[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.Fleische an sich haben / denn daß Dauid an einem andern ort sagt: HERR / richte mich nach meiner Gerechtigkeit / Da redet er von seiner Sach / vnd nicht von eigener Gerechtigkeit / sondern bitt / daß Gott sein Sach vnd Wort schützen wölle / Wie er denn sagt: Richte HERR mein Sache. Wiederumb im 129. Psalm sagt er klar / daß keiner / auch nicht die höchsten Heiligen können Gottes Vrteil ertragen / denn Er wil auff Missethat acht geben / Wie er sagt: So du wilt acht haben / auff Missethat / HERR / wer wird bestehen? Vnnd also sagt Job am 9. Ich entsetze mich für allen meinen Wercken. Item / Wenn ich gleich Schnee weis gewaschen were / Vnd meine Hende gleich glentzeten für Reinigkeit / noch wirstu vnreins an mir finden. Vnd in Sprüchen Salomonis 20. Wer kan sagen / Mein Hertz ist rein? Vnd 1. Johan. 1. So wir werden sagen / daß wir keine Sünde haben / verführen wir vns selbst / vnd ist die Warheit nicht in vns. Item / im Vater vnser bitten auch die Heiligen / Vergib vns vnser Schuld. Darumb haben auch die Heiligen Schuld vnd Sünde. Item / im 4. Buch Moisi / Auch der Vnschüldige wird nicht vnschüldig seyn. Vnd Zacharias der Prophet sagt am 2. Cap. Alles Fleisch sey stille vor dem HERRN. Vnd Esaias 40. sagt: Alles Fleisch ist Gras / das ist / das Fleisch vnd alle Gerechtigkeit / so wir vermügen / die können Gottes Vrtheil nicht ertragen. Vnd Jonas sagt am Andern Capittel: Welche sich lassen auff Eytelkeit vergeblich / die lassen Barmhertzigkeit fahren. Derhalben / erheltet vns eytel Barmhertzigkeit / Vnser eigen Wercke / Verdienst vnd Vermügen / können vns nicht helffen. Diese Sprüche vnd dergleichen in der Schrifft zeigen an / daß vnser Werck vnrein seyn / vnd daß wir Gnade vnd Barmhertzigkeit bedürffen. Darumb stellen die Werck die Gewissen nicht zu Friede / sondern allein die Barmhertzigkeit / welche wir durch den Glauben ergreiffen. Zum dritten / Christus bleibt nicht desto weniger vor / als nach / der einige Mittler vnd Versüner / wenn wir in Ihm also newgeborn seyn / Darumb jrren die jenigen / die da ertichten / daß CHristus allein vns primam gratiam, oder die ersten Gnade verdiene / vnd daß wir hernach durch vnsere eigene Wercke vnd Verdienst / müssen das ewige Leben verdienen. Denn Er bleibt der einige Mittler / Vnd wir sollen des gewiß seyn / daß wir vmb seinet willen allein ein gnedigen Gott haben / Ob wir es auch gleich vnwirdig seyn / wie Paulus sagt: Durch Ihn haben wir ein Zugang zu Gott / denn vnser besten Wercke / auch nach empfangener Gnade des Euangelij (wie ich Fleische an sich haben / denn daß Dauid an einem andern ort sagt: HERR / richte mich nach meiner Gerechtigkeit / Da redet er von seiner Sach / vnd nicht von eigener Gerechtigkeit / sondern bitt / daß Gott sein Sach vnd Wort schützen wölle / Wie er denn sagt: Richte HERR mein Sache. Wiederumb im 129. Psalm sagt er klar / daß keiner / auch nicht die höchsten Heiligen können Gottes Vrteil ertragen / denn Er wil auff Missethat acht geben / Wie er sagt: So du wilt acht haben / auff Missethat / HERR / wer wird bestehen? Vnnd also sagt Job am 9. Ich entsetze mich für allen meinen Wercken. Item / Wenn ich gleich Schnee weis gewaschen were / Vnd meine Hende gleich glentzeten für Reinigkeit / noch wirstu vnreins an mir finden. Vnd in Sprüchen Salomonis 20. Wer kan sagen / Mein Hertz ist rein? Vnd 1. Johan. 1. So wir werden sagen / daß wir keine Sünde haben / verführen wir vns selbst / vnd ist die Warheit nicht in vns. Item / im Vater vnser bitten auch die Heiligen / Vergib vns vnser Schuld. Darumb haben auch die Heiligen Schuld vnd Sünde. Item / im 4. Buch Moisi / Auch der Vnschüldige wird nicht vnschüldig seyn. Vnd Zacharias der Prophet sagt am 2. Cap. Alles Fleisch sey stille vor dem HERRN. Vnd Esaias 40. sagt: Alles Fleisch ist Gras / das ist / das Fleisch vnd alle Gerechtigkeit / so wir vermügen / die können Gottes Vrtheil nicht ertragen. Vnd Jonas sagt am Andern Capittel: Welche sich lassen auff Eytelkeit vergeblich / die lassen Barmhertzigkeit fahren. Derhalben / erheltet vns eytel Barmhertzigkeit / Vnser eigen Wercke / Verdienst vnd Vermügen / können vns nicht helffen. Diese Sprüche vnd dergleichen in der Schrifft zeigen an / daß vnser Werck vnrein seyn / vnd daß wir Gnade vnd Barmhertzigkeit bedürffen. Darumb stellen die Werck die Gewissen nicht zu Friede / sondern allein die Barmhertzigkeit / welche wir durch den Glauben ergreiffen. Zum dritten / Christus bleibt nicht desto weniger vor / als nach / der einige Mittler vnd Versüner / wenn wir in Ihm also newgeborn seyn / Darumb jrren die jenigen / die da ertichten / daß CHristus allein vns primam gratiam, oder die ersten Gnade verdiene / vnd daß wir hernach durch vnsere eigene Wercke vnd Verdienst / müssen das ewige Leben verdienen. Denn Er bleibt der einige Mittler / Vnd wir sollen des gewiß seyn / daß wir vmb seinet willen allein ein gnedigen Gott haben / Ob wir es auch gleich vnwirdig seyn / wie Paulus sagt: Durch Ihn haben wir ein Zugang zu Gott / denn vnser besten Wercke / auch nach empfangener Gnade des Euangelij (wie ich <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0417" n="195"/> Fleische an sich haben / denn daß Dauid an einem andern ort sagt: HERR / richte mich nach meiner Gerechtigkeit / Da redet er von seiner Sach / vnd nicht von eigener Gerechtigkeit / sondern bitt / daß Gott sein Sach vnd Wort schützen wölle / Wie er denn sagt: Richte HERR mein Sache. Wiederumb im 129. Psalm sagt er klar / daß keiner / auch nicht die höchsten Heiligen können Gottes Vrteil ertragen / denn Er wil auff Missethat acht geben / Wie er sagt: So du wilt acht haben / auff Missethat / HERR / wer wird bestehen?</p> <p>Vnnd also sagt Job am 9. Ich entsetze mich für allen meinen Wercken. Item / Wenn ich gleich Schnee weis gewaschen were / Vnd meine Hende gleich glentzeten für Reinigkeit / noch wirstu vnreins an mir finden. Vnd in Sprüchen Salomonis 20. Wer kan sagen / Mein Hertz ist rein? Vnd 1. Johan. 1. So wir werden sagen / daß wir keine Sünde haben / verführen wir vns selbst / vnd ist die Warheit nicht in vns. Item / im Vater vnser bitten auch die Heiligen / Vergib vns vnser Schuld. Darumb haben auch die Heiligen Schuld vnd Sünde. Item / im 4. Buch Moisi / Auch der Vnschüldige wird nicht vnschüldig seyn. Vnd Zacharias der Prophet sagt am 2. Cap. Alles Fleisch sey stille vor dem HERRN. Vnd Esaias 40. sagt: Alles Fleisch ist Gras / das ist / das Fleisch vnd alle Gerechtigkeit / so wir vermügen / die können Gottes Vrtheil nicht ertragen. Vnd Jonas sagt am Andern Capittel: Welche sich lassen auff Eytelkeit vergeblich / die lassen Barmhertzigkeit fahren. Derhalben / erheltet vns eytel Barmhertzigkeit / Vnser eigen Wercke / Verdienst vnd Vermügen / können vns nicht helffen.</p> <p>Diese Sprüche vnd dergleichen in der Schrifft zeigen an / daß vnser Werck vnrein seyn / vnd daß wir Gnade vnd Barmhertzigkeit bedürffen. Darumb stellen die Werck die Gewissen nicht zu Friede / sondern allein die Barmhertzigkeit / welche wir durch den Glauben ergreiffen.</p> <p>Zum dritten / Christus bleibt nicht desto weniger vor / als nach / der einige Mittler vnd Versüner / wenn wir in Ihm also newgeborn seyn / Darumb jrren die jenigen / die da ertichten / daß CHristus allein vns <hi rendition="#i">primam gratiam,</hi> oder die ersten Gnade verdiene / vnd daß wir hernach durch vnsere eigene Wercke vnd Verdienst / müssen das ewige Leben verdienen. 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Fleische an sich haben / denn daß Dauid an einem andern ort sagt: HERR / richte mich nach meiner Gerechtigkeit / Da redet er von seiner Sach / vnd nicht von eigener Gerechtigkeit / sondern bitt / daß Gott sein Sach vnd Wort schützen wölle / Wie er denn sagt: Richte HERR mein Sache. Wiederumb im 129. Psalm sagt er klar / daß keiner / auch nicht die höchsten Heiligen können Gottes Vrteil ertragen / denn Er wil auff Missethat acht geben / Wie er sagt: So du wilt acht haben / auff Missethat / HERR / wer wird bestehen?
Vnnd also sagt Job am 9. Ich entsetze mich für allen meinen Wercken. Item / Wenn ich gleich Schnee weis gewaschen were / Vnd meine Hende gleich glentzeten für Reinigkeit / noch wirstu vnreins an mir finden. Vnd in Sprüchen Salomonis 20. Wer kan sagen / Mein Hertz ist rein? Vnd 1. Johan. 1. So wir werden sagen / daß wir keine Sünde haben / verführen wir vns selbst / vnd ist die Warheit nicht in vns. Item / im Vater vnser bitten auch die Heiligen / Vergib vns vnser Schuld. Darumb haben auch die Heiligen Schuld vnd Sünde. Item / im 4. Buch Moisi / Auch der Vnschüldige wird nicht vnschüldig seyn. Vnd Zacharias der Prophet sagt am 2. Cap. Alles Fleisch sey stille vor dem HERRN. Vnd Esaias 40. sagt: Alles Fleisch ist Gras / das ist / das Fleisch vnd alle Gerechtigkeit / so wir vermügen / die können Gottes Vrtheil nicht ertragen. Vnd Jonas sagt am Andern Capittel: Welche sich lassen auff Eytelkeit vergeblich / die lassen Barmhertzigkeit fahren. Derhalben / erheltet vns eytel Barmhertzigkeit / Vnser eigen Wercke / Verdienst vnd Vermügen / können vns nicht helffen.
Diese Sprüche vnd dergleichen in der Schrifft zeigen an / daß vnser Werck vnrein seyn / vnd daß wir Gnade vnd Barmhertzigkeit bedürffen. Darumb stellen die Werck die Gewissen nicht zu Friede / sondern allein die Barmhertzigkeit / welche wir durch den Glauben ergreiffen.
Zum dritten / Christus bleibt nicht desto weniger vor / als nach / der einige Mittler vnd Versüner / wenn wir in Ihm also newgeborn seyn / Darumb jrren die jenigen / die da ertichten / daß CHristus allein vns primam gratiam, oder die ersten Gnade verdiene / vnd daß wir hernach durch vnsere eigene Wercke vnd Verdienst / müssen das ewige Leben verdienen. Denn Er bleibt der einige Mittler / Vnd wir sollen des gewiß seyn / daß wir vmb seinet willen allein ein gnedigen Gott haben / Ob wir es auch gleich vnwirdig seyn / wie Paulus sagt: Durch Ihn haben wir ein Zugang zu Gott / denn vnser besten Wercke / auch nach empfangener Gnade des Euangelij (wie ich
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Zitationshilfe: | [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/417>, abgerufen am 16.02.2025. |