[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.auch offt vnser Wort / bößlich / vnd mit fleis vns verkehren / oder je zu Mißuerstand deuten. Denn so wir auffs aller einfeltigest / vnd klerest dauon geredet / was die Erbsünde sey / oder nicht sey / so haben sie aus eytel Gifft / vnd Bitterkeit die Wort / so an jhnen selbs recht vnd schlecht geredt / mit fleis vbel / vnd vnrecht gedeutet. Denn also sagen sie: Ihr sprecht / die Erbsünde sey dieses / daß vns ein solcher Sinn vnd Hertz angeboren ist / darinne keine Furcht Gottes / kein vertrawen gegen GOTT ist / das ist je ein wirckliche Schuld / vnd selbs ein Werck / oder actualis culpa, Darumb ist es nicht Erbsünde. Es ist leichtlich zu mercken / vnd abzunehmen / daß solche Cauillatio von Theologen / nicht von des Keysers Raht herkommet. Wiewol wir nu solche neidische / gefehrliche / muthwillige deutungen / wol wissen zu verlegen / doch daß alle redliche vnd erbare Leute verstehen mögen / daß wir in dieser Sache / nichts vngeschicktes lehren / So bitten wir / sie wöllen vnser vorige Teutsche Confession / so zu Augspurg vberantwort / ansehen / die wird gnug anzeigen / wie wir nichts newes / oder vngehörtes lehren / denn in derselbigen ist also geschrieben. Weiter wird gelehret / daß nach dem Fall Adae / alle Menschen / so Natürlich geboren werden / in Sünden empfangen / vnd geboren werden / Das ist / daß sie alle von Mutter Leibe an / voll böser Lust vnd neigung sind / keine wahre Gottes Furcht / keinen wahren Glauben an Gott / von Natur haben können. In diesem erscheinet gnug / daß wir von allen / so aus Fleisch geboren sind / sagen / Daß sie vntüchtig sind zu allen Gottes sachen / GOtt nicht Hertzlich fürchten / Ihm nicht gleuben / noch vertrawen können. Da reden wir von angeborner böser arth des Hertzen / nicht allein von actuali culpa oder von wircklicher Schuld vnd Sünden. Denn wir sagen / daß in allen Adams Kindern / ein böse Neigung vnd Lust sey / vnd daß niemands jhm selbs ein Hertz könne oder vermöge zu machen / das Gott erkenne / oder GOtt hertzlich vertrawe / hertzlich fürchte. Ich wolt doch gern hören / was sie da schelten wöllen oder möchten / Denn fromme redliche Leute / denen die Warheit lieb / sehen ohn allen zweiffel / daß dieses recht vnd wahr ist. Denn auff die meinung sagen wir in vnser Lateinischen Bekentniß / daß in einem natürlichen Menschen nicht Potentia, das ist / Nicht so viel tügens vermügens sey / auch nicht an vnschüldigen Kindlein / welche auch aus Adam vntüchtig seyn / jmmer hertzlich Gott zu fürchten / vnd hertzlich Gott zu lieben / in den Alten aber / vnd erwachsenen / sind noch vber die angeborne böse Art des Hertzens / auch noch Actus, vnd wirckliche Sünde. auch offt vnser Wort / bößlich / vnd mit fleis vns verkehren / oder je zu Mißuerstand deuten. Denn so wir auffs aller einfeltigest / vnd klerest dauon geredet / was die Erbsünde sey / oder nicht sey / so haben sie aus eytel Gifft / vnd Bitterkeit die Wort / so an jhnen selbs recht vnd schlecht geredt / mit fleis vbel / vnd vnrecht gedeutet. Denn also sagen sie: Ihr sprecht / die Erbsünde sey dieses / daß vns ein solcher Sinn vnd Hertz angeboren ist / darinne keine Furcht Gottes / kein vertrawen gegen GOTT ist / das ist je ein wirckliche Schuld / vnd selbs ein Werck / oder actualis culpa, Darumb ist es nicht Erbsünde. Es ist leichtlich zu mercken / vnd abzunehmen / daß solche Cauillatio von Theologen / nicht von des Keysers Raht herkommet. Wiewol wir nu solche neidische / gefehrliche / muthwillige deutungen / wol wissen zu verlegen / doch daß alle redliche vnd erbare Leute verstehen mögen / daß wir in dieser Sache / nichts vngeschicktes lehren / So bitten wir / sie wöllen vnser vorige Teutsche Confession / so zu Augspurg vberantwort / ansehen / die wird gnug anzeigen / wie wir nichts newes / oder vngehörtes lehren / denn in derselbigen ist also geschrieben. Weiter wird gelehret / daß nach dem Fall Adae / alle Menschen / so Natürlich geboren werden / in Sünden empfangen / vnd geboren werden / Das ist / daß sie alle von Mutter Leibe an / voll böser Lust vnd neigung sind / keine wahre Gottes Furcht / keinen wahren Glauben an Gott / von Natur haben können. In diesem erscheinet gnug / daß wir von allen / so aus Fleisch geboren sind / sagen / Daß sie vntüchtig sind zu allen Gottes sachen / GOtt nicht Hertzlich fürchten / Ihm nicht gleuben / noch vertrawen können. Da reden wir von angeborner böser arth des Hertzen / nicht allein von actuali culpa oder von wircklicher Schuld vnd Sünden. Denn wir sagen / daß in allen Adams Kindern / ein böse Neigung vnd Lust sey / vnd daß niemands jhm selbs ein Hertz könne oder vermöge zu machen / das Gott erkenne / oder GOtt hertzlich vertrawe / hertzlich fürchte. Ich wolt doch gern hören / was sie da schelten wöllen oder möchten / Denn fromme redliche Leute / denen die Warheit lieb / sehen ohn allen zweiffel / daß dieses recht vnd wahr ist. Denn auff die meinung sagen wir in vnser Lateinischen Bekentniß / daß in einem natürlichen Menschen nicht Potentia, das ist / Nicht so viel tügens vermügens sey / auch nicht an vnschüldigen Kindlein / welche auch aus Adam vntüchtig seyn / jm̃er hertzlich Gott zu fürchten / vnd hertzlich Gott zu lieben / in den Alten aber / vnd erwachsenen / sind noch vber die angeborne böse Art des Hertzens / auch noch Actus, vnd wirckliche Sünde. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0368"/> auch offt vnser Wort / bößlich / vnd mit fleis vns verkehren / oder je zu Mißuerstand deuten. 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Denn also sagen sie: Ihr sprecht / die Erbsünde sey dieses / daß vns ein solcher Sinn vnd Hertz angeboren ist / darinne keine Furcht Gottes / kein vertrawen gegen GOTT ist / das ist je ein wirckliche Schuld / vnd selbs ein Werck / oder actualis culpa, Darumb ist es nicht Erbsünde. Es ist leichtlich zu mercken / vnd abzunehmen / daß solche Cauillatio von Theologen / nicht von des Keysers Raht herkommet. Wiewol wir nu solche neidische / gefehrliche / muthwillige deutungen / wol wissen zu verlegen / doch daß alle redliche vnd erbare Leute verstehen mögen / daß wir in dieser Sache / nichts vngeschicktes lehren / So bitten wir / sie wöllen vnser vorige Teutsche Confession / so zu Augspurg vberantwort / ansehen / die wird gnug anzeigen / wie wir nichts newes / oder vngehörtes lehren / denn in derselbigen ist also geschrieben. Weiter wird gelehret / daß nach dem Fall Adae / alle Menschen / so Natürlich geboren werden / in Sünden empfangen / vnd geboren werden / Das ist / daß sie alle von Mutter Leibe an / voll böser Lust vnd neigung sind / keine wahre Gottes Furcht / keinen wahren Glauben an Gott / von Natur haben können.
In diesem erscheinet gnug / daß wir von allen / so aus Fleisch geboren sind / sagen / Daß sie vntüchtig sind zu allen Gottes sachen / GOtt nicht Hertzlich fürchten / Ihm nicht gleuben / noch vertrawen können. Da reden wir von angeborner böser arth des Hertzen / nicht allein von actuali culpa oder von wircklicher Schuld vnd Sünden. Denn wir sagen / daß in allen Adams Kindern / ein böse Neigung vnd Lust sey / vnd daß niemands jhm selbs ein Hertz könne oder vermöge zu machen / das Gott erkenne / oder GOtt hertzlich vertrawe / hertzlich fürchte.
Ich wolt doch gern hören / was sie da schelten wöllen oder möchten / Denn fromme redliche Leute / denen die Warheit lieb / sehen ohn allen zweiffel / daß dieses recht vnd wahr ist. Denn auff die meinung sagen wir in vnser Lateinischen Bekentniß / daß in einem natürlichen Menschen nicht Potentia, das ist / Nicht so viel tügens vermügens sey / auch nicht an vnschüldigen Kindlein / welche auch aus Adam vntüchtig seyn / jm̃er hertzlich Gott zu fürchten / vnd hertzlich Gott zu lieben / in den Alten aber / vnd erwachsenen / sind noch vber die angeborne böse Art des Hertzens / auch noch Actus, vnd wirckliche Sünde.
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Zitationshilfe: | [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/368>, abgerufen am 06.07.2024. |