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[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

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gewesen / vnd jhr habet mich nicht besuchet. Das ist / Ir hettet Mich vnd die meinen wol lassen hungers / durfts vnd frosts sterben / die wilden Thiere zu reissen / im Gefengniß verfaulen / vnd in nöten verderben lassen. Was heisset das anders / denn Mörder vnd Bluthunde gescholten? Denn ob du solchs nicht mit der that begangen haft / so hastu jn doch im Vnglück stecken vnd vmbkomen lassen / so viel an dir gelegen ist.

Vnd ist eben so viel / als ob ich jemand sehe auff tieffem Wasser fahren vnd arbeiten / oder in ein Fewr gefallen / vnd kündte jhm die Hand reichen / erauß reissen vnd retten / vnd doch nicht thete / wie würde ich anders auch für aller Welt bestehen / denn ein Mörder vnd Bößwicht? Darumb ist die endliche meinung Gottes / daß wir keinem Menschen leid widerfaren lassen / sondern alles gut vnd liebe beweisen / vnd ist (wie gesagt) eigentlich gegen die gerichtet / so vnsere Feinde sind / denn daß wir Freunden guts thun / ist noch eine schlechte Heydnische tugend / wie Christus Matth. 5. sagt.

Da haben wir nu abermal Gottes wort / damit er vns reitzen vnd treiben wil / zu rechten / edlen / hohen wercken / als Sanfftmut / gedult / vnd summa / Liebe vnd wolthat gegen vnsern Feinden / Vnd wil vns jmmerdar erinnern / daß wir zu rücke dencken des ersten Gebots / daß er vnser Gott sey / das ist / vns helffen / beystehen / vnd schützen wölle / auff daß er die lust vns zurechen dempffe.

GOlchs solt man nu treiben vnd blewen / so würden wir gute Werck alle Hend voll zu thun haben / aber das wehre nicht für die Mönche gepredigt / dem Geistlichen Stande zu viel abbrochen / der Cartheuser heiligkeit zu nahe / vnd solt wol eben gute Werck verboten vnd Klöster gereumet heissen. Denn mit der weise würde der gemeine Christenstand gleich so viel / ja weit vnd viel mehr gelten / vnd jederman sehen / wie sie die Welt mit falschein heuchlischen schein der heiligkeit effen vnd verfüren / weil sie diß vnd ander Gebot in wind geschlagen / vnd für vnnötig gehalten / als werens nicht gebot / sondern Rehte / Vnd daneben vnuerschempt jhren Heuchelstand vnd wercke / für das volkomenste Leben gerhümet vnd außgeschrien / auff daß sie ja ein gut sanfftes Leben füreten / on Creutz vnd gedult / Darumb sie auch in die Klöster gelauffen sind / daß sie von niemand nichts leiden / noch jemand guts thun dürfften. Du aber wisse / daß diß die rechte /Rechte gute Werck wider die Heuchelwerck. heilige vnd Göttliche Werck sind / welcher Er sich mit allen Engeln frewet / dagegen alle Menschliche heiligkeit stanck vnd vnflat ist / dazu nicht anders / denn Zorn vnd Verdamniß verdienet.

gewesen / vnd jhr habet mich nicht besuchet. Das ist / Ir hettet Mich vnd die meinen wol lassen hungers / durfts vnd frosts sterben / die wilden Thiere zu reissen / im Gefengniß verfaulen / vñ in nöten verderben lassen. Was heisset das anders / deñ Mörder vnd Bluthunde gescholten? Deñ ob du solchs nicht mit der that begangẽ haft / so hastu jn doch im Vnglück stecken vnd vmbkomen lassen / so viel an dir gelegen ist.

Vnd ist eben so viel / als ob ich jemand sehe auff tieffem Wasser fahren vnd arbeiten / oder in ein Fewr gefallen / vnd kündte jhm die Hand reichen / erauß reissen vnd retten / vnd doch nicht thete / wie würde ich anders auch für aller Welt bestehen / deñ ein Mörder vnd Bößwicht? Darumb ist die endliche meinung Gottes / daß wir keinem Menschen leid widerfaren lassen / sondern alles gut vnd liebe beweisen / vnd ist (wie gesagt) eigentlich gegen die gerichtet / so vnsere Feinde sind / denn daß wir Freunden guts thun / ist noch eine schlechte Heydnische tugend / wie Christus Matth. 5. sagt.

Da haben wir nu abermal Gottes wort / damit er vns reitzen vnd treiben wil / zu rechten / edlen / hohen wercken / als Sanfftmut / gedult / vnd summa / Liebe vnd wolthat gegen vnsern Feinden / Vnd wil vns jm̃erdar erinnern / daß wir zu rücke dencken des ersten Gebots / daß er vnser Gott sey / das ist / vns helffen / beystehen / vnd schützen wölle / auff daß er die lust vns zurechen dempffe.

GOlchs solt man nu treiben vnd blewen / so würden wir gute Werck alle Hend voll zu thun haben / aber das wehre nicht für die Mönche gepredigt / dem Geistlichen Stande zu viel abbrochen / der Cartheuser heiligkeit zu nahe / vnd solt wol eben gute Werck verboten vnd Klöster gereumet heissen. Denn mit der weise würde der gemeine Christenstand gleich so viel / ja weit vnd viel mehr gelten / vnd jederman sehen / wie sie die Welt mit falschein heuchlischen schein der heiligkeit effen vñ verfüren / weil sie diß vnd ander Gebot in wind geschlagen / vnd für vnnötig gehalten / als werens nicht gebot / sondern Rehte / Vnd daneben vnuerschempt jhren Heuchelstand vnd wercke / für das volkomenste Leben gerhümet vnd außgeschrien / auff daß sie ja ein gut sanfftes Leben füreten / on Creutz vnd gedult / Darumb sie auch in die Klöster gelauffen sind / daß sie von niemand nichts leiden / noch jemand guts thun dürfften. Du aber wisse / daß diß die rechte /Rechte gute Werck wider die Heuchelwerck. heilige vnd Göttliche Werck sind / welcher Er sich mit allen Engeln frewet / dagegen alle Menschliche heiligkeit stanck vnd vnflat ist / dazu nicht anders / denn Zorn vnd Verdamniß verdienet.

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[97/0219] gewesen / vnd jhr habet mich nicht besuchet. Das ist / Ir hettet Mich vnd die meinen wol lassen hungers / durfts vnd frosts sterben / die wilden Thiere zu reissen / im Gefengniß verfaulen / vñ in nöten verderben lassen. Was heisset das anders / deñ Mörder vnd Bluthunde gescholten? Deñ ob du solchs nicht mit der that begangẽ haft / so hastu jn doch im Vnglück stecken vnd vmbkomen lassen / so viel an dir gelegen ist. Vnd ist eben so viel / als ob ich jemand sehe auff tieffem Wasser fahren vnd arbeiten / oder in ein Fewr gefallen / vnd kündte jhm die Hand reichen / erauß reissen vnd retten / vnd doch nicht thete / wie würde ich anders auch für aller Welt bestehen / deñ ein Mörder vnd Bößwicht? Darumb ist die endliche meinung Gottes / daß wir keinem Menschen leid widerfaren lassen / sondern alles gut vnd liebe beweisen / vnd ist (wie gesagt) eigentlich gegen die gerichtet / so vnsere Feinde sind / denn daß wir Freunden guts thun / ist noch eine schlechte Heydnische tugend / wie Christus Matth. 5. sagt. Da haben wir nu abermal Gottes wort / damit er vns reitzen vnd treiben wil / zu rechten / edlen / hohen wercken / als Sanfftmut / gedult / vnd summa / Liebe vnd wolthat gegen vnsern Feinden / Vnd wil vns jm̃erdar erinnern / daß wir zu rücke dencken des ersten Gebots / daß er vnser Gott sey / das ist / vns helffen / beystehen / vnd schützen wölle / auff daß er die lust vns zurechen dempffe. GOlchs solt man nu treiben vnd blewen / so würden wir gute Werck alle Hend voll zu thun haben / aber das wehre nicht für die Mönche gepredigt / dem Geistlichen Stande zu viel abbrochen / der Cartheuser heiligkeit zu nahe / vnd solt wol eben gute Werck verboten vnd Klöster gereumet heissen. Denn mit der weise würde der gemeine Christenstand gleich so viel / ja weit vnd viel mehr gelten / vnd jederman sehen / wie sie die Welt mit falschein heuchlischen schein der heiligkeit effen vñ verfüren / weil sie diß vnd ander Gebot in wind geschlagen / vnd für vnnötig gehalten / als werens nicht gebot / sondern Rehte / Vnd daneben vnuerschempt jhren Heuchelstand vnd wercke / für das volkomenste Leben gerhümet vnd außgeschrien / auff daß sie ja ein gut sanfftes Leben füreten / on Creutz vnd gedult / Darumb sie auch in die Klöster gelauffen sind / daß sie von niemand nichts leiden / noch jemand guts thun dürfften. Du aber wisse / daß diß die rechte / heilige vnd Göttliche Werck sind / welcher Er sich mit allen Engeln frewet / dagegen alle Menschliche heiligkeit stanck vnd vnflat ist / dazu nicht anders / denn Zorn vnd Verdamniß verdienet. Rechte gute Werck wider die Heuchelwerck.

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Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/219>, abgerufen am 22.11.2024.