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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

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spätern Fürstbischofs von Seckau, Zängerle (s. d.), lehrte Poesie u. griechisch zu Konstanz u. Freiburg, nach der Säcularisation 1807 in Krakau, dann Kirchengeschichte in Linz, endlich Dogmatik in Wien. Er wurde 1822 Bischof von Tiniec in Galizien, 1827 von Linz, u. st. 1852. Schrieb viel in periodische Blätter, hinterließ latein. und deutsche Schriften, darunter: "Die gute Sache der deutschen Hierarchie bei Deutschlands Wiedergeburt" Augsb. 1815.


Ziegler u. Klipphausen, Heinrich Anselm von, Romanenschreiber u. Vertreter der 2. schlesischen Schule, geb. 1665 (? 1653) zu Radmeritz in der Oberlausitz, Gutsbesitzer, dann Stiftsrath zu Wurzen, st. 1697 (? 1690) zu Liebertwolkwitz bei Leipzig; sein Hauptwerk, die "Asiatische Banise oder blutiges, jedoch muthiges Pegu" (1688) verräth Talent und Phantasie, ist aber ein unerreichbares Muster vom hochtrabenden Schwulst und lächerlichen Plattheit der 2. schles. Schule. In der Thatsache, daß diese Banise ein halbes Jahrh. das Entzücken der Leserwelt und ein volles im Gange blieb, liegt ein Wink für die Cultur- und Sittengeschichte der traurigen Zeit.


Zierpflanzen, nennt man Pflanzen, welche wegen ihrer Blüte oder Form, theils auch wegen ihrer Seltenheit gezogen werden; ihre Zucht beschäftigt die Ziergärtnerei. Vgl. Blumenzucht.


Ziethen, Hans Joachim von, geb. 1699 auf seinem Familiengute zu Wustrau bei Ruppin, trat mit 14 Jahren in das preuß. Heer u. hatte mit Widerwärtigkeiten aller Art zu kämpfen, so daß er erst 1730 Lieutenant wurde. Aber schon im ersten schles. Kriege wurde er Husarenoberst, im zweiten Generalmajor, im 7jährigen Kriege Generallieutenant und General der Cavallerie; in diesem errang er den Ruhm eines geschickten u. kühnen Feldherrn und des ersten Reiterführers seiner Zeit, während seine Religiosität, Bescheidenheit u. Gefälligkeit jedem Achtung und Liebe abnöthigte; er st. 1794. - Ein Verwandter von ihm, Hans Ernst Karl, Graf von Z., geb. 1770, preuß. General, zeichnete sich besonders 1813-1815 aus, erwarb sich 1815-16 als Commandant des preuß. Occupationscorps in Frankreich selbst die Anerkennung der Franzosen, st. 1848 als Feldmarschall.


Ziffer, die Zahlzeichen; fast bei allen Nationen dienen hiezu die 10 ersten Buchstaben des Alphabets. Unsere Z.n beißen bekanntlich auch die arab., im Gegensatze zu den röm. (I, II, III, IV, V, VI, VII, VIII, IX, X), weil sie im Mittelalter von den Arabern in Spanien zu uns gelangten; unsere Bezeichnungsart (in welcher die Null eine so bedeutende Rolle spielt) war im Wesentlichen den alten Indern schon bekannt u. ging von diesen auf die Araber über.


Zigeuner, ital. zingari, span. gitanos, engl. gipsys d. h. Aegypter, französ. bohemiens, Wandervolk, das sich im 14. Jahrh. aus Ostindien westwärts bewegte, 1417 in Deutschland erschien, wo es anfänglich gut aufgenommen wurde, weil es aus Aegypten abzustammen behauptete, seine Wanderung als eine Buße darstellte und zudem Schätze mitbrachte. Die gegenwärtig in Europa lebenden Z. berechnet man auf 1/2 Mill., von denen beinahe die Hälfte in der Moldau u. Walachei, den Bojaren leibeigen, sich aufhält, Ungarn u. Siebenbürgen haben gegen 90000, Spanien 40000, England 18000. Die Z. gewöhnen sich an Arbeit u. ansäßiges Leben sehr selten, bekennen sich nur scheinbar zum Christenthum, leben nach eigenen Gesetzen u. Bräuchen; sie haben Anlage zur Musik, große Handfertigkeit u. scheinen einige Geheimmittel zu besitzen.


Zillerthal, tyrol. Hauptthal, von der Ziller, einem Nebenflusse des Inn, durchflossen, 12 St. lang, mit 14000 E., die hauptsächlich von Viehzucht u. der Verfertigung lederner Handschuhe leben. Aufsehen erregte 1837 die Auswanderung von 400 protest. Z.ern nach Schlesien, wo ihnen der König von Preußen Hoch-, Mittel- und Nieder-Z. baute.


Zimmentiren, in Oesterreich soviel als abeichen.


Zimmer, im Pelzhandel 40 Zobelfelle od. 20 Fuchs- u. andere kleinere Felle.


Zimmer, Patricius Benedict, Theolog u. Philosoph aus Schellings Schule, geb. 1752 zu Abtsgemund im Ellwangenschen,

spätern Fürstbischofs von Seckau, Zängerle (s. d.), lehrte Poesie u. griechisch zu Konstanz u. Freiburg, nach der Säcularisation 1807 in Krakau, dann Kirchengeschichte in Linz, endlich Dogmatik in Wien. Er wurde 1822 Bischof von Tiniec in Galizien, 1827 von Linz, u. st. 1852. Schrieb viel in periodische Blätter, hinterließ latein. und deutsche Schriften, darunter: „Die gute Sache der deutschen Hierarchie bei Deutschlands Wiedergeburt“ Augsb. 1815.


Ziegler u. Klipphausen, Heinrich Anselm von, Romanenschreiber u. Vertreter der 2. schlesischen Schule, geb. 1665 (? 1653) zu Radmeritz in der Oberlausitz, Gutsbesitzer, dann Stiftsrath zu Wurzen, st. 1697 (? 1690) zu Liebertwolkwitz bei Leipzig; sein Hauptwerk, die „Asiatische Banise oder blutiges, jedoch muthiges Pegu“ (1688) verräth Talent und Phantasie, ist aber ein unerreichbares Muster vom hochtrabenden Schwulst und lächerlichen Plattheit der 2. schles. Schule. In der Thatsache, daß diese Banise ein halbes Jahrh. das Entzücken der Leserwelt und ein volles im Gange blieb, liegt ein Wink für die Cultur- und Sittengeschichte der traurigen Zeit.


Zierpflanzen, nennt man Pflanzen, welche wegen ihrer Blüte oder Form, theils auch wegen ihrer Seltenheit gezogen werden; ihre Zucht beschäftigt die Ziergärtnerei. Vgl. Blumenzucht.


Ziethen, Hans Joachim von, geb. 1699 auf seinem Familiengute zu Wustrau bei Ruppin, trat mit 14 Jahren in das preuß. Heer u. hatte mit Widerwärtigkeiten aller Art zu kämpfen, so daß er erst 1730 Lieutenant wurde. Aber schon im ersten schles. Kriege wurde er Husarenoberst, im zweiten Generalmajor, im 7jährigen Kriege Generallieutenant und General der Cavallerie; in diesem errang er den Ruhm eines geschickten u. kühnen Feldherrn und des ersten Reiterführers seiner Zeit, während seine Religiosität, Bescheidenheit u. Gefälligkeit jedem Achtung und Liebe abnöthigte; er st. 1794. – Ein Verwandter von ihm, Hans Ernst Karl, Graf von Z., geb. 1770, preuß. General, zeichnete sich besonders 1813–1815 aus, erwarb sich 1815–16 als Commandant des preuß. Occupationscorps in Frankreich selbst die Anerkennung der Franzosen, st. 1848 als Feldmarschall.


Ziffer, die Zahlzeichen; fast bei allen Nationen dienen hiezu die 10 ersten Buchstaben des Alphabets. Unsere Z.n beißen bekanntlich auch die arab., im Gegensatze zu den röm. (I, II, III, IV, V, VI, VII, VIII, IX, X), weil sie im Mittelalter von den Arabern in Spanien zu uns gelangten; unsere Bezeichnungsart (in welcher die Null eine so bedeutende Rolle spielt) war im Wesentlichen den alten Indern schon bekannt u. ging von diesen auf die Araber über.


Zigeuner, ital. zingari, span. gitanos, engl. gipsys d. h. Aegypter, französ. bohémiens, Wandervolk, das sich im 14. Jahrh. aus Ostindien westwärts bewegte, 1417 in Deutschland erschien, wo es anfänglich gut aufgenommen wurde, weil es aus Aegypten abzustammen behauptete, seine Wanderung als eine Buße darstellte und zudem Schätze mitbrachte. Die gegenwärtig in Europa lebenden Z. berechnet man auf 1/2 Mill., von denen beinahe die Hälfte in der Moldau u. Walachei, den Bojaren leibeigen, sich aufhält, Ungarn u. Siebenbürgen haben gegen 90000, Spanien 40000, England 18000. Die Z. gewöhnen sich an Arbeit u. ansäßiges Leben sehr selten, bekennen sich nur scheinbar zum Christenthum, leben nach eigenen Gesetzen u. Bräuchen; sie haben Anlage zur Musik, große Handfertigkeit u. scheinen einige Geheimmittel zu besitzen.


Zillerthal, tyrol. Hauptthal, von der Ziller, einem Nebenflusse des Inn, durchflossen, 12 St. lang, mit 14000 E., die hauptsächlich von Viehzucht u. der Verfertigung lederner Handschuhe leben. Aufsehen erregte 1837 die Auswanderung von 400 protest. Z.ern nach Schlesien, wo ihnen der König von Preußen Hoch-, Mittel- und Nieder-Z. baute.


Zimmentiren, in Oesterreich soviel als abeichen.


Zimmer, im Pelzhandel 40 Zobelfelle od. 20 Fuchs- u. andere kleinere Felle.


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spätern Fürstbischofs von Seckau, Zängerle (s. d.), lehrte Poesie u. griechisch zu Konstanz u. Freiburg, nach der Säcularisation 1807 in Krakau, dann Kirchengeschichte in Linz, endlich Dogmatik in Wien. Er wurde 1822 Bischof von Tiniec in Galizien, 1827 von Linz, u. st. 1852. Schrieb viel in periodische Blätter, hinterließ latein. und deutsche Schriften, darunter: &#x201E;Die gute Sache der deutschen Hierarchie bei Deutschlands Wiedergeburt&#x201C; Augsb. 1815.</p><lb/>
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[782/0783] spätern Fürstbischofs von Seckau, Zängerle (s. d.), lehrte Poesie u. griechisch zu Konstanz u. Freiburg, nach der Säcularisation 1807 in Krakau, dann Kirchengeschichte in Linz, endlich Dogmatik in Wien. Er wurde 1822 Bischof von Tiniec in Galizien, 1827 von Linz, u. st. 1852. Schrieb viel in periodische Blätter, hinterließ latein. und deutsche Schriften, darunter: „Die gute Sache der deutschen Hierarchie bei Deutschlands Wiedergeburt“ Augsb. 1815. Ziegler u. Klipphausen, Heinrich Anselm von, Romanenschreiber u. Vertreter der 2. schlesischen Schule, geb. 1665 (? 1653) zu Radmeritz in der Oberlausitz, Gutsbesitzer, dann Stiftsrath zu Wurzen, st. 1697 (? 1690) zu Liebertwolkwitz bei Leipzig; sein Hauptwerk, die „Asiatische Banise oder blutiges, jedoch muthiges Pegu“ (1688) verräth Talent und Phantasie, ist aber ein unerreichbares Muster vom hochtrabenden Schwulst und lächerlichen Plattheit der 2. schles. Schule. In der Thatsache, daß diese Banise ein halbes Jahrh. das Entzücken der Leserwelt und ein volles im Gange blieb, liegt ein Wink für die Cultur- und Sittengeschichte der traurigen Zeit. Zierpflanzen, nennt man Pflanzen, welche wegen ihrer Blüte oder Form, theils auch wegen ihrer Seltenheit gezogen werden; ihre Zucht beschäftigt die Ziergärtnerei. Vgl. Blumenzucht. Ziethen, Hans Joachim von, geb. 1699 auf seinem Familiengute zu Wustrau bei Ruppin, trat mit 14 Jahren in das preuß. Heer u. hatte mit Widerwärtigkeiten aller Art zu kämpfen, so daß er erst 1730 Lieutenant wurde. Aber schon im ersten schles. Kriege wurde er Husarenoberst, im zweiten Generalmajor, im 7jährigen Kriege Generallieutenant und General der Cavallerie; in diesem errang er den Ruhm eines geschickten u. kühnen Feldherrn und des ersten Reiterführers seiner Zeit, während seine Religiosität, Bescheidenheit u. Gefälligkeit jedem Achtung und Liebe abnöthigte; er st. 1794. – Ein Verwandter von ihm, Hans Ernst Karl, Graf von Z., geb. 1770, preuß. General, zeichnete sich besonders 1813–1815 aus, erwarb sich 1815–16 als Commandant des preuß. Occupationscorps in Frankreich selbst die Anerkennung der Franzosen, st. 1848 als Feldmarschall. Ziffer, die Zahlzeichen; fast bei allen Nationen dienen hiezu die 10 ersten Buchstaben des Alphabets. Unsere Z.n beißen bekanntlich auch die arab., im Gegensatze zu den röm. (I, II, III, IV, V, VI, VII, VIII, IX, X), weil sie im Mittelalter von den Arabern in Spanien zu uns gelangten; unsere Bezeichnungsart (in welcher die Null eine so bedeutende Rolle spielt) war im Wesentlichen den alten Indern schon bekannt u. ging von diesen auf die Araber über. Zigeuner, ital. zingari, span. gitanos, engl. gipsys d. h. Aegypter, französ. bohémiens, Wandervolk, das sich im 14. Jahrh. aus Ostindien westwärts bewegte, 1417 in Deutschland erschien, wo es anfänglich gut aufgenommen wurde, weil es aus Aegypten abzustammen behauptete, seine Wanderung als eine Buße darstellte und zudem Schätze mitbrachte. Die gegenwärtig in Europa lebenden Z. berechnet man auf 1/2 Mill., von denen beinahe die Hälfte in der Moldau u. Walachei, den Bojaren leibeigen, sich aufhält, Ungarn u. Siebenbürgen haben gegen 90000, Spanien 40000, England 18000. Die Z. gewöhnen sich an Arbeit u. ansäßiges Leben sehr selten, bekennen sich nur scheinbar zum Christenthum, leben nach eigenen Gesetzen u. Bräuchen; sie haben Anlage zur Musik, große Handfertigkeit u. scheinen einige Geheimmittel zu besitzen. Zillerthal, tyrol. Hauptthal, von der Ziller, einem Nebenflusse des Inn, durchflossen, 12 St. lang, mit 14000 E., die hauptsächlich von Viehzucht u. der Verfertigung lederner Handschuhe leben. Aufsehen erregte 1837 die Auswanderung von 400 protest. Z.ern nach Schlesien, wo ihnen der König von Preußen Hoch-, Mittel- und Nieder-Z. baute. Zimmentiren, in Oesterreich soviel als abeichen. Zimmer, im Pelzhandel 40 Zobelfelle od. 20 Fuchs- u. andere kleinere Felle. Zimmer, Patricius Benedict, Theolog u. Philosoph aus Schellings Schule, geb. 1752 zu Abtsgemund im Ellwangenschen,

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 782. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/783>, abgerufen am 24.11.2024.