Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603.

Bild:
<< vorherige Seite

man nu fragt / Wie verstehestu das Ander Gebot / oder was heisst / GOttes Nahmen vergeblich führen / oder mißbrauchen? Antwort auffs kürtzte also: Das heisst Gottes Namen mißbrauchen / wenn man Gott den HERRN nennet / welcherley weise es geschehen mag / zur Lügen oder allerley Vntugend. Darumb ist so viel geboten / daß mann GOttes Nahmen nicht felschlich anziehe / oder in Mund nehme / da das Hertz wol anders weis / oder je anders wissen sol / als vnter denen / die für Gericht schweren / vnd ein Theil dem andern leuget. Denn Gottes Nahmen kan man nicht höher mißbrauchen / denn damit zu liegen vnd triegen. Das lasse das Teutsch / vnd leichtesten Verstand dieses Gebots bleiben.

Aus diesem kan nu jederman selbs wol außrechnen / wenn vnd Mißbrauch Göttliches Nahmens.wie mancherley Gottes Nahme mißbrauchet wird / wiewol alle mißbreuche zuerzehlen nicht müglich ist / doch kürtzlich außzurichten / geschicht aller Mißbrauch Göttliches Nahmens / Erstlich / in Weltlichen Hendeln vnd Sachen / so Gelt / Gut / Ehre betreffen / es sey öffentlich für Gericht / auff dem Marckt / oder sonst / da man schweret / vnd falsche Eyde thut auff GOttes Nahmen / oder die Sache auff seine Seele nimpt. Vnnd sonderlich ist solchs viel ganghafftig in Ehesachen / da jhrer zwey hingehen / einander heimlich geloben / vnd darnach verschweren. Allermeist aber gehet der Mißbrauch in Geistlichen sachen / die das Gewisser belangen / wenn falsche Prediger auffstehen / vnd jhren Lügentand für Gottes Wort dargeben.

Siehe / das heisset sich alles vnter Gottes Nahmen geschmücket / oder schöne wollen seyn / vnd recht haben / es geschehe in groben Welthendeln / oder hohen subtilen Sachen des Glaubens vnd der Lehre. Lestermeuter.Vnd vnter die Lügener gehören auch die Lestermeuler / nicht allein die gar groben / jederman wol bekand / die da ohne schew Gottes Namen schenden / (welche nicht in vnsere / sondern in des Henckers Schule gehören) Sondern auch die / so die Warheit vnd Gottes Wort öffentlich lestern / vnd dem Teuffel geben / Dauon jetzt nicht Noth weiter zu sagen.

Tügen mit Gottes Namen bestetigen.

HIE lasst vns nun lernen / vnd zu Hertzen fassen / wie gros an diesem Gebot gelegen ist / daß wir vns mit allem fleis hüten / vnd schewen / für allerley Mißbrauch des heiligen Nahmens / als für der höhesten Sünde / so eusserlich geschehen kan. Denn liegen vnd triegen ist an jhm selbs grosse Sünde / wird aber viel schwerer / wenn man sie noch rechtfertigen wil / vnd sie zu bestetigen / Gottes Nahmen anzeucht / vnd zum Schanddeckel machet. Also / daß aus einer Lügen ein zweyfeltige / ja vielfeltige Lügen wird.

man nu fragt / Wie verstehestu das Ander Gebot / oder was heisst / GOttes Nahmen vergeblich führen / oder mißbrauchen? Antwort auffs kürtzte also: Das heisst Gottes Namen mißbrauchen / wenn man Gott den HERRN nennet / welcherley weise es geschehen mag / zur Lügen oder allerley Vntugend. Darumb ist so viel geboten / daß mann GOttes Nahmen nicht felschlich anziehe / oder in Mund nehme / da das Hertz wol anders weis / oder je anders wissen sol / als vnter denen / die für Gericht schweren / vnd ein Theil dem andern leuget. Denn Gottes Nahmen kan man nicht höher mißbrauchen / denn damit zu liegen vnd triegen. Das lasse das Teutsch / vnd leichtesten Verstand dieses Gebots bleiben.

Aus diesem kan nu jederman selbs wol außrechnen / wenn vnd Mißbrauch Göttliches Nahmens.wie mancherley Gottes Nahme mißbrauchet wird / wiewol alle mißbreuche zuerzehlen nicht müglich ist / doch kürtzlich außzurichten / geschicht aller Mißbrauch Göttliches Nahmens / Erstlich / in Weltlichen Hendeln vnd Sachen / so Gelt / Gut / Ehre betreffen / es sey öffentlich für Gericht / auff dem Marckt / oder sonst / da man schweret / vnd falsche Eyde thut auff GOttes Nahmen / oder die Sache auff seine Seele nimpt. Vnnd sonderlich ist solchs viel ganghafftig in Ehesachen / da jhrer zwey hingehen / einander heimlich geloben / vnd darnach verschweren. Allermeist aber gehet der Mißbrauch in Geistlichen sachen / die das Gewisser belangen / wenn falsche Prediger auffstehen / vnd jhren Lügentand für Gottes Wort dargeben.

Siehe / das heisset sich alles vnter Gottes Nahmen geschmücket / oder schöne wollen seyn / vnd recht haben / es geschehe in groben Welthendeln / oder hohen subtilen Sachen des Glaubens vnd der Lehre. Lestermeuter.Vnd vnter die Lügener gehören auch die Lestermeuler / nicht allein die gar groben / jederman wol bekand / die da ohne schew Gottes Namen schenden / (welche nicht in vnsere / sondern in des Henckers Schule gehören) Sondern auch die / so die Warheit vnd Gottes Wort öffentlich lestern / vnd dem Teuffel geben / Dauon jetzt nicht Noth weiter zu sagen.

Tügen mit Gottes Namen bestetigen.

HIE lasst vns nun lernen / vnd zu Hertzen fassen / wie gros an diesem Gebot gelegen ist / daß wir vns mit allem fleis hüten / vnd schewen / für allerley Mißbrauch des heiligen Nahmens / als für der höhesten Sünde / so eusserlich geschehen kan. Denn liegen vnd triegen ist an jhm selbs grosse Sünde / wird aber viel schwerer / wenn man sie noch rechtfertigen wil / vnd sie zu bestetigen / Gottes Nahmen anzeucht / vnd zum Schanddeckel machet. Also / daß aus einer Lügen ein zweyfeltige / ja vielfeltige Lügen wird.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0194"/>
man nu fragt / Wie                      verstehestu das Ander Gebot / oder was heisst / GOttes Nahmen vergeblich führen                      / oder mißbrauchen? Antwort auffs kürtzte also: Das heisst Gottes Namen                      mißbrauchen / wenn man Gott den HERRN nennet / welcherley weise es geschehen mag                      / zur Lügen oder allerley Vntugend. Darumb ist so viel geboten / daß mann GOttes                      Nahmen nicht felschlich anziehe / oder in Mund nehme / da das Hertz wol anders                      weis / oder je anders wissen sol / als vnter denen / die für Gericht schweren /                      vnd ein Theil dem andern leuget. Denn Gottes Nahmen kan man nicht höher                      mißbrauchen / denn damit zu liegen vnd triegen. Das lasse das Teutsch / vnd                      leichtesten Verstand dieses Gebots bleiben.</p>
        <p>Aus diesem kan nu jederman selbs wol außrechnen / wenn vnd <note place="left">Mißbrauch Göttliches Nahmens.</note>wie mancherley                      Gottes Nahme mißbrauchet wird / wiewol alle mißbreuche zuerzehlen nicht müglich                      ist / doch kürtzlich außzurichten / geschicht aller Mißbrauch Göttliches Nahmens                      / Erstlich / in Weltlichen Hendeln vnd Sachen / so Gelt / Gut / Ehre betreffen /                      es sey öffentlich für Gericht / auff dem Marckt / oder sonst / da man schweret /                      vnd falsche Eyde thut auff GOttes Nahmen / oder die Sache auff seine Seele                      nimpt. Vnnd sonderlich ist solchs viel ganghafftig in Ehesachen / da jhrer zwey                      hingehen / einander heimlich geloben / vnd darnach verschweren. Allermeist aber                      gehet der Mißbrauch in Geistlichen sachen / die das Gewisser belangen / wenn                      falsche Prediger auffstehen / vnd jhren Lügentand für Gottes Wort dargeben.</p>
        <p>Siehe / das heisset sich alles vnter Gottes Nahmen geschmücket / oder schöne                      wollen seyn / vnd recht haben / es geschehe in groben Welthendeln / oder hohen                      subtilen Sachen des Glaubens vnd der Lehre. <note place="left">Lestermeuter.</note>Vnd vnter die Lügener gehören auch die Lestermeuler /                      nicht allein die gar groben / jederman wol bekand / die da ohne schew Gottes                      Namen schenden / (welche nicht in vnsere / sondern in des Henckers Schule                      gehören) Sondern auch die / so die Warheit vnd Gottes Wort öffentlich lestern /                      vnd dem Teuffel geben / Dauon jetzt nicht Noth weiter zu sagen.</p>
        <note place="left">Tügen mit Gottes Namen bestetigen.</note>
        <p>HIE lasst vns nun lernen / vnd zu Hertzen fassen / wie gros an diesem Gebot                      gelegen ist / daß wir vns mit allem fleis hüten / vnd schewen / für allerley                      Mißbrauch des heiligen Nahmens / als für der höhesten Sünde / so eusserlich                      geschehen kan. Denn liegen vnd triegen ist an jhm selbs grosse Sünde / wird aber                      viel schwerer / wenn man sie noch rechtfertigen wil / vnd sie zu bestetigen /                      Gottes Nahmen anzeucht / vnd zum Schanddeckel machet. Also / daß aus einer Lügen                      ein zweyfeltige / ja vielfeltige Lügen wird.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0194] man nu fragt / Wie verstehestu das Ander Gebot / oder was heisst / GOttes Nahmen vergeblich führen / oder mißbrauchen? Antwort auffs kürtzte also: Das heisst Gottes Namen mißbrauchen / wenn man Gott den HERRN nennet / welcherley weise es geschehen mag / zur Lügen oder allerley Vntugend. Darumb ist so viel geboten / daß mann GOttes Nahmen nicht felschlich anziehe / oder in Mund nehme / da das Hertz wol anders weis / oder je anders wissen sol / als vnter denen / die für Gericht schweren / vnd ein Theil dem andern leuget. Denn Gottes Nahmen kan man nicht höher mißbrauchen / denn damit zu liegen vnd triegen. Das lasse das Teutsch / vnd leichtesten Verstand dieses Gebots bleiben. Aus diesem kan nu jederman selbs wol außrechnen / wenn vnd wie mancherley Gottes Nahme mißbrauchet wird / wiewol alle mißbreuche zuerzehlen nicht müglich ist / doch kürtzlich außzurichten / geschicht aller Mißbrauch Göttliches Nahmens / Erstlich / in Weltlichen Hendeln vnd Sachen / so Gelt / Gut / Ehre betreffen / es sey öffentlich für Gericht / auff dem Marckt / oder sonst / da man schweret / vnd falsche Eyde thut auff GOttes Nahmen / oder die Sache auff seine Seele nimpt. Vnnd sonderlich ist solchs viel ganghafftig in Ehesachen / da jhrer zwey hingehen / einander heimlich geloben / vnd darnach verschweren. Allermeist aber gehet der Mißbrauch in Geistlichen sachen / die das Gewisser belangen / wenn falsche Prediger auffstehen / vnd jhren Lügentand für Gottes Wort dargeben. Mißbrauch Göttliches Nahmens. Siehe / das heisset sich alles vnter Gottes Nahmen geschmücket / oder schöne wollen seyn / vnd recht haben / es geschehe in groben Welthendeln / oder hohen subtilen Sachen des Glaubens vnd der Lehre. Vnd vnter die Lügener gehören auch die Lestermeuler / nicht allein die gar groben / jederman wol bekand / die da ohne schew Gottes Namen schenden / (welche nicht in vnsere / sondern in des Henckers Schule gehören) Sondern auch die / so die Warheit vnd Gottes Wort öffentlich lestern / vnd dem Teuffel geben / Dauon jetzt nicht Noth weiter zu sagen. Lestermeuter. HIE lasst vns nun lernen / vnd zu Hertzen fassen / wie gros an diesem Gebot gelegen ist / daß wir vns mit allem fleis hüten / vnd schewen / für allerley Mißbrauch des heiligen Nahmens / als für der höhesten Sünde / so eusserlich geschehen kan. Denn liegen vnd triegen ist an jhm selbs grosse Sünde / wird aber viel schwerer / wenn man sie noch rechtfertigen wil / vnd sie zu bestetigen / Gottes Nahmen anzeucht / vnd zum Schanddeckel machet. Also / daß aus einer Lügen ein zweyfeltige / ja vielfeltige Lügen wird.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/194
Zitationshilfe: [Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog Julius von]: Corpus Doctrinae, Das ist/ Die Summa/ Form und Fürbilde der reinen Christlichen Lehre/ aus der heiligen Göttlichen Schrifft der Propheten und Aposteln zusammen gezogen. Helmstedt, 1603, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_corpus_1603/194>, abgerufen am 22.11.2024.