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[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

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thewre Gut / Da findet sichs denn als eine finstere Latern gegen die liechte Sonne / oder Mist gegen Edelsteine / Vnd weil sie solches siehet / wil sie nicht hinan / vnd harret bis sie geschickt werde / so lang daß eine Woche die ander / vnd ein halb Jahr das ander bringet. Aber wenn du das wilt ansehen / wie from vnd rein du seyest / vnd darnach erbeiten / daß dich nichts beisse / so mustu nimmermehr hinzu kommen.

Derhalben sol man hie die Leute vnterscheiden / denn was freche vnd wilde sind / den sol man sagen / daß sie dauon bleiben / denn sie sind nicht geschickt / Vergebung der Sünden zu empfahen / als die sie nicht begeren / vnd vngerne wolten from seyn. Die andern aber / so nicht solche rohe vnd lose Leute sind / vnd gerne from weren / sollen sich nicht dauon sondern / ob sie gleich sonst schwach vnd gebrechlich sind / Wie auch S. Hilarius gesaget hat: Wenn ein Sünde nicht also gethan ist / daß man jemand billich aus der Gemeine stossen / vnd für ein Vnchristen halten kan / Sol man nit vom Sacrament bleiben / auff daß man sich nicht des Lebens beraube. Denn so weit wird niemand kommen / daß er nicht viel täglicher Gebrechen im Fleisch vnd Blut behalte.

Sacrament siehen nicht auff vnser Wirdigkeit.

Darumb sollen solche Leute lernen / daß die höheste Kunst ist / daß man wisse / daß vnser Sacrament stehet / nicht auff vnser Wirdigkeit / Denn wir lassen vns nicht teuffen / als die wirdig vnd heilig sind / Kommen auch nicht zur Beichte / als seyen wir rein vnd ohn Sünde / sondern das Wiederspiel / als arme elende Menschen / vnd eben darumb / daß wir vnwirdig sind / Es were denn ein solcher / der keine Gnade vnd Absolution begeret / noch sich dechte zu bessern. Wer aber gern wolt Gnad vnd Trost haben / sol sich selbs treiben / vnd niemand dauon schrecken lassen / vnd also sprechen: Ich wolt wol gerne wirdig seyn / Aber ich komme auff keine Wirdigkeit / sondern auff dein Wort / daß du es befohlen hast / Als der gerne dein Jünger were / mein Wirdigkeit bleibe / wo sie kan. Es ist aber schwer / denn das ligt vns jmmer im wege / vnd hindert / daß wir mehr auff vns selbs / denn auff Cristus Wort vnd Mund sehen. Denn die Natur wolt gerne also handeln / Daß sie gewiß auff sich selbs möchte fussen vnd stehen / Wo nicht / so wil sie nicht hinan. Das sey gnug vom ersten Stück.

Die andere vrsach ist die Verheissung bey dem Sacrament.

ZVm Andern / ist vber das Gebot auch eine Verheissunge / wie auch oben gehört / die vns auffs aller sterckste reitzen vnd treiben sol / Denn da stehen die freundliche liebliche Wort: Das ist mein Leib / Für euch gegeben / Das ist mein

thewre Gut / Da findet sichs denn als eine finstere Latern gegen die liechte Sonne / oder Mist gegen Edelsteine / Vnd weil sie solches siehet / wil sie nicht hinan / vnd harret bis sie geschickt werde / so lang daß eine Woche die ander / vnd ein halb Jahr das ander bringet. Aber wenn du das wilt ansehen / wie from vnd rein du seyest / vnd darnach erbeiten / daß dich nichts beisse / so mustu nimmermehr hinzu kom̃en.

Derhalben sol man hie die Leute vnterscheiden / denn was freche vnd wilde sind / den sol man sagen / daß sie dauon bleiben / deñ sie sind nicht geschickt / Vergebung der Sünden zu empfahen / als die sie nicht begeren / vnd vngerne wolten from seyn. Die andern aber / so nicht solche rohe vnd lose Leute sind / vnd gerne from weren / sollen sich nicht dauon sondern / ob sie gleich sonst schwach vnd gebrechlich sind / Wie auch S. Hilarius gesaget hat: Wenn ein Sünde nicht also gethan ist / daß man jemand billich aus der Gemeine stossen / vnd für ein Vnchristen halten kan / Sol man nit vom Sacrament bleiben / auff daß man sich nicht des Lebens beraube. Denn so weit wird niemand kom̃en / daß er nicht viel täglicher Gebrechen im Fleisch vnd Blut behalte.

Sacrament siehen nicht auff vnser Wirdigkeit.

Darumb sollen solche Leute lernen / daß die höheste Kunst ist / daß man wisse / daß vnser Sacrament stehet / nicht auff vnser Wirdigkeit / Deñ wir lassen vns nicht teuffen / als die wirdig vnd heilig sind / Kom̃en auch nicht zur Beichte / als seyen wir rein vnd ohn Sünde / sondern das Wiederspiel / als arme elende Menschen / vnd eben darumb / daß wir vnwirdig sind / Es were deñ ein solcher / der keine Gnade vnd Absolution begeret / noch sich dechte zu bessern. Wer aber gern wolt Gnad vnd Trost haben / sol sich selbs treiben / vnd niemand dauon schrecken lassen / vnd also sprechen: Ich wolt wol gerne wirdig seyn / Aber ich kom̃e auff keine Wirdigkeit / sondern auff dein Wort / daß du es befohlen hast / Als der gerne dein Jünger were / mein Wirdigkeit bleibe / wo sie kan. Es ist aber schwer / denn das ligt vns jm̃er im wege / vnd hindert / daß wir mehr auff vns selbs / deñ auff Cristus Wort vnd Mund sehen. Denn die Natur wolt gerne also handeln / Daß sie gewiß auff sich selbs möchte fussen vnd stehen / Wo nicht / so wil sie nicht hinan. Das sey gnug vom ersten Stück.

Die andere vrsach ist die Verheissung bey dem Sacrament.

ZVm Andern / ist vber das Gebot auch eine Verheissunge / wie auch oben gehört / die vns auffs aller sterckste reitzen vnd treiben sol / Deñ da stehen die freundliche liebliche Wort: Das ist mein Leib / Für euch gegeben / Das ist mein

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Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/308>, abgerufen am 16.07.2024.