligen haben mit jhren Wercken Vergebung der Sünde erlangt / oder sind durch Wercke für Gott gerecht worden. Darumb thun sie dergleichen jhnen nach / vnd meynen / sie wöllen auch also vergebung der Sünde erlangen / vnd Gottes Zorn versünen.

Solchen öffentlichen Irrthumb vnd falsche Lehre von den Wercken / verdammen wir. Erstlich / daß dadurch Christo dem rechten Mittler die Ehre genom̃en wird / vnd wird den elenden Wercken geben / weñ wir an Christus stat vnser Werck wöllen darstellen für ein Schatz vnd versünung des Göttlichen Zorns / vnd der Sünde / Deñ die Ehre gehöret allein Christo / nicht vnsern elenden Wercken.

Zum andern / So finden doch die Gewissen auch nicht Friede in solchen Wercken / Denn wenn sie schon der Wercke viel thun vnd zu thun sich fleissigen / so findet sich doch kein Werck / das rein gnug sey / das wichtig / köstlich gnug sey ein gnedigen GOTT zu machen / das ewig Leben gewiß zu erlangen / In Summa / das Gewissen ruhig vnd friedlich zu machen.

Für das dritte / Die auff Wercke bawen / die lernen nim̃ermehr Gott recht kennen / noch seinen Willen. Denn ein Gewissen / das an Gottes Gnaden zweiffelt / das kan nicht gleuben / daß es erhöret werde / vnd dieweil es Gott nicht anruffen kan / wird es auch Göttlicher Hülff nicht innen / kan also GOtt nicht kennen lernen. Wenn aber der Glaub da ist / Nemlich / daß wir durch Christum ein gnedigen Gott haben / der darff frölich Gott anruffen / lernet GOtt vnd seinen Willen kennen.

Aber der Irrthumb von den Wercken / klebet der Welt gar hart an / die Heyden haben auch Opffer / welche von Patriarchen erstlich herkommen / dieselbigen Opffer vnd Wercke der Väter haben sie nachgethan / vom Glauben wusten sie nicht / hielten dafür / daß dieselbigen Wercke jhnen einen gnedigen Gott machten. Die Israeliten ertichten jhnen auch Wercke vnd Opffer / der meynung / daß sie dadurch wolten ein gnedigen GOTT machen / durch jhr opus operatum,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0422"/>
Denn das Opffer hat Gott                      nicht gefallen / <hi rendition="#i">ex opere operato,</hi> sondern Abel hielts                      gewiß dafür / daß er ein gnedigen Gott hette / das Werck aber thet er / daß er                      seinen Glauben vbet / vnd die andern durch sein Exempel vnd Bekentniß zu gleuben                      reitzet.</p>
        <p>So nu also vnd nicht anders die guten Wercke solten dem Glauben folgen / so thun                      die viel anderer meinung jre Werck / die nicht gleuben / daß jhnen ohn Verdienst                      / Sünde vergeben werden vmb Christus willen. Denn wenn dieselbigen sehen gute                      Wercke an den Heiligen / richten sie Menschlicher weis von den Heiligen / Wöllen                      wehnen / die Heiligen haben mit jhren Wercken Vergebung der Sünde erlangt / oder                      sind durch Wercke für Gott gerecht worden. Darumb thun sie dergleichen jhnen                      nach / vnd meynen / sie wöllen auch also vergebung der Sünde erlangen / vnd                      Gottes Zorn versünen.</p>
        <p>Solchen öffentlichen Irrthumb vnd falsche Lehre von den Wercken / verdammen wir.                      Erstlich / daß dadurch Christo dem rechten Mittler die Ehre genom&#x0303;en wird / vnd wird den elenden Wercken geben / wen&#x0303; wir an                      Christus stat vnser Werck wöllen darstellen für ein Schatz vnd versünung des                      Göttlichen Zorns / vnd der Sünde / Den&#x0303; die Ehre gehöret allein                      Christo / nicht vnsern elenden Wercken.</p>
        <p>Zum andern / So finden doch die Gewissen auch nicht Friede in solchen Wercken /                      Denn wenn sie schon der Wercke viel thun vnd zu thun sich fleissigen / so findet                      sich doch kein Werck / das rein gnug sey / das wichtig / köstlich gnug sey ein                      gnedigen GOTT zu machen / das ewig Leben gewiß zu erlangen / In Summa / das                      Gewissen ruhig vnd friedlich zu machen.</p>
        <p>Für das dritte / Die auff Wercke bawen / die lernen nim&#x0303;ermehr Gott                      recht kennen / noch seinen Willen. Denn ein Gewissen / das an Gottes Gnaden                      zweiffelt / das kan nicht gleuben / daß es erhöret werde / vnd dieweil es Gott                      nicht anruffen kan / wird es auch Göttlicher Hülff nicht innen / kan also GOtt                      nicht kennen lernen. Wenn aber der Glaub da ist / Nemlich / daß wir durch                      Christum ein gnedigen Gott haben / der darff frölich Gott anruffen / lernet GOtt                      vnd seinen Willen kennen.</p>
        <p>Aber der Irrthumb von den Wercken / klebet der Welt gar hart an / die Heyden                      haben auch Opffer / welche von Patriarchen erstlich herkommen / dieselbigen                      Opffer vnd Wercke der Väter haben sie nachgethan / vom Glauben wusten sie nicht                      / hielten dafür / daß dieselbigen Wercke jhnen einen gnedigen Gott machten. Die                      Israeliten ertichten jhnen auch Wercke vnd Opffer / der meynung / daß sie                      dadurch wolten ein gnedigen GOTT machen / durch jhr <hi rendition="#i">opus                          operatum,</hi> </p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0422] Denn das Opffer hat Gott nicht gefallen / ex opere operato, sondern Abel hielts gewiß dafür / daß er ein gnedigen Gott hette / das Werck aber thet er / daß er seinen Glauben vbet / vnd die andern durch sein Exempel vnd Bekentniß zu gleuben reitzet. So nu also vnd nicht anders die guten Wercke solten dem Glauben folgen / so thun die viel anderer meinung jre Werck / die nicht gleuben / daß jhnen ohn Verdienst / Sünde vergeben werden vmb Christus willen. Denn wenn dieselbigen sehen gute Wercke an den Heiligen / richten sie Menschlicher weis von den Heiligen / Wöllen wehnen / die Heiligen haben mit jhren Wercken Vergebung der Sünde erlangt / oder sind durch Wercke für Gott gerecht worden. Darumb thun sie dergleichen jhnen nach / vnd meynen / sie wöllen auch also vergebung der Sünde erlangen / vnd Gottes Zorn versünen. Solchen öffentlichen Irrthumb vnd falsche Lehre von den Wercken / verdammen wir. Erstlich / daß dadurch Christo dem rechten Mittler die Ehre genom̃en wird / vnd wird den elenden Wercken geben / weñ wir an Christus stat vnser Werck wöllen darstellen für ein Schatz vnd versünung des Göttlichen Zorns / vnd der Sünde / Deñ die Ehre gehöret allein Christo / nicht vnsern elenden Wercken. Zum andern / So finden doch die Gewissen auch nicht Friede in solchen Wercken / Denn wenn sie schon der Wercke viel thun vnd zu thun sich fleissigen / so findet sich doch kein Werck / das rein gnug sey / das wichtig / köstlich gnug sey ein gnedigen GOTT zu machen / das ewig Leben gewiß zu erlangen / In Summa / das Gewissen ruhig vnd friedlich zu machen. Für das dritte / Die auff Wercke bawen / die lernen nim̃ermehr Gott recht kennen / noch seinen Willen. Denn ein Gewissen / das an Gottes Gnaden zweiffelt / das kan nicht gleuben / daß es erhöret werde / vnd dieweil es Gott nicht anruffen kan / wird es auch Göttlicher Hülff nicht innen / kan also GOtt nicht kennen lernen. Wenn aber der Glaub da ist / Nemlich / daß wir durch Christum ein gnedigen Gott haben / der darff frölich Gott anruffen / lernet GOtt vnd seinen Willen kennen. Aber der Irrthumb von den Wercken / klebet der Welt gar hart an / die Heyden haben auch Opffer / welche von Patriarchen erstlich herkommen / dieselbigen Opffer vnd Wercke der Väter haben sie nachgethan / vom Glauben wusten sie nicht / hielten dafür / daß dieselbigen Wercke jhnen einen gnedigen Gott machten. Die Israeliten ertichten jhnen auch Wercke vnd Opffer / der meynung / daß sie dadurch wolten ein gnedigen GOTT machen / durch jhr opus operatum,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/422
Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/422>, abgerufen am 16.07.2024.