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[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

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den Leuten / die vns viel zu leid thun / vnd vrsach geben zu Vngedult / Zorn / Rache / etc. Dazu den Teuffel hinder vns haben / der vns auff allen seiten zusetzet / vnd ficht (wie gehört) wieder alle vorige stücke / daß nicht müglich ist in solchem stetem Kampff allzeit fest stehen.

Darumb ist hie abermal grosse Noth zu bitten vnd ruffen: Lieber Vater / verlasse vns vnsere Schuld / nicht / daß Er auch ohn vnd vor vnserm bitten / nicht die Sünde vergebe / (Denn Er hat vns das Euangelium / darinn eytel Vergebung ist / geschenckt / ehe wir darumb gebeten / oder jemals darnach gesunnen haben) Es ist aber darumb zu thun / daß wir solche Vergebung erkennen vnd annehmen. Denn weil das Fleisch / darinn wir täglich leben / der Arth ist / daß Gott nicht trawet vnd gleubt / vnd sich jmmerdar regt mit bösen Lüsten vnd Tücken / daß wir täglich mit Worten vnd Wercken / mit thun vnd lassen / sündigen / dauon das Gewissen zu Vnfried kömpt / daß sich für Gottes Zorn vnd Vngnade fürchtet / vnd also den Trost vnd Zuuersicht aus dem Euangelio sincken lesset / so ist ohn vnterlas von nöthen / daß man hieher lauffe / vnd Trost hole / das Gewissen wieder auffrichten.

Solchs aber sol nu dazu dienen / daß vns Gott den stoltz breche /Niemand kan eigene Frömbkeit für Gott bringen. vnd in der Demuth halte / denn er hat jhm fürbehalten das Vorteil / Ob jemand wolte auff seine Frömkeit pochen / vnd andere verachten / daß er sich selbs ansehe / vnd diß Gebet für Augen stelle / so wird er finden / daß er eben so from ist / als die andern / vnd müssen alle für GOTT die Feddern niederschlagen / vnd fro werden / daß wir zu der Vergebung kommen / Vnd dencke es nur niemand / so lange wir hie leben / dahin zu bringen / daß er solcher Vergebung nicht dürffte / Summa / wo Er nicht ohn vnterlaß vergibt / so sind wir verloren.

SO ist nu die meinung dieser Bitte / daß Gott nichtSumma. wolt vnser Sünde ansehen vnd fürhalten / was wir täglich verdienen / Sondern mit Gnaden gegen vns handeln vnd vergeben / wie Er verheissen hat / vnd also ein frölich vnd vnuerzagt Gewissen geben / für jhm zu stehen / vnd zu bitten / denn wo das Hertz nicht mit Gott recht stehet / vnd solche Zuuersicht schepffen kan / so wird es nimmermehr sich thüren vnterstehen zu beten. Solche Zuuersicht aber / vnd frölich Hertz kan nirgend her kommen / denn es wisse / daß jhm die Sünde vergeben seyn.

Es ist aber dabey ein nöthiger / vnd doch tröstlicher Zusatz angehenget:Wir müssen auch vergeben / wie GOtt vns vergibt. Als wir vergeben vnsern Schüldigern. Er hats verheissen / daß wir sollen sicher seyn / daß vns alles vergeben vnd ge-

den Leuten / die vns viel zu leid thun / vnd vrsach geben zu Vngedult / Zorn / Rache / etc. Dazu den Teuffel hinder vns haben / der vns auff allen seiten zusetzet / vnd ficht (wie gehört) wieder alle vorige stücke / daß nicht müglich ist in solchem stetem Kampff allzeit fest stehen.

Darumb ist hie abermal grosse Noth zu bitten vnd ruffen: Lieber Vater / verlasse vns vnsere Schuld / nicht / daß Er auch ohn vnd vor vnserm bitten / nicht die Sünde vergebe / (Denn Er hat vns das Euangelium / darinn eytel Vergebung ist / geschenckt / ehe wir darumb gebeten / oder jemals darnach gesunnen haben) Es ist aber darumb zu thun / daß wir solche Vergebung erkennen vnd annehmen. Denn weil das Fleisch / darinn wir täglich leben / der Arth ist / daß Gott nicht trawet vnd gleubt / vnd sich jmmerdar regt mit bösen Lüsten vnd Tücken / daß wir täglich mit Worten vnd Wercken / mit thun vnd lassen / sündigen / dauon das Gewissen zu Vnfried kömpt / daß sich für Gottes Zorn vnd Vngnade fürchtet / vnd also den Trost vnd Zuuersicht aus dem Euangelio sincken lesset / so ist ohn vnterlas von nöthen / daß man hieher lauffe / vnd Trost hole / das Gewissen wieder auffrichten.

Solchs aber sol nu dazu dienen / daß vns Gott den stoltz breche /Niemand kan eigene Frömbkeit für Gott bringen. vnd in der Demuth halte / denn er hat jhm fürbehalten das Vorteil / Ob jemand wolte auff seine Frömkeit pochen / vnd andere verachten / daß er sich selbs ansehe / vnd diß Gebet für Augen stelle / so wird er finden / daß er eben so from ist / als die andern / vnd müssen alle für GOTT die Feddern niederschlagen / vnd fro werden / daß wir zu der Vergebung kommen / Vnd dencke es nur niemand / so lange wir hie leben / dahin zu bringen / daß er solcher Vergebung nicht dürffte / Summa / wo Er nicht ohn vnterlaß vergibt / so sind wir verloren.

SO ist nu die meinung dieser Bitte / daß Gott nichtSumma. wolt vnser Sünde ansehen vnd fürhalten / was wir täglich verdienen / Sondern mit Gnaden gegen vns handeln vnd vergeben / wie Er verheissen hat / vnd also ein frölich vnd vnuerzagt Gewissen geben / für jhm zu stehen / vnd zu bitten / denn wo das Hertz nicht mit Gott recht stehet / vnd solche Zuuersicht schepffen kan / so wird es nimmermehr sich thüren vnterstehen zu beten. Solche Zuuersicht aber / vnd frölich Hertz kan nirgend her kommen / denn es wisse / daß jhm die Sünde vergeben seyn.

Es ist aber dabey ein nöthiger / vnd doch tröstlicher Zusatz angehenget:Wir müssen auch vergebẽ / wie GOtt vns vergibt. Als wir vergeben vnsern Schüldigern. Er hats verheissen / daß wir sollen sicher seyn / daß vns alles vergeben vnd ge-

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[127/0279] den Leuten / die vns viel zu leid thun / vnd vrsach geben zu Vngedult / Zorn / Rache / etc. Dazu den Teuffel hinder vns haben / der vns auff allen seiten zusetzet / vnd ficht (wie gehört) wieder alle vorige stücke / daß nicht müglich ist in solchem stetem Kampff allzeit fest stehen. Darumb ist hie abermal grosse Noth zu bitten vnd ruffen: Lieber Vater / verlasse vns vnsere Schuld / nicht / daß Er auch ohn vnd vor vnserm bitten / nicht die Sünde vergebe / (Denn Er hat vns das Euangelium / darinn eytel Vergebung ist / geschenckt / ehe wir darumb gebeten / oder jemals darnach gesunnen haben) Es ist aber darumb zu thun / daß wir solche Vergebung erkennen vnd annehmen. Denn weil das Fleisch / darinn wir täglich leben / der Arth ist / daß Gott nicht trawet vnd gleubt / vnd sich jmmerdar regt mit bösen Lüsten vnd Tücken / daß wir täglich mit Worten vnd Wercken / mit thun vnd lassen / sündigen / dauon das Gewissen zu Vnfried kömpt / daß sich für Gottes Zorn vnd Vngnade fürchtet / vnd also den Trost vnd Zuuersicht aus dem Euangelio sincken lesset / so ist ohn vnterlas von nöthen / daß man hieher lauffe / vnd Trost hole / das Gewissen wieder auffrichten. Solchs aber sol nu dazu dienen / daß vns Gott den stoltz breche / vnd in der Demuth halte / denn er hat jhm fürbehalten das Vorteil / Ob jemand wolte auff seine Frömkeit pochen / vnd andere verachten / daß er sich selbs ansehe / vnd diß Gebet für Augen stelle / so wird er finden / daß er eben so from ist / als die andern / vnd müssen alle für GOTT die Feddern niederschlagen / vnd fro werden / daß wir zu der Vergebung kommen / Vnd dencke es nur niemand / so lange wir hie leben / dahin zu bringen / daß er solcher Vergebung nicht dürffte / Summa / wo Er nicht ohn vnterlaß vergibt / so sind wir verloren. Niemand kan eigene Frömbkeit für Gott bringen. SO ist nu die meinung dieser Bitte / daß Gott nicht wolt vnser Sünde ansehen vnd fürhalten / was wir täglich verdienen / Sondern mit Gnaden gegen vns handeln vnd vergeben / wie Er verheissen hat / vnd also ein frölich vnd vnuerzagt Gewissen geben / für jhm zu stehen / vnd zu bitten / denn wo das Hertz nicht mit Gott recht stehet / vnd solche Zuuersicht schepffen kan / so wird es nimmermehr sich thüren vnterstehen zu beten. Solche Zuuersicht aber / vnd frölich Hertz kan nirgend her kommen / denn es wisse / daß jhm die Sünde vergeben seyn. Summa. Es ist aber dabey ein nöthiger / vnd doch tröstlicher Zusatz angehenget: Als wir vergeben vnsern Schüldigern. Er hats verheissen / daß wir sollen sicher seyn / daß vns alles vergeben vnd ge- Wir müssen auch vergebẽ / wie GOtt vns vergibt.

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Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/279>, abgerufen am 22.11.2024.