[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.Ort oder bestimpte zeit angebunden / wiewol der Bapst hernach solches vmbkehret / vnd wieder ein Jüdenfest daraus gemacht hat. Also siehestu / daß nicht also Freyheit gelassen ist / als mögeDas Sacrament sol niemand verachten. mans verachten. Denn das heisse ich verachten / wenn man so lange zeit hingehet / vnd sonst kein hinderniß hat / vnd doch sein nimmer begehret. Wiltu solche Freyheit haben / so habe eben so mehr Freyheit / Daß du kein Christen seyest / vnd nicht gleuben noch beten dürffest / denn das ist eben so wol Christus Gebot / als jenes. Wiltu aber ein Christen seyn / so mustu je zu weilen diesem Gebot gnug thun / vnd gehorchen / Denn solch Gebot solt dich je bewegen in dich selbs zu schlahen vnd zu dencken / Siehe / was bin ich für ein Christen? Were ichs / So würde ich mich je ein wenig sehnen nach dem / das mein HERR befohlen hat zu thun. Vnd zwar weil wir vns so frembde darzu stellen / spüret man wol /Was vns reitzen sol das Sacrament zu empfahen. was wir für Christen in dem Bapsthumb gewesen sind / Als die aus lauterm zwang vnd furcht Menschlichs Gebots sind hingangen / ohn Lust vnd Liebe / vnd Christus Gebot nie angesehen / Wir aber zwingen noch dringen niemand / darffs vns auch niemand zu dienst oder gefallen thun / Das sol dich aber reitzen vnd selbs zwingen / daß Ers haben wil / vnd jhm gefellet / Menschen sol man sich weder zum Glauben / noch jrgend einem guten Werck nötigen lassen. Wir thun nicht mehr / denn daß wir sagen vnd vermahnen / was du thun solt / Nicht vmb vnsern / Sondern vmb deinen willen / Er locket vnd reitzet dich / wiltu solchs verachten / so antworte selbs dafür. Das sol nu das erste seyn / sonderlich für die kalten vnd nachlessigen / daß sie sich selbs bedencken vnd erwecken. Denn das ist gewißlich wahr / als ich wol bey mir selbs erfahren habe / vnd ein jeglicher bey sich finden wird / Wenn man sich also dauon zeucht / daß man von tage zu tage je mehr roh vnd kalt wird / vnd gar in Wind schleget / sonst muß man sich je mit dem Hertzen vnd Gewissen befragen / vnd stellen als ein Mensch / das gerne wolt mit Gott recht stehen / Je mehr nu solchs geschicht / je mehr das Hertz erwarmet / vnd entzündet wird / daß nicht gar erkalte. Sprichstu aber / Wie denn / wenn ich füle / daß ich nicht geschicktWenn man sich vngeschicket fület / was zu thun sey. bin? Antwort / Das ist meine Anfechtung auch / sonderlich aus dem alten Wesen her / vnter dem Bapst / da man sich so zumartert hat / daß man gantz rein were / vnd Gott kein tedlin an vns fünde / Dauon wir so schüchter dafür worden sind / daß fluchs sich jederman entsetzt vnd gesagt hat / O wehe du bist nicht wirdig. Denn da hebt Natur vnd Vernunfft an zu rechnen / vnser Vnwirdigkeit / gegen das Ort oder bestimpte zeit angebunden / wiewol der Bapst hernach solches vmbkehret / vnd wieder ein Jüdenfest daraus gemacht hat. Also siehestu / daß nicht also Freyheit gelassen ist / als mögeDas Sacrament sol niemand verachten. mans verachten. Denn das heisse ich verachten / wenn man so lange zeit hingehet / vnd sonst kein hinderniß hat / vnd doch sein nimmer begehret. Wiltu solche Freyheit haben / so habe eben so mehr Freyheit / Daß du kein Christen seyest / vnd nicht gleuben noch beten dürffest / denn das ist eben so wol Christus Gebot / als jenes. Wiltu aber ein Christen seyn / so mustu je zu weilen diesem Gebot gnug thun / vnd gehorchen / Denn solch Gebot solt dich je bewegen in dich selbs zu schlahen vnd zu dencken / Siehe / was bin ich für ein Christen? Were ichs / So würde ich mich je ein wenig sehnen nach dem / das mein HERR befohlen hat zu thun. Vnd zwar weil wir vns so frembde darzu stellen / spüret man wol /Was vns reitzen sol das Sacrament zu empfahen. was wir für Christen in dem Bapsthumb gewesen sind / Als die aus lauterm zwang vnd furcht Menschlichs Gebots sind hingangen / ohn Lust vnd Liebe / vnd Christus Gebot nie angesehen / Wir aber zwingen noch dringen niemand / darffs vns auch niemand zu dienst oder gefallen thun / Das sol dich aber reitzen vnd selbs zwingen / daß Ers haben wil / vnd jhm gefellet / Menschen sol man sich weder zum Glauben / noch jrgend einem guten Werck nötigen lassen. Wir thun nicht mehr / denn daß wir sagen vnd vermahnen / was du thun solt / Nicht vmb vnsern / Sondern vmb deinen willen / Er locket vnd reitzet dich / wiltu solchs verachten / so antworte selbs dafür. Das sol nu das erste seyn / sonderlich für die kalten vnd nachlessigen / daß sie sich selbs bedencken vnd erwecken. Denn das ist gewißlich wahr / als ich wol bey mir selbs erfahren habe / vnd ein jeglicher bey sich finden wird / Wenn man sich also dauon zeucht / daß man von tage zu tage je mehr roh vnd kalt wird / vnd gar in Wind schleget / sonst muß man sich je mit dem Hertzen vnd Gewissen befragen / vnd stellen als ein Mensch / das gerne wolt mit Gott recht stehen / Je mehr nu solchs geschicht / je mehr das Hertz erwarmet / vnd entzündet wird / daß nicht gar erkalte. Sprichstu aber / Wie denn / wenn ich füle / daß ich nicht geschicktWenn man sich vngeschicket fület / was zu thun sey. bin? Antwort / Das ist meine Anfechtung auch / sonderlich aus dem alten Wesen her / vnter dem Bapst / da man sich so zumartert hat / daß man gantz rein were / vnd Gott kein tedlin an vns fünde / Dauon wir so schüchter dafür worden sind / daß fluchs sich jederman entsetzt vnd gesagt hat / O wehe du bist nicht wirdig. Denn da hebt Natur vnd Vernunfft an zu rechnen / vnser Vnwirdigkeit / gegen das <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0307" n="141"/> Ort oder bestimpte zeit angebunden / wiewol der Bapst hernach solches vmbkehret / vnd wieder ein Jüdenfest daraus gemacht hat.</p> <p>Also siehestu / daß nicht also Freyheit gelassen ist / als möge<note place="right">Das Sacrament sol niemand verachten.</note> mans verachten. Denn das heisse ich verachten / wenn man so lange zeit hingehet / vnd sonst kein hinderniß hat / vnd doch sein nimmer begehret. 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Ort oder bestimpte zeit angebunden / wiewol der Bapst hernach solches vmbkehret / vnd wieder ein Jüdenfest daraus gemacht hat.
Also siehestu / daß nicht also Freyheit gelassen ist / als möge mans verachten. Denn das heisse ich verachten / wenn man so lange zeit hingehet / vnd sonst kein hinderniß hat / vnd doch sein nimmer begehret. Wiltu solche Freyheit haben / so habe eben so mehr Freyheit / Daß du kein Christen seyest / vnd nicht gleuben noch beten dürffest / denn das ist eben so wol Christus Gebot / als jenes. Wiltu aber ein Christen seyn / so mustu je zu weilen diesem Gebot gnug thun / vnd gehorchen / Denn solch Gebot solt dich je bewegen in dich selbs zu schlahen vnd zu dencken / Siehe / was bin ich für ein Christen? Were ichs / So würde ich mich je ein wenig sehnen nach dem / das mein HERR befohlen hat zu thun.
Das Sacrament sol niemand verachten. Vnd zwar weil wir vns so frembde darzu stellen / spüret man wol / was wir für Christen in dem Bapsthumb gewesen sind / Als die aus lauterm zwang vnd furcht Menschlichs Gebots sind hingangen / ohn Lust vnd Liebe / vnd Christus Gebot nie angesehen / Wir aber zwingen noch dringen niemand / darffs vns auch niemand zu dienst oder gefallen thun / Das sol dich aber reitzen vnd selbs zwingen / daß Ers haben wil / vnd jhm gefellet / Menschen sol man sich weder zum Glauben / noch jrgend einem guten Werck nötigen lassen. Wir thun nicht mehr / denn daß wir sagen vnd vermahnen / was du thun solt / Nicht vmb vnsern / Sondern vmb deinen willen / Er locket vnd reitzet dich / wiltu solchs verachten / so antworte selbs dafür.
Was vns reitzen sol das Sacrament zu empfahen. Das sol nu das erste seyn / sonderlich für die kalten vnd nachlessigen / daß sie sich selbs bedencken vnd erwecken. Denn das ist gewißlich wahr / als ich wol bey mir selbs erfahren habe / vnd ein jeglicher bey sich finden wird / Wenn man sich also dauon zeucht / daß man von tage zu tage je mehr roh vnd kalt wird / vnd gar in Wind schleget / sonst muß man sich je mit dem Hertzen vnd Gewissen befragen / vnd stellen als ein Mensch / das gerne wolt mit Gott recht stehen / Je mehr nu solchs geschicht / je mehr das Hertz erwarmet / vnd entzündet wird / daß nicht gar erkalte.
Sprichstu aber / Wie denn / wenn ich füle / daß ich nicht geschickt bin? Antwort / Das ist meine Anfechtung auch / sonderlich aus dem alten Wesen her / vnter dem Bapst / da man sich so zumartert hat / daß man gantz rein were / vnd Gott kein tedlin an vns fünde / Dauon wir so schüchter dafür worden sind / daß fluchs sich jederman entsetzt vnd gesagt hat / O wehe du bist nicht wirdig. Denn da hebt Natur vnd Vernunfft an zu rechnen / vnser Vnwirdigkeit / gegen das
Wenn man sich vngeschicket fület / was zu thun sey.
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Zitationshilfe: | [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/307>, abgerufen am 16.02.2025. |